Departement der Unteren-Charente.[]
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47. Das Departement der Unteren-Charente, das diesen Namen von seiner Lage an der Charente hat, die sich hier in das Meer ergießt, ist aus den vormaligen Landschaften Saintonge und Aunis gebildet, liegt am Meere, umfäßt einen Flächenraum von 126 Qu. Meilen, und enthält über 402,000 Einwohner.
Dieses Dept. ist jetzt in die sechs Gemeindebezirke von Saintes, Rochelle, Rochefort, St. Jean-d'Angely, Jonsac und Marennes abgetheilt, welche zusammen 506 Gemeinden in 37 Kantonen begreifen.
1) Saintes (auch Xaintes), Hauptstadt des Departs. (vormals von Saintonge), alte, ansehnliche Stadt mit 9000 Einwohnern an dem Fuße eines Berges, an der Charente, 103 fr. M. von Paris; sie war schon in alten Zeiten sehr blühend; nachher aber ist sie durch Kriege sehr herabgekommen; sie ist auch jetzt nicht hübsch und hat wenig Sehenswürdigkeiten; Wichtig sind die Fabriken und der Handel der Stadt, der durch die schiffbare Charente sehr begünstigt wird; man fabricirt hier allerlei Wollenzeuche, Etamine, Molletons, Halbtuch, Mützen, Strümpfe, Leder, Papier, Porzellan, Schmelztiegel, Steingeschirre u. dgl. Mit diesen Waaren und mit Getraide, Mais, Wein und Branntwein wird ein beträchtlicher Handel getrieben. Auch ist hier außer den Obergewalten des Depts. ein Handelsgericht.
2) La Rochelle, Hauptort eines Bezirks (vormals von Aunis), feste und wichtige Seestadt mit 18,000 Einwohnern, am Ocean, 100 fr. M. von Paris; sie ist nicht alt, aber groß, stark befestigt und schön gebaut. Der Schloßplatz ist einer der schönsten öffentlichen Plätze in Frankreich. Der Haven ist sicher, bequem, und hat zu seiner Beschützung zwei starke Thürme. -- Es herrscht hier sehr viele Betriebsamkeit, und der Fabriken sind mehrere. Der hiesige Handel, besonders der Seehandel ist von großer Wichtigkeit. Diese Stadt ist jetzt der Sitz eines Bischofs, eines Seepräfects, eines Handelsgerichts, einer Secundär-Schiffahrtsschule, einer Handelskammer u. s. w.
3) Rochefort, Hauptort eines Bezirks, schöne, wichtige und sehr feste Seestadt, mit 15,000 Einwohnern, am rechten Ufer der Charente, 4 fr. M. von ihrer Mündung, 7½ fr. M. von Saintes. Es ist hier von K. Ludwig XIV. im J. 1665 ein Kriegshaven erbaut und die Stadt angelegt worden. Sie ist groß, schön und regelmäßig gebaut. Es ist hier nur eine Pfarrkirche und zwei Hospitäler, wovon eines für Seeleute. Die vorzüglichsten Merkwürdigkeiten sind: der Paradeplatz, die prächtige vormalige Intendanz, die ungeheuern Seemagazine, die Schiffswerfte, das Arsenal, die schönen Kasernen, die Seilerbahn, die Segeltuchfabrik u. s. w. Alles ist sehr prächtig und groß. Der Haven ist sehr bequem und so eingerichtet, daß die Schiffe dicht am Ufer anlegen können. Er wird durch die Forts Ile d'Aix, Fouras, Louvois, Pointe, Vergerou und mehrere Batterien vertheidigt; die Stadt selbst ist mit einem Walle umgeben; es ist hier auch ein Bagnio für Galeerensclaven. es sind hier einige Fabriken. Der Handel ist beträchtlich.
Diese Stadt ist jetzt der Sitz eines Unterpräfects, eines Civil- und eines Handelsgerichts, einer oberen Schiffahrtsschule, einer medicinischen Seeschule und Gesundheitsanstalt, eines Seepräfects, eines Commandanten, eines See-Oberbaummeisters u. s. w.
4) St. Jean d'Angely, lebhafte Stadt mit 6000 Einwohnern an der Boutonne, hat Fabriken und treibt Handel.
5) Jonsac, kleine Stadt mit 2300 Einwohnern an der Seigne.
6) Marennes, Stadt mit 5000 Einwohnern in einer sumpfigen Gegend, nicht weit von dem Meere, hat einen Haven.
An der Küste dieses Depts. liegen folgende zu demselben gehörige größere Inseln:
a) die Insel Rhé oder Ré, welche eigentlich nur eine große Sandbank ist, hat dennoch 16,000 Einwohner, und ein festes Städtchen St. Martin-de-Ré.
b) Die Insel Oléron liegt südöstlich von voriger, hat 15,000 Einwohner. Der Hauptort ist Oléron-le-Chateau-du-Bourg, ein festes Städtchen.
Quellen.[]
- ↑ Neueste Länder- und Völkerkunde. ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Zweiter Band. Frankreich. Weimar, im Verlage des geographischen Instituts, 1806. = Neueste Kunde von Frankreich. Nach dessen gegenwärtigem Zustande aus Quellen dargestellt von Theophil Friedrich Ehrmann. Weimar, im Verlage des F. S. privil. Landes-Industrie-Comptoirs. 1806.