Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Tod des Kronprinzen Karl August von Schweden.[]

Der acht und zwanzigste May 1810.

Am 7ten Jänner hatte Karl August aus dem Hause Schleswig-Holstein den schwedischen Boden betreten, auf dem er dereinst regieren sollte; am 24ten empfieng er die feyerliche Huldigung der Stände und von Karl XIII. die Rechte eines adoptirten Sohnes. Die Armee liebte ihn, der Bürger- und Bauernstand glaubte sich zu hohen Erwartungen berechtigt; aber im Buch des Schicksals war es anders verzeichnet. Der Kronprinz reiste nach Schonen, wohin er mit seinem Bruder, dem Herzog von Augustenburg, eine Zusammenkunft verabredet hatte, vollkommen gesund, kam am heutigen Tag auf der Quiddinger Haide an, wo das Mörnerische Husarenregiment vor ihm manövriren sollte. Er stieg zu Pferd, ritt vor die Fronte und stürzte plötzlich herab. Man brachte ihn in die Wohnung des Pfarrers zu Quiddinge, wo er bald darauf seinen Geist aufgab. Die Ursache dieses schnellen Todes ist ein noch unaufgeklärtes Räthsel. Mehreren Berichten zufolge hat Gift die Tage dieses jungen Fürsten abgekürzt. Weder eine Prämie von zwanzigtausend Reichsthalern, die der König für die nähere Entdeckung dieses tragischen Falls verhies, noch die Verbannung des Leibarztes Rossi, noch die öffentliche Erklärung der Regierung, daß der schnelle Tod des Kronprinzen keiner andern, als einer natürlichen Ursache, zugeschrieben werden könne, konnte die Gemüther beruhigen, und noch jetzt ruht Dunkel über dieser Begebenheit.


Leichenbegängniß des Kronprinzen von Schweden.[]

Der zwanzigste Junius 1810.

Vom Tod des Kronprinzen Karl August von Schweden wurde unter dem 28ten May erzählt. Heute feyern wir seinen Begräbnißtag. Der feyerliche Einzug der Leiche in die fürstliche Gruft zu Stockholm fachte die Wuth des Volks, das einen begangenen Meuchelmord ahnete, an und besonders war der Verdacht auf den 60jährigen Marschall, Grafen Achsel von Fersen, gefallen. Unglücklicherweise mußte er Amts halber den Leichenzug anführen und als das Volk ihn sah, regnete es Flüche und Steinwürfe auf denselben. Vergebens flüchtete er sich in ein Haus, vergebens versprach man ihn gefangen auf das Rathhaus zu bringen, man verfolgte ihn in seine Freystätte, zerrieß seine Ordensinsignien, Mantel und Degen in tausend Stücke, ihn selbst aber brachte man unter Steinwürfen, Faustschlägen und andern Mißhandlungen aufs Rathhaus. Auch da entrieß man ihn den Händen der Gerechtigkeit, stürzte ihn die Treppe hinunter und ermordete so einen der angesehensten königlichen Beamten, dessen Andenken nachher vom leisesten Verdacht frey gesprochen wurde. Die Volkswuth dauerte den ganzen Tag fort und erst spät wurde die Ruhe und Sicherheit der Stadt wieder hergestellt.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Dänemark. [1]

Kopenhagen vom 21. May. Der Prinz Christian August, Oberbefehlshaber der Truppen im südlichen Norwegen, theilt, wie man aus einem Schreiben des Staatsraths Falsen ersieht, unverdrossen die Beschwerden der Witterung und des nordischen Klima's mit seinen braven Truppen.


Quellen.[]

  1. Wiener-Zeitung. Nro 47. Sonnabend, den 11. Juny 1808.

Literatur.[]

  • Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
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