Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Maderaspatan.[]

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Maderaspatan, Madras, Stadt in Carnate, auf der Ostindischen Küste von Coromandel, gehört den Engländern seit 1641 und ist eine sehr wichtige Handelsstadt, mit einer der Englischen Präsidentschaften oder Regierungen in Ostindien. Eigentlich besteht sie aus 3 Theilen: der erste ist das wichtige Fort St. George, darinn der Gouverneur residirt; der andere wird von Armeniern, Juden, Mohren und den reichsten Indianischen Kaufleuten bewohnt, und heißt die schwarze Stadt: in dem dritten und größten Theil wohnen die gemeinen Indier. Unter diesen sind 15,000 welche Zize und Leinwand mahlen; und 30,000 beschäftigen sich mit Glasarbeit, zum Schmuck für die Indianischen Frauenspersonen. Die ganze Zahl der Einwohner schäzt man gegen 300,000. Der Hauptfehler dieser großen Handelsstadt, so wie aller Städte an der östlichen Küste der Ostindischen Halbinsel ist, daß sie keinen, wenigstens keinen sichern und für große Schiffe bequemen Hafen haben. Ausser seinen Manufakturen hat Madras zugleich einen äusserst wichtigen Handel mit allem, was die Küste Coromandel hervorbringt, und sich hier in großen Magazinen vereinigt. Es hat auch allda die evangelisch-lutherische Mission eine Malabarische Schule angelegt, welche nach Wöperi, nahe dabey, 1752 verlegt, und ihr auch eine Kirche eingeräumt worden. Im Jahre 1748 eroberten die Franzosen Madras; und da der Gouverneur dü Pleix die Capitulation vernichtete, welche der Eroberer de la Bourdonnaye den Engländern bewilliget hatte, so wurde die schwarze Stadt völlig zerstört. Im vorletzten Kriege belagerten sie es zu Anfange des Jahrs 1759 vergeblich. Im J. 1782 kamen durch Hungersnoth 14,000 Menschen in Madras und dem dazu gehörigen Distrikt ums Leben. Die Präsidentschaft Madras begreift das um die Stadt liegende Gebiet Dshagir (Jaghier) genannt, dann die nördlichen Circars, ausserdem noch einige zerstreute Festungen längst der Küste, als Cuddalor, Negapatam, das einst den Holländern gehörte, und seit 1792 und 1799 beträchtliche Stücke Landes, die dem Tippo Saib abgenommen wurden. Ohne diese zu rechnen betragen die jährlichen Einkünfte 1,070,000 Pf. Sterling und nach Abzug des nöthigen Aufwands nur 85,000 Pf. Sterl. Ihr gehorchte unter dem Namen eines Bundesgenossen der Nabob von Carnatik oder Arcot, aber auch dieses Land haben die Engländer nach dem Tod des Nabobs in unmittelbaren Besitz genommen, so daß die Besitzungen dieser Präsidentschaft sich längst der ganzen Ostküste der Indischen Halbinsel erstrecken.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
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