Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Hugo von Sémonville.[]

[1]
Sémonville (Hugo von) Pariser Parlamentsrath, schlug sich zur Volksparthey, trat in genaue Verbindung mit Lafayette, und wurde bey den Unruhen, die damals in Brabant herrschten, dahin abgesandt; 1792 ward er zum französischen Minister bey der Republik Genua ernannt. Als Dümouriez für eine kurze Zeit das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten erhielt, bezeichnete er Semonville für die Gesandtschaft nach Constantinopel und ernannte ihn einstweilen für die am Turiner Hofe. In dem Augenblick, wo er sich nach Turin gegeben wollte, ließ ihn der König von Sardinien andeuten, daß er seine Staaten nicht betreten solle; Genua und Venedig bezeigten ihrer Seits ebenfalls keine Bereitwilligkeit, ihn zu empfangen, und im May 1793 entschloß sich der Wohlfahrtsausschuß ihn in der Eigenschaft eines außerordentlichen Bothschafters an die Ottomanische Pforte zu senden. Diese Sendung, deren Zweck von der äußersten Wichtigkeit war, weil er dahin abzielte, die russische und österreische Macht durch einen Krieg mit der Türkey zu beschäftigen, zog von neuem die Aufmerksamkeit aller Höfe auf sich, die sich durch ihre Minister bey dem Großherrn der Aufnahme Semonvilles widersetzten. Der ganze Plan aber wurde dadurch vereitelt, daß er auf seiner Reise durch Graubündten den 25. July bey dem Dorfe Norate 50 Sbirren in die Hände fiel und nebst Maret und 16 andern Personen seines Gefolges nach Mayland und von da nach Mantua gefangen abgeführt wurde. Er führte ansehnliche Schätze mit sich, die für die Pforte bestimmt waren. Den 31. May 1794 wurde er nach Cüstrin gebracht, und blieb daselbst bis zum 6. November 1795, wo er nach Freyburg im Breisgau abreiste, um mit den übrigen Gefangenen den 25. Dezember gegen die Tochter Ludwigs XVI. zu Basel ausgewechselt zu werden. Nach der Revolution des 18. Brümaire erhielt er die Gesandtschaft in Holland, wo er bis im Februar 1805 blieb; hierauf trat er in den Erhaltungssenat und wurde zum Kommandanten der Ehrenlegion ernannt.


Semonville.[]

[2]
Huguet de Semonville war Rath im Parlement von Paris, und erklärte sich beim Ausbruch der Revolution für die Volkspartei, attachirte sich dann an Lafayette, und ward zur Zeit der Belgischen Unruhen nach Brabant geschickt. Im Jahre 1792 ward er zum Gesandter in Genua ernannt. Dumourier, als er für kurze Zeit Minister der auswärtigen Angelegenheiten war, bestimmte ihn nach Constantinopel, und ernanute ihn einstweilen zum Minister in Turin. Als er sich aber dahin begeben wollte, verweigerte ihm der König von Sardinien den Eintritt in seine Staaten. Auch Genua und Venedig wollten ihn nicht annehmen, und so ward er endlich im Jahre 1793 vom Heilausschusse als außerordentlicher Botschafter nach Constantinopel gesandt. Diese Mission geschah in der Absicht, die russischen und österreichischen Waffen anderwärts zu beschäftigen, indem man die Türken zum Kriege bewegen wollte. Alle Höfe wurden dadurch aufmerksam gemacht, und ihre Minister bemühten sich bei der Pforte, daß Semonville nicht angenommen würde. Allein er erreichte seine Bestimmung nicht, sondern ward unterwegs, nebst Maret und sechzehn andern Personen von ihrem Gefolge, gefangen, und nach Mantua abgeführt. Er hatte große Schätze mit sich geführt, die in Constantinopel wirken sollten. Unter andern vier prächtige mit Bronze und Gold verzierte Wagen, zwei große Kisten mit Goldstoffen, Musselinen und Spitzen von großem Werthe; 80000 Louisdor in baarem Gelde; ein goldenes Tischservice für zwanzig Personen, das den Königen vom Frankreich gehört hatte; zwei kleine Kistchen mit Bijouterien, die auf achtzehn Millionen Gulden geschätzt wurden, endlich eine Menge Edelsteine, unter denen sich die schönsten Diamanten der Krone befanden. Im Mai 1794 ward er nach Cüstrin transportirt, wo er bis zu seiner Auswechslung mit den andern Gefangenen gegen die Tochter Ludwigs XVI. in Basel blieb. Von Napoleon ward er zuerst als Gesandter nach Holland geschickt, wo er von 1800 bis 1805 blieb, und kam dann in den Senat. Ihm ist die Bearbeitung der Departementer der Militärdivision aufgetragen, deren Hauptort Bourges ist.


Huguet, Graf von Sémonville.[]

[3]
Sémonville (Huguet, Graf von), französischer Staatsrath, Senator, Großkreuz der Ehrenlegion, Oberreferendar der Kammer der Pairs, war Parlamentsrath in Paris, als die Revolution ausbrach. Er nahm die Partei des Volks, verband sich mit Lafayette, und ward 1793 als Gesandter nach Constantinopel geschickt, aber in Graubündten von den Oesterreichern nebst Maret gefangen genommen und nach Kufstein gebracht, wo beide blieben, bis sie in Basel gegen Madame, die Tochter Ludwigs XVI. ausgewechselt wurden. Nach den 18ten Brumaire ward Sémonville Staatsrath, und nachher Gesandter in Holland. Nach seiner Zurückberufung 1805 kam er in den Erhaltungssenat, wurde zum Commandanten der Ehrenlegion ernannt, und erhielt bald darauf die Senatorei von Burges. Der König machte ihn zum Pair und Oberreferendar dieser Kammer. Im August 1815 erhielt er das Präsidium des Wahlcollegiums vom La Manche-Departement.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Gravedona am Comer-See, vom 26. Heumon. [4]

Gestern wurden gefesselt und unter starker Bedekung nachfolgende Personen hier eingebracht: Semonville, ausserordentlicher Französis. Abgesandter an die Ottomannische Pforte, Maret, bevollmächtigter Französis. Minister am Neapolitanischen Hof, Montgeroult, General im Französischen Dienst, die beyden Legazions-Sekretärs, Mergez und Delamarc, Tasistro, Hauslehrer bey den Söhnen des Herr Semonville, und 6. Domestiken dieser Herren. Ihre Frauen und Kinder wurden ausserhalb der Oesterreichischen Gränzen in Freyheit gelassen, ungeachtet sie mit ihren Männern und Vättern ihr Schiksal theilen und sie begleiten wolten. Ihr ganze Gepäk, welches beträchtlich ist, wird nun untersucht und man erwartet von Mayland aus Befehle über das weiter Schicksal dieser in Verhaft genommenen Personen.

Wien, vom 17. Augstmonat. [5]

Briefe aus Mantua melden, daß am 3ten August die ganze Gesellschaft, als: Maret und Semonville, Ministers, Delamarc und Mergez, Legationssekretairs, Montgeroult, ein alter General, Tasistro, Lehrer der Mathematik, Cardon, Toster, Bouverne, Cistel, Dostel und Sajon, Bedienter derselben, daselbst in die Burg, in die sogenannte 4. Thürme gebracht, und jeder insbesondere in Verwahrung gesezt worden. Ein Officier hält Tag und Nacht Wache. Die Thüren werden nur beym Speisen eröfnet, täglich bekommen sie 6. Speisen, Maret, trinkt des Tags 12. bis 16. Gläser Limonade, singt und tanzt. Die Familie des Semonville hat man zurückgeschickt, der bey ihnen gefundene Schaz aber, der auf 22. und eine halbe Millionen Livres in Werth angegeben wird, ist nebst den Papieren nach Mayland geschickt worden.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts. Für das Jahr 1814. Leipzig, in der Expedition der Minerva.
  3. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  4. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 7. Augstmonat, 1793. Num. 63.
  5. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 24. Augstmonat, 1793. Num. 68.
Advertisement