Autenthische Nachrichten von der Größe der Königlich-Dänischen Armee, samt einer bestimten Angabe der Anzahl der geworbnen und Land-Truppen.[]
- Kopenhagen, den 17 December 1793.
"Beynahe sollte man es für eine Folge der französischen Freyheits-Epidemie halten, daß verschiedene unserer modernen Schriftsteller seit einiger Zeit angefangen haben, alle Einrichtungen der Regierungen, wenn sie auch aus einer weisen Ueberlegung entstanden, oder durch die Verhältniße mit den übrigen Staaten nothwendig geworden sind, zu tadeln, und über Gegenstände, welche sie bloß aus dem Gerüchte oder aus einigen beyläufigen Aeußerungen oberflächlich kennen, mit einer bedeutungsvollen wichtigen Miene den Cabinettern Belehrung zu ertheilen. Diese Tadelsucht hat sich denn auch auf die stehenden Heere, die man jetzt, besonders seit der Regierung Ludwigs XIVten von Frankreich, und Friedrich des IIten von Preußen, als ein, wenn gleich sehr kostbares, doch ganz unentbehrliches Bedürfniß eines Staats ansehen muß, erstreckt. Ich fühle zu sehr meine Unkunde im Militair-Fach, als daß ich mich fähig halten sollte, eine Abhandlung für das stehende Heer überhaupt, und für das in Dänemark insbesondere zu liefern, dieses muß ich einer so geschickten Feder als der des hocherfahrnen Verfassers der "Bemerkungen über das stehende Heer in Dänemark" überlassen; allein da ich so glücklich bin, eine detaillirte authentische Berechnung der Armee des Königs von Dänemark, die jetzt, nach dem Original des im Jahre 1791 unmittelbar genehmigten Plans, wenn man alle der Festungen und des ganzen Militairs wegen erforderlichen Personen, das Cadetten-Corps und die Milice auf Bornholm, welche sich selbst unterhält, mitrechnet, 74,000 Mann beträgt, zu besitzen, so halte ich es für angenehme Pflicht, diese für das lesende Publicum mitzutheilen, weil es zum Theil in dieser Materie, seit einiger Zeit, durch falsche, aber mit vieler Sufficance debitirte Nachrichten, irre geführt ist; damit es sich daraus überzeugen könne, daß unsere in jeder Rücksicht musterhafte Regierung, nur so viel geworbenes Militair hält, als unumgänglich zur Bewachung der Kriegsbedürfniße, zum Garnison-Dienst in den Festungen, zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe bey Handwerks- oder andern Aufläufen, und zu der durchaus nothwendigen Uebung der Officiere in Friedenszeiten, erfördert wird, daß aber übrigens der ganze Dänische Militair-Plan nur darauf eingerichtet ist, sich gegen feindliche Angriffe durch treue, ihrem guten Könige, und Seinem geliebten Sohn gänzlich ergebene Eingebohrne, die durch eine auf die möglichst kurzeste Zeit eingeschränkte Uebung zu den militairischen Evolutionen geschickt gemacht, übrigens aber der Bebauung des Landes ungehindert überlassen sind, mit Erfolg zu Lande vertheidigen, und zugleich, die nach der Lage der beyden Königreiche unentbehrliche Flotte mit der nöthigen Anzahl Landtruppen besetzen zu können.
Der König von Dänemark hat gegenwärtig zufolge des oberwehnten Plans von 1791.
I. In Dänemark und dem Herzogthum Holstein ohne Prima Plana d. h. ohne Officiere, Unterstab, Unterofficiere und Spielleute, auch ohne die Bornholmer Milice.
1. An Cavallerie. Die Garde zu Pferde von 72 Geworb. 48 National-Recrut. -- Land-Ausschuß 4 Cav. Reg. und 3 Drag. Reg. 1008 -- 1008 -- -- 2016 -- -- Das Husaren-Corps -- 456 -- 348 -- -- -- -- -- Das Feldjäger-Corps -- 48 -- -- Zus. an Cavall. 1584 Geworbene. 1440 National-Recruten. 2016 Land-Ausschuß . 2. An Infanterie. Die Garde zu Fuß von 48 Geworb. 352 National-Recruten. -- Landausschuß. 6 Regimenter in Kopenhagen -- 2880 -- 3120 -- -- 4680 -- -- 5 Reg. in den Herzogthümern -- 2000 -- 2000 -- -- 3900 -- -- 3 Regimenter in Jütland -- 750 -- 750 -- -- 3240 -- -- 2 Jäger-Corps -- 280 -- 320 -- -- -- -- -- 3 Bat. leichter Infanterie 420 -- 480 -- -- -- -- -- Das Artillerie-Corps -- 867 -- 384 -- -- 1144 -- -- Inval. Corps 581 -- -- -- -- -- -- -- Zus. an Inf. 7826 Geworbene. 7406 National-Recruten. 12964 Landausschuß.
II. In Norwegen.
1) An Cavallerie. 4 Regimenter Dragoner von 2400 National-Recruten -- 1600 Landwären. . 2) An Infanterie. 2 geworbene Infanterie-Regim. von 1600 Geworb. 2400 National-Recruten 1200 -- 8 National-Regim. von 1920 -- 13200 -- -- 6600 -- Jäger-Corps 480 -- Schieläufer -- -- 600 -- -- 300 -- Artillerie -- -- 400 -- -- 200 -- Zusammen 4000 Geworb. 19000 National-Recruten. 9900 Landwären.
Nach dieser Berechnung beträgt also die Zahl der geworbenen Truppen bey der Dänischen und Norwegischen Armee, 13,400 Mann. Da nun von diesen noch jedes Jahr eine große Anzahl bis auf einige Wochen in der Exercierzeit beurlaubt wird, also nur wenige Tage Löhnung erhält, da überdies nach einer verificirten Angabe aus einer sichern Quelle, die Bedürfniße des ganzen Militairs, ausser der Besoldung des Personals, d. h. den Gagen der Officiere und Löhnung der Gemeinen, jährlich nur 187,780 Rthlr. kosten, obgleich wie jeder sich durch den Augenschein überzeugen kann, die Arsenäle in Kopenhagen, Norwegen und Rendsburg, mit allen Bedürfnißen bis auf Flintensteine inclusive so reichlich versehen sind, wie es die getrente Lage der Dänischen Staaten nothwendig macht, so wird nur ein guter Wille erfordert, um sich zu überzeugen, daß unsere Armee nach den Verhältnißen mit den übrigen Staaten Europens eingerichtet ist, und daß die Unterhaltung derselben, besonders bey der jetzigen unter Direction des Prinzen von Heßen vom Generalitäts-Collegio, eingeführten musterhaften Oeconomie, die Kräfte der Dänischen Finanzen nicht übersteigt.
Zur Erläuterung einiger vielleicht nicht allgemein bekannten Ausdrücke in der obigen Berechnung, bemerke ich noch folgendes.
Der eigentliche Unterschied zwischen National-Recruten und Landausschuß oder Cantonnisten, besteht darin, daß letztere in ihrer achtjährigen Dienstzeit, bloß die 4 Exercier-Wochen, und (jedoch erst nach vorgängiger besondern Königl. Erlaubnis,) wenn Krieg oder andere Vorfälle es durchaus erfordern, zu ihren Regimentern zu kommen brauchen erfordern, zu ihren Regimentern zu kommen brauchen, erstere aber, die ebenfals 8 Jahre dienen, auch ausser der Exercierzeit gleich marschfertig seyn, und jeden Augenblick, wenn das Regiment es verlangt, (welches jedoch, nach den auf die milde schonende Denkungsart unserer Regierung sich gründenden Verfügungen, äusserst selten, und nur im Nothfall geschehen soll) bey demselben erscheinen müssen, folglich als beständig im Dienst stehende Soldaten anzusehen sind.
Landwären existiren nur in Norwegen, und sind solche Nationale, welche zwar ihre bestimmte Dienstzeit von 9 Jahren überstanden, gleichwohl aber noch in den ersten 6 Jahren nach Ertheilung ihres Abschiedes, die Verbindlichkeit auf sich haben, bey Kriegsunruhen die engen Zugänge in Norwegen zu besetzen, und im äussersten Nothfall, wenn die Festungs-Besatzungen mit zu Feld ziehen müssen, in die Festungen zu marschiren.
Die National-Recruten in Norwegen exerciren wegen der weiten Entfernung der Districte jährlich nur 12 Tage, Compagnien weise, jedes 4te Jahr müssen sie aber in Bataillons zusammen kommen, um 16 Tage zu größern Manövern geübt zu werden.
Quellen.[]
- Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1794.