Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Lord, Marquis von Cornwallis.[]

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Cornwallis (Lord, Marquis von), englischer Generalkommandant in Indien, hatte 1791 die glänzendsten Vortheile über Tippo-Saib und nöthigte ihn, nach mehreren gewonnenen Schlachten, einen großen Theil seiner Staaten den Engländern zu überlassen. Im Dezember 1793 verließ Cornwallis Indien und erhielt Abercrombie zum Nachfolger. Nach seiner Rückkunft nach England ward er in dem Laufe des Jahrs 1794 öfters in den Staatsrath berufen, trat den 24sten März dieses Jahrs in das Haus der Pairs, und ward mit den größten Beweisen von Achtung daselbst empfangen. Die Regierung ernannte ihn hierauf zum Vizekönig von Irrland. Im Oktober 1798 meldete er dem Herzoge von Portland, daß alle auf dieser Insel ausgeschiffte Franzosen, sich hätten ergeben müßen. Er machte den zweyten Landungsversuch der Franzosen scheitern, und mit seinem kleinen Korps den General Humbert zum Gefangenen. Zu Anfange 1800 schlug er im irrländischen Parlaments mehrmahl den Vereinigungsplan mit England vor, und entwickelte die Vortheile, die für die Irrländer daraus entspringen würden. Im Oktober 1801 ward er zum bevollmächtigten Minister bey den Friedensunterhandlungen mit Frankreich ernannt, und unterzeichnete den 23sten März den Frieden von Amiens. 1805 wurde er nach Indien zurückgeschickt, um die Stelle des Marquis Welesley zu übernehmen und starb den 5ten Oktober desselben Jahrs zu Bénares.


Karl Marquis Cornwallis.[]

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Karl Marquis Cornwallis, engl. Generalkommandant in Indien.

Geboren 1738. Gestorben 1805.

Cornwallis ist den 31. Dezember 1738 geboren. Bis zum Tode seines Vaters, des Grafen von Cornwallis, führte er den Namen eines Lord Broome, nach der altadeligen Familie, aus welcher er stammte. Schon im Jahre 1758, also von dem zwanzigsten seines Alters, war er Hauptmann im Craufurdschen leichten Infanterieregimente. Drei Jahre später begleitete er den tapfern Marquis von Granby als Adjutant nach Deutschland, um in dem siebenjährigen Kriege die Kriegskunst zu erlernen. Er zeichnete sich hier so vortheilhaft aus, daß er 1761 schon Oberst wurde.

Nach der Rückkehr in sein Vaterland bildete er sich als Repräsentant des Fleckens Eye im Unterhause zum Redner und Staatsmann. Da aber sein Vater schon 1762 starb, und er von ihm den Titel eines Grafen Cornwallis so wie die Würde eines Pairs des Reiches erbte, so mußte er in das Oberhaus eintreten. Drei Jahre später erhob ihn der König zur Würde eines Kammerherrn, und bald darauf ernannte er ihn zu seinem Adjutanten, wodurch ihm der Weg zu besserem Fortkommen in der Armee gebahnt wurde.

Im Parlament zeigte Cornwallis die Stärke seines Charakters, die Strenge seiner Grundsätze und die Rechtlichkeit seiner Gesinnungen mit beispiellosem Muthe. Die gute Sache war immer die seinige. Er erklärte sich gegen den Sklavenhandel. Er war einer der vier Lords, die unter Anführung des ehrwürdigen Grafen Camden sich gegen die Bill auflehnten, die Großbrittanien das Recht ertheilte, den amerikanischen Kolonien Gesetze zu geben, und durch welche Lord North dieselben unversöhnlich erbitterte und ihren nachmaligen Abfall veranlaßte. Eben so protestirte er dagegen, als man dem Volke gewisse Vorrechte in Ansehung der Pressfreiheit nehmen wollte.

Im Jahre 1766 erhielt Cornwallis das drei und dreißigste Infanterieregiment, welches er in der Folge immer behalten hat, weil es zu den vollständigsten der Armee gehörte. Im Jahre 1768 verheirathete er sich mit der Tochter des reichen James Jones, die ihm zwei Kinder gebar. Gleich allen gefühlvollen guten Menschen verlebte er mehrere glückliche Jahre mit ihr, doch zu früh rissen ihn Pflicht, Ehre und Vaterland von dem seligsten Genusse.

Sein Regiment ging 1775 nach Amerika. Cornwallis erhielt auf Vermittlung des Erzbischofs von Canterbury, einem Onkel seiner Frau, vom Könige den Befehl, zurückzubleiben. Aber ein Befehl der Art, der bloß entschuldigt, nicht bindet, und der Wunsch eines angesehenen Verwandten, konnten sein nur für Pflicht und Ehre schlagendes Herz nicht bewegen, ja selbst die Thränen der zärtlichsten Gattin vermochten nicht ihn von dem treuen Dienste für sein Vaterland abzubringen.

Er war kaum im November 1776 in der Provinz Neu-Jersey ans Land gestiegen, als er sich hier festsetzte und diese ganze Provinz einnahm. Hierauf begab er sich nach New-York, um den Winter über einen Besuch in England zu machen; allein sobald er hörte, daß Washington die Quartiere des kommandirenden Generals durchbrochen und bei Trentown gesiegt habe, kehrte er an seinen Posten zurück, mußte aber, in Folge jenes Unfalls, Princetown und bald darauf die ganze Provinz New-Jersey verlassen, obwohl er manchen Vortheil über die Amerikaner erlangte.

Im Juli 1777 schiffte er sich mit dem Chef ein, und landete bei Baltimore. Beim Übergange über den Fluß Brandgrine kommandirte er ein ganzes Korps, und hatte vielen Antheil an dem Siege, der hier erfochten wurde. Am 14. September desselben Jahres nahm er Philadelphia ein. Cornwallis, der wohl einsah, daß bei dem schlechten Zustande der englischen Armee und der ungeheuern Ausdehnung des Landes, das zur Ordnung zurückgeführt werden sollte, der Krieg keine glückliche Wendung nehmen könne, ging nach England, um dem Könige Vorschläge zu machen, er konnte jedoch diese nicht durchsetzen. Der König ernannte ihn bei dieser Gelegenheit zum Gouverneur des Towers, welche Stelle tausend Pfund Sterling einträgt; auch erhob er ihn zum Generallieutenant, in welcher Würde Cornwallis 1779 nach Amerika zurückging.

Inzwischen hatte Sir Heinrich Clinton daselbst den Oberbefehl erhalten, welcher die Belagerung von Charlestown an Cornwallis übertrug. Dieser nahm die Stadt ein und behauptete die Provinz Süd-Carolina mit viertausend Mann. Am 16. Oktober schlug er sich mit dem General Gates bei Camden, besiegte denselben und verfolgte auf zwanzig englische Meilen das fliehende Heer, welches gänzlich zerstreuet wurde. Sobald der Graf erfuhr, daß General Arnold zu den Engländern übergegangen sey, suchte er sich mit demselben zu vereinigen, welches am 20. Mai erfolgte. Gleich darauf setzte er über den Fluß James, um die französische Armee anzugreifen, die aber durch Eilmärsche und kluge Maßregeln entkam. Dieser mißlungene Versuch zog dem Grafen den Unwillen des Oberbefehlshabers zu, und die Mißhelligkeiten kamen zwischen ihnen so weit, daß beide an das Volk appellirten. General Washington glaubte davon Vortheil ziehen zu müssen zu einem entscheidenden Streiche, der ihm auch wirklich gelang. Die vereinigte amerikanisch-französische Armee ging gerade auf Cornwallis los. Dieser warf sich in die Stadt York, im Vertrauen auf die ihm von Clinton zugesicherte Hülfe; diese blieb jedoch aus, und es war nun bei der weit überlegenen Macht des Feindes keine andere Wahl, als sich ergeben oder listig entschlüpfen. Cornwallis versuchte kühn das letztere; er wollte in der Nacht über den Fluß setzen, allein ein sehr heftiger Sturm, wobei der reißende Strom die Fahrzeuge der Britten abwärts trieb, hinderte ihn, das andere Ufer zu erreichen; er mußte am 17. Oktober 1781 unter ehrenvollen Bedingungen mit siebentausend Mann sich ergeben.

Er kehrte nun in sein Vaterland zurück, um im Schooße seiner Freunde auszuruhen, denn seine Gattin war bald nach seiner ersten Abreise nach Amerika gestorben. Da er sah, daß der Staat ihn eben nicht bedürfte, machte er eine Reise nach Deutschland, und wohnte in Breslau und Berlin den militärischen Musterungen des großen Friedrichs bei. Als er von dieser Reise nach England zurückkehrte, wurde er durch die Gnade des Königs, durch das Zutrauen der Minister und durch die Liebe des Volkes immer mehr und mehr ausgezeichnet. Man trug ihm die Stelle eines General-Gouverneurs in Ostindien an. Nie noch hatte ein Graf und Pair des Reiches diesen Posten übernommen. Cornwallis that es aus Patriotismus, doch nur unter der Bedingung, daß er General-Gouverneur und Chef der Truppen zugleich wurde. Er erhielt sogar die Vollmacht, nach Gutbefinden Krieg zu erklären, Bündnisse zu schließen, und Frieden zu machen, und wurde durch den Orden des blauen Hosenbandes ausgezeichnet.

Im September 1786 kam er in Kalkutta an, und übernahm am 12. desselben Monats die Regierung. Sein erstes Geschäft war, den Europäern alle Härte, mit welcher sie bisher die Eingebornen bedrückt hatten, zu untersagen, denn es war gegründete Besorgniß vorhanden, daß diese, des englischen Joches müde, sich mit dem Erbfeinde der Britten, dem Tippo Saib, vereinigen würden. Alle Betrügereien wurden verhindert, und mehrere angesehene Mitglieder des Handelskollegiums in Bengalen, die sich solcher Vergehen schuldig gemacht hatten, wurden verabschiedet. Cornwallis selbst zeigte die größte Uneigennützigkeit, so daß er von den indischen Fürsten beinahe für ein Wesen höherer Art gehalten wurde. Seine vorzüglichste Sorge war, die Armee besser zu diszipliniren, die er sogleich; gegen Tippo Saib führte. Durch Eilmärsche, geschickte Stellungen und maskirte Angriffe gewann er ein bedeutendes Übergewicht über den zehnmal stärkeren und nicht ungeübten Feind; nahm den Paß von Moglu, eroberte Bagalow mit Sturm, und trieb Tippo Saib bis unter die Mauern seiner Hauptstadt zurück. Hier hatte dieser seine ganze Macht in einem wohlbefestigten Lager gesichert, und Cornwallis mußte nach einigen vergeblichen Versuchen, besonders wegen der eingetretenen Regenzeit, die Belagerung von Seringapatnam verschieben. Im Frühlinge 1792 ging er jedoch mit verstärkter Macht auf die Hauptstadt von Mysore los, griff das verschanzte Lager dreist an, nöthigte Tippo zum Rückzuge, und machte Anstalt zur Belagerung der Hauptstadt, die nur unerwartete Unfälle verhinderten. Tippo war jedoch gedemüthiget, und nahm ohne Weigerung die härtesten Friedensbedingungen an, die er mit aller Pünktlichkeit erfüllte.

Bald hierauf ging Cornwallis nach Europa zurück. Die Indier verloren ihn sehr ungern, und setzten ihm aus Dankbarkeit ein Ehrendenkmal, welches in kolossalischer Größe von Bildhauer Bacon in weißem Marmor verfertigt, in Kalkutta aufgestellt ist. Der Staat überhäufte den Grafen mit Würden; er wurde noch 1792 Marquis, Geheimerrath des Königs, und Generalfeldzeugmeister. Die ostindische Kompagnie bewilligte ihm eine Pension von fünftausend Pfund auf zwanzig Jahre.

Als im Jahr 1794 ein bedeutender Aufstand in Irland sich erhob, wurde Cornwallis zum Vizekönig in Irland ernannt, welches Amt er am 20. Juli 1795 übernahm. Nach einigen erfochtenen Siegen war der innere Sturm gedämpft, und nun wurde das Königreich in den Stand gesetzt, jede Landung den Franzosen zu vereiteln. Die Gelandeten wurden gefangen, alle Bedrückungen eingestellt, und für Ruhe und Wohlstand die zweckmäßigsten Einleitungen getroffen. Doch was Cornwallis mit aller Weisheit begründete, wurde durch den von der englischen Regierung durchgesetzten Plan der Vereinigung Irlands und Großbrittanniens zerstört. Er mußte, seinen Instrukzionen gemäß, die Union empfehlen, und verlor dadurch das Vertrauen der Irländer. Neue Unordnungen und Meutereien brachen aus, und er mußte wieder zu dem militärischen Verfahren seine Zuflucht nehmen. Da es sich endlich zeigte, daß man die Zusicherungen, die er gegeben hatte, nicht halten wollte, trat er ab, und übergab am 27. Mai 1801 seine Würde an den Grafen Hartwicke.

Der Hof zeigte, daß er mit ihm zufrieden war, indem er ihn zum Abschlusse des Friedens von Amiens bestimmte. Cornwallis trat mit jener Pracht auf, die sein wichtiger Auftrag und das Benehmen des französischen Geschäftsführers, Joseph Bonaparte, forderten.

Im Jahre 1805 wurde er wieder nach Indien zurückgesendet, um die Stelle des Marquis Wellesley zu übernehmen; er starb aber schon am 5. Okt. desselben Jahren, allgemein betrauert.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Neuer Plutarch, oder Kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer und Frauen aller Nationen von den ältesten bis auf unsere Zeiten. Nach dem Französischen des Peter Blanchard neu herausgegeben, vermehrt und fortgesetzt von Friedrich Kraft. Pesth 1815, bei C. A. Hartleben.
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