Auszug eines Schreibens aus Hollstein.[]
- [1808]
Die Entwickelung des großen Schauspiels im Norden dürfte nicht so schnell erfolgen, als man anfangs vermuthete, denn obgleich alle Fahrzeuge in Requisition gesetzt worden, um das Französische Armeekorps über die Belte zu setzen, so war doch der Wind zu ungünstig, um diese Ueberfahrt zu bewerkstelligen. Daß solches der Plan gewesen, kann schon daraus abgenommen werden, weil man in Kopenhagen Quartiere angesagt, und alle Anstalten zum Empfang dieser Krieger getroffen hatte. Jetzt da sich mehrere feindliche Schiffe im großen Belte gezeigt und diese Ueberfahrt unsicher gemacht haben, dürfte sie wohl nicht unternommen werden, und man sieht auch aus dem Umstande, daß der Prinz von Ponte Corvo sein Hauptquartier in Odensee genommen, daß er willens sei, einstweilen auf dieser Insel und so lange zu bleiben, bis die Schwierigkeiten dieser Wasserpassagen besiegt worden, und dann dürfte man wohl das Schicksal Schwedens als entschieden ansehen können.
Sachverständige behaupten, es sei keinesweges des Prinzen fester Entschluß gewesen, sein Armeekorps nach Seeland zu führen, sondern er selbst habe sich als guter Feldherr zuerst mit dem Lokal auf Seeland bekannt machen wollen, und so kann man freilich nicht wissen wie er solches gefunden, und warum er den ersten Vorsatz sein Hauptquartier nahe am Sunde zu nehmen, wieder aufgegeben habe. Unterdessen ist es auf jeden Fall zu voreilig geschlossen, wenn man glauben wollte, der Angriff auf Schweden werde wegen einiger feindlichen Fahrzeuge, die sich in dieser Gegend gezeigt, unterbleiben, und noch thörichter ist es, wenn viele sich einbilden, die Französische Armee werde unverrichteter Sache zurück kommen, im Gegentheil können wir vermuthen, daß eben dieser Zögerung wegen, desto größere Begebenheiten vorbereitet werden.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1808]
Politische Notizen. [2] [Februar.]
Es heißt jetzt, nur Französische Truppen würden ins Dänische einrücken, die Spanier dagegen Pommern besetzen, die Gerüchte aber sind gegenwärtig so verschieden, daß man solche nur anführen, nicht behaupten kann.
Politische Notizen. [3] [März.]
In Kurzem wird das Schicksal von Schweden entschieden werden, denn die Französischen Truppen im nördlichen Deutschland machen sich zum Aufbruch bereit; die Feldequipagen sind im Stand gesetzt, und alle Vorkehrungen getroffen. 700 Mann mit ihren Pferden werden in Altona auf 24 Stunden zum Durchmarsch einquartirt, wozu im Nordertheil der Stadt alle Eigenthümer ihre Ställe und Wagenremisen haben räumen müssen. Am 3ten März Abends enthielt das Oberpräsidium den Antrag von Hamburg; der Magistrat ward versammelt, bis in die Nacht deliberirt und eine Stafette hineingesandt. Den 4ten früh giengen 2 Deputirte nach Hamburg und hierauf wurden gegen Mittag Quartiere gemacht. -- Bei Wedel werden ebenfalls Französische Truppen erwartet, und die dasigen Dänischen Husaren sind nach Blankenese gerückt, um den Franzosen Platz zu machen.
Es werden nun schnell auf einander mehrere fremde Truppen in Hollstein einrücken, und dann weiter nach Seeland marschiren. In den Dörfern der Herrschaft Pinneberg sind ebenfalls Quartiere zum Durchmarsch angesagt. Von den Französischen Truppen nennt man besonders die Divisionen Boudet, Molitor und Grandjean, die zum Aufbruch bestimmt sind, und sämmtlich in Hollstein einrücken.
Zufolge der Uebereinkunft mit dem Dänischen Hofe, ist bestimmt worden, daß das Armeekorps des Prinzen von Ponte Corvo vor der Hand aus 25,000 Mann bestehen solle, mit welchen sich 15,000 Mann Dänischer Truppen vereinigen, ausser einigen Divisionen Holländer. Es heißt aber jetzt, daß diese Armee, welche in 3 Kolonnen durch Hollstein nach Seeland marschiert, weit stärker werde. Bis zum 18ten März müssen alle Spanischen Truppen die im Niedersachsen sich befanden, ihren Marsch bis Rendsburg vollendet haben. Der Prinz ist ebenfalls ins Hollsteinsche abgegangen.
Die meisten Französischen Truppen sind aus dem Hannöverschen über die Elbe in Hollstein eingerückt. In Hamburg werden in diesen Tagen Holländische Truppen erwartet, die ebenfalls nach Hollstein marschieren.
Dänemark [4]
Die in Dänemark eingerückten alliirten Truppen bestehen aus 4 Divisionen, 2 Französischen, 1 Spanischen und 1 Holländischen Division. Die zweyte Französische Division besteht aus 3 Kolonnen, nehmlich 1) das 5. leichte Infanterieregiment, 1648 Mann; das 14. reitende Jägerregiment 390 Mann und 458 Pferde. 2) Das 19. Infanterieregiment 1681 Mann; Artillerie 379 Mann und 288 Pferde. 3) Das 58. Infanterieregiment 1458 Mann; die Equipage der Generäle und Staabsoffiziere. Diese Division kommandirt der Divisionsgeneral Dupas; Adjut. Chef für den Generalstaab Dumarer und die Brigadegeneräle de Neauf und Genoy. Die erste Französische Division besteht aus 3 Kolonnen, nehmlich 6) das 23. Jägerregiment 707 Mann und 753 Pferde; das dritte leichte Infanterieregiment 1670 Mann. 7) Das 23. Infanterieregiment 1737 Mann; Artillerie 208 Mann und 314 Pferde. 8) Das 56. Infanterieregiment; die Equipage der Generäle und Staabsoffiziere. Diese Division kommandirt der Divisionsgeneral Boudet: Adjut. und Chef des Generalstaabes Verger, und die Brigadegeneräle Fririon und Valory. Die Spanische Division besteht aus 7 Kolonnen, nehmlich 4) das Leichte Kavallerieregiment Belgien 933 Mann und 915 Pferde; ein Bataillon des Regiments Barzellona 1222 Mann. 5) Das Regiment Villa Viziosa 633 Mann und 531 Pferde; 1 Bataillon des Regiments Katalonien 1965 Mann. 9) Das Regiment Asturien 2021 Mann; die ganze Spanische Artillerie 480 Mann und 384 Pferde. 10) Das Regiment Zamora 1835 Mann; das Regiment Algarbien 505 Mann 522 Pferde; 11) Das Regiment Prinzessa 1826 Mann; des Königs Kavallerieregiment 653 Mann und 540 Pferde. 12) Das Regiment Almanza 596 Mann und 566 Pferde. 13) Das Regiment Infant 618 Mann und 599 Pferde; die Equipage und Militairbagage. Diese Division kommandirt der Generallieutenant und Kommandeur en Chef Marquis de Romana, die Marechalls de Camp, Generalmajore die Kindelan und de Salcedo. Die Holländische Division besteht aus 3 Kolonnen, nehmlich 14) das 6. Infanteriereglement 1401 Mann und 12 Pferde; das 7. Infanterieregiment 1168 Mann und 15 Pferde. 15) Das 8. Infanterieregiment 1326 Mann und 32 Pferde; Artillerie 191 Mann und 250 Pferde. 16) Das 9. Infanterieregiment 1920 Mann und 12 Pferde. Die gesammte Bagage. Diese Division Kommandirt der Generallieutenant, Kommandeur den Chef Gratien; Chef des Generalstaabes von der Kapelen, und die Generalmajore Nicolson und Hasselt. -- Der Prinz von Ponte-Corvo, führt den Oberbefehl über das ganze Armeekorps, und der Brigadegeneral Gerard ist Chef des Generalstaabes. Die Armee besteht überhaupt aus 32,870 Mann und 6191 Pferden.
Dänemark. [5]
Wenn man dem Bericht eines Kuriers (sagt ein Journal) Glauben beymessen darf, so wird die verbündete Armee, da sie in diesem Augenblicke wegen der Anwesenheit der Engländer in dem Belt die Ueberfahrt nach Seeland nicht bewerkstelligen kann, und die Lebensmittel anfangen, auf den Küsten zu mangeln, eine neue Bewegung machen, und sich bey Rendsburg und in der Gegend zusammenziehen. Man glaubt dem zu Folge, daß der Fürst von Ponte Corvo aufs feste Land zurückkommen werde.
Politische Notizen. [6] [Mai.]
Außer das das Französische Hauptquartier von Odensee nach Hadersleben verlegt worden, ist nichts von Bedeutung vorgefallen.
Bei Rendsburg wird ein Lager formirt, wie es heißt von Holländern. Es soll bereits abgesteckt seyn, aber auch außerdem fehlt es nicht an Gerüchten. Darunter kann man auch die Nachricht rechnen, daß der Prinz von Ponte Corvo nicht länger in Hadersleben bleiben, sondern einen Garten bei Altona beziehen werde.
Dänemark. [7]
Nachdem der Fürst von Pontecorvo von einer Inspekzionsreise in Jüttland und Schleswig zurückgekommen ist, ist nun das Hauptquartier zu Hadersleben.
Politische Notizen. [8] [Juni.]
Die Hülfstruppen, die sich auf Dänischem Gebiete befinden, werden drei Lager errichten, das eine in Holstein bei Rendsburg, das andre im Schleswigschen bei Flensburg, und das dritte bei Colding, an der Jütländischen Grenze.
3000 Mann von der Armee des Prinzen von Ponte Corvo sind ungeachtet der Englischen Kriegsschiffe in den Belten, nach Seeland übergekommen. So erzählt uns wenigstens die Kopenhagner Zeitung. In eben diesen Blättern wird auch angegeben, daß zwischen den Engländern und Schweden eine Spannung herrsche, weil die Schweden den Engländern 10 mit Getraide beladene bei Flodstrand genommene Schiffe abkaufen wollten, aber nicht von ihnen erhalten konnten, indem sie erst nach England geführt und dort als gute Prise erklärt werden soll.
Dänemark. [9]
Altona den 17. Jun. Gestern Nachmittags ist der Prinz von Pontecorvo, von Rendsburg auf dem eine Stunde von hier gelegenenen Flottbeck eingetroffen, und haben daselbst das Landhaus des Hrn. Baron von Voght bezogen.
Miszellen. [10]
Von der Niederelbe den 10. Sept. Das Hauptquartier des Prinzen Pontecorvo dürfte nun in Kurzem wieder von Flottbeck nach Hamburg verlegt werden.
Politische Notizen. [11] [Dezember]
Es heißt noch immer, die Dänischen Staaten würden nun gänzlich von fremden Truppen geräumt werden, und gründet sich solches auf die Erklärung in Französischen Blättern, wo es heißt: Dänemarks Kriegsverfassung befinde sich gegenwärtig auf dem Fuß, daß solches die Hülfe seines Alliirten entbehren könne; weiter ist darüber noch nichts bekannt worden.
Politische Notizen. [12] [Dezember]
Es hieß allgemein, die Französischen Truppen würden das Dänische gänzlich verlassen, seit kurzem aber versichert man das Gegentheil. Viele geben als Ursache an, daß, auf den Fall eines strengen Winters, vielleicht eine Expedition nach Schweden unternommen würde, doch ist solches nur noch Vermuthung.
Quellen.[]
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 28. Mittwoch, den 6. April 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 40. Mittwoch, den 18. May 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 44. Mittwoch, den 1. Juny 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro. 53. Sonnabend, den 2. July 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 79. Sonnabend, den 1. Oktober 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ id.