Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Cemona.[]


Cremona,[1] ehemalige Hauptstadt der Mayländischen Landschaft Cremonese, am Po, wo der Fluß Adda hinein fällt; jezt die Hauptstadt im Departement des Alto-Po in der Italienischen Republik. Ihren Umfang schäzt man auf 2 Stunden, über den Po geht eine durch das Castell der Stadt gedeckte Schiffsbrücke. Sie hat schöne Plätze und Strassen, 44 Kirchen, eine Universität und ein Bißthum, unter den Erzbischof zu Mayland gehörig. Die Seidenmanufakturen der Stadt sind von Bedeutung, auch gute Geigen werden hier verfertigt.

Im J. 1702 den 1. Febr. kam durch heimliches Verständniß und einen schnellen Ueberfall eine Anzahl Kaiserlicher Völker, unter dem Prinzen Eugen, in die Stadt; und der Französische Marschall von Villeroi, der allda sein Hauptquartier hatte, ward gefangen. Doch mußten die Kaiserlichen gegen Abend die Stadt wieder verlassen, weil die Brücke über den Po abgebrannt worden, und daher das Corps, nicht hineinkommen konnte. 1799 siegten hier die Oesterreicher gegen die Franzosen.

Im Jahr 1775 zählte man 25,339 Einwohn. Gegenwärtig schäzt man die Zahl auf 30,000.


Von Reisende.[]

Karol Fryderyk Wojda [2]

Mantua den 5. Juni 1798.


War die Mittagshitze daran schuld oder ist die Volksmenge wirklich so gering, wir fanden in Cremona die Strassen beinahe ganz leer von Menschen und die Stadt wie ausgestorben. Da war kein einziges Haus, in welchem Thür und Fenster nicht fest verschlossen gewesen wären. Niemand, ja nicht einmal Kinder oder Soldaten sah man in den Strassen und eine Stille war überall verbreitet, wie man sie nur in der Stunde der Mitternacht in Deutschland anzutreffen pflegt. Der Wirth erklärte mir diese Erscheinung durch die ausserordentliche Hitze, von welcher man in Cremona, wegen den breiten Strassen, weit mehr wie in Mailand oder in Mantua leidet. Uebrigens ist die Stadt sehr ansehnlich und würde in jedem andern Lande, ausser in Italien, zu den grossen Städten gezählt werden. Die Strassen sind meistentheils sehr regelmässig, sie hat einige grosse Plätze, die sehr recht gut ausnehmen, aber wenig schöne und prächtige Gebäude. Die Volksmenge steht mit ihrer Grösse in gar keinem Verhältnisse und daran mag der Mangel an Industrie und Handel wohl die meiste Schuld haben. -- Violinen werden in Cremona noch gemacht, aber in geringer Anzahl und bei weitem nicht mehr so vortrefflich als ehmals.

Nach wir uns einige Stunden in Cremona aufgehalten hatten, eilten wir weiter, um noch vor dem Thorschlusse in Mantua anzukommen.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Briefe über Italien geschrieben in den Jahren 1798 und 1799 vom Verfasser der vertraulichen Briefe über Frankreich und Paris. Leipzig bey Pet. Phil. Wolf und Comp. 1802
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