Hellespont.[]
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Hellespont, Meerenge zwischen Europa und Asien, heutzutag die Dardanellen; durch welche der Archipelagus mit dem Mar die Marmora zusammenhängt.
Dardanellen.[]
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Dardanellen, sind Türkische Schlösser, an der Meerenge von Gallipoli, oder auf dem Hellespont zwischen dem Mar di Marmora und dem Archipelago. Eines, in Asien, heißt das Schloß von Natolien, oder Avido, Abydos, bey welchem ein Flecken ist von ungefähr 1,200 schlechten Häusern, in denen Türken, Griechen, Armenier und Juden wohnen, und ein Französischer Consul seinen Sitz hat; und das andere, in Europa, das Schloß von Rumelien, oder Sestos, und diese werden die alten Dardanellen genannt. Es hat aber Sultan Mohammed IV. im Jahr 1658 noch zwey andere Castelle weiter südlich, ganz an die äusserste Spitze der Meerenge anlegen lassen, welche die neuen Dardanellen oder Schlösser genennt werden. Die Befestigung und die Anstalten bey diesen Schlössern sind in dem vorlezten Russisch-Türkischen Krieg durch den Baron von Tott beträchtlich verbessert worden. Das Wasser, das aus dem schwarzen Meere kommt, strömet so gewaltig in den Archipelagus, daß es unmöglich ist, bey widrigem oder selbst günstigem, aber schwachem Winde, in die Meerenge zu kommen. Den Namen der Dardanellen führen noch zwey andere, gegen einander über liegende Schlösser, welche zum Unterschied jener die kleinen Dardanellen genennt werden. Diese liegen an der Meerenge, durch welche man aus dem Golfo di Lepanto schifft. Eines liegt in Griechenland, und heißt das Schloß von Livadien, das andere aber das Schloß von Morea, in welchem es auch gelegen ist. Der Name Dardanellen kommt übrigens wahrscheinlich von der alten Stadt Dardanus, die nicht weit von dem alten Asiatischen Dardanellen-Schloß entfernt lag.
Zeitungsnachrichten.[]
1807.[]
Türkey. [3]
Mit grosser Thätigkeit werden die Arbeiten zur Befestigung des Kanals durch eine Reihe von Batterien, und durch eine dreyfache, von einem Ufer zum andern reichende Kette fortgesetzt, -- allein zur Bemannung der daselbst liegenden Kriegsfahrzeuge fehlt es noch zur Zeit an Mannschaft, so wie auch der Heerzug der Truppen aus Asien langsam von Statten geht.
Türkey. [4]
Unter den Janitscharen haben sich in den letzten Dezember- und ersten Jännertagen neue unruhige Bewegungen erhoben. Zwischen einer Abtheilung der Tabialis (der Garnison der Dardanellenschlösser) und einer Kompagnie Toppis (großherrlichen Artilleristen) ist es durch zufällige Streithändel Einzelner aus ihnen zu blutigen Thätlichkeiten gekommen, die Besatzungen des Asiatischen und Europäischen Schlosses Kavak konnten nur durch den Mangel an Fahrzeugen und allen Mitteln der Ueberfahrt, und durch eifrige Zureden der aus der Stadt herbeieilenden Befehlshaber des Janitscharenkorps abgehalten werden, einander ein förmliches Treffen zu liefern. Einige Tage darauf wurden gleichwohl mehrere Rädelsführer ergriffen und hingerichtet.
1808.[]
Türkey. [5]
Seit Kurzem bedecken neuerdings Brittische Eskadren den Archipel, der Seehandel stockt wieder völlig, die Pforte hat deshalb die Besatzungen auf Lemnos und Mytilene verstärkt. Der Nazir der Dardanellen ist abgesetzt worden, und hat die untergeordnete Stelle eines Celebi Effendi antretten müssen. An seiner Stelle führt den Oberbefehl dieser wichtigen Schlösser, Zarabane Emini.
Die letzthin angezeigten Unruhen sind von keiner weiteren Folge gewesen. Sowohl die Softas, als die Tabialis (Garnisons-Soldaten der Dardanellen-Schlösser) und die Janitscharen, verhalten sich seit der Hinrichtung der Aufwiegler, und der Verhaftung anderer, vollkommen ruhig.
1812.[]
Wien, den 18ten März. [6]
Briefe aus der Türkey wollten wissen, daß bey der Insel Tenedos im Archipel eine englische Eskadre erschienen sey. Da man ihre Absicht nicht kannte, so traf man auf Befehls der Pforte in den untern Dardanellen Anstalten, um auf jeden möglichen Fall gefaßt zu seyn.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
- ↑ Wiener-Zeitung Nro. 22. Mittwoch, den 18. März 1807.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 12. Mittwoch, den 10. Februar 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung Nro. 50. Mittwoch, den 22. Juny 1808.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 77. Freytag, den 29. März 1812.