Departement der Unteren Loire.[]
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68. Das Departement der Unteren Loire hat diesen Namen von seiner Lage an der Loire, die sich hier in das atlantische Meer ergießt, es begreift einen Theil von Ober-Bretagne, hat einen Flächenraum von 126 Q.M., enthält gegen 370,000 Einwohner und ist jetzt in die fünf Gemeindebezirke von Nantes, Savenay, Chateaubriant, Ancenis und Paimboeuf abgetheilt, welche zusammen 209 Gemeinden in 45 Kantonen in sich fassen.
1) Nantes, Hauptstadt des Depts., berühmte, große, sehr ansehnliche und wichtige Handelsstadt, mit ungefähr 75,000 Einwohnern, in einer sehr schönen Gegend, an einem Abhange auf dem rechten Ufer der Loire, weche hier die Erdre aufnimmt, 10 fr. M. vom Meere, 90 von Paris. Sie ist sehr alt; ihre Gestalt ist beinahe rund; sie hat fünf Vorstädte, die zusammengenommen, grösser und zum Theil auch schöner sind, als die eigentliche Stadt selbst; die letztere war vormals mit Wällen und Gräben umgeben, die man aber in neueren Zeiten beinahe ganz abgetragen hat. Es ist hier auch ein altes Schloß. Die Straßen sind überhaupt nicht gar hübsch, doch gut gepflastert. Der öffentlichen Plätze zählt man zwanzig. -- Mehrere Brücken führen über die Loire. Der schönste und reichste Theil der ganzen Stadt ist das Quartier oder die Vorstadt La Fosse, wo die vornehmsten Kaufleute wohnen; auch ist dies das größte und volkreichste Quartier. In neueren Zeiten haben sich auch reiche Kaufleute auf der Insel Feydeau angebaut. Die Kajen, Gestade längs der Loire sind sehr schön, aber besonders der von La Fosse, wo auch der Haven oder die Schiffslände und die Schiffswerfte ist, und wo man eine treffliche Ansicht hat. Die bemerkenswerthesten Gebäude sind: die alte, im gothischen Geschmacke erbaute Domkirche, das Rathhaus, die Rechnungs-Kammer, der Münzhof und die Börse. Der Pfarrkirchen sind hier zwölfe, nebst mehreren vormaligen Klöstern. Außer zweien großen Hospitälern findet man hier mehrere milde und gemeinnützige Anstalten; dahin gehören auch das Lyceum, das Kunstmuseum, die öffentliche Bibliothek, der Lesesaal, der botanische Garten, die hydrographische Schule, die Gesellschaft des Ackerbaues, der Handels und der Künste u. s. w. Auch ist hier ein Theater. -- Besonders wichtig aber ist die Industrie, Handlung und Schiffahrt von Nantes. Es sind hier mehrere Zitz-, Kattun-, Siamoise-, Kotonnade-, Sersche-, Basin-, Leinwand-, Bettdecken-, Seidenzeuch-Manufakturen, Baumwollenspinnereien, Zuckerraffinerien, Liqueur-Fabriken, Fabriken in gemaltem Papiere, Seilerbahnen, Wachsbleichen, Gärbereien, Fayence, Glasflaschen-, Eisenwaaren-, Scheidewasser-Fabriken u. s. w. Der Handel, sowohl mit Landes-Fabrikaten und Produkten, als auch der Speditions- und Zwischenhandel mit dem innern und südlichen Frankreich, und besonders der Seehandel, der in Friedenszeiten nach mehreren Theilen von Europa, und auch nach Guinea und Afrika geht, ist von großer Wichtigkeit, doch durch die Revolution und den Krieg ziemlich gesunken. Die Lage der Stadt ist für den Handel sehr bequem. Kauffahrteischiffe unter 100 Tonnen können aus dem Meere bis zur Stadt heraufkommen; die größeren gehen nur bis Paimboeuf; und dann von hieraus werden die eingebrachten Waaren theils zu Lande, theils auf der Loire und ihren Nebenflüssen und Kanälen landeinwärts verfahren. -- Die Stadt ist der Sitz eines Bischofs, der oberen Gewalten und Tribunale des Depts., eines Handelsgerichts, der Generalstabs der 12ten Militär-Division, eines Marine-Kommissärs, u. s. w. -- 2) Savenay, Städtchen mit 1800 Einwohnern. 3) Guérande, Stadt mit 7200 Einwohnern, nicht weit vom Meere, treibt Salzhandel. 4) Chateaubriant, gewerbsame Stadt mit 3000 Einw. 5) Ancenis, kleine Handelsstadt an der Loire mit 3000 Einw. und 6) Paimboeuf, See- und Handelsstadt mit 4200 Einw., nahe an der Mündung der Loire.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Nantes, den 9ten May. [2]
Am 2ten dieses, um 11 Uhr des Morgens, ward in dem hiesigen Departement ein Erdbeben verspürt. Nach den Berichten, die wie erhalten, ward dies Erdbeben welches nur schwach zu Nantes war, ziemlich stark zu Guerande, St. Nazaire, Paimboeuf und in diesem ganzen Theile des Departements empfunden. Verschiedne Schornsteine und Mauerwände stürzten ein; es dauerte ungefähr 2 Sekunden.
Quellen.[]
- ↑ Neueste Länder- und Völkerkunde. ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Zweiter Band. Frankreich. Weimar, im Verlage des geographischen Instituts, 1806. = Neueste Kunde von Frankreich. Nach dessen gegenwärtigem Zustande aus Quellen dargestellt von Theophil Friedrich Ehrmann. Weimar, im Verlage des F. S. privil. Landes-Industrie-Comptoirs. 1806.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 126. Sonnaband, den 25. May 1812.