Biographien.[]
Wurmser.[]

Graf Wurmser.
Dagobert Sigmund Graf von Wurmser war im Jahre 1724 geboren. Seine Familie besaß im Elsaß ansehnliche Güter. In seiner Jugend verlegte er sich mit besonderem Fleiße auf verschiedene Wissenschaften, insbesondere aber widmete er sich der Philosophie und den militärischen Kenntnissen. Noch jung trat er in den Soldatenstand, und bemühte sich, seine erworbenen Kenntnisse zum Dienste des Monarchen anzuwenden. Er machte als kaiserlich-königlicher Offizier den ganzen siebenjährigen Krieg mit, der im Jahre 1756 ausbrach, und erwarb sich bei seinen Vorgesetzten durch pünktliche Beobachtung seiner Pflichten, und getreue Ausführung der ihm anvertrauten Unternehmungen, und bei seines Gleichen durch sein rechtschaffenes Betragen und seine Menschenfreundlichkeit vollkommene Achtung.
Sein unerschrockenes Verhalten vor dem Feinde wurde nicht verkannt; er ward nach und nach seines vortreflichen Betragens wegen zu allen militärischen Stufen erhoben, und wurde endlich im Jahre 1763, in welchem der Friede dem blutigen Kriege ein Ende machte, zum General-Feldwachtmeister ernannt. Die Kaiserin Theresia ertheilte ihm auch zum Beweise, wie sehr sie mit ihm zufrieden sey, im Jahre 1773 das durch den Tod des Generals Nauendorf erledigte Husarenregiment.
Als im Jahre 1778 der kurze Preussische Krieg wegen der baierischen Erbfolge ausbrach, warf der kommandirende General bei der böhmischen Armee, der Feldmarschall Lascy, sein Augenmerk auf ihn, und vertraute seinem Kommando ein besonderes Korps an, nachdem er vorher zum Feldmarschalllieutenant war befördert worden. Am 23. Juli rückte ein ansehnliches Korps Preussen über die Bäche Aupa und Mettau bis gegen Rostok und Jessena vor, die in dem grossen verschanzten Lager vor Jaromirz stehende Hauptarmee zu beunruhigen: Wurmser, der auf dem rechten Flügel diese Hauptarmee zu decken mit zwei Regimentern Husaren, einem Regimente Dragoner, und einigen kroatischen Bataillonen stand, ließ den Feind durch seine Husaren schnell angreifen; die Dragoner zur Unterstützung nachrücken; wußte das Artilleriefeuer gut anzubringen; vertrieb die Preussen mit blutigen Köpfen, und vereitelte dadurch die Absicht des Königs auf eine ihm äusserst unangenehme Art.
Nachdem gegen das Ende des Oktobers die beiden Armeen in die Winterquartiere gerückt waren, bekam der Feldmarschalllieutenant Wurmser die Aufsicht über den österreichischen Winterkordon im Königgräzer Kreise. Da er sah, daß der entgegenstehende feindliche Winterkordon nicht genug gesichert war, ließ er das lange Dorf Duttersbach, in dem das feindliche Regiment Thadden lag, durch die Kroaten unter der Anführung des damaligen Obersten Baron Kiebek angreifen; über 200 Mann Preussen wurden getödtet, fast eine gleiche Anzahl gefangen genommen; 8 Fahnen dieses Regiments erobert, und die 2 übrigen zerbrochen. Da nun Graf Wurmser in diesem Feldzuge so viele Beweise seiner militärischen Einsichten und seines persönlichen Muthes gegeben hatte, so erhielt er zum Lohne in diesem Jahre noch das Kommandeurkreuz des militärischen Marien Theresien Ordens.
Im Jahre 1779 neckten die Preussen in Oberschlesien unaufhörlich die in Winterquartieren liegenden österreichischen Truppen; dieses bewog den General Wurmser, auf Rache zu denken, und Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Er fiel den 18. Jäner mit fünf Kolonnen ins Glazische ein. Eine Kolonne ließ er bis nach Conradswalde vorrücken, um den allenfalls anrückenden Feind abzuhalten, daß seine Unternehmung nicht gestöret würde. Durch zwei Kolonnen ließ er die befestigte Stadt Habelschwert angreifen; eine Kolonne, bei der sich der Feldmarschalllieutenant selbst befand, mußte einen Angriff auf das bei Oberschwedeldorf stehende und befestigte Blockhaus machen; die fünfte hatte auf der andern Seite die Angriffe zu decken. Das ganze Unternehmen ging glücklich von statten. Habelschwert wurde mit stürmender Hand eingenommen; die Besatzung wehrte sich tapfer, da die Oesterreicher schon in der Stadt waren; man eroberte in der Stadt 10 Fahnen, 3 Kanonen; gefangen wurden genommen: der Prinz von Hessenphilippsthal, 3 Obersten, 20 Oberoffiziere, 1 Feldprediger, 714 Unteroffiziere und Gemeine, und von Todten lagen alle Gässen voll. Die Oesterreicher verlohren in allem mehr nicht als 28 Mann. Das Blockhaus zu Oberschwedeldorf kostete zwar viele Mühe und Blut, allein es wurde durch Haubitzen in Brand gesteckt, und darauf mußte sich die Besatzung, die in 2 Offizieren und 60 Gemeinen bestand, zu Kriegsgefangenen ergeben. Während dem kam ein Sukkurs von Glatz, theils Kavallerie, theils Infanterie; Graf Wurmser ließ 3 Divisionen Husaren gegen sie anrücken; kaum kamen diese zum Vorschein, so entfloh die feindliche Kavallerie sammt dem kommandirenden Generale; die Infanterie aber stellte sich zur Gegenwehr: allein die Oesterreichische Husaren hieben ein, machten 1 Major, 12 Offiziers und 335 Gemeine zu Kriegsgefangenen, und erbeuteten eine Kanone. Bei diesen Unternehmungen wurden nebst allem diesen auch 2 Mörser und 90 Fässer Mehl erobert.
Bald nach diesem Ereignisse ward Friede, und dem Grafen Wurmser wurden bei verschiedenen Gelegenheiten wichtige Stellen übertragen; bis er endlich kommandirender General in Gallizien wurde. Im Jahre 1787 bei dem Ausbruche des Türkenkrieges wurde er zum General der Kavallerie befördert, bekam aber in diesem Kriege kein Kommando: weil der weise Joseph ihn in seinen Ländern nothwendig fand, um an der Hand zu seyn, wenn vielleicht neue Feinde sich gegen Oesterreich erheben sollten.
Nach dem Jahre 1789, da die französische Revoluzion ihren raschen Gang fortging, und alle Ordnung umstürzte, verlohr dabei seine Familie im Elsaß ihre adelichen Güter und Besitzungen, und Dagobert litt einen nahmhaften Schaden: er ertrug ihn aber mit philosophischer Kaltblütigkeit. Da hernach in Jahre 1792 der Krieg mit den Franzosen ausbrach, so wurde im Christmonate eben dieses Jahres der Feldmarschall Prinz von Coburg zum Oberkommandanten der Oesterreichischen Armee für den künftigen Feldzug bestimmt, und erhielt das Recht, sich selbst die unter ihm dienenden General auszusuchen, und der erste, den er wählte, war Wurmser; der damals zu Wien in einer Vorstadt wohnte, wo er die Liebe und Hochachtung aller Benachbarten in vollem Masse genoß, die sie im künftigen Frühjahre am Abende seiner Abreise durch eine prächtige Abendmusik an Tag legten.
Im Monate März des Jahres 1793 kam er zur Armee in Deutschland, und setzte mit selber schon am 2. April über den Rhein. Im Monat Juli verhinderte er, daß die Franzosen der von den Preussen und andern deutschen Völkern belagerten Festung Mainz nicht zu Hilfe eilen konnten, da er ihre überlegene Mannschaft aus sieben stark mit Artillerie besetzten Redouten zurückschlug. Im September wollten ihn die Franzosen mit seiner Armee zurückdrücken; am 20. aber benahm er ihnen durch einen Verlust von 4000 Mann, der er ihnen zufügte, alle Lust dazu.
Im Oktober endlich unternahm er die Einnahme der für unüberwindlich gehaltenen Verschanzungen vor Weissenburg und Lauterburg, die von einer Armee von beinahe 60,000 Mann Franzosen vertheidigt waren. Um sich einen Begriff von dieser ewig ruhmvollen Unternehmung zu machen, muß man wissen, daß die kaiserliche Mannschaft mehrere Berge zu übersteigen, den Fluß Lauter zu durchwaten, einen fürchterlichen Verhau zu durchbrechen, einen breiten doppelt verpallisadirten und mit spanischen Reitern versehen Graben zu überspringen, zwei Festungen, nämlich Weissenburg und Lauterburg, zwischen beiden ein grosses verschanzten Lagern zu überwinden hatten; ein Theil mußte noch über den Rhein setzen, und den Ort Selz einnehmen. Graf Wurmser wußte dieses alles durch seine herrlichen Anstalten, und durch die heldenmässige Tapferkeit seiner Soldaten zu bewirken. Die Franzosen verlohren die beiden Städte, alle Lager mit Zelten und dem gesammten Gepäcke, eine Menge Feuergewehre, 6 Pulverwägen, 28 Kanonen, viele Pferde, 800 Gefangene, und bei 8000 Todte und schwer Verwundete; da General Wurmser bei seiner Armee nur 400 Mann eingebüsset hatte. Wegen dieser glücklichen Unternehmung bekam er das grosse Kreuz des Theresienordens.
Jedoch gegen das Ende dieses Jahres mußte die Armee des Generals Wurmser sich zurückziehen, und Weissenburg verlassen; weil nach dem Rückzuge der Preussen der rechte Flügel derselben zu sehr der Uebermacht der Franzosen ausgesetzt war. Im künftigen Jahre 1794 am 24. Jäner verließ er die Armee, und begab sich abermal nach Wien. Im Sommer des folgenden Jahres 1795 übernahm er zum zweitenmale das Kommando der Oberrheinischen Armee. Hier hatte er im Monate Oktober dem Feinde mehrmal auf verschiedenen Punkten starken Schaden zugefüget, und sich zur Belagerung der von 10,000 Franzosen besetzten Stadt Mannheim vorbereitet, die den 10. November ihren Anfang nahm, und sich schon am 22. durch die Uebergabe der Stadt an die Kaiserlichen endigte. Zum Lohn für diese That wurde Graf Wurmser zum Feldmarschall befördert.
Gegen das Ende dieses Jahres wurde ein Waffenstillstand mit den Französischen Generalen zur Schonung der beiderseitigen Armeen geschlossen. Da derselbe den 31. Mai 1796 aufgehoben wurde, wollte F. M. Wurmser seine Kriegsoperazionen mit Nachdruck wieder anfangen; allein, nachdem er bei 30,000 Mann der bedrängten Italiänischen Armee zu Hilfe senden mußte, so konnte er sich nur vertheidigungsweise halten, und mußte sich über den Rhein zurückziehen. Endlich bekam er Befehl, diese Armee zu verlassen, und das Kommando der Italiänischen Heeres zu übernehmen, wo er auch im Monate Juni hinkam. Am 1. August hatte er die von den Franzosen belagerte Festung Mantua entsetzt, und wandte hernach seine Hauptsorge an, Tirol gehörig zu vertheidigen. Nun drang er wieder hervor; wollte Mantua zum zweitenmale entsetzen, wurde aber daselbst eingesperrt, und endlich durch Hunger, Krankheiten, und Mangel alles dessen, was zum Lebensunterhalt nothwendig ist, gezwungen, die Festung mit einer ehrenvollen Kapitulazion am 2. Febr. 1797 zu übergeben; wie es schon in der im ersten Bändchen befindlichen Biographie Buonapartes ausführlicher erzählt wurde.
Feldmarschall Wurmser war durch die vielen dabei ausgestandenen Fatiquen sehr kränklich geworden, und begab sich nun nach Wien; seine Gesundheitsumstände wurden täglich schlimmer, und er starb endlich an der Wassersucht am 21. August eben dieses Jahres 1797, im 73. Jahre seines thatenvollen Lebens.
Dagobert Siegmund Graf von Wurmser.[]
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Dagobert Siegmund Graf v. Wurmser, k. k. geheimer Rath, des M. Theresien-Ordens Großkreuz, Feldmarschall und Inhaber eines Husaren-Regiments. (geb. 1714. Gest. 1797.)
Aus einer im Elsaß begüterten Familie entsprossen, widmete er sich in früher Jugend dem französischen Kriegsdienste, in welchem er sich hauptsächlich auf Vorposten und in dem, was man den kleinen Krieg nennt, auszuzeichnen suchte. In dieser Eigenschaft ward er auch bey uns zuerst bekannt, als die Franzosen unter Belleisle im Jahre 1742 Prag inne hatten.
Als nachher Frankreich mit England im Jahre 1762 Frieden schloß, trat Wurmser mit der Legion, welche er commandirte, in die k. k. Dienste herüber. In diesen machte er noch die letzten Auftritte des siebenjährigen Krieges mit, und zeichnete sich in jeder Gelegenheit so vortheilhaft aus, daß er am Ende desselben, im J. 1763, zum Generalfeldwachtmeister befördert wurde, im Jahre 1773 aber das erledigte Husaren-Regiment Nauenhofen erhielt.
Während des bayerschen Erbfolgestreits war im Julius 1778 ein ansehnliches preußisches Korps über die Aupa und Mettau bis gegen Rostock und Jessena vorgerückt, um die vor Jaromiroz verschanzte österreichische Hauptarmee zu beunruhigen. Wurmser hatte ihren rechten Flügel zu decken. Er ließ den Feind durch seine Husaren rasch angreifen, Dragoner zur Unterstützung nachrücken, und sein Artilleriefeuer war so gut angebracht, daß der Feind mit Verlust weichen, und seine Absicht vereitelt sehen mußte.
Als Commandant des Wintercordons, ließ der thätige General das Dorf Dittersbach von den Kroaten unter dem Obersten Klebeck überfallen, wobey über 200 Mann getödtet, eben so viele gefangen und acht Fahnen erobert wurden. Nun rückte er im Jänner 1778 in fünf Colonnen in das Glazische ein. Zwey derselben unter dem Generalmajor Grafen Kinsky nahmen Habelschwert (17. 18. Jan.) weg, indem die eine Abtheilung das Unternehmen von außen sicherte, die andere aber mit dem Obersten Pallavicini stürmend eindrang, drey Kanonen und zehn Fahnen eroberte, und den Prinzen von Hessen-Philippsthal mit 700 Preussen gefangen nahm. Wurmser selbst führte die dritte Colonne. Er ließ das Blockhaus bey Oberschwedeldorf durch Haubizen in Brand stecken, und der Generalmajor Terzy, der mit den zwey übrigen Colonnen die Unternehmung deckte, schlug den aus Glaz herbey eilenden Succurs zurück, und nahm auch von diesem über drey hundert Mann gefangen. Indeß hielt sich der vorsichtige General in den vortheilhaften Posten bey Rükerts und Reinerz, aus denen seine Patrouillen ganz nahe an Glaz kamen, und wo er sich längs der schlesischen Gränze ausbreiten konnte, so daß seine Anstalten den Feind selbst für Schweidniz besorgt machten. Der Teschner-Vertrag schloß die kriegerischen Unternehmungen. Joseph II. belohnte den Muth nnd die Einsichten des erfahrnen Kriegers mit dem Commandeurkreuze des T. O., und trug ihm nachher, als der türkische Feldzug begann, das Generalcommando in Gallizien auf. Ein Posten, der ihn dem Kriegsschauplatze in den J. 1788 und 89 nahe hielt, wenn ihm auch keine Rolle auf demselben zu Theil wurde.
Im Frühjahr 1793 übernahm Graf Wurmser das Commando über die k. k. Armee am Oberrhein. Er vereitelte bey Rohrbach und Germersheim (29. Jun. 3. Jul.) die Versuche der Franzosen, zum Entsatze von Mainz durchzudringen; griff sie im Walde bey Offenbach und in ihren Linien bey Essingen (27. Jul.) an; trieb sie (23. 21. Aug.) aus dem Bienwalde; uahm eine Hauptrecognoscirung (27. Aug.) vor; ließ den so bedeutenden, mit so vieler Tapferkeit vom Gen. Pejacsevich ausgeführten Angriff auf Vondenthal (11. Sept.) thun; und durchbrach endlich (13. Okt.) die für unüberwindlich gehaltenen Linien von Lauterburg und Weißenburg, wobey diese beyden festen Städte mit Lager, Zelten, Gepäcke, Pferden, vielem kleinen Feuergewehre, 28 Kanonen und anderem Kriegsvorrath erobert, und gegen 1000 Franzosen gefangen wurden. Diese glänzenden Unternehmungen erwarben dem Sieger das Großkreuz.
Dennoch durfte man bey der Stärke des Feindes und bey der Stimmung der Einwohner sich nicht weiter wagen, mußte sich zusammen halten, und mehr nur auf Widerstand und Vertheidigung bedacht seyn Zwar wurde das fürchterlich verschanzte Dorf Wanzenheim mit dem Bajonet erstürmt, und Fort-Louis (27. Okt. 93.) nach einer förmlichen Belagerung zur Uebergabe genöthiget; aber nach und nach gingen alle im Elsaß so rühmlich errungenen Vortheile durch die veränderten Zeitumstände wieder verloren. Durch den Rückzug der preussischen Armee war der rechte österreichische Flügel der feindlichen Uebermacht zu sehr ausgesetzt; die Franzosen fielen mit großer Uebermacht und mit immer frischen Truppen die durch Siege in der Zahl verminderten und durch Strapazen abgematteten Oesterreicher an; und Wurmser mußte sich unter immerwährenden Kämpfen, worunter der vom 26 Dez. entscheidend war, (Jan. Febr. 1794) über den Rhein zurück ziehn. Er legte, mit dem Herzoge von Braunschweig fast zu gleicher Zeit, das Commando nieder.
Er übernahm dasselbe im J. 1795 aufs neue, eroberte Mannheim nach zwey glücklichen Gefechten (22 Nov.), und wurde zum Feldmarschall ernannt.
Im folgenden Jahre wurde er vom Rheine ab,und zum Obercommando der italienischen Armee gerufen, wo es vor allem darauf ankam, Mantua zu entsetzen. Seine Armee mußte sich zu dieser Absicht in drey Corps theilen. Das erste sollte von Roveredo aus den Gardersee umgehn und die Franzosen im Rücken bedrohen; mit dem zweyten wollte der Feldmarschall das Belagerungscorps von Mantua wegschlagen; das dritte sollte über den Po gehn, und Piacenza zu gewinnen suchen, um den Feind aus dem Mailändischen wegzudrücken. Der Angriff, welchen er (2. Aug. 1796) selbst führte, gelang vollkommen; die Feinde wurden in großer Unordnung zurück getrieben, und das ganze Belagerungsgeschütz erobert. Aber die erste Colonne war zu weit aus dem Gebirge in die Ebenen von Brescia vorgedrungen. Dieß benützte der Feind, umgieng sie zum Theil, griff sie mit großer Ueberlegenheit an, zerstreute sie ganz, und nahm ihr Geschütz weg. Hierauf konnten sich die Franzosen vereinigen, und wider den Feldmarschall, der gegen den Mincio vorgerückt und von der Niederlage seiner ersten Colonne noch nicht unterrichtet war, unvermuthet mit ganzer Macht anrücken. So wurden (5. Aug.) die Unsrigen bey Castiglione geschlagen und bis Roveredo getrieben; Mantua sah sich von neuen blokirt. Seine zweyte Unternehmung, diesen Platz zu befreyen (9 - 14. Sept.), fiel noch unglücklicher aus. Wurmser umgieng das Gebirge links der Etsch, um in die Gegend von Verona zu defiliren und den Feind vor Mantua anzugreifen. Indessen war das im Etschthal zurück gelassene kleine Corps bis Trient geworfen worden, und der Feind gewann die Defileen im Rücken der österreichischen Armee; dennoch brach der Feldmarschall mit der Kavallerie durch, und warf sich in Mantua, welches er aber nach ausgestandener langer Blokade, gewagten mehreren Ausfällen und abgeschlagenen Stürmen aus gänzlichem Mangel an Kriegs- und Lebensbedürfnissen zu übergeben endlich in die Nothwendigkeit kam.
Der drey und siebzigjährige Greis war durch die vielen in den drey Feldzügen ausgestandenen Fatiken sehr kränklich geworden, und begab sich nach Wien, wo er kurz darauf starb, ohne daß seine letzten unglücklichen Schicksale den Ruhm seines Andenkens vermindern können; da der Uebermacht und dem Tode jedermann nach einem Naturgesetze unterliegen muß.
Dagobert Sigismund Graf von Wurmser.[]
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Wurmser (Dagobert Sigismund Graf von) aus dem Elsaß gebürtig, Feldmarschall in österreichischen Diensten. Nachdem er einige Zeit in Frankreich gedient hatte, ging er zu der kaiserlichen Armee, und stieg darin zu den ersten militärischen Stellen empor. 1793 übernahm er das Kommando der österreichischen Armee, die den Elsaß angreifen sollte, ging den 3. April über den Rhein und besetzte den Speyerbach, um in Vereinigung mit einem Korps Preußen die Belagerung von Maynz zu decken. Einige Tage darauf errichtete er eine Linie von Germersheim bis Edikoffen und behauptete sich, trotz aller häufig wiederholten Angriffe bis zu Ende des July in dieser Stellung. Doch wurde sein rechter Flügel, den die Preußen bildeten, abgeschnitten, wodurch sich das Schicksal der Belagerung von Maynz in dem Augenblick, wo dieser Platz kapitulirte, sehr gefährdet befand. Wurmser rückte nunmehr vorwärts, vertrieb den Feind aus der Gegend von Landau, nahm den wichtigen Posten von Jocknum, besetzte den Bienewald bis an die Thore von Lauterburg, und dehnte seine Linie bis an den Fuß der Vosgien aus. Einige falsche Angriffe von beyden Seiten, einige ziemlich mörderische, obgleich unentscheidende Gefechte füllten den Zeitraum bis zum 13. Oktober aus, wo Wurmser die Weissenburger Linien angriff. Während der Herzog von Braunschweig ein Korps durch die Gebirge ziehen ließ, um den linken Flügel der Franzosen zu beunruhigen, und der Prinz von Waldeck mit Gewalt bey Seltz über den Rhein ging, um den rechten französischen Flügel zu umgehen, griff Wurmser diese berühmten Linien von vorne an, nahm sie beynahe ohne Schwertstreich und nöthigte die feindliche Armee, sich in Unordnung bis Ober-Elsaß zurückzuziehen; er besetzte nunmehr Hagenau, nahm Drusenheim, blockirte und bombardirte Fort Vauban, das sich den 14. November ergab, setzte sich an der Zorn fest und rückte seinen linken Flügel bis Wanzenau unter Strasburg vor. Sein rechter Flügel hatte die Brücke von Savern, die ihm sehr im Wege war, nicht nehmen können; und man fuhr fort, sich daselbst, so wie zu Wanzenau und in dem Walde von Brumat äußerst lebhafte Gefechte zu liefern. Wurmser mußte von da voraussehen, daß er würde Elsaß wieder räumen müssen. Er hatte einen unermüdeten Feind, eine zahlreiche Armee, die sich mit jedem Tage mehr an den Krieg gewöhnte vor sich, und es nöthigten ihn sein hohes Alter und seine Alterschwächen (er war vornemlich sehr taub) viele einzelne Gegenstände fremden Leuten zu überlassen. In dieser Lage sah sich der alte General von Pichegrü jeden Augenblick mit neuer Hitze angegriffen. Nach verschiedenen Affairen, deren Ausgang noch ziemlich unentschieden blieb, zog er sich in seine Linien an der Motter zurück, und in Folge einer Menge von Gefechten wurden seine Verschanzungen bey Froschweiler, welche das pfälzische Kontingent besetzt hielt, am 22. Dezember durchbrochen, und er sah sich zu einem schnellen Rückzuge genöthigt. Im Jäner 1794 begab sich Wurmser nach Wien und wurde sehr gnädig von dem Kaiser aufgenommen, welcher ihm die Unglücksfälle, welche so viele Ursachen unvermeidlich gemacht hatten, nicht zur Last legte. Im August 1795 übernahm er das Kommando der Armee am Oberrhein wieder, und damals war es, daß der Zufall ihm einen Briefwechsel entdecken ließ, den der Prinz von Conde mit Pichegrü unterhielt, und den Wurmser seinem Hofe mittheilte. Die französische Armee war über den Rhein gegangen und bis an dem Necker vorgerückt; jetzt zog er sich Pichegrü plötzlich zurück und ließ Mannheim in Stich, das einige Tage darauf durch Bombardement eingenommen wurde. Wurmser verlor bey der Affaire vom 18. Oktober ein Pferd unter dem Leibe. Im Dezember wurde er zum Feldmarschall erhoben, und da er noch zu Anfange des Feldzugs 1796 am Rhein kommandirte, schlug ihn Moreau den 15. Juny von Rebach und Frankenthal zurück. Um diese Zeit wurde er aber zur Armee in Italien berufen und dieser, obgleich unglückliche Feldzug, krönte den Ruhm des 80jährigen Kriegers, den man an Talenten, persönlichen Tapferkeit und Thätigkeit mit seinem jungen Gegner wetteifern sah. Mit dem 29. July setzte er sich gegen Mantua in Marsch und warf die ersten französischen Posten an den beyden Ufern des Guardasee über den Haufen. Der General Bonaparte aber sammelte seine Macht, gab einstweilen die Belagerung von Mantua auf, griff ihn seiner Seits mit der äußerste Kühnheit an, und schlug den 4. August, nach dreytägigen schrecklichen auf einander folgenden Gefechten bey Castiglione, Montechiaro und Lonato, seine Armee. Wurmser wurde dadurch so geschwächt, daß er 2 Tage nachher den Uebergang über den Mincio nicht vertheidigen konnte, Montebello, Corrona und Preabolo nacheinander räumen mußte, und sich dem Uebergange über die Etsch nicht zu widersetzen wagte. Endlich machte der Verlust der Schlacht von Roveredo sein Unglück vollkommen. Dennoch fuhr er fort, sich den Fortschritten seines Rivals entgegenzusetzen, griff ihn bey Bassano den 9. September noch einmal an, wurde von neuen geschlagen, gab aber deßhalb noch nicht die Hoffnung auf, Mantua zu Hülfe kommen zu können, und da er vor Verona von Kilmaine zurückgeschlagen wurde, zog er sich mit 1500 Mann Kavalerie und 5000 Mann Infanterie längs der Etsch hin, entkam 2 französischen Divisionen, die ihn eingeschlossen zu haben glaubten, gelangte durch einen mühevollen, aber klug geleiteten Marsch vor Mantua an, machte, daß der Feind die Belagerung aufhob, und warf sich endlich, durch die Ueberzahl des Feindes genöthigt, selbst in den Platz, der nunmehr von neuen blockirt wurde. Von diesem Zeitpunkte an bis zum 2. Februar 1797, wo ihn Krankheiten und Hunger zur Uebergabe nöthigten, führte er häufige Ausfälle aus, die ihm die Bewunderung der Feinde selbst zuzogen. In der Kapitulation erhielt Wurmser besondere Auszeichnungen, er selbst und 500 Mann; die er wählen konnte, wurden unter den Kriegsgefangenen nicht mitbegriffen, und überdem behielt er 4 Kanonen und 4 Bagagewagen, die er mit sich nahm. Bey seiner Zurückkunft nach Wien schenkte ihm der Kaiser den schmeichelhaftesten Empfang; im März wurde er zum Generalkommandanten von Ungarn ernannt, erhielt im April eine Abschieds-Pension von 14000 Gulden und starb im August desselben Jahres.
Dagobert Siegmund, Graf von Wurmser.[]
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Wurmser (Dagobert Siegmund, Graf von), kaiserl. österr. Generalfeldmarschall, ein verdienstvoller Feldherr des vorigen Jahrhunderts. Er stammte aus einer angesehnen und reichen Familie im Elsaß, und wurde 1724 geboren. Anfangs wollte er sich den Wissenschaften widmen, trat aber bald in österreichische Kriegsdienste, machte den ganzen siebenjährige Krieg mit, und kam als Generalfeldwachtmeister aus demselben zurück. Im J. 1773 wurde er Chef eines Husarenregiments, und einige Jahre später Feldmarschalllieutenant. Im bayerischen Erbfolgekriege commandirte er ein besonderes Corps in Böhmen. Aus der Geschichte jenes Krieges ist bekannt, dass in der ersten Campagne (1778) von beiden Seiten kein großes Unternehmen gewagt wurde; aber beide Armeen beunruhigten sich häufig in den Winterquartieren, besonders an der Gränze von Schlesien und der Grafschaft Glaz. Gegen diese letztere, und gegen Glaz selbst, beschloß Wurmser eine Unternehmung. Es gelang ihm (d. 18. Jan. 1779), die Preußen in Habelschwerd zu überwältigen und viel Gefangene zu machen - fast der einzige bedeutende Vortheil, den die Oesterreicher in diesem Kriege über die Preußen erhielten - aber gegen Glaz selbst konnte er nichts weiter ausführen. Die Preußen rückten verstärkt vor, und der am 8ten März geschlossene Waffenstillstand, auf welchen der Friede zu Teschen folgte, machte allen weitern Unternehmungen ein Ende. Wurmser wurde in der Folge zum commandirenden General in Gallizien, und 1787 zum General der Cavallerie ernannt. Beim Ausbruche des französischen Revolutionskriegs erhielt er das Commando über ein Armeecorps, das sich im Breisgau zusammenzog. Er ging am 31sten März 1793 bei Ketsch, zwischen Mannheim und Speier, über den Rhein, griff am folgenden Tage den Nachtrab der französischen Armee unter Custine an und ließ seine Vorposten bis Landau streifen, welches er, doch ohne Erfolg, aussoderte. Sein Hauptquartier war hierauf zu Speier, wo das Condésche Corps sich mit ihm vereinigte. Am 13. Oct. eroberte er, in Verbindung mit dem Herzog von Braunschweig, die berühmten weißenburger Linien. Durch nachfolgende minder glückliche Gefechte wurde er (im December) genöthigt, mit seinem sehr geschwächten Corps über den Rhein zurückzugehen. Er wurde im Januar 1794 von seiner Armee abberufen, deren Commando der Prinz von Waldeck interimistisch erhielt. Im August 1795 kam er wieder zu der Armee, und nachdem die Franzosen am 18ten und 29sten October bei Mannheim geschlagen worden waren, griff er diese Festung an, die sich ihm am 22sten November ergab. Nachdem im December 1795 zwischen den Deutschen und Franzosen der Waffenstillstand abgeschlossen war, nahm Wurmser sein Hauptquartier zu Mannheim, und hielt mit seinem Truppen die Gegend von Lautern bis Caundstuhl, längs dem Speierbach bis an de Rhein besetzt. Am Rhein herrschte bis zum Mai 1796 eine fast gänzliche Unthätigkeit; desto lebhafter wurde der Krieg in Italien geführt. Beaulieu, der sich mit der österreichischen Armee bis in das Tyrol hatte zurückziehen müssen, legte das Commando derselben nieder, und Wurmser wurde anstatt seiner zum Oberbefehlshaber der Armee in Italien ernannt. Am 1sten Juli 1796 traf Wurmser im Hauptquartier zu Trient ein, und machte sogleich Anstalten zum Vordringen, um das von den Franzosen blokirte und von Vukkassowich tapfer vertheidigte Mantua zu befreien. Zu Ende des Juli rückte Wurmser zum Entsatz von Mantua vor, und vertrieb die Franzosen aus verschiedenen Stellungen. Diese hoben zwar die Blokade von Mantua auf, erhielten aber (am 3ten und 5ten August) entscheidende Vortheile über die getheilten österreichischen Armeecorps, die sich über die Etsch zurückziehen mußten. Wurmser drang jedoch unter verschiedenen Gefechten bis Mantua vor, wo er am 13. Sept. ankam. Am 30. Sept. warf er sich, von den Franzosen gedrängt, in die Festung, in welcher er nun blokirt wurde; doch machte er von Zeit zu Zeit verschiedene glückliche Ausfälle, aber die Schlacht bei Arcole (d. 15. Nov.), wo die Oesterreicher unter Alvinzy geschlagen wurden, hatte auch die nachtheilige Folge, daß Mantua enger eingeschlossen wurde. Der Verlust der Schlachten bei Rivoli und bei der Favorite unweit Mantua (d. 14. u. 16. Jan. 1797) verschlimmerte die Lage dieser Festung, von deren Schicksal auch das Schicksal Italiens abzuhängen schien. Die Unmöglichkeit eines Entsatzes, Mangel an Lebensmitteln und besonders der gänzliche Mangel an den nothwendigen Arzneien bei eingerissenen Seugen nöthigten endlich den Feldmarschall Wurmser, am 2. Febr. Mantua, nach einer Blockade von neun Monaten, an den französische General Serrurier zu übergeben. Für Wurmser war die Capitulation sehr ehrenvoll, und der französische Obergeneral Buonaparte ließ ihm in seinem Berichte an das Directorium alle Gerechtigkeit wiederfahren. Der unglückliche aber verdienstvolle 73jährige Held ging nach der Uebergabe von Mantua nach Wien, und wurde zum commandirenden General in Ungarn bestimmt. Ehe er aber noch diesen Posten antreten konnte, starb er zu Wien am 21sten August an den Folgen der in der hartnäckigen Vertheidigung von Mantua sich zugezogenen Krankheit. Außer dem Ruhme eines tapfern und einsichtsvollen Feldherrn gebührt ihm auch das Lob eines edelmüthigen und freigebigen Mannes. So gab er auch eines Beweis seiner Toleranz dadurch, daß er in Prag zuerst einen Gottesdienst für die protestantischen Militär einrichten ließ, ehe noch die dasigen Lutheraner ihren eignen Gottesdienst erhielten.
Quellen.[]
- ↑ Gallerie interessanter Personen. Oder Schilderung des Lebens und Charakters der Thaten und Schicksale berühmter und berüchtigter Menschen der ältern und neuern Zeit. Herausgegeben von Karl August Schiller. Wien im Verlage bei Anton Doll, 1799.
- ↑ Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren. Wien. In der Degenschen Buchhandlung. 1808.
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.