Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Sevilla, den 8ten August. [1]

Die Zeitung der Regentschaft in Kadix liefert folgenden Artikel:

Sitzung der Kortes. Der Marquis de Villa Franca legte eine Adresse der Junta von Murcia vor, worin versichert wurde, der Verlust, den die zweyte und dritte Armee gegen den General Harispe erlitten, sey weit grösser, als der General en Chef, Odonel, angegeben; die ganze disponible Macht der Provinz sey ohne Nutzen verwandt worden; das Gefecht bey Baja, welches die Zeitung der Regentschaft als einen Sieg dargestellt habe, sey eben so verderblich gewesen, als das bey Kastella. Der Marquis schlug deshalb vor, alle Generale dieser Armee, mit Einschluß des Generalstabes, in Rüsicht des wenigen Vertrauens, welches das Volk zu ihren Talenten habe, abzusetzen. Die Franzosen, sagte er, haben mit 3000 Mann 10,000 Spanier total geschlagen.

Der Graf de Terrano trug darauf an: den Kriegsminister vor die Schranken zu fordern.

Er erschien bald hernach, und las den Bericht des Generals über das Gefecht vor. Es erhellte daraus, daß die Kavallerie unter dem General St. Estevart, die zwischen Sar und Viar hätte postirt seyn sollen, sich hinter Villena gezogen habe, ohne daß der General en Chef davon unterrichtet war; daß der erste Kavallerieangriff zurückgeschlagen und die Infanterie hernach geworfen wurde, daß aber der General en Chef den Franzosen mit dem Regiment Cuenca die Spitze bot; daß alle spanische Korps sich brav hielten, mit Ausnahme des Regiments Badajoz, welches, ohne angegriffen zu seyn, in Unordnung gerieth; endlich, daß der üble Ausgang dem General St. Estevart, der auch auf der Stelle suspendirt worden, beyzumessen sey. Diese Depesche aus Orihuela vom 30sten July giebt den Verlust der Spanier also an: todt: 3 Generale, 13 Officiere, 4 Kadetten, 16 Sergeanten, und 364 Gemeine; verwundet: 1 General, 30 Officiere, 4 Kadetten, 18 Sergeanten und 401 Gemeine, und Gefangene: 3 Generale, 67 Officiere, 8 Kadetten, 103 Sergeanten und 2685 Gemeine.

Der Minister kündigt an: daß die Regentschaft an Odonels Stelle den D. Xaverio Elio (vermuthlich denselben, der kürzlich Vicekönig von Buenos-Ayres war, und zurückgewiesen wurde) zum General en Chef ernannt, ihm aber aufgetragen habe, eine Kommission zu ernennen, und die Sache zu untersuchen. Der Präsident fragte, was aus Odonel geworden sey? und der Minister antwortete, er werde auf der Insel Leon erscheinen. Sennor Travers antwortete: der Junta von Alikante habe, was geschehen, voraus gesehen, und die Regentschaft davon unterrichtet, diese aber nicht darauf geachtet, und sey also wegen Odonels Niederlage verantwortlich. Der letztere sey auch gegen den Willen der Kortes angestellt worden, die dem Balleisteros den Vorzug gegeben hätte.

Er verlangte, daß das Betragen der Regentschaft und Odonels strenge untersucht werden solle, fand aber unter dem Militär keinen zu dieser Untersuchung tüchtigen Mann. Alle standen unter dem Einfluß der Regentschaft. Die Untersuchung solle nicht zu Kadix angestellt werden, sondern wie die gegen Blake zu Alikante, und die Kommission aus Mitgliedern der Kortes bestehn. Travers empfahl der Versammlung die größte Energie und sagte, daß die der Nation verantwortlich sey. Die Diskussion wurde auf eine folgende Sitzung verschoben.


London, den 3ten September. [2]

(Aus dem Alfred.)

Damit sich das Publikum einen gehörigen Begriff von der Vermittelung machen möge, von der schon so viel gesprochen wurde, und deren Zweck die Versöhnung der amerikanischen Kolonien mit dem Mutterlande seyn sollte, und um die Grundlagen beurtheilen zu können, auf welchen sich England in diese Angelegenheiten gemischt hat, wollen wir aus den Kadixer Zeitungen Einiges über die geheimen Sitzungen der Kortes, worin diese Angelegenheit diskutirt wurde, bekannt machen. In Folge des Vorschlags der englischen Regierung, die Grundsätze ihrer Vermittelung den Kortes vorzulegen, wurde eine Kommittee von 7 Mitgliedern niedergesetzt. Es waren die Herren Morales-Gallego, Gutierez de la Huerta, Navarro, Cea, Alcour, Mexia und Janregui; die ersten vier Europäer, die letztern drey Amerikaner. Die Stimmen der Kommittee waren gleich; das heißt, drey für die Vermittelung, und drey dagegen; Cea hatte sein Votum zurückgenommen. Am 10ten July wurde der Bericht der Kommittee in der Generalversammlung vorgelesen, am 11ten in geheimer Sitzung auch die Korrespondenz des englischen Gesandten mit dem spanischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Am 12ten schilderte Herr Arguelez (ein Europäer) weitläuftig die Revolutionen in Amerika, und das bisher von der spanischen Regierung beobachtete Betragen, um die Zuneigung der missvergnügten Provinzen wieder zu gewinnen. Er stellte diese Maßregeln mit dem Betragen der englischen Regierung in Kontrast, welche die Rebellen aufnähme, und mit ihnen eine Verbindung unterhielte. Endlich behauptete der Redner noch, die Revolution in Mexiko sey von ganz anderer Art, als in den übrigen amerikanischen Provinzen, und schloß mit der Erklärung, daß die englische Vermittelung sich wenigstens nicht über das Königreich Mexiko ausdehnen müsse.

Herr Menia (ein Amerikaner) war anderer Meinung; er behauptete, die wahre Ursache der Revolutionen in Amerika wäre Anfangs die Entfernung der Autoritäten gewesen, welche die Kolonien despotisch regiert hätten, wodurch dann die Einwohner zur Einsetzung von Lokalautoritäten vermocht worden wären. Hierauf habe man auf Einwirkung der Handelsjunta zu Kadix der Provinz Karakkas den Krieg erklärt, und viele andere Maßregeln genommen, welche die Amerikaner so sehr erbittert hätten, daß mehrere Provinzen ihre Unabhängigkeit aussprachen. Nun habe Spanien augenblicklich Gewalt gebraucht, und selbst kein Bedenken getragen, die Portugiesen gegen Buenos-Ayres um Hülfe anzurufen. In Mexiko hätten sogar die Generale einzelne Revolutionärs, die unter dem Schutze einer Parlamentärflagge erschienen, ermorden lassen. In der Sitzung vom 13ten sagte Herr Gutierez de la Huerta unter Anderm, in einem englischen Klubb sey man so weit gegangen, zu behaupten, daß das Glück des englischen Volks von der Freyheit des spanischen Amerika's abhange. Er nannte die Absichten der Engländer bey der angetragenen Vermittelung geheimnißvoll, und gab zu verstehen, sie hätten ein Interesse bey Verlängerung der amerikanischen Unruhen. Die Sitzung am 14ten begann mit Verlesung eines Schreibens von dem Generalgouverneur Vigodet zu Monte-Video, worin derselbe klagt, die Junta habe ihm, seiner wiederholten Begehren ungeachtet, keine Unterstützungen geschickt; falls er nicht eine Verstärkung von 4000 Mann erhalte, könne er nicht für die Behauptung seiner Festung sorgen, und müsse sie entweder den Portugiesen oder den Insurgenten überliefern. Don Mercia (ein Amerikaner) bemerkte, es sey durchaus nothwendig, viele europäische Truppen nach Amerika zu schicken, weil die Insurrektion keine partielle und vorübergehende Bewegung, sondern ein förmlich organisirter Aufstand sey; da die Junta nun jenes nicht könne, so müsse man die englische Vermittelung annehmen. Herr Ramos-Arispe bemühte sich, die Nothwendigkeit der englischen Vermittelung im Königreich Mexiko zu beweisen, dessen konstituirte Autoritäten bis jetzt, gegen alle Regeln der Vernunft und Billigkeit, mit den Insurgenten zu unterhandeln sich geweigert hätten. Weder die Kortes noch die Regentschaft kennten die Gründe der amerikanischen Revolutionen hinlänglich; es sey keinesweges der Ehre der spanischen Nation zuwider, mit den Insurgenten zu unterhandeln; die Kortes selbst hatten mit dem Volke zu Kadix unterhandelt, als die Einwohner am 25sten Oktober 1811 gegen alles Recht Vallente's Kopf forderten. Der Graf Torreno (ein Europäer) sagte, die Absichten der Engländer wären nur zu bekannt, die Noten des englischen Gesandten verriethen deutlich den Wunsch, die Unabhängigkeit der amerikanischen Provinzen anzuerkennen, und daraus Bundesstaaten von Alt-Spanien zu machen, welches doch dem mit England geschlossenen Allianztraktate, worin selbiges die Integrität der spanischen Monarchie garantirte, zuwiderlaufend sey. Nach mehrern in der Sitzung vom 15ten für und wider die englische Vermittelung gehaltenen Reden, wurde der Bericht der drey europäischen Mitglieder der Kommittee, welcher diese Vermittelung verwarf, zur Abstimmung gebracht, und von der Versammlung der Kortes mit 101 gegen 46 Stimmen genehmigt. So endigte sich die vielbesprochene Vermittelungsangelegenheit auf eine Art, welche der amerikanischen Unabhängigkeit das Siegel aufdrückt.


London, den 7ten Oktober. [3]

Lord Wellington ist von den Kortes als Generalissimus der Armeen in Spanien anerkannt worden. Die Kortes haben bey dieser Gelegenheit eine Nachgiebigkeit gezeigt, die wir nicht erwartet hätten. Sich dem englischen Einfluß zu unterwerfen, schien eine Sache, die von ihnen schwer zu erhalten war. Es wird also ein neues Kriegssystem befolgt werden, und wir haben Ursache, zu befürchten, daß, da die Vertheidigung der Spanier und ihre Kooperation untergeordnet wird, sie viel von ihrer Energie und von jenem Geiste des Widerstandes und der Hartnäckigkeit verlieren, der sie zu so vielen Anstrengungen bewogen hat.


Quellen.[]

  1. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 236. Dienstag, den 1/13. Oktober 1812.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 255. Mittewoch, den 23. Oktober/4. November 1812.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 257. Freytag, den 25. Oktober/6. November 1812.
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