Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Jetziges Schicksal.

[1]
Leclerc, Divisionsgeneral beim Centrum der Rheinarmee, (Bonaparte's Schwager), verließ diese Armee mit St. Cyr, zog mit dem Monceyschen Korps nach Italien, wurde dann als Divisionsgeneral und nachher als Oberbefehlshaber der Armee von Portugal, mit dem Titel als Generallieutenant angestellt. Jetzt ist er als Obergeneral der westindischen Armee, die in St. Domingue landen soll, von Brest abgesegelt, und zum Generalkapitain von St. Domingue ernannt.


Karl Emmanuel Leclerc-d'Ostin.[]

[2]

Neopolem

Leclerc-d'Ostin (Karl Emmanuel), französischer General, geboren zu Pontoise, widmete sich schon in früher Jugend dem militärischen Stande und machte schnelle Fortschritte. So unerschrocken er in der Ausführung war, so überlegt benahm er sich in den Berathschlagungen. Da er 1793 als Generaladjutant bey der Belagerungsarmee von Toulon angestellt war, half er diese Stadt den Engländern wieder entreißen. Als General bey der Nord- und Rheinarmee vermehrte er seinen Ruf der Tapferkeit und Einsicht. Der Feldzug von 1796 in Italien ließ ihn neue Lorbeere sammeln. Auch an der Expedition von Egypten nahm er Theil, kam 1799 nach Frankreich zurück und unterstützte mächtig die Revolution vom 18. Brumaire. Hierauf wurde ihm die Anführung der Armee, welche Portugal bekriegen sollte, übertragen. Nach hergestelltem allgemeinem Frieden, vertraute man dem General Leclerc die Sorge an, der Regierung die schönste französische Kolonie, St. Domingo, wieder zu gewinnen, welche seit lange einen Schauplatz der Gräuel der Anarchie und der Grausamkeit der Neger abgab. Nach Gefechten und schwierigen Unterhandlungen gelang es ihm, einen Theil derselben zu entwaffnen, Toussaint-Louvertüre als Gefangenen nach Frankreich zu schiffen und sich den größten Theil der anderen Anführer zu unterwerfen, als der Bruch mit England der französischen Regierung nicht weiter erlaubte, seine durch eine grausame Epidemie geschwächte Armee zu verstärken. Die Schwarzen benutzten diesen Umstand, um sich von neuem zu empören, und bewaffneten sich auf das Signal ihrer Generale Dessalines, Christoph und anderer, die den angenommenen Schein der Unterwerfung bey der ersten günstigen Gelegenheit abwarfen und die französische Armee verließen. Leclerc, bald in seinen Hauptposten bestürmt und von Truppen entblößt, war genöthigt, sein Hauptquartier auf die Schildkröteninsel zu verlegen; und kurz darauf, den 3. November 1802 unterlag er der Epidemie, die eine so große Anzahl seiner Soldaten hinweggerafft hatte. Seine Gemahlinn, Schwester Bonapartes, hatte ihren Gatten während der ganzen Expedition nicht verlassen wollen und kehrte mit seinem Leichname nach Frankreich zurück. Später heirathete sie den Prinzen Borghese.


Victoire-Emmanuel Leclerc.[]

[3]
General,

geb. zu Pontoise den 17. März 1772, starb den 3. Nov. 1802.

Von einer angesehenen, wohlhabenden Kaufmannsfamilie abstammend, wurde der junge Leclerc auf die Pariser Universität geschickt; die Revolution bestimmte ihn aber kurz darauf das Waffenhandwerk zu ergreifen. Leclerc war einer der ersten Freiwilligen und wurde bald von seinen Kameraden zum Lieutenant in einer Compagnie des 2. Bataillons ernannt. Muth und Thätigkeit verschafften ihm früh Auszeichnung. Bei der Belagerung von Toulon wurde er Capitän und Chef des Stabes beim linken Flügel. Die Einnahme des Forts Faron, welche die Uebergabe von Toulon zur Folge hatte, erwarb ihm die Ernennung zum Generaladjutanten und zugleich die Freundschaft des Generals Buonaparte, der damals das Belagerungsgeschütz befehligte. Von hier begab er sich zur Armee in der Ardennen, wo er zum Siege von Fleurus beitrug und dann zur Alpenarmee, wo er den Posten auf dem Mont Cenis in dem strengen Winter von 1794 - 95 behauptete, ungeachtet es seinen Soldaten an Schuhen, Kleidungsstücken und Lebensmitteln fehlte, welchen Bedürfnissen er jedoch mit großer Sorgsamkeit abzuhelfen wußte. Von hier wurde er zum Oberbefehlshaber von Marseille berufen, wo damals die fürchterlichste Verwirrung herrschte, so daß jede Handhabung der Polizei fast unmöglich war. Durch seinen festen und rechtlichen Charakter, so wie durch seine strenge Ordnungsliebe gelang es ihm bald, die Ruhe wieder herzustellen. Hier lernte er auch Madame Buonaparte und ihre Familie kennen und vermählte sich später (1797) zu Mailand mit der jüngsten Tochter derselben, Pauline. Buonaparte, der eben zum Oberbefehl der italienischen Armee berufen worden, ernannte ihn zu seinem Generaladjutanten, so wie zum zweiten Chef des Stabes und übertrug ihm als solchen die politische Correspondenz, indeß Berthier als erster Chef die militärische führte. Nach dem Frieden von Leoben wurde Leclerc Brigadegeneral und Chef des Stabes unter Berthier, der den Oberbefehl der italienischen Armee erhalten hatte. Hierauf zur Westarmee geschickt, gelang es ihm, jene Departements zu beruhigen und das Directorium übertrug ihm darauf den Oberbefehl in Lyon mit weit ausgedehnter Vollmacht, um die Trümmer der aus Italien zurückgekehrten aufgelösten Truppen wieder zur Ordnung und Mannszucht zurückzuführen. Kaum war er von dieser Sendung nach Paris zurückgekehrt, als Buonaparte aus Aegypten ankam, worauf Leclerc wesentlich zum Erfolg des 18. Brumaire beitrug, noch in demselben Jahre zum Divisionsgeneral ernannt und bei der Rheinarmee unter Moreau angestellt wurde. Er zeichnete sich vorzüglich bei Landshut aus und erhielt nach Beendigung des Kriegs den Oberbefehl über das Observationscorps an der Gironde. Spanien hatte sich indeß mit Frankreich gegen Portugal eng verbunden, und während dasselbe jenes Königreich im Süden angriff, erwartete Leclerc mit seinem bei Salamanca versammelten Corps in den Norden einzudringen. Der Friede mit England verhinderte indeß diesen Kriegszug und Leclerc wurde nun zum Befehlshaber des nach San Domingo bestimmten ernannt. Da dies Unternehmen einen Mann von vorzüglichen Verdiensten erforderte, und der Erfolg desselben so äußerst wichtig für den französischen Handel war, so hatten sich die Angesehensten um diese Stelle beworben und Bernadotte namentlich konnte es nie dem ersten Consul verzeihen, daß er ihm den General Leclerc vorgezogen.

Da sich gleich zu Anfange eine Art von Verfolgung gegen dieses Unternehmen, das keineswegs gehörig von dem Minister unterstützt wurde, allenthalben zeigte, sah Leclerc schon bei der Ankunft in Brest die Schwierigkeiten voraus, die sich ihm entgegenstellen würden. Im Dec. 1801 ging jedoch die Flotte unter Segel, welche der Admiral Villaret Joyeuse befehligte. Die Geschwader von Rochefort, Lorient, Toulon und Cadix sollten sich mit dem von Brest vereinigen und zu Vereinigungspunkten waren die Belle-Isle, die Canarischen Inseln und das Vorgebirge Savanah an der Ostspitze von San Domingo bestimmt. Mit Recht hat man dies getadelt, da hierdurch die allgemeine Bewaffnung auf der Küste der Insel gleich bei der Ankunft erfolgen mußte. Die Vereinigung geschah erst am Cap Savanah, ging aber leider langsam von statten. Das Geschwader aus Rochefort warf zuerst die Anker aus. Bei der ersten Nachricht, dir Toussaint von der Ankunft der französischen Flotte erhielt, begab er sich auf den bedrohten Punkt hin, und war fest entschlossen, sich nicht zu unterwerfen. Der General Leclerc und der Admiral schickten sich, im Angesicht des Cap François, zur Ausschiffung an. Christoph erklärte, die Eskadre könne nur auf Toussaint's Befehl zugelassen werden und setzte sich in Vertheidigungsstand, ungeachtet der dringenden Bitten der Behörden, nicht durch einen nutzlosen Widerstand die Verheerung der Stadt zu verursachen. Durch eine unverzeihliche Unvorsichtigkeit fehlte es dem Admiral an erfahrnen Lootsen, so das bei einer Flotte von 45 Schiffen der Hauptzweck des Unternehmens, Einnahme und Erhaltung der Hauptstadt, nicht ausgeführt werden konnte. Die Ausschiffung mußte daher an einem andern Punkte unternommen werden und unterdeß ließ Christoph die Stadt ausplündern und niederbrennen, was die unglücklichsten Folgen hatte, und auch für den Augenblick der Armee große Hülfsquellen raubte. Unterdessen war Port au Prince eingenommen und der südliche und östliche Theil ergab sich. Dessalines aber, der in Westen befehligte, sammelte seine Truppen, ermordete alle Weißen und verheerte die Niederlassung. Während Leclerc sich nun bereit hielt, Toussaint und seine Armee anzugreifen, schickte er diesen seine beiden Söhne, die er aus Frankreich mitgebracht hatte, nebst einem mit vieler Mäßigung und Würde verfaßten Briefe des ersten Consuls zu. Toussaint schien für den Augenblick erschüttert und forderte 4 Tage Bedenkzeit; doch kehrte er bald zu seinen alten Gesinnungen zurück und gab weiter keine Antwort. Nach manchen bald glücklichen, bald unglücklichen Kämpfen und Märschen wurde Christoph geschlagen, die schwarzen Oberhäupter verloren den Muth, unterwarfen sich und verließen Toussaint, der ebenfalls eine Zusammenkunft mit dem General Leclerc hatte, und sich dem Anschein nach ruhig in seine Pflanzung zurückzog. Plötzlich aber machten die Verheerungen des gelben Fiebers diesen glücklichen Erfolgen ein Ende. In weniger als 3 Monaten verlor man auf 15,000 Mann und Toussaint, der schon hierauf gerechnet hatte, fachte den Bürgerkrieg von Neuem an, seine Briefe wurden aufgefangen und er selbst nach Frankreich geschafft, wo er ein Jahr darauf starb. Der Aufstand aber brach dennoch an mehreren Punkten aus und da der Obergeneral, dessen Mannschaft sehr zusammengeschmolzen war, zugleich den Feind und das Klima zu bekämpfen hatte, so sah er sich genöthigt, sich aus dem Innern auf einige Punkte an der Küste zurückzuziehen. Eine kleine Verstärkung, die eben jetzt aus Frankreich ankam, belebte zwar den gesunkenen Muth, doch leider wurde der Obergeneral Leclerc, der bisher allen Beschwerden glücklich getrotzt hatte, ebenfalls ein Opfer der schrecklichen Seuche. Napoleon rief bei der Nachricht von seinem Tode aus: "Ich habe meinen rechten Arm verloren!"


Quellen.[]

  1. Das jetzige Schicksal der vielen französischen und gallobatavischen Generäle die sich bei so manchen Gelegenheiten ausgezeichnet, und den Krieg überlebt haben. 1802.
  2. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  3. Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Bernh. Friedr. Voigt.
Advertisement