Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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C. G. von Lamoignon von Malesherbes.[]

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PortretLamoignonMalesherbes

G. F. Lamoignon Malesherbes.

Malesherbes (C. G. von Lamoignon von) geboren zu Paris den 16. Dezember 1721 von Wilhelm von Lamoignon, Kanzler von Frankreich. Er bekleidete anfangs die Stelle eines Substituten des Generalprokurators, sodann die eines Parlamentsraths, und zuletzt war er seit 1750 erster Präsident der Steuerkammer. Während der 25 Jahre, wo er diesem Posten vorstand, widersetzte er sich mit Nachdruck der Einführung der ungeheuern Auflagen, der Geldgierde der Finanziers, der Errichtung der Tribunale, mit Ausnahme derer in Betreff des Schleichhandels, und endlich der Erhebung einer allgemeinen Beysteuer (subvention gen.) Eben so muthig widersetzte er sich den königlichen Geheimbriefen (lettres de cachet). Als der Steuerhof 1771 aufgehoben wurde, zog sich Malesherbes auf sein Gut zurück, wo ihn seine Unterthanen als ihren Vater verehrten. 1775 ernannte ihn Ludwig XVI. bey seiner Thronbesteigung zum Staatsminister für die Angelegenheit des Innern. 1776 bestimmte ihn die Entlassung seines Freundes Türgot aus dem Ministerium ebenfalls seinen Abschied zu nehmen. Er reiste nunmehr unter dem Namen Wilhelm durch Frankreich, die Schweiz und Holland, und besuchte die Manufakturen, Bibliotheken und die verschiedenen Gegenstände der Kunst. Vermöge seiner Verbindungen mit der philosophischen Parthey theilte er mit einem grossen Theile von Frankreich die Hoffnungen, welche die Revolution fassen ließ; seine Täuschung wurde aber bald gehoben. Als der Konvent Ludwigs XVI. Prozeß anordnete, schrieb Malesherbes an den Präsidenten und erbot sich zum Beystand des Angeklagten. "Ich bin, setzte er hinzu, zweymal in seinen Rath berufen worden, zu einer Zeit, wo die ganze Welt mit Ehrgeitz nach diesem Platz strebte; jetzt bin ich ihm denselben Dienst schuldig, wo ihn wohl viele gefährlich finden mögen."

Malesherbes im Gefängnis und der Greis.
Malesherbes im Gefängnis und der Greis.

Es war den 14. Dezember 1792, daß er das erstemal in den Tempel eingelassen wurde. Ludwig XVI. lief ihm entgegen und schloß ihn seine Arme. Malesherbes ließ sich aus allen Kräften seine Vertheidigung angelegen seyn; allein sie war fruchtlos, und er hatte sodann den Muth, dem Könige sein Todesurtheil selbst anzukündigen. "Ich habe mich dessen stets versehen, gab ihm Ludwig gelassen zur Antwort; im Namen Gottes, mein lieber Malesherbes, weinen Sie nicht, wir werden uns in einer glücklicher Welt wiedersehen." Es dauerte auch in der That nicht lange, so folgte er ihm. Seine Tochter, Gemahlinn des Präsidenten von Rosambo, wurde aus seinen Armen gerissen und in das Gefängniß gebracht; der Vater verlangte als eine Gnade, ihr Schicksal zu theilen; man versprach es ihm, und den folgenden Tag wurde er ins Gefängniß geführt. Er wurde sammt seiner Tochter und seiner Enkelinn vor das Revolutionsgericht geführt, und alle drey wurden zum Tode verurtheilt. Er zeigte in dem letzten Augenblicke alle Heiterkeit des Muthes und der Tugend. -- Die französische Regierung hat seine Büste im National-Museum aufzustellen verordnet.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
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