Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Vaubois-Belgrand, (Klaudius) -- Artillerie-Soldat im J. 1768; ist alle Grade durchgegangen; Brigade-General den . . . . .

Vortreflicher Offizier, voll Verstand und Kenntnisse u. für ein höheres Avancement fähig.


Jetziges Schicksal.

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Vaubois, Divisionsgeneral der italien. Armee in den Jahren 96 und 97, nachher Kommandant auf der Insel Malta, ist Mitglied des Erhaltungssenats.


Vaubois.[]

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Vaubois, französischer Senator und Graf, geboren zu Schloß-Vilain, im Departement der Obermarne, war lange vor der Revolution schon in militärische Dienste getreten und war, als diese ausbrach, Artilleriehauptmann. Er wurde 1793 bey der Alpenarmee angestellt und that sich sodann bey der Belagerung von Lyon hervor. Nachmals, hauptsächlich in dem Feldzuge von 1796, zeichnete er sich in Italien aus. Den 30. Juny besetzte er Livorno; den 4. September trug er zu dem glücklichen Ausgange des Gefechts an der Etsch bey, und den folgenden Tag erhielt er neue Vortheile am Axisio. Gegen Ende des Oktobers schlug er eine österreichische Division, welche Tyrol deckte, und den 1. und 2. November trug er nochmals an der Lavis und in dem Dorfe St. Michel, gegen die Etsch zu, Vortheile über den Feind davon. Nachdem er sich hierauf mit dem General Bonaparte eingeschifft hatte, vertraute ihm dieser das Kommando von Malta an, als er sich dessen im Juny 1798 bemächtiget hatte, und Vaubois behielt es bis zum September 1800, wo ihn Mangel an Lebensmitteln und Munition nöthigte, den Platz an die vereinigte Engländer, Russen und Neapolitaner zu übergeben. Bonaparte hatte ihn eben damals zum Mitglied des Erhaltungssenats ernannt. Die näheren Nachrichten von der Belagerung Maltas, welche damals erschienen, machten der Beharrlichkeit der Truppen und ihres Generals die größte Ehre. 1804 wurde er in den Erhaltungssenat aufgenommen, und erhielt sodann die Senatorerie von Poitiers und den Titel eines Großoffiziers der Ehrenlegion.


Claude-Henry Belgrand.[]

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Comte de Vaubois,

General-Lieutenant, geboren zu Clairvaux den 1. October 1748.

Geburt und Neigung bestimmten den Grafen Belgrand de Vaubois, im 20. Jahre Kriegsdienste in der Artillerie zu nehmen; dennoch war er 1789 erst Kapitän. Die Revolution beförderte ihn schnell von Stufe zu Stufe. Im Jahr 1793 als Brigade-General zur Alpen-Armee gesandt, zeichnete er sich bei mehreren Gefechten aus und erhielt 1796 den Graf als Divisions-General bei Buonaparte's Armee, der ihm oft die schwierigsten Unternehmungen anvertraute. Die Ufer der Brenta und des Mincio sahen im Octbr. und Novbr. d. J. manche schöne Waffenthat von ihm. Nachdem er hierauf 1797 einen Aufstand in Corsika glücklich gestillt, erhielt er von dem Directorium die Weisung, dem Zuge nach Aegypten beizuwohnen. Am 19. Mai verließ die französische Flotte Frankreich und langte am 9. Juni im Angesicht von Malta an. Belgrand befehligte am 10. eine Division, die unter den Kanonen der Hauptstadt dieser Insel landete, worauf alsbald die Uebergabe derselben an die Franzosen erfolgte.

Buonaparte ließ der General Belgrand als Gouverneur mit 4000 Mann in Malta zurück und übertrug ihm die Administration im Civil- und Militärsache sowohl, als den Vertheidigungszustand der Insel. Kurze Zeit nach der Schlacht bei Abukir vereinte sich die englische Flotte unter Nelson mit einem portugiesischen Geschwader, welches bis dahin Malta blokirt hatte. Eine neapolitanische Convoi brachte zu gleicher Zeit den Maltesern Waffen, Kriegsbedarf und Lebensmittel, und die Lage Belgrands, dessen Besatzung durch Krankheiten und Meuchelmord schon sehr verringert worden war, verschlimmerte sich mit jedem Augenblicke und ward nicht verbessert, als die Admiräle Villeneuve und Decrès ihm einige Verstärkung zuführten. Kaum reichten seine Truppen zu, alle Forts zu besetzen und der Mangel an Lebensmitteln und Schießbedarf ward mit jedem Tage fühlbarer, da die Engländer gleich anfangs die Verbindung dieser Insel mit dem festen Lande abgeschnitten hatten. Die aufrührerischen Bewohner organisirten sich unter der Leitung von englischen und portugiesischen Offizieren und bald waren sie so stark, daß sie den Franzosen die Spitze bieten konnten. Nur mit Mühe war noch außerdem die 45,000 Seelen starke Bevölkerung der Hauptstadt, die mit den Rebellen außerhalb in Verbindung standen, in Zaum zu halten und Belgrand mußte sich daher in Citta Vecchia einschließen, wo er alsbald alle nöthige Maßregeln zu einem muthigen und langen Widerstande traf. Zu diesem Ende ließ er die Festungswerke ausbessern, die Bettler und alle unnützen Leute aus der Stadt vertreiben, alles Blei abliefern und in Kugeln gießen. Außerdem sandte er leichte Fahrzeuge nach Frankreich, Italien und Corsika und an die Küste der Berberei, theils um Nachrichten einzuziehen, theils aber auch, um Lebensmittel und Munition zu erhalten. Gleich zu Anfange der Blokade hatte er den englischen und portugiesischen Admiralen, auf ihren Antrag, sich zu ergeben, mit folgenden Worten geantwortet: "Ihr vergeßt, daß Franzosen in dem Platze sind" und dem gemäß handelte er auch. In der Nacht des 19. Juni 1799 versuchten die Insurgenten außerhalb, auf die Verschwornen in der Stadt rechnend, Civita Vecchia zu überfallen. Belgrand bekam hiervon durch einen Griechen Nachricht und schleuderte deshalb, als die Insurgenten haufenweise sich den Mauern näherten, Tod und Verderben in ihre Glieder. Der dabei erlittene Verlust verleidete ihnen einen neuen Versuch und stärkte das stärkte das Vertraun der Besatzung in einem solchen Grade, daß sie alle Beschwerden der Belagerung willig ertrugen.

In dem Winter von 1798 auf 1799 raffte der Scorbut viele Menschen hinweg. Da man diese Krankheit dem Genusse der Salzspeisen zuschrieb, vermochte Belgrand seine Truppen Küchengewächse zu bauen. Das Klima war günstig und die Soldaten, unerachtet der Schwierigkeit, hinlängliches Wasser zum Begießen zu erhalten, erfanden neue hydraulische Maschinen und verschafften sich dadurch reichliche Ernten. Auch zogen sie eine große Menge Kaninchen und Geflügel auf, wodurch sowohl die Garnison, als die Einwohner, neue Nahrungsmittel erhielten. Mitten unter diesen Veranstaltungen für das physische Wohl seiner Truppen vergaß jedoch Belgrand auch ihren moralischen Zustand nicht und bemühte sich, die Langeweile zu verscheuchen, die in einem so lang blokirten Orte, wo die Angriffe jedoch nur selten auf einander folgten, oft Meutereien erzeugen konnte. Zu diesem Zwecke errichtete er eine Schauspielgesellschaft und übertrug die Leitung dem durch seine lieblichen Compositionen so berühmt gewordenen Nicolo Isouard; auch legte er Schulen für Schreiben, Rechnen, Zeichnen, Tanzen und Fechten an. Die Belagerer, die bei allen unternommenen Angriffen jedesmal zurückgeschlagen worden waren, erneuerten indeß von Zeit zu Zeit die Aufforderung zum Uebergabe. Nelson sandte den 1. Nov. eine neue ab, worauf Belgrand mit diesen Worten antwortete: "Eifersüchtig darauf, die Achtung Ihrer Nation zu verdienen, wie Sie die der unsrigen zu erhalten wünschen, sind wir fest entschlossen, Malta bis auf den letzten Mann zu vertheidigen."

Im Januar 1800 war es einem Aviso-Schiffe gelungen, die Wachsamkeit der Kreuzer zu täuschen, und er überbrachte die Nachricht von der Einsetzung der Consular-Regierung in Frankreich. Die Besatzung von Malta, die sich von dieser Veränderung Unterstützung versprach, faßte den Vorsatz, den Anstrengungen der Feinde den größten Widerstand entgegenzusetzen und bald zeigte sich hierzu Gelegenheit. Die Belagerer nämlich, entrüstet über die verweigerte Uebergabe, versuchten (16. Febr. 1800) einen neuen Sturm. Die Insurgenten, von englischen und neapolitanischen Truppen unterstützt, unternahmen einen Angriff von der Seite des Meeres her, rückten auf Nachen bis an den Fuß der Wälle vor, um von der Seite von Bourmala durch Leitern die Mauern zu ersteigen. Die feindliche Flotte unterstützte diesen Angriff und versuchte die Aufmerksamkeit der Franzosen auf mehrere Punkte hinzulenken. Belgrand ließ sich indessen nicht täuschen, und schlug den versuchten Sturm glücklich ab. Zwei Tage darauf langte eine französische Eskadre mit mehreren Transportfahrzeugen von Toulon aus, unter dem Contreadmiral Perrée mit 3000 Mann Landungstruppen und einer bedeutenden Menge Lebensmittel und Munition im Angesicht der Insel an, die bis dahin den feindlichen Fahrzeugen entschlüpft war. Nelson, von ihrer Ankunft lange schon unterrichtet, griff sie mit überlegenen Streitkräften an. In dem Gefechte wurde der Contreadmiral tödtlich verwundet, sein Schiff genommen und die ganze Eskadre zerstreut. Dies traurige Ereigniß, daß sich unter den Augen der Besatzung zutrug, veranlaßte den General Belgrand, den Contreadmiral Decrès nach Frankreich zu schicken und den ersten Consul zu benachrichtigen, daß die Stadt Malta nur bis zum Juni sich noch halten könnte. Decrès ward aber von den Kreuzern aufgefangen, und Nelson, der unverzüglich die Besatzung davon in Kenntniß setzte, forderte sie dabei zum letztenmale auf, erhielt aber fast dieselbe Antwort, wie früher. Mangel an Schießbedarf, Lebensmitteln und Medicamenten legte indeß der Besatzung die größten Entbehrungen auf. Ein Huhn ward für 60 Fr., ein Kaninchen für 12 Fr., ein Ey für 1 Fr., eine Ratte für 2 Fr. und das Pfund Fische für 6 Fr. verkauft. Ansteckende Krankheiten vermehrten sich, so daß täglich 120 bis 130 Menschen starben. Nelson forderte hierauf die Besatzung abermals zur Uebergabe auf und drohte, wenn die Besatzung sich nicht vor Ankunft der russischen Flotte, die schon zu Messina wäre, ergäbe, alle ehrenvolle Bedingungen in Zukunft zu verweigern. Dennoch antwortete Belgrand diesmal eben so, wie früher, indeß nahm er doch den Antrag der portugiesischen und neapolitanischen Befehlshaber zu einer Zusammenkunft an. Kaum aber war der Marquis de Nizza, der portugiesische Admiral, im Fort Manuel angelangt, als die ganze Besatzung ihn mit dem Ausrufe: "Malta oder den Tod, greift uns nur an!" empfing und ihn sich zu entfernen nöthigte.

Das Elend der Franzosen vergrößerte sich indeß von Tag zu Tag; denn ihr Befehlshaber verringerte die schon auf's Drittel herabgesetzten Portionen der Soldaten noch um ein Großes, weil es ihm an aller Zufuhr fehlte. Von 9000 Einwohnern, die nach den frühern Vertreibungen noch in der Stadt zurückgeblieben waren, wurden nun abermals 2700 verwiesen. Der englische General Graham jagte sie aber durch Kanonenschüsse in den Wallgraben zurück, wo sie umgekommen seyn würden, wenn nicht Belgrand ihnen die Thore der Stadt geöffnet hätte. Die Soldaten theilten mit diesen unglücklichen Opfern des Kriegs ihre wenigen Lebensmittel. Am 1. Sept. waren jedoch alle Vorräthe erschöpft; alles Schlachtvieh, ja selbst Kaninchen, Hühner, Hunde, Katzen und Ratten waren aufgezehrt; und sogar an Holz gebrach es, so daß am 2. Sept. die Stadt Malta den traurigsten Anblick gewährte; denn man sah von allen Seiten nur Todte oder Sterbende. Bei dieser traurigen Lage versammelte Belgrand am 3. einen Kriegsrath, dem zufolge am folgenden Tage ein Parlementär an den englischen General Pigot abgesandt wurde, worauf am 5. die Uebergabe der Insel Malta an die Engländer erfolgte. Während die Garnison sich durch ihren beharrlichen Widerstand unsterblichen Ruhm erwarb, that am 18. Juli 1806 der erste Consul dem Erhaltungssenate den Antrag, dem braven Vertheidiger der Stadt Malta einen Beweis der Dankbarkeit des französischen Volkes dadurch zu geben, daß man ihm eine Stelle im Senat anweise. Hierzu fügte Buonaparte noch das Großoffizierkreuz der Ehrenlegion. Im Jahr 1814 unterwarf sich Belgrand Ludwig XVIII., ward von demselben (4. Juni) zum Pair von Frankreich und (8. Juli) zum Ludwigsritter ernannt. Während der 100 Tage nahm er keinen Theil an den Sitzungen der Kammer der Pairs. Seit dem 1. Sept. 1817 ward er als Divisions-General, nach 40jährigem Dienst, in den Ruhestand versetzt.


Quellen.[]

  1. Vollständige Rangliste aller Generale und General-Adjutanten in den Armeen der französischen Republik. 1796.
  2. Das jetzige Schicksal der vielen französischen und gallobatavischen Generäle die sich bei so manchen Gelegenheiten ausgezeichnet, und den Krieg überlebt haben. 1802.
  3. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  4. Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.
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