Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Eger.[]

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Eger, befestigte und wohlbewohnte königliche Stadt und Hauptstadt in dem Egerischen Bezirk, in Böhmen, an den Fränkischen Gränzen, nebst einem berühmten Sauerbrunnen der Franzensbrunnen genannt, eine Stunde in einem Thal, theils auf einem Felsen, hat ein festes Schloß, darauf ein Königlicher Burggraf wohnt, 4 Thore, 3 Vorstädte, im Jahr 1801. 764 Häuser, 7,544 Einwohner, und ein Gymnasium. In dem dasigen Nonnenkloster zu St. Clara wird ein berühmter Theriak gemacht, auch ist da eine Commenthurey des ritterlichen Kreuzordens mit dem rothen Stern. Im Jahr 1742 hat sie der Graf von Sachsen durch Ableitung des Wassers eingenommen, 1743 aber mußten sich die Franzosen nach vieler Hungersnoth wieder ergeben. Der Ort erhielt 1774 drey privilegirte Jahrmärkte. Bey Gelegenheit des 1778 ausgebrochenen Baierischen Erbfolgekriegs wurde die Befestigung dieser Stadt sehr verbessert. Die Nahrung der Einwohner bestehet vornemlich in Bierbrauen, Leder- Hut- Tuch- und Zeugfabriken. Der Stadt gehören 26 Güter.


Von Reisende.[]

Friedrich Schulz.[]

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[1793]

Dieses schöne Thal dauert bis Eger fort. Man erblickt diese Stadt erst, wenn man nur noch eine Stunde davon entfernt ist. Sie liegt am Abhang einer Anhöhe, thut keine sonderliche Wirkung von außen, und hat eine altmodische, räuchrige, menschenleere Ansicht von innen. Die Häuser strecken die Giebel nach der Straße heraus, haben ungeheure Dachrinnen dazwischen und sind meist zwey bis drey Stock hoch. Als Festung gehört diese Stadt zu den unbedeutenden, und eine mäßige Artillerie müßte sie leicht bezwingen, wenn sie auf den nächsten Anhöhen aufgepflanzt würde.

Bade- und Brunnen-Gäste zu empfangen, ist die Stadt nicht eingerichtet, allenfalls nur für wenige. Eben der berühmte Sauerbrunnen selbst, der drey Viertelstunden davon entfernt liegt. Wenn man die böhmische Sorglosigkeit nicht kennte, so müßte man sich wundern, wie dieser heilsame Quell eine Anstalt zur Seite haben kann, die in der That alles übertrifft, was man sich an Schmutzigkeit, elender Bedienung, unsaubern Betten xc. nur denken kann. Das Brunnenhaus ist klein und enge, und steht einzeln, ohne von einem Baume beschattet zu seyn, im freyen Felde. Seit langen Jahren hat man es so stehen lassen, und jetzt erst fängt man langsam an, den Brunnen selbst mit einem Pavillon zu überbauen, und ein paar schmale Wege mit Sand zu bestreuen und mit Bäumen zu einem Spatziergange zu bepflanzen. Auch hat man, oberhalb dem Kurhause, den Grund zu Wohnhäusern gelegt, und den Raum zu Alleen und zu einem kleinen Lustgehölze abgesteckt; und so fangen denn die Egerer endlich an, das Geschenk zu erkennen, das ihnen die Natur mit dieser Quelle gemacht hat. Sie gehört nemlich der Bürgerschaft von Eger. Uebrigens ist die Gegend umher sehr reizend; es ist ein weites, fruchtbares Thal, in der Nähe und Ferne mit anmuthigen Hügeln umgeben, auf deren Gipfeln ansehnliche Klöster und Schlösser sich zeigen.

Von Eger auf Thiersheim (2 M.) führt der Weg durch eine angenehme Landschaft, in welcher zur Rechten die Eger auf ihrem Laufe sehr reizende Ansichten bildet, die jetzt, in der Zeit der Heuärnte und bey der Fülle der Kornfelder, doppelt reizend waren, und über die Hälfte der Post anhielten.


Der König Friedrich Wilhelm III. im Alexander-Bade.[]

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Im Julius dieses Jahres war der König in Eger *). Obgleich der Monarch anfangs die Einladung nach Eger abgelehnt hatte, so ist er dich nachher zweimal incognito da gewesen, und hat durch seine liberale Handlungsweise, welche, im Bewusstsein wahrer Würde, allen äussern Glanz verschmäht, auch dort sich allgemeine Liebe erworben.

Zu dem Ball im Alexander-Bade waren die Officiers der Besatzung in Eger eingeladen, und man bot alles auf, ihnen diesen Tag gleich angenehm und merkwürdig zu machen. Die liebenswürdige Monarchin forforderte einen nach dem andern zum Tanz auf; der König unterhielt sich mit ihnen äusserst gütig, und sie schieden, beim Anbruche des Tages, mit unverkennbarer Rührung über die gefundene Aufnahme. Einige Tage später war der Monarch zum zweitenmale in Eger; die Besatzung manövrirte vor ihm, und er schenkte dem dort liegenden Bataillon 200 Friedrichsd'or, dem General v. Blank und dem Obersten goldene Dosen.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Reise eines Liefländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau, Dresden, Karlsbad, Bayreuth, Nürnberg, Regensburg, München, Salzburg, Linz, Wien und Klagenfurt, nach Botzen in Tyrol. Berlin, 1795. bei Friedrich Vieweg dem ältern.
  3. Mars. Eine allgemeine militärische Zeitung. Berlin, 1805. In der Himburgischen Buchhandlung.
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