Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Departement von Finisterre.[]


66. [1] Das Departement von Finisterre hat diesen Namen (Landes Ende) von seiner Lage auf der äußersten Spitze von Frankreich gegen Nordwesten erhalten, begreift einen Theil von Nieder-Bretagne, hat einen Flächenraum von 123 Q. M. mit etwa 475,000 Einw., und ist jetzt in die fünf Gemeindebezirke von Quimper, Brest, Morlaix, Chateaulin und Quimperlé abgetheilt, welche zusammen 287 Gemeinden in 43 Kantonen enthalten.

1) Quimper (oder Quimper-Corentin) Hauptstadt des Depts., mittelmäßige See- und Handelsstadt mit 6000 Einwohnern an der Mündung des Oedet, welche hier den Haven bildet, 124 fr. M. von Paris; sie war vormals der Sitz eines Bischofs, die Domkirche ist alt. Man fabricirt hier Fayence, Steingut und Töpfergeschirre; auch wird starke Fischerei, aber ein wenig beträchtlicher Handel mit Landesfabrikaten und Landesprodukten getrieben. Der Haven ist für große Schiffe unzugänglich. Außer den oberen Gewalten des Depts. residirt hier auch ein Handelsgericht.

2) Brest, Hauptort eines Bezirks, berühmte und wichtige Seestadt mit 25,000 Einwohnern, an einem Abhange, an der Mündung des Flüßchens Elhorne, an einer schönen Bai am atlantischen Meere, auf der westlichen Küste von Bretagne, 130 fr. M. von Paris. Sie ist mit Wällen und Bastionen umgeben; ist erst um die Mitte des 17ten Jahrhunderts angelegt worden, ist aber nicht gar schön gebaut, woran die Lage Schuld ist: denn außer den zwei Hauptstraßen sieht man hier nur enge Gäßchen, die zum Theil so steil sind, daß man steinerne Treppen in denselben anlegen mußte. Der einzige öffentliche Platz ist der viereckte, ziemlich hübsche Paradeplatz. Schöner und beinahe eben so groß, als die Stadt selbst, ist die Vorstadt Recouvrance, welche von jener durch einen Arm des Meeres getrennt wird, der hier den Haven *) der Stadt, einen der schönsten und sichersten in ganz Frankreich bildet, welcher durch ein festes Kastell beschützt wird, dem gegenüber eine starke Schanze in Gestalt eines Hufeisens liegt. Auf jeder Seite des Havens zieht sich ein schöner Kai hin, an welchem die so merkwürdigen, großen und schönen See-Magazine, Schiffswerfte, das See-Arsenal, das Bagnio für die Galeerensclaven, die See-Werkstätte u. s. w. liegen, welche einen großen Umfang haben, und ein ungeheueres Vorrathslager für die Kriegs-Marine ausmachen. Vor dem Haven liegt die geräumige und sichere Rheede von Brest, welche durch die Bai gebildet wird, die einen Umkreis von ungefähr 8 Stunden und einen engen, gefährlichen Eingang hat, Goulet genannt, der durch starke Batterien vertheidigt wird. -- Es sind hier blos Fabriken von Segeltuch und anderen groben Zeuchen, auch wird nur wenig Aussenhandel getrieben, da die Stadt eigentlich ein Kriegshaven ist; doch gehen die Einwohner auf die Fischerei aus. Man findet übrigens hier alle zum Seewesen gehörigen Anstalten, eine große Schiffahrtsschule, eine medicinische Lehranstalt für Schiffs-Chirurgen, eine Militär- und See-Hospital u. s. w. Auch ist die Stadt der Sitz eines See-Präfekts, eines Handelsgerichts u. s. w.


3) Morlaix, ziemlich beträchtliche See- und Handelsstadt an der Mündung des gleichnamigen Flüßchens, mit 9000 Einw. und einem guten Haven. 4) Chateaulin, kleine Stadt mit 3000 Einw., am Aulne, und 5) Quimperlé, Stadt mit 4200 Einw. -- Hauptorte von Bezirken.

*) Eine Ansicht desselben liefert Taf, 17.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Frankreich [2]

Unterm 1. April hat der Kaiser ein Gutachten einer Kommission des Staatsraths genehmigt, das dahin gieng, die Präfekturräthe des Finisteredepartements, wegen eines am 11. Januar d. J. erlassenen Beschlusses, wodurch ein im J. 2. in gehöriger Form geschehener Verkauf eines Nazionalguts für nichtig erklärt wurde, zu suspendiren, und sie vor den Großrichter Justizminister nach Paris vorzuladen, um sie zu vernehmen, und darnach das weitere Rechtliche zu verfügen.


Quellen.[]

  1. Neueste Länder- und Völkerkunde. ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Zweiter Band. Frankreich. Weimar, im Verlage des geographischen Instituts, 1806. = Neueste Kunde von Frankreich. Nach dessen gegenwärtigem Zustande aus Quellen dargestellt von Theophil Friedrich Ehrmann. Weimar, im Verlage des F. S. privil. Landes-Industrie-Comptoirs. 1806.
  2. Wiener-Zeitung. Nro 32. Mittwoch, den 20. April 1808.


Quellen.[]

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