David Stewart Erskine, Graf von Buchan.[]
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Wenn Liebe zur Freiheit und Liebe zu den Wissenschaften; wenn ausgezeichnete Kenntnisse in den schönen Künsten, und ein warmes Verlangen, diese Kenntnisse bei andern zu belohnen; wenn wissenschaftlicher und patriotischer Enthusiasmus, verbunden mit nicht wenigen der liebenswürdigsten und schätzbarsten moralischen Tugenden; wenn diese Eigenschaften einen Mann der Achtung und dem Lobe seiner Zeitgenossen empfehlen können, so muß gewiß David Graf von Buchan der höchste Beifall zugetheilt werden.
Dieser Edelmann ist der Repräsentant von einem iüngern Zweige der erlauchten Familie der Erskines, Grafen von Marr, welche ihre Tugenden und Weisheit eine Reihe von Generationen hindurch zu dem ehrenvollen und zutrauungsvollen Posten der Hofmeister (Tutors) der alten Könige von Schottland machten. In früher Jugend legte sich David, der damals unter dem Titel Lord Curdroß bekannt war, auf der Universität Glasgow mit großem und glücklichen Fleiße auf iedes nützliche Studium. Seine Erhohlungsstunden von Wissenschaften und Litteratur brachte er häufig mit Zeichnen und Kupferstechen zu, welche Künste der vortrefliche aber schlecht belohnte Robert Foulis eine Zeitlang in iener westlichen Hauptstadt von Schottland zu befördern suchte.
Als er die Güter und Ehrenstellen seiner Familie erbte, so zeigte er einen edlen Ehrgeitz, durch seine persönlichen Anstrengungen die wahre Würde des schottischen Pairstandes und des Namens Erskine zu behaupten und zu erhöhen.
Die königlichen Minister hatten schon seit langer Zeit, bei ieder neuen Wahl allezeit iedem Pair von Schottland, eine Verzeichniß von sechzehn seiner Kollegen mitgetheilt, mit dem Verlangen, diesen bei der Wahl der Mitglieder, welche den schottischen Adel im Parlament repräsentiren, ihre Stimme zu geben; und diesem herabwürdigenden Befehl hatten sich die Abkömmlinge der erlauchtesten Namen ganz ruhig unterworfen! Der Graf von Buchan, mit dem Geist eines alten Barons, erklärte sehr bald, daß er dem Staatssekretair, der ihm eine solche Beleidigung zufügen sollte, zwingen würde, die Beschimpfung mit seinem Blüte abzuwaschen. Von der Zeit an hörte dieser Eingriff in die Rechte der schottischen Pairs auf, und die Minister mußten eine andere weniger anstößige Methode annehmen, ihren Einfluß auf die Wahl der Caledonischen Pairs auszuüben.
Der Graf hatte zwei iüngere vierversprechende Brüder, und auf ihre Erziehung verwendete er dieienige Sorgfalt, welche man von der Güte und Wachsamkeit nicht nur eines nahen Verwandten, sondern eines klugen und zärtlichen Vaters erwarten konnte. Das Vermögen seiner Familie war, wegen verschiedener Ursachen, zwar nicht vergeudet, doch aber so beträchtlich verringert worden, daß die iährliche Einnahme nicht hinreichte, seinen Stand mit dem gehörigen Glanz zu behaupten, und alle die großmüthigen Wünsche seines wohlthätigen Geistes zu befriedigen. Er nahm daher einen Plan der Oekonomie an, welcher vortreflich dazu taugte, sein verringertes Vermögen wieder zu vermehren, und seine Bemühungen (vielleicht die lobenswürdigsten und schwersten, die ein iunger und freigebiger Edelmann vornehmen konnte) sind, ohne ihn der Sparsamkeit beschuldigen zu können, mit Wohlstand gekrönt und belohnt worden.
Mit Betrübniß bemerkte er, daß seit den Tagen eines Sibbald und Gordon von Straloch, das Studium der alten schottischen Geschichte unglücklicherweise vernachlässigt worden sey; und seinen Bemühungen muß man es besonders zuschreiben, daß die königliche antiquarische Gesellschaft von Schottland ihr Daseyn erhalten hat.
Die hohe Schule von Edinburg ist anerkannt eine der beßten Erziehungsanstalten in Großbritannien in Rücksicht dessen, daß man die Jugend in den ersten Grundsätzen der lateinischen Sprache vortreflich unterrichtet. Der Graf von Buchan besucht dieses Seminarium sehr oft, und ergreift iede Gelegenheit, sowohl die Geschicklichkeit und den Fleiß der Lehrer als die Fortschritte der Zöglinge dem Publikum zu zeigen. Auch hat er eine iährliche Prämie für den glücklichen Mitwerber in einem wissenschaftlichen Wettkampf unter den Studenten auf der Universität von Aberdeen, ausgesetzt.
Als Lord Buchan die Geschichte des schottischen Adels überdachte, so fühlte er, daß seine enthusiastische Verehrung, besonders durch die Gelehrsamkeit und Tugenden des berühmten Napier, den Erfinder der Logarithmen, und den größten Entdecker in der Philosophie, dessen sich Schottland bis ietzt rühmen kann, erregt wurde. Mit großmüthiger Hand suchte er das Andenken dieses seines berühmten Landsmannes mit der ihm schuldigen Ehre, zu belohnen, und in einer wohlgeschriebenen biographischen Abhandlung schilderte er dessen Leben und Karakter zur Verehrung und Nachahmung des gegenwärtigen Zeitalters. Auch hat der Enthusiasmus unserer Lords ein iährliches festliches Andenken an Thomson zu Ednam, dem Geburtsort dieses Dichters, gestiftet. Pinkerton, der Geschichtschreiber und Alterthumsforscher; Burns, der frühzeitig der Bewunderung des gegenwärtigen Zeitalters entrissen wurde; Tytter, der Uebersetzer vom Callimachus, und noch eine lange Liste von andern geistreichen Männern waren so glücklich, sich die Unterstützung und Freundschaft vom Lord Buchan zu erwerben.
Das Leben Andreas Fletcher's ist durch seine Sorgfalt vortreflich geliefert worden, und wir verdanken ihm einige kostbare Fragmente von Reden und Abhandlungen von diesem unvergleichlichen Patrioten, die vorher noch nicht gedruckt waren.
Die Bemühungen des Grafen waren eben so unermüdet auf die Sache der Freiheit als der Wissenschaften gerichtet. Er hat allezeit zu den eifrigsten Anhänger der Grundsätze, unter denen die Revolution von 1688 vollbracht wurde, gehört, und doch hat es ihm nie geglückt, seinen eigenen Stand im brittischen Parlament zu repräsentiren. Seine Stimme, seine Schriften, seine Bemühungen, auf iede männliche und ehrenvolle Weise, waren immer bereit, ieden drohenden Eingriff in iene Grundsätze der brittischen Gesetzgebung oder Regierung zu widerstehen. Als die neue Dämmerung einer Revolution, dem Scheine nach der ächten Freiheit günstig, in Frankreich anbrach, war er nicht der letzte, welcher ihrem Ursprung Glück wünschte, und ihren Fortgang segnete. Als die europäischen Könige die Waffen ergriffen, um aufs neue den Genius iener Nation in die Ketten des Despotismus zu schlagen, so konnte der Graf auf dieses Unglück versprechende Unternehmen nicht hinsehen, ohne den herzlichen Wunsch, daß die Waffen gegen die geheiligte Rüstung iener Tugend und neugebohrnen Freiheit, welche sie zu vernichten wagten, unglücklich seyn möchten.
Als er iene Ausschweifungen sah, in welche die Franzosen in ihrer Revolution hingerissen worden sind, so beklagte er zwar, daß die Fehler der Menschheit immer zu genau mit ihren glänzendsten und heroischsten Thaten verbunden sind; dabei aber gab er iene edlen Wünsche für die unsterbliche Gründung der gallischen Freiheit nicht auf, die er vorher gehabt hatte.
Möge er noch lange leben, durch seine Tugenden sein Zeitalter zu ehren; durch seine Stimme und Bemühungen die Sache der ächten brittischen Freiheit zu vertheidigen, und iene Wissenschaften und Künste zu unterstützen, in denen er sich selbst auszeichnet!
Quellen.[]
- ↑ Charakterschilderungen der jezt lebenden wichtigsten und berühmtesten Männer in Grosbrittannien. Aus dem Englischen von Johann Christian Fick. Chemnitz, bei G. F. Tasché, 1801.