Dünen.[]
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Dünen, Duynen, engl. Downs, heißen diejenigen Sandhügel, welche das Meer am Ufer bildet. In besonderem Verstande aber sind die Duynen ein Küstenstrich in England, längst der östlichen Küste von Kent und Sussex wo die Schiffe vor Anker liegen, und durch die Sandbänke Goodwins gegen die Wellen gesichert sind. Sie werden durch die 3 Forts, Sandown, Deale und Walmer beschüzt.
Die Dünen bey Dünkirchen.[]
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Die großen Ebenen und Sandhügel, denen man den Nahmen der Dünen gibt, und die sich bey Dünkirchen längs dem Meere hinziehen, ihr einförmiger und eintöniger Anblick und die Unfruchtbarkeit des Bodens, machen mit den lachenden und fruchtbaren Gefilden und den fetten Wiesen von Flandern einen auffallenden Contrast. Diese Sandhaufen kommen dem Auge wie stürmische Wellen vor, ja man könnte behaupten, eine allmächtige Hand habe das Seewasser im Augenblicke eines Sturmes in Sand verwandelt. Ihre senkrechte Erhöhung über die Meeresfläche beträgt 40 Fuß. Hier und da entdeckt das Auge einige Pflänzchen, alles Übrige ist Sand; hierdurch erhält diese Gegend ein wildes, nacktes und trauriges Ansehen. Der Reisende fühlt Empfindungen, welche diesem öden Lande angemessen sind; seine Traurigkeit vermehrt sich, wenn er vernimmt, daß dieses Sand oft in dicken und schrecklichen Wolken emporsteigt, über die umliegende Gegend mit einem fürchterlichen Sturme wegzieht, und auf die Felder niederfällt, die er mit einer Jahrhundert langen Unfruchtbarkeit heimsucht, die Wohnungen der Menschen begräbt, und sie auf ewig verschwinden läßt. In diesen Dünen glaubt man sich in einer großen Entfernung von der bewohnten Welt zu finden; da erblickt man keine Spur von Menschen; der bläuliche Horizont, der sich über das Heer hinaus erstreckt, und sich an den Weltenden zu verlieren scheint, vollendet die Täuschung. Alles ist um den Reisenden ohne Leben und ohne Bewegung, bloß die Wogen des Meeres ausgenommen, die er sich erheben, sich abwechselnd verschlingen und mit denen verschwinden sieht, die auf sie folgen.
Die Ankunft der Fluth reißt den Wanderer endlich aus diesen traurigen Gedanken. Die Wogen, die eine unsichtbare Macht in Bewegung setzt, kommen mit majestätischer Langsamkeit heran, bedecken einen Theil des Sandes, und ziehen sich hierauf eben so langsam wieder zurück. Eine Menge seltener Thiere und interessanter Erzeugnisse zeigen ihre Gestalten und ihre Schattirungen den neugierigen Blicken des Beobachters. Der Sand wimmelt von Seesternen, Meergras, Meermoos, Madreporen und Muscheln, welche das Meer zurückläßt, wenn es sich zurückzieht. Eine Menge kleinere Thiere von allen Farben mischen sich unter einander. Die Sonnenstrahlen, die ihre glänzenden Farben zurückwerfen, geben dem prächtigen Schauspiele, das der erstaunte Zuschauer genießt, einen neuen Glanz. Alsdann verändert sich die schwärzliche Farbe des Seewassers in ein blasses Grün, das durch ein durchsichtiges Blau erhöht wird. Die Wellen, die sich an den Sandbänken brechen, scheinen sich mit mehr Ungestüm zurück zu ziehen, und bilden brausende Schaumberge, die man in der Ferne für Schneelavinen halten sollte. Das Zurückprallen einer Menge leuchtender Strahlen gibt dem ungeheueren Umfange des Meeres den Anblick einer silberfarbigen Fläche, und am Ende des Horizonts scheinen jene Segel nichts weiters, als weißliche Puncte.
Die Veränderlichkeit der Dünen verursacht den Bewohnern dieser Küsten manche Besorgnisse. Nicht weit von Dünkirchen steht ein Kirchthurm im Sande, und nur seine Spitze ragt noch hervor; das Pfarrhaus ist gänzlich verschwunden, und man hat sich genöthigt gesehen, weiter östlich von den Dünen das ganze Dorf neu anzulegen. Auch die Kaninchen, die in diesen Sandhügeln häufig graben und wühlen, tragen zur Schwächung dieser Vormauer gegen die See das Ihrige bey.