Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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C. F. Dumouriez.[]

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Musée Carnavalet Paris

Dumouriez (C. F.), geboren zu Chambray den 26. Januar 1739, stammt, seinen Memoiren nach, aus einer Parlamentsfamilie der Provence. Er war anfangs in dem Collegium von Louis-le-Grand erzogen, seiner Kränklichkeit halber aber von seinem Vater aus demselben zurückgenommen und blieb in dem vaterlichen Hause, bis er 1757 zur Armee des Herrn von Estrées kam und dabei zum Kriegscommissär ernannt wurde. Nachher diente er als Cornet bei dem Regiment d'Escars Cavallerie. Den Tag vor der Schlacht von Klosterkam verwundet, gerieth er in Gefangenschaft, erhielt 1761 eine Hauptmannsstelle, wurde 1763 verabschiedet und empfing das Ludwigskreuz. Sein unruhiger Geist verstattete ihm nicht, in Ruhe zu bleiben. Er ging nach Italien, bot den Genuesern, und darauf Paoli seine Dienste an, und begab sich, da beide Theile sein Anerbieten ablehnten, auf seine eigene Rechnung nach Corsika; kam dann nach Frankreich zurück, legte Plane vor, wie man sich dieser Insel bemächtigen sollte, wurde aber von der Regierung wie ein Abenteurer behandelt. Er ging hierauf nach Spanien, besuchte die portugiesischen Gränzen, und ließ 1766 ein Werk unter dem Titel erscheinen: Versuch über Portugal. 1768, als man sich zur Eroberung von Corsika entschlossen hatte, brachte er es endlich dahin, als Generalquartiermeister bei der kleinen Armee, welche man dahin gehen ließ, angestellt zu werden. Er ward hierauf Oberst, und veruneinigte sich mehrere Male mit allen Generalen, namentlich mit Marboeuf. Als die französische Regierung sich 1770 in die polnischen Angelegenheiten mischen wollte, gab sie ihm den Auftrag, bei der Conföderation von Bar gegen den russischen Hof zu intriguiren. Er wohnte dem Feldzuge 1771 gegen die Russen bei, und kam nach Frankreich zurück. Im Jahre 1773 schickte man ihn in einer Angelegenheit mit Schweden nach Hamburg; weil er aber die erhaltenen Vorschriften überschritten hatte, wurde er arretirt und in die Bastille gesetzt. 1776 zu einem der Kommissäre ernannt, denen die Untersuchung übertragen war, ob sich auf der Küste des Kanals ein Kriegshafen errichten ließe, setzte er es durch, daß ihm 1778 das Commando von Cherbourg übergeben wurde. 1788 wurde er Brigadier der königlichen Truppen. Im Winter 1789 begab er sich nach Paris, erklärte sich in einer kleinen Broschüre für die damals herrschenden Grundsätze, konnte es aber doch nicht dahin bringen, zum Deputirten bei der Generalständeversammlung ernannt zu werden. Er ging daher nach Cherbourg zurück, ward Commandant der Nationalmiliz dieser Stadt und Gouverneur der Nieder-Normandie. Zu Ende des Jahres begab er sich nochmals nach der Hauptstadt und ließ sich in den Jacobinerclub aufnehmen; er suchte sich später mit Mirabeau, den er anfangs in seinen Broschüren befehdet hatte, in Verbindung zu treten. Um diese Zeit wurde er als Maréchal-de-camp in der zwölften Armeedivision angestellt; aber wenig mit einem Platze zufrieden, der ihm keine Mittel, sich bemerkbar zu machen, darbot, blieb er in der Hauptstadt, schmeichelte mehr als jemals den Jacobinern, und ward unter Luckner zum Commando im Elsaß ernannt. Von da trat er den 15. April 1792 an die Spitze des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten. Während der kurzen Dauer seines Ministeriums wurde der Krieg gegen Oesterreich erklärt. Bald vertauschte er diese Stelle jedoch mit dem Kriegsministerium, das er den 13. Juni antrat, aber nach vier Tagen wieder verließ, als Lavayette im Namen seiner Truppen über alle Minister Beschwerden führte. Er trat hierauf in die Armee Luckners in der Eigenschaft eines Generallieutenants. Im Juli ging er zur Armee in Flandern unter Arthur Dillon, hierauf zu der unter Lavayette, über welche er nach dem 10. August das Commando erhielt. Er mußte sich den Preußen, Oesterreichern und vereinigten Emigrirten entgegenstellen, die sich damals schon der Festungen Longwy und Verdun bemeistert hatten und gegen die Champagne vorrückten. Er nahm seine Stellung bei Grandpré und ließ die fünf Pässe des Waldes von Argonne besetzen, da aber der Paß von Croix aux Lois von den Oesterreichern mit Gewalt durchbrochen worden war, zog er sich gegen St. Menehould zurück und erhielt einen Vortheil bei Valmy. Er eröffnete hierauf Unterhandlungen mit dem Könige von Preußen. Im Verlaufe des Octobers begab er sich nach Paris und arbeitete mit dem Vollziehungsrathe einen Plan für den Winterfeldzug aus. Den 15. wohnte er der Jacobinersitzung bei, haranguirte die Versammlung, empfing die rothe Mütze und den Bruderkuß, und alle Parteien suchten ihn zu gewinnen: Robespierre umarmte ihn im Angesicht Aller. Bei seiner Rückkunft zur Armee erließ er den 24ten October eine Proclamation an die Belgier, lud sie darin zum Aufstande gegen ihren Souverain ein, und griff den 6. November die Oesterreicher in ihrem Lager bei Jemappe an. Trotz ihrer geringen Anzahl vertheidigten sich die Kaiserlichen in ihrer wohlverschanzten Stellung mit Muth, und überließen ihm nur nach einem langen und blutigen Gefechte den Sieg. Er ließ hierauf an der Maas und Roer seine Truppen die Winterquartiere beziehen. Jetzt brach sein Verdruß gegen den Minister Pache aus, mit dem er während des ganzen Feldzugs in offener Fehde gestanden war, da dieser seine Armee an allen Bedürfnissen Mangel leiden ließ. Kurz darauf begab er sich nach der Hauptstadt, um, wenn man seinen Memoiren glauben will, einen Versuch zur Rettung Ludwigs XVI. zu machen, dessen Prozeß damals seinen Anfang nahm. Bei seiner zweiten Reise sah er weit mehr Deputirte auf der Seite der Gironde; allein er errang wenig Einfluß und wurde selbst bei dem Convent denuncirt. Den 15. Februar 1793 befahl er Miranda, den Feldzug mit dem Bombardement von Mastricht zu eröffnen, und machte selbst von Breda und Klundert aus, welche beide Plätze er genommen hatte, einen Angriff auf Holland. Der größte Theil seiner Truppen aber, die er in den Winterquartieren unter dem General Valence zerstreut gelassen hatte, konnte dem Prinzen von Coburg keinen Widerstand leisten. Dieser griff den ersten März die französischen Vorposten an der Roer an, warf sie, erschien den folgenden Tag vor Mastricht, und nöthigte sie, die Belagerung schleunigst aufzeheben. Dumouriez mußte dem General Valence zu Hülfe eilen, zog alle seine Truppen in die Ebene von Tirlemont zusammen und lieferte den Oesterreichern die Schlacht bei Neerwinden, die er, seiner Angabe nach, durch Miranda's Schuld, der den linken Flügel commandirte, verlor. Einem neuen Verlust erlitt er bei Löwen, und sah sich zum Rückzuge genöthigt. Diese Unfälle gaben das Zeichen zu seinem Falle; alle die seinen Sturz gewünscht, brachen gegen ihn los. Bei seiner Ankunft auf der französischen Gränze lieferte er vier Commissäre und den Minister Beurnonville, die ihn zu arretiren gekommen waren, den Oesterreichern in die Hände, erließ eine Proclamation, in welcher er die Wiederherstellung des constitutionellen Königthums in der Person des Kronprinzen versprach, wurde aber von versailler Freiwilligen mit geladenen Gewehren angefallen, gezwungen, durch die Schelde zu setzen, und zu dem Prinzen von Coburg zu flüchten. Der Convent hatte ihn von dem Schütze der Gesetze ausgeschlossen, und demjenigen eine Belohnung von 300,000 Livres versprochen, der ihn todt oder lebendig liefern würde. Anfangs zog er sich nach Brüssel zurück, sodann nach Cöln, wo der Churfürst ihm die Erlaubniß eines Aufenthalts zu Mergentheim verweigerte. Er begab sich hierauf in die Schweiz, ging im Monat Juli nach England, sah sich aber auf des Lords Greenville geschärften Befehl genöthigt, beinahe sogleich das Land wieder zu verlassen. Er lebte einige Zeit in der Schweiz und in Deutschland, und ließ sich endlich auf dänischem Gebiete bei Hamburg nieder. Da er die Welt nicht mehr mit seinen Thaten unterhalten konnte, ergriff er die Feder wieder und gab seine Lebensbeschreibung heraus. Es gibt keine Faktion, ausgenommen die des Berges, für die er sich nicht, ein wahrere politischer Proteus, nach und nach in seinen verschiedenen, während seines Exils erschienenen Pamphlets erklärt hätte. 1799 hat man ihn im Verdacht gehabt, daß er den europäischen Mächten neue Coalitionsplane vorlege, und 1800 erzählte das Gerücht, daß ihn der russische Hof aufgenommen, und daß er zu London die Aussöhnung der Orleans mit den übrigen Zweigen des Hauses Bourbon herbeigeführt habe. Man meldete 1804, daß er mit Pichegrü zur Anführung einer Expedition gegen die Küsten der Bretagne bestimmt sey. 1805 befand er sich zur Zeit der Schlacht von Austerlitz in Teschen. Gewiß ist es, daß er gegen Ende 1803 dem Herzog von York als Kriegsrath an die Seite gegeben war, doch behielt er diese Stelle nicht lange. Seine spätern Schicksale sind nicht bekannt geworden. Einigen Nachrichten zu Folge ist er nach Amerika gegangen und 1811 dort gestorben.


Schilderung des Generals Dümouriers.[]

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Der General Dümourier ist gegenwärtig fünf und funfzig Jahr alt. Er ist der Sohn eines Kriegskommissairs. Sein Vater besaß einige litterarische Talente, und übersetzte aus dem Italienischen das berühmte Gedicht des Tassoni: La seuhia rapita. Da der Vater aus keiner alten Familie abstammte, und doch sein eigenes Verdienst fühlte: so brachte er frühe seinem Sohne einen Haß gegen die damals bestehende Regierungsform bei, welche die Hofnung aller Derjenigen einschränkte, und ihrem Genie Fesseln anlegte, die sich nicht einer langen Reihe adelicher Vorfahren rühmen konnten. Der junge Dümourier fieng seine militairische Laufbahn sehr frühe an, und zeichnete sich bald, vermöge der thätigen Unerschrockenheit seines Geistes, so sehr aus, daß er in einem Klub, dessen Mitglied er damals war, den Zunahmen des kleinen Tygers erhielt.

In einer Schlacht erhielt er eine tiefe Wunde über beide Hände, und zwei Säbelhiebe über den Kopf, nebst einigen geringeren Wunden an verschiedenen Theilen seines Körpers. Da er den Vorzug großer Geister besitzt, durch das Unglück nicht aus der Fassung gebracht zu werden: so scherzte er, selbst während der Zeit, in welcher er sich in dieser traurigen Lage befand: und so wie Cäsar den Seeräubern, die ihn zur See gefangen nahmen, mit dem Strange drohte, so brachte auch Dümourier, durch Drohungen, den Hanöverischen Soldaten, dessen Gefangener er war, dahin, daß derselbe ihm die Dienste eines Bedienten leisten mußte.

Während der Zeit, als der Kaiser, die Kaiserinn und der König von Preußen die Theilung von Pohlen vornahmen, befand sie Dümourier in Diensten der Republik Pohlen, an der Spitze von 400 Französischen Freiwilligen. Da er es für möglich hielt, einen großen Streich auszuführen, so rief er seine vornehmsten Offiziers zusammen, und legte denselben seinen Plan zur Genehmigung vor. Alle hielten einstimmig den Plan für allzugefährlich, und versagten ihre Einwilligung.

"So," rief Dümourier aus, "Ihr Herren wollt also nicht fechten? Wohlan! ich sage Euch, daß Ihr fechten müßt!" Hierauf berief er die Soldaten zusammen, und fragte denselben, daß Diejenigen, die nicht bereit wären, mit ihm in die Hölle zu fahren, sich zurückziehen möchten. Dann führte er das Korps bei Krakau gegen den Feind. Sie siegten; allein es blieben 200 auf der Stelle, und sechzig wurden gefährlich verwundet.

Eben so geschickt für das Kabinett, als für das Feld, empfahl er sich durch die Geschmeidigkeit seiner Talente Ludwig dem XV. Als daher dieser Monarch im Jahre 1772 genaue Nachricht, von dem was in Schweden vorgieng, zu erhalten wünschte, sandte er, ohne Vorwissen seiner Minister, vier Personen dahin, deren Einer Dümourier war. Sie waren sehr thätig, und sandten dem Könige einen Eilboten nach den andern. Der König fragte die Minister: was für Neuigkeiten sie aus Schweden hätten? Die Antwort war: -- Keine. "So?" erwiederte Ludwig. "Ich habe Nachricht." Dann theilte Er den Inhalt der Depeschen den Ministern mit. Die Minister fanden sich beleidigt dadurch, daß Männer, die nicht unmittelbar unter ihnen standen, sich in die Staatsgeschäfte mischen wollten. Sie bewogen den schwachen Monarchen, die Emissarien aufzuopfern, welche Ihn so gut bedient hatten: und sowohl Dümourier, als Hr. Favier, wurden beide bei ihrer Rückkunft in die Bastille gesteckt.

Niemand besser, als der vormalige Oberbefehlshaber der Belgischen Armee, versteht die Kunst, seinen Truppen Muth und Zutrauen einzuflößen. Freigebig mit Lobsprüchen, theilt er dieselben aus ehe sie noch verdient sind, und macht die Soldaten begierig, den Ruhm zu verdienen, den sie bereits im Voraus erhalten haben. Damit er sie lehren möge, ihre Personen nicht zu schonen, befand er sich immer an ihrer Spitze, da wo das Feuer am stärksten war. Seine Thätigkeit ist eben so groß als sein Muth. Ungeachtet er Wohlleben und Ueppigkeit liebt, und der weiblichen Gesellschaft gar nicht entbehren kann: so begnügt er sich doch im Felde mit der Kost eines gemeinen Soldaten. Wenn er die zahlreichsten, mannigfaltigsten und dringendsten Geschäfte zu besorgen hat: so giebt er die gemessensten Befehle, mit einem Scharfblick ohne Gleichen, und mit mathematischer Genauigkeit. Ohne alle Affektation von Ernst (die gemeiniglich eine kleine Seele anzeigt) ist er aufgeräumt und lustig während den wichtigsten Verhandlungen. Nie fehlt es ihm an Zeit, einen Scherz anzubringen. Er ist jederzeit über das was er thut erhaben. Es scheint, als wären die Geschäfte ihm ein Zeitvertreib, und als bestünde sein Zeitverereib in Geschäften. Er besitzt einen außerordentlichen Verstand, eine beinahe übermenschliche Klugheit, und einen unermeßlichen Ehrgeiz. Er scheint gebohren, ein Reich zu erhalten, oder eines zu stürzen.

Mit diesen Eigenschaften eines Generals und eines Soldaten verbindet er ausgebreitete Kenntnisse. Er versteht die Lateinische, Spanische, Italienische, Engländische und Deutsche Sprache. Auch ist er, in der alten sowohl, als in der neueuern Litteratur, ziemlich belesen.

Von Person ist er ungewöhnlich klein und mager. Sein großer Geist wohnt in einem ganz unscheinbaren, kaum in die Augen fallenden Körper. Er kann von sich selbst sagen, wie Sappho beim Ovid:

Pondere, non nervis, corpora nostra carent.

Sein Angesicht ist blaß, aber seine Augen sind lebhaft und feurig. In aller Rücksicht ist es wahr, daß die außerordentlichsten Thaten unseres Zeitalters auch durch außerordentlichsten Mann unseres Zeitalters geschehen sind.


Von Reisenden.[]

Carl Gottlob Küttner.

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Im September 1797.

Unter den noch übrigen Dörfern sind Ham, der Stadt gehörig, und Wandsbeck auf Holsteinischem Boden, die merkwürdigsten. In der Nähe des erstern ist der ansehnliche, theils in Französischem, theils Holländischem Geschmacke, angelegte Garten der Madam Voght, Mutter des Etatsrathes. Er hat seine Verdienste in seiner Art, und ist, so wie das ansehnliche Haus, sehr gut unterhalten. Merkwürdiger, umfangender, auch in einem ganz andern Style angelegt, ist der Garten der Herrn Chapeau Rouge, eines Hamburger Kaufmannes. -- In dieser Gegend wohnt seit einiger Zeit der ehemalige Französische General Dumourier, der sehr eingeschränkt lebt, und wenig Gesellschaft sieht. Indessen habe ich ihn getroffen! Ich fand in seinem Umgange den Witz, die Gewandtheit und Lebhaftigkeit, den schnellen und scharfen Blick, und jene leichten und angenehmen Wendungen, die in seinen Schriften so sichtbar sind, und den Leser so sehr anziehen. Mit einer Unbefangenheit, die vielleicht nur ein Franzose in dem Grade haben kann, spricht er, als gingen sie ihm nichts an, von Dingen, an denen er selbst einen großen Antheil hatte. Während daß ein Deutscher, in seiner Gesellschaft, gerade um seinetwillen, gewisse Gegenstände nicht berühren würde, bringt er selbst die Unterredung auf Politik, auf die Französischen Geschäfte jenes Zeitpunktes, da er selbst eine große Rolle dabey spielte, und redet mit gleicher Leichtigkeit von der Schlacht bey Jemappe, und von der bey Nerwinden. -- Er hat bey seinem Aufenthalt in Deutschland unsere Sprache gelernt, und man sagt mir, eine seiner Beschäftigungen sey jetzt, das Werk in das Französische zu übersetzen, das der Hamburgische Domherr Meyer kürzlich über Paris herausgegeben hat. -- Sie wissen, daß man oft von dem General Dumourier gesagt hat, daß er sich, als er an der Spitze der Französischen Armee war, ein ansehnliches Vermögen erworben und gerettet habe. Manche gingen so weit, daß sie die Summe bestimmen wollten, die er in die Englischen Fonds gelegt habe. Diejenigen, die hier am genauesten mit ihm verbunden sind, behaupten, daß er äußerst wenig gerettet habe, und daß seine Schriften jetzt die vornehmste Quelle seines Einkommens seyen. Seine Lebensart und seine häuslichen Einrichtungen sind die eines Mannes von eingeschränktem Vermögen. Mit ihm lebt die Freundin, deren er in seinen Memoiren gedenkt. -- Einst zog er in einer Gesellschaft, da man eben von Gemählden sprach, und einige Miniaturen besah, eine goldene Dose mit dem Portrait Ludwig XVI. aus der Tasche. Wir untersuchten das Gemählde, und er setzte hinzu: "Dieß ist die Dose, die ich der Nationalversammlung mit den Worten überreicht haben soll: ich wollte nichts von einem Verräther besitzen." -- Er trägt das Ludwigkreuz nicht.


Dumouriez Vertrag mit dem General Magk.[]

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Der sieben und zwanzigste März 1793.

Dumouriez Kopf war nach der Schlacht bey Neerwinden von den Volksrepräsentanten zu Paris zu fallen bestimmt. Sein Leben zu retten, der Preis mochte seyn, welcher er wolle, war nun für ihn die dringendste Angelegenheit. Da schloß er am heutigen Tag mit dem österreichischen General Magk zu Ath folgenden Vertrag:

"Er wolle mit seiner Armee Belgien völlig räumen und gegen Paris marschiren. Wäre er in seinem Unternehmen glücklich, so wolle er es allein ausführen, im Gegentheil sollte ihm Oesterreich -- um die Constitution von 1791 herzustellen -- Hülfe leisten, und eine gewisse von ihm zu bestimmende Zahl von Truppen abgeben. Auf jeden Fall wolle er während seines Marsches nach Paris die Festung Condé den Oesterreichern zum Unterpfand geben und alle andern Festungen zur einen Hälfte mit fränkischen, zur andern mit österreichischen Truppen besetzen lassen."

Den weitern Verlauf dieser vorgehabten Expedition werden wir später hören.


Dumouriez endet seine Rolle.[]

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Der vierte April 1793.

Welchen Vertrag der fränkische General Dumouriez mit dem österreichischen General Magk geschlossen habe, wurde am 27ten März erzählt. Heute gedenken wir des Ausgangs dieser Geschichte, die sich nicht sehr rühmlich endete. Aus Paris kamen unter dem Vorwand, mit ihm die Mittel zur Behauptung Belgiens zu verabreden, in Wahrheit aber: um ihm auszuholen, drey Commissaire nach Tournai, wo Dumouriez eben war. Er ergoß sich in einem Strom von Vorwürfen gegen die Jacobiner und den Convent, hieß sie, "Tyrannen und Königsmörder" und erklärte sich hinlänglich, daß er nicht ruhen werden, bis die Constitution von 1791 mit einem König wieder hergestellt sey. Die drey Commissäre brichteten nun, was sie gehört hatten, und der Volkssenat wurde in die größte Verlegenheit gesetzt. Da aber alles auf dem Spiel stand, so dekretirte man: daß Dumouriez nach Paris kommen und vor den Schranken des Convents sich verantworten sollte. Vier Deputirte erhielten den gefährlichen Auftrag, unter Begleitung des Kriegsministers Beurnonville, der das Armeekommando übernehmen sollte, abzureisen und das Dekret zu vollziehen. Sie trafen ihn in St. Amand, ebenfalls in großer Ungewißheit, ob sein Plan gelingen werde, oder nicht, und überreichten ihm das Dekret. Nach vielen Debatten erklärten die Deputirten endlich, daß er des Kommandos entsetzt sey, und man sich seiner bemächtigen werde. "Dieß ist in der That zu stark" -- sagte Dumouriez -- "es ist Zeit, abzubrechen" und befahl in deutscher Sprache einer Abtheilung Husaren von Berchiny, die Deputirten sammt dem Kriegsminister zu arretiren, welches augenblicklich geschah, worauf sie nach Tournai abgeführt und an Clairfait übergeben wurden. Jetzt kam es nur noch auf die Gesinnung der Armee an. Ein Theil der Armee war ihm zugethan, allein einige Bataillone Freywilliger machten, daß der ganze Plan scheiterte. Sie kehrten sich gegen Dumouriez, und er dankte es nur der Schnelligkeit seines Pferdes, daß er ihnen entrann. Zwey Husaren und zwey Bediente von seinem Gefolge wurden getödtet, sein Sekretair gefanken, und starb später auf dem Schaffot. Ueber zehntausend Schüsse geschahen auf ihn und seine Begleiter. Mühsam rettete er sich nach Bury und wollte am folgenden Tag wieder nach St. Amand zurückkehren, allein er hörte durch sichere Nachrichten, daß auch der gröste Theil der Armee sammt der Artillerie ihn verlassen habe. Nun blieb ihm nichts mehr übrig als -- wie er sich schon früher ausgedrückt hatte -- ein Galopp zu den Oesterreichern. Und so endete der Mann, der kurz zuvor der Schrecken und die Bewunderung von Europa gewesen war, geächtet als Vaterlandesverräther, und floh mit wenigen Offizieren, 700 Mann Reitern und ungefähr 800 Infanteristen, die ihm noch allein ergeben geblieben waren, nach Tournai, wo er von dem General Clairfait aufgenommen wurde, und dann bald hier bald da in Deutschlaud in stiller Verborgenheit lebte.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Brüssel, vom 30. Merz. [6]

Man will hier wissen, General Dümourier habe die Lust verlohren, für sein Vaterland zu fechten, das ihm für seine wichtigen Dienste mit Undank zu lohnen Mine machet. Dieser Mann, dessen kriegerischen Talenten man Gerechtigkeit widerfahren lassen muß, und der noch Frankreichs einzige Stüze ist, soll einen Entwurf im Sinne haben, dessen Ausführung Frankreich stürzen, und dem leidigen Kriege ein Ende machen würde. Schon sollen deswegen die ersten Schritte gethan seyn. Bald wird sich das wahre oder falsche davon ausweisen.

Auszug eines Schreibens aus Frankfurt, vom 8. April. [7]

Nach eingegangenen officiellen Berichten hat sich General Dümourier zur Contrerevolution erklärt, und den Dauphin bey seiner Armee zum König prockamiert, auch bereits Valenciennes, Maubeuge, Conde und Lille denen Oesterreichern überliefert.

Frankfurt, vom 21. April. [8]

Gestern Nachmittag wurden wir durch die unvermuthete Ankunft des Französischen Generals Dümourier überrascht, der nebst einiger Officiers hier eintraf. Alles drängte sich hinzu, diesen merkwürdigen Mann zu sehen, der seinen Weg über Stuttgardt nach der Schweiz fortsezte.

Brüssel, vom 28. May. [9]

Gestern, den 27sten, ist Dümourier abermahl hier angekommen. Die mit ihm desertirten Franzosen, nebst jenen, die seit der lezten Bataille übergelaufen sind, so man auf 2000. Köpfe rechnet, sollen sämmtlich nach ihm verlangt haben, um mit ihm nach der Armee des Gastons geführt zu werden. Dümourier soll, der Sage nach, durch eine Staffete abgeholt worden seyn. Er hatte sich diese ganze Zeit zu Mergentheim aufgehalten.

Brüssel, vom 3. Brachmonat. [10]

Dümourier hat hier eine unterm 1. Jun. datirte Schrift drucken und öffentlich verkauffen lassen, unter dem Titel: Schreiben an den Präsidenten des National-Conventes samt einer Addresse an die französische Nation. Die Regierung hat diese Schrift in der Nacht vom 1ten auf den 2ten aufheben und den Verkauf derselben verbieten lassen. Gesagtes Stück redet von fast nichts anders, als von Volkssouverainetät, Freiheit, Gleichheit xc. und nennt jenes Ungeheuer von Revoluzion, das er für das menschliche Geschlecht so vortheilhaft schildert, erhaben, und man kan daraus ganz klar sehen, daß er von dem Jakobinerfieber noch nicht geheilet ist. Er macht sich nun, wie man sagt, gefaßt, nach Engelland überzusezen, um in diesem Königreich eine Freistätte zu finden, die er vergeblich in Deutschland gesucht hatte.

London, vom 21. Brachmonat. [11]

-- Dumourier, welcher vor einigen Tagen hier angekommen ist, ließ sich sogleich bey dem Minister, Lord Grenville, melden. Er erhielt zur Antwort: Es dörfte aus seiner hiesigen Anwesenheit einige Inkonvenienzen entstehen. Er hat deswegen auch vorgestern schon London wieder verlassen und die Reise nach Ostende angetretten.

Ostende, vom 26. Brachmon. [12]

Dümurier ist aus London hier zurük eingetroffen. Bey seiner Aussteigung rotteten sich die Englischen Matrosen und das Stadtvolk, und warfen ihn mit Steinen, deren einer ihn am Kopf verwundete. Hätten die Emigrirten vom Regiment Chatre sich nicht dazwischen gelegt, so wäre er vermuthlich noch übler behandelt worden. Inzwischen flüchtete Dümurier sich zu dem Herrn Stadtkommandanten.


Von dem Nationalkonvent.[]

[1793]

Paris, vom 28 Jenner. [13]

-- Dümourier (der nun wieder zu seiner Armee abgereiset seyn soll) hat in dieser Seßion dem N. C. angezeigt, daß er von den reichen Abteyen in den Niederlanden eine Contribuzion von 40. Millionen Gulden eintreiben wolle; woraus eine Armee von 200,000. Mann 10. Monate lang besoldet werden könne.

Paris, vom 15 Merz. [14]

Als in der Seßion am 12. die Sektion Poissonniere dem N. Convent ihre neuangeworbenen Rekruten vorstellte, so verlangte der President dieser Sektion ein Akkusations-Dekret gegen dem General Dümourier, und zwar, wie er sagte, zufolg eines Schlusses dieser Sektion. Sein Vorschlag wurde mit allgemeinen Unwillen aufgenohmen, und dekretiert, daß das Protokol dieser Seßion an den General Dümourier überschickt werden soll. -- Dieser Befehlshaber hat das Commando von der Armee in Holland für eine Zeitlang einem andern überlassen und befindet sich gegenwärtig an der Spitz derjenigen Armee, welche Miranda und Valence kommandierten.

Paris, vom 22. Merz. [15]

Das N. Convent war in der Seßion am 19. durch ein von dem Kriegsminister ihm mitgetheiltes Schreiben des General Dümourier aus Tirlemont vom 16. dieses benachrichtiget worden, daß er sich eben an diesem Tag von Tirlemont, welches die Oesterreichischen Truppen am 15. eingenommen hatten, wieder bemächtiget und als eine Folge davon noch andere Vortheile über den Feind davon getragen habe. Aber in der gestrigen Seßion kommunizierte der Kriegs-Minister dem N. Convent abermahl ein neuerdings von dem General Dümourier erhaltenes Schreiben vom 19, welches von einem weniger erfreulichen Innhalt war und so lautete: --

"Mit grosser Betrübniß gebe ich ihnen Nachricht von dem unglüklichen Verlust, den ich erlitten habe, und wodurch die in meinem gestrigen Schreiben geäusserte Besorgniß nur allzusehr gerechtfertiget worden ist. Auf die Nachricht, daß Namür in Gefahr sey und daß ein feindliches Corps von 10,000. Mann gegen Brüssel und Löwen anrückte, sah ich kein anderes Rettungsmittel, als wenn ich den Feind aus seinem Lager bey Neerwinde vertreiben könnte; ich machte deswegen den Plan, ihn auf dem linken Flügel anzugreiffen. Die Division des Centrums griff wircklich bey genanntem Dorf an, und der linke Flügel, welchen Miranda und Champmorin kommandierten, bey einem andern. Der rechte Flügel und das Centrum gewannen einige Vortheile, ungeachtet die Infanterie zweymahl weichen mußte und aus Neerwinden vertrieben wurde; der Angriff meines linken Flügels lief unglüklich ab; der Rükzug geschah in Unordnung bis hinter Tirlemont, und vielleicht noch weiter, der Marschall de Camp, Miklin, welcher die Artillerie kommandierte, ist geblieben und zween General-Officiers sind verwundet worden. Wir haben bey diesem Rückzug, oder vielmehr auf dieser Flucht, viel Volk verlohren, nebst einigen Kanonen, worunter 3. Zwölfpfünder sind. Ich wuste nichts von dieser Niederlage, und war willens, am folgenden Tag wieder anzugreiffen, um den Sieg vollständig zu machen, als ich unruhig darüber, daß ich keine Nachricht vom General Miranda erhielt, und sagen hörte, daß er sich zurükziehe, gegen Tages-Anbruch den siegenden Theil meiner Armee verließ, um von dem linken Flügel Nachricht einzuziehen. Ich verwunderte mich, als ich bis nach Tirlemont kam, ohne das Corps d'Armee anzutreffen. Ich gab dem General Miranda Befehl, seinen Posten auf den Anhöhen bey St. Margaretha wieder zu besezen, um den Rükzug zu deken. Ich überschikte ihnen hiebey zugleich einen Brief vom General Valence, welcher verwundet worden ist, und sich nach Brüssel begeben hat. Ich werde das Lager bey Löwen wieder beziehen, um Brüssel und Mecheln zu sichern, und dort Succurs erwarten. Seyn sie versichert, daß das Uebel und die Unordnung aufs höchste gestiegen ist. Ich befürchte unglükliche Folgen von diesem Rükzug in einem Land, dessen Einwohner wir durch Plündern und Hindanse_ung aller Disciplin gegen uns aufgebracht haben. Ich werde alles möglich thun, um die Armee zu retten, die viel Zutrauen zu mir gezeigt hat. Ich beruffe mich auf das Urtheil derselben; ich werde mich bereitwillig der strengsten Untersuchung unterziehen, und selbst einen Kriegsrath verlangen, um über mein Betragen zu urtheilen: Glüklich genug, wenn die Aufopferung meines Lebens der Freiheit nüzlich seyn kann! Ich mag es im Gefecht für mein Vatterland, oder durch seinen Urtheilsspruch verliehren; so fürchte mich weder vor dem Urtheil meiner Mitbürger, noch vor dem Urtheil der Nachwelt. -- Sie können leicht denken, daß unser Verlust beträchtlich seyn muß; ich schäze ihn auf 2000. Mann. Ich muß den tapfersten Soldaten in der Welt Gerechtigkeit wiederfahren lassen; aber es mangelt ihnen an Officieren, und besonders an erfahrnen Officieren. Ich möchte wohl die Wiederabschaffung der eingeführten Art ihrer Wahl vorschlagen; die Wahl ertheilt keine Talente, gebietet kein Zutrauen, bringt keine Subordination zu stand."

Dümourier.

General Valence sagt in seinem oben erwähnten Schreiben an Dümourier: Nachdem die Infanterie zweymahl zurückgeschlagen worden, habe er selbst an der Spize der Cavallerie angegriffen, sey in die Feinde eingedrungen, und habe 3. Säbelhiebe in den Kopf bekommen, von deren einem, den man aber doch nicht für tödlich halte die Haut ihm über die Augen herunter gehangen. Er gehe nun nach Brüssel: u. s. w.

Paris, vom 29. Merz. [16]

In eben dieser Seßion hat der Kriegs-Minister den Presidenten schriftlich ersucht, er möchte dem N. Convent anzeigen, daß er von dem General Dümourier Briefe empfangen, und auch mit Genehmigung des vollziehenden Conseils bereits beantwortet habe. Jene Briefe und diese Antworten habe er dem General-Defensions-Committe mitgetheilt; sie betreffen die genommenen Maaßregeln zur Ausführung der Bewegung, welche gegenwärtig die Armee in Belgien vornehme, und ihr Innhalt könnte nicht wohl offentlich bekannt gemacht werden. Nur so viel lasse sich davon sagen, daß die Absicht dieser Bewegung sey, die Armee unsern Gränzen wieder näher zu bringen, um ihr eine feste Stellung zu geben, worinn man mit Erfolg an ihrer Wiederherstellung und an der Abstellung der in allen ihren Theilen eingerissenen und herrschenden Unordnung arbeiten könne. General Dümourier habe die Nothwendigkeit hievon eingesehen, und dieselbe dem Conseil vorgestellt. -- Diese Nachricht erregte Mißvergnügen in der Versammlung; so wohl durch ihren Innhalt, als durch ihre Unvollständigkeit. So viel ist indessen von dem Inhalt jener Depeschen vom General Dümourier bekannt geworden, daß derselbe Anstalten mache, Breda und Gertrüydenberg zu räumen, und von ganz Belgien nichts weiter in Besiz zu behalten, als Antwerpen, Tournay, Mons und Namür. Auch haben die Belgischen Commissarien unterm 26. dieses aus Lille berichtet, daß die fast gänzliche Räumung der Niederlande durch die Französische Armee sie genötiget habe, sich zusammen in diese Stadt zu begeben, wo sie für jzt bleiben wollen, um über die Operazionen der Armee die Aufsicht zu haben, und für ihre Bedürfnisse zu sorgen.

Paris, vom 1. April. [17]

In der vorgestrigen Session hat Camüs im Namen des General-Defensions-Committe dem N. Convent angezeigt, daß bey der Armee in Belgien abscheuliche Dinge vorgehen und deswegen ein Dekret vorgeschlagen, welches sogleich einmüthig genehmiget worden. Nach demselben soll 1) der General Dümourier vor den Schranken des N. Convents erscheinen; 2) der Kriegs-Minister, Bournonville soll unverzüglich abreisen, um sich nach dem Zustand der nördlichen Armee zu erkundigen und dem N. Convent Bericht darüber abzustatten; 3) es sollen 4. Mitglieder desselben ungesäumt als Commissarien zu dieser Armee abgehen, um von allem, was bey derselben vorgegangen, Erkundigung einzuziehen; 4) die gegenwärtig bey dieser Armee befindliche Commissarien sollen zurück kommen, um dem N. Convent Nachricht von den Sachen zu geben. -- die 4. ernannten Commissarien sind auch wircklich nebst dem Kriegs-Minister auf der Stelle abgereiset. Danton behauptete, die Räumung der Niederlande sey eine wirckliche Verschwörung, die zur Absicht gehabt habe, unsere Pläze den Feinden zu überliefern und dieselben zugleich mit den Flüchtigen von unserer Armee ins Land kommen zu lassen. Lasource fügte hinzu, er habe auch gewisse den Dümourier und die belgischen Commissarien betreffende Nachrichten; die er aber erst bekannt machen wolle, wenn Dümourier vor dem N. Convent verhört worden sey. Er wolle dann ein Verzeichniß der Ausländer vorlegen, die sich bey unseren Armeen, in den Commünen, Direktiren und Sektionen befinden; er wolle beweisen, daß in Par~~ Sans-Cüllotes sich aufhalten, die in ihrer Heimath Baronen und Grafen von 50. und 60000. Livres Einkünften seyen, und er wolle überhaupt zeigen, daß wir uns in den Händen von Ausländern befinden. -- Das allgemeine Sicherheits und Aufsichts Committe des N. Conv. hat durch seinen Presidenten der Munizipalität anzeigen lassen: Es sey äusserst nöthig an den Eingängen von Paris ein wachtsames Aug zu haben auf eine grosse Anzahl Contre-Revolutionnairs, welche verschiedene Uniformen von den Armeen der Republick tragen, und Gold und baares Geld bey sich haben; sie kommen, von Lille und versammeln sich in Paris; ihre Chefs, 60. an der Zahl, werden bereits in der Stadt seyn, und diese Leute sollen eine plözliche Unternehmung gegen das N. Convent auszuführen suchen. -- Auch ist der Munizipalität angezeigt worden, daß an allen offentlichen Orten ein Kupferstich feil gebotten werden, welcher das Brustbild von dem hingerichteten König mit allen Dekorazionen der Königs Würde und der Ritter-Orden, nebst dem Brustbild seines Sohns und seiner Tochter vorstelle.

Paris, vom 5. April. [18]

Man hat nun genauere Nachrichten von dem, was jüngst dem N. Convent, betreffend gewisse für die Republick gefährliche Ereignisse bey der Armee des Generals Dümourier angezeigt wurde, und die schleunige Absendung des Kriegs-Ministers nebst 4. Commissarien veranlaßte. Das General-Defensions-Committe hat nemlich in der Seßion am 1. dieses durch eines seiner Mitglieder einen Rapport über die Sache abstatten lassen, welcher bestand in der Verlesung 1) des schon in verschiedenen Zeitungs-Blättern publizierten Schreibens des Generals Dümourier an das N. C. aus Löwen vom 12. Merz; 2) eines Schreibens von eben diesem General an den Kriegs-Minister aus Tournay vom 28. Merz., und 3tens des Protokols von einer Conferenz, welche die 3. Commissarien des vollziehenden Conseils am 26., 27. und 28. in Ath und Tournay mit dem General Dümourier gehabt haben. In dem 2ten dieser Aufsäze ertheilt derselbe dem Minister eine klägliche Nachricht von den erlittenen Niederlagen und dem gegenwärtigen unglücklichen Zustand der Sachen: "Unsere Gefahr, schreibt er unter andern, und unser Unglück wird täglich grösser. Wir haben an dieser ganzen Gränze nur noch für 10. Tage Lebens-Mittel. Der sogenannte Sukkurs, den man uns aus ein paar benachbarten Departements zuschickte, bestand gröstentheils aus alten Leuten, Kindern und Landstreichern ohne Waafen. Ich erkläre ihnen ausdrücklich, daß wenn es so fortgeht und nicht schleunigst andere Verfügungen getroffen werden, es mir unmöglich seyn werde, den Feind zu hindern, wo er es gut findet, in unser Land einzudringen, ohne Widerstand jeden ihm beliebigen Plaz wegzunehmen, und nach Paris zu kommen. Ich kan ihm nur Flüchtlinge ohne Waafen, ohne Kleider, ohne Lebens-Mittel und Munition entgegen stellen. Indessen zeigen eben diese Feinde gegen uns eine Schonung, von welcher man profitieren könnte; sie behandeln unsere Gefangenen und Verwundeten auf eine gelinde Weise, ungeachtet sie wohl wissen, daß viele nichtswürdige unter uns die ihrigen massakriert haben; u. s. w." -- Schon dieses Schreiben erregte grossen Unwillen in der Versammlung. Aber noch ungleich mehr Aufsehen machte der dritte von den obengenannten Aufsäzen, das Protokoll von einer Conferenz der Com'issarien mit dem General Dümourier. Hier folgt ein Auszug aus demselben: "Wir kamen am 26. Merz in Tournay an. Einer von uns, der Bürger Proly, der dem General Dümourier bereits bekannt war, begab sich zu ihm. Es fand ihn in dem Haus, wo Madam Sillery (vormahls Gräfin von Genlis) wohnte, in Gesellschaft einer Dame und der beyden Demoiselles Egalite und Pamela. Die Generalen Egalite (Sohn des Hrn. von Orleans) und Valence waren bey ihm, nebst Deputierten von Valenciennes und Cambrai, welche gekommen waren, ihm ihre Besorgnisse anzuzeigen. Unter andern äusserst unbesonnenen Reden sagte er auch: die Jakobiner und das N. Convent seyen an allem Unglück schuld. Er sey starck genug, um sich vorwärts und hinterwärts zu schlagen; im'erhin möge man ihn einen Cesar, Cromwell oder Monk nennen, so wolle er das Vatterland retten. Proly, der die üble Laune des Generals den gehabten wiedrigen Begegnissen, zuschrieb, begab sich weg. Am folgenden Tag begaben sich die beyden andern Commissarien zu ihm und wiesen ihm ihre vom Minister Lebrün unterschriebenen Creditive vor. Er wiederholte gegen sie, was er am Tag vorher gesagt hatte: Das N. Convent bestehe aus 745. Tyrannen, die alle Königsmörder seyen; er mache keinen Unterschied zwischen denen die für und denen die gegen die Appellazion an das Volck gewesen seyen; ihren Dekreten frage er nichts nach; ihre Autorität werde bald innerhalb Paris eingschränckt seyn. Er schwur, daß er das Revolutions-Tribunal nicht dulden werde. Wir machten ihm Vorstellungen; er gerieth neuerdings in Hize und sagte zu wiederholten Mahlen: So lang seine Degen-Klinge nur noch 4. Zoll lang sey, werde er sich diesen Exzessen wiedersezen und auf Paris losgehen, wenn es noch einmahl zu solchen abscheulichen Auftritten daselbst komme. Das N. Convent werde keine 3. Wochen mehr existieren; er wolle die vorige Constitution wieder herstellen, so fehlerhaft sie auch sey, mit einem König; denn, sezte er hinzu, einen König müssen wir haben, sey es auch wer da wolle. Dümourier sprach hierauf von einer mit dem Feld-Marschall Coburg aus Veranlassung einiger Bataillons angefangenen Unterhandlung. Einer von den Com'issarien bemerkte darüber, das könnte zu einem Frieden führen. Er antwortete: das sey eben seine Absicht; er wolle ihn aber allein zu Stand bringen, weil keine von den kriegführenden Mächten mit dem vollziehenden Conseil, welches den 745. Tyranen untergeordnet sey, sich würde in Unterhandlungen einlassen wollen. Während dem er dieses zu einem von den Commissarien sagte, unterhielten sich die beyden andern mit Valence und Montjoie. Dieser leztere sprach sehr heftig gegen das Revolutions Tribunal und sagte: Das N. Convent habe kein Recht, seinen Gehorsam gegen die Geseze zu fodern, weil er nicht darein gewilliget habe. Dümourier sagte noch weiter: Seit der Schlacht bey Jemmappes hab ich alle meine glückliche Unternehmungen für eine so schlimme Sache beweint; aber das Vatterland muß gerettet werden, dadurch, daß wir uns so bald möglich wieder einen König geben und Frieden machen. Wir werden verlohren seyn, wenn der Feind in unser Gebiet eindringt, und das wird, wenn ich will, in weniger als 3. Wochen geschehen. Ich werde meine Armee brauchen; ja, meine Armee, diese Armee von Mameluken, wie man sie nennen wird; sie wird sagen, sie wolle einen König haben; die Presidenten der Distrikte, (welche nach Dümouriers Plan an die Stelle des N. Conven_s kommen sollen) werden den Auftrag bekommen, die Nation zur Annahm des Königs zu bringen; "den mehr als die Hälfte von Franckreich will einen König haben." -- Einer von den Commissarien, Dübüisson, bemerkte, daß er sich einer grossen Gefahr für seine Person ausseze, wenn sein Plan vor der Ausführung bekannt werden sollte. Hierauf erwiederte er: er frage nichts nach den Anklags-Dekreten; er biete allen Troz dieselben mitten unter seiner Armee vollziehen zu lassen; übrigens würde er wohl Zeit finden, zu den Oesterreichern hinüber zu galopieren, und er habe Mittel in Hände_, von ihnen gut aufgenohmen zu werden. Indessen sezte er hinzu: Er würde schon viel offentlicher zu werck gegangen seyn, wenn er nicht wegen dem Leben der Königin und ihrer Familie besorgt gewesen wäre. Aber sagter er, mein Entschluß ist gefaßt, und ich werde selbst auf Paris losgehen, wenn nicht die Jakobiner ihre Verbrechen wieder dadurch gut machen, daß sie mit ihren Personen die Königl Familie schäzen, und die 745. Tyrannen verjagen. Ich werde Paris nicht so, wie Broglio, der ein Schwachkopf war, belagern, sondern diese Stadt auch nur mit 12000. Mann bezwungen, indem ich ihr die Lebens-Mittel abschneide, und die Kriegs-Erklärung gegen Engelland, die Brissots Werck ist, wird unfehlbahr eine Hungersnoth veranlassen. -- Dübüisson stellte sich als wenn er von Dümouriers Meynung wäre; und darauf entdeckte ihm dieser die Absicht, die er anfänglich gehabt, aber nachher wieder aufgegeben habe, sich unter der Protektion von Franckreich zum Oberhaupt der neuen Republick der Belgier zu erklären. Er trug den Dübüisson auf, wenn er die Jakobiner in Paris seinem Projekt geneigt machen könnte, sogleich wieder zu ihm zurück zu kommen.

Dieser Rapport hat, wie man leicht denken kan, ziemlich lebhaft und langdaurende Debatten in dem N. Convent veranlaßt; indessen wurde aber weiter noch nichts verfügt, weil man von dem General-Defensions-Com'itte Vorschläge über die zu nehmenden Maas-Regeln erwartete. -- In der vorgestrigen Seßion erhielt das N. Convent von seinen kürzlich zu der nördlichen Armee abgeschickten Commissarien aus Lille vom 1. dieses Nachricht, daß sie im Begriff seyen, sich in das Lager bey Maulde zu begeben, um das Dekret vom 29. Merz betreffend den General Dümourier zu vollziehen. -- In eben dieser Seßion erschienen die aus Belgien zurückberuffenen Com'issarien vor dem N. Conv. Lacroix, der in ihrem Namen das Wort führte, beklagte sich, daß man sie verläumdet, und dadurch ihre Zurückberuffung veranlaßt habe, gerade zu der Zeit, da sie im Begriff gewesen, von Dümourier eine bestimmte Erklärung über seine ihnen schon lange verdächtigen Gesinnungen zu verlangen, und wenn er sich dieselbe zu geben weigere, ihn in Verhaft nehmen zu lassen, oder bey der geringsten Wiedersezlichkeit ihm eine Kugel durch den Kopf zu schiessen. Aber nun haben sie dem Befehl des N. Convents zufolg zurückkommen müssen. Bey ihrer Durchreise durch Peronne habe ein vom Direktorium des nördlichen Departements abgeschickter ausserordentlicher Courier ihnen die Nachricht überbracht, daß die zugleich mit dem Kriegs-Minister abgeschickten Commissarien vom General Dümourier seyen in Verhaft genohmen und als Geisel an einen sichern Ort gebracht worden. Dieser Courier habe ihnen zugleich die Abschrift eines Schreibens vom General Dümourier an die Administratoren v. Douay überbracht, welches folgenden Inhalts war:

"Bürger und Administratoren! Die Tyranney und das Morden ist in Paris aufs höchste gestiegen. Wir befinden uns in der elendesten Sclaverey. Das N. Convent treibt seine Abscheulichkeiten aufs äusserste: Es hat, um mich in Verhaft nemmen zu lassen, Beurnonville nebst einigen Commissarien abgeschikt. Aber ich habe sie selbst arrettieren lassen; sie sind meine Geisel und befinden sich an einem sichern Ort. Ich werde ohne Verzug nach Paris marschieren, um dort den Verschwörungen Einhalt zu thun; wir haben in den Jahren 1789., 1790. und 1791. eine Constitution beschworen, welche uns Geseze sicherte, durch Wiederherstellung derselben will ich das Vatterland retten. Ich hoffe bald der Befreyer von Frankreich zu seyn. Ich strebe nicht nach der Diktatur; und werde alle meine Stellen niederlegen, so bald Frankreich frey und glüklich seyn wird."

Lacroix fügte diesem allem noch bey: Clairfait habe am Tag vor der Räumung von Tournay bey Dümourier gespeist; und am Tag von der Räumung von Brüssel habe dieser mit Clairfait und den einsweiligen Administratoren dieser Statt eine Conferenz gehabt. -- Nach Anhörung dieses Rapports sagte der President zu dem N. Convent: Bürger, ihr wisset noch nicht euer ganzes Unglük: General Cüstine meldet mir, er sey vom General Newinger verrathen worden: hier ist sein Brief, worinn er berichtet: Nachdem er die Preussen bey einem ersten Angrif zurük geschlagen, seyen sie noch einmahl gegen ihn angerükt, und die Verrätherey des General Newinger habe ihn genöthiget, sich nach Worms und von da nach Landau zurükzuziehen, um das Rheinische Departement zu deken. Er hoffe in seinem nächsten Brief berichten zu können, daß er sich in einer respektabeln Stellung befinde. In Mainz und Cassel habe er eine zahlreiche Besazung zurük gelassen. Gestern wurde in der nunmehr permanierenden Seßion des N. Convents ein anderes Schreiben vom General Cüstine vom 1. dieses aus Neustadt verlesen, worinn er berichtet: Er habe am 31. Merz den Hessen und Preussen ein blutiges Treffen geliefert, worinn die Französis. Truppen die Feinde geschlagen. In Mainz habe er 21. bis 22000. Mann gelassen. Die Besazung sey für ein Jahr mit allem versehen; dieser Plaz könne weder bombardiert noch belagert werden; weil jene 22000. Mann in der Nacht eine höchst vortheilhafte Stellung vor Mainz nehmen und die feindlichen Batterien zerstören könnten. Am Schluß seines Briefes legt der General Cüstine seine Stelle nieder, weil Beurnoville die Armee an der Mosel sich habe zurükziehen lassen, wodurch der Erfolg seiner Operazionen vereitelt worden. Er wolle, sagt er, seinem Vatterland noch ferner als Soldat dienen, aber in der Befehlshaber-Stelle erwarte er mit Ungedult seinen Nachfolger. -- Das N. Convent hat aber seine Dimißion nicht angenommen, sondern ihm im Namen des Vatterlandes befohlen, das Commando zu behalten. -- Bouchot, Commandant von Cambray ist an Beurnonvilles Stelle gestern zum Kriegs-Minister ernennt worden.

Vorgestern schon hat das N. Convent aus Veranlassung der vom General Dümourier erhaltenen Nachrichten ein Dekret abgefast des Innhalts: 1) Dümourier ist seiner Befehlshaberstelle entsezt, 2) er wird für einen Verräther gegen das Vatterland erklärt; 3) auf seinen Kopf ist ein Preis gesezt; 4) derjenige, der ihn arrettiert oder Frankreich von ihm befreyt, bekommt zur Belohnung 300,000. Livres, 5) er ist ausser dem Schuz der Geseze, und jeder Bürger hat die Erlaubniß, ihn zu töden; 6) das Leben der Commissarien des N. Convents, die vom Dümourier in Verhaft genommen worden, wird dem Schuz der Französis. Soldaten anvertraut; 7) dieses Dekret soll unverzüglich durch ausserordentliche Curiers an die Armeen überschikt werden; 8) das vollziehende Conseil wird für permanierend erklährt.

Die Commissarien des N. Convents haben unterm 2. dieses aus Valenciennes nachfolgende Proklamazion des Generals Dümourier an die Französis. Armee überschikt: "Meine Cameraden, 4. Commissarien vom N. Convent sind gekommen, mich in Verhaft zu nehmen, und vor die Schranken desselben zu bringen; der Kriegs-Minister begleitete sie. Ich erinnerte mich, was ihr mir versprochen, daß ihr euch, euern Vatter nicht wollet wegnehmen lassen, der das Vatterland mehr als einmahl gerettet, euch auf der Bahn des Sieges angeführt und noch kürzlich an euerer Spize sich auf eine rüh~~liche Weise zurükgezogen hat. Ich habe sie in sichere Verwahrung bringen lassen, um uns als Geisel zu dienen. Es ist Zeit, daß die Armee einmahl ihren Wunsch äussere, Frankreich von den Mördern und Unruhstiftern säubere und unserm unglücklichen Vatterland die Ruge wieder gebe, die es durch die Verbrechen seiner Representanten verlohren hat. Es ist Zeit die Constitution wieder herzustellen, die wir 3. Jahre nach einander beschworen haben, die uns die Freiheit gab, und die uns allein gegen die Zügellosigkeit und Anarchie, worein wir gestürzt worden sind, sichern kan. Ich erkläre euch, meine Cameraden, daß ich euch das Beyspiel geben will, frey zu leben und zu sterben. Wir können nicht anderst frey seyn, als bey guten Gesezen; sonst wären wir Sclaven des Lasters."

In der Seßion während der Nacht zwischen dem 3. und 4. dieses Monats hat man durch Briefe von Commissarien des N. Conv. und der Administratoren in Lille noch mehrere Umstände von Dümouriers Verrätherey erfahren. Kaum näherten sich die neulich mit dem Kriegs Minister abgeschikten Commissarien seiner Armee, so wurden sie augenbliklich von Husaren umringt, und nach Tournay, in das Haupt-Quartier des Prinzen von Coburg, gebracht. Dümourier hat auch von den verschiedenen konstituierten Autoritäten des dortigen Departements verlangt, daß sie die andern allenfalls dort si_h aufhaltenden Commissarien ebenfalls sollen arrettieren lassen. Der General Miazinsky, welcher diesen Auftrag in Lille vollziehen solte, ist daselbst in Verhaft genommen worden, und die unter seinem Commando stehenden 4000. Mann, an deren Spize er dahin gekommen, kampieren nun unter den Kanonen eines dortigen Bastions.

Vorgestern haben die Administratoren von der Polizey dem General-Conseil der Commüne schriftlich angezeigt: Es ist nicht wahr, was Uebelgesinnte ausgestreut haben, daß Cüstines Armee geschlagen sey; und die Soldaten haben dem Dümourier geantwortet, sie seyen da, um gegen die Feinde der Republick, aber nicht gegen ihre Brüder zu fechten, welches den Dümourier bewogen habe, zu den Oesterreichern überzugehen. Im N. Convent ist aber hierüber noch keine Nachricht angekommen. -- Dasselbe hat gegen verschiedene Personen Verhafts Befehle ausgefertiget, unter anderm gegen Egalite und seine Söhne und Töchtern, gegen Sillery und seine Frau, und seinen Tochterman, den General Valence nebst seiner Frau: u. s. w.

Paris, vom 8. April. [19]

Das N. Convent (dessen jziger President Delmas ist) sezt noch immer seine Seßionen mit kurzen Unterbrechungen Tag und Nacht fort, und ist, wie man leicht denken kan, gröstentheils mit den neulich erfolgten wichtigen Vorfällen beschäftiget. Am 4. dieses dekretierte dasselbe, daß die Eltern, Frauen und Kinder aller Officiers von der unter Dümourier gestandenen Armee vom Unter-Lieutenant an bis zum General-Lieutenant von jeder Munizipalität des Orts, wo sie sich aufhalten, so lange als Geisel bewacht werden sollen, bis die von Dümourier in Verhaft genommenen Commissarien nebst dem Kriegs-Minister in Freyheit gesezt werden, oder die belgische Armee sich dem Commando ihres neuen Generals unterworfen hat. Dieser von dem vollziehenden Conseil ernannte und vom N. Convent bestätigte neue General jener Armee ist Dampierre. -- In eben dieser Seßion wurde eine vom Defensions-Committe vorgeschlagene Proklamazion an die belgische Armee einmüthig genehmiget. -- Das N. Convent erhielt von einem Tag zum andern Nachrichten von seinen Commissarien aus Valenciennes. Unterm 4. April berichteten sie: Es haben bereits viele Bataillons sich wieder bey den Fahnen der Republik eingefunden. So eben berichte man ihnen, die übrige Armee sey unter Dümouriers Commando im Anmarsch gegen Valenciennes; sie lassen bey Famars ein Lager formieren, aber es mangle ihnen an den nöthigen Geräthschaften dazu, die zurükkommenden Bataillons bringen fast nichts mit sich, weil sie sich verborgener weise wegbegeben müssen. Noch sey die Armee des Dümourier nicht zum Vorschein gekommen, und die Nachricht von ihrem Anrüken möge wohl ungegründet seyn. -- Einer der Deputierten von Valenciennes zeigte an: 3. Cavallerie- und 2. Infanterie-Regimenter haben am 4. dieses die Armee des Dümourier verlassen. In einem zweiten Schreiben berichten die Commissarien, Dümourier habe 500,000. Livres aufgefangen, die ihnen nach Valenciennes überschikt wurden. Der Flügel-Adjutant des General Düval, welcher in Lille kommandiert, erschien vorgestern vor dem N. Convent und berichtete, daß Devaux, erster Flügel Adjutant von Dümourier, in eben genannter Stadt in Verhaft sich befinde; und daß die 4000. Mann, welche Miasinsky (der nun gefangen nach Paris transportiert werden soll) dahin gebracht hatte, und vor derselben kampierten, der Nation den Eid der Treue geschworen haben.

In einem dritten Schreiben aus Valenciennes vom 5. dieses berichten die Commissarien folgendes: Die Armee des Dümourier fahre noch immer fort theilweise sich zu vermindern und ihn zu verlassen; aber er übe einen so strengen und kühnen Despotismus über die Soldaten aus und habe sie durch seinen Muth, und seine Reden und schriftliche Vorstellungen dergestalt einzunemmen gewust, daß er die einen durch die andern zurükhalte. Er habe eine Garde von Oesterreichischen Dragonern um sich. Indessen soll unter der noch bey ihm befindlichen Armee eine starke Gährung herrschen, und es sey nicht zu verzweifeln, daß der allergröste Theil derselben ihn verlassen werde. So eben sey der aus 80. Kanonen bestehende Artillerie-Park von St. Amand in Valenciennes angekommen und befinde sich in Sicherheit; auch die Kriegs-Casse habe daselbst ankommen sollen; aber Dümourier habe sie unterwegs wegnehmen lassen. Man sage er werde sich an die Spize von 30,000. Osterreichern und derjenigen Französis. Truppen stellen, auf die er glaube sich verlassen zu können, um gegen Paris anzurüken. Nach einiger Aussage werde er mit dem Angriff auf Valenciennes den Anfang machen; die meisten aber sagen, er werde zuerst auf Lille losgehen; man habe aber alle nöthigen Gegenanstalten gemacht. Die Commissarien bitten das N. Convent dringend, ihnen Lagergeräth, hauptsächlich aber Geld zu überschiken. Um 6. Uhr Abends schreiben sie: So eben erhalten wir Nachricht, daß ein sehr grosser Theil des Lagers bey Maulde zu den Fahnen der Republik zurük gekehrt sey. Bald darauf heißt es: das ganze Lager bey Maulde geht weg, und fast alle Truppen kommen hieher; Morgen wird Dümouriers ganze Armee aus ein paar Duzend Französischen Officiers ohne Soldaten und Kanonen bestehen; denn die ganze noch übrige Artillerie kommt zurük. Auch die von Dümourier weggenommene Casse soll ihm wieder abgenommen worden seyn. -- Die Commissarien des N. Convents welche nebst Beurnonville arretiert wurden, seyen zuerst nach Tournay, hierauf nach Mons und von da nach Mastricht transportiert worden. Beurnonville, der sich habe zur Gegenwehr sezen wollen, sey durch einige Säbelhiebe ziemlich gefährlich verwundet worden. Endlich Abends um 9. Uhr beschliessen die Commissarien ihr Schreiben mit folgenden Worten: Es lebe die Republik! Dümourier, Valence und Egalite, die beyden Thouvenot, und mehrere andere Officiers, wie auch der gröste Theil vom Husaren-Regiment Berchiny sind zu dem Feind übergegangen; alles übrige ist unser, der General Dietmann hat uns so eben diese Nachricht überbracht. Man meldet uns, die feindliche Armee marschiere in 2. Colonnen gegen Conde an; doch ist die Nachricht nicht ganz zuverlässig.

Ein gewisser Languet, welcher den Kriegs-Minister Beurnonville als Curier begleitete, hat den Administratoren des nördlichen Departements von der Verhaftnehmung derselben und der 4. Commissarien einen Bericht abgestattet, welcher dem N. Convent überschikt worden ist. Als wir, sagte er, am 1. dieses im Haupt-Quartier bey Tournay ankamen, begab sich der Minister sogleich mit den Commissarien zu Dümourier, um das Dekret des N. Convents zu vollziehen. Sobald der Bürger Camüs zu reden anfieng, entfernten sich die anwesenden Staabs-Officiers. Nach Anhörung des Dekrets, sagte der General, er würde nicht gehen. Die Commissarien begaben sich in ein besonderes Zimmer, und nach ihrer Zurückkunft kündigte Camüs dem Dümourier an, daß er nicht mehr General sey, und forderte ihm die Brieftasche ab. Sogleich gab Dümourier einen Wink, und Husaren umringten den Wagen der Commissarien und des Ministers seinen. Ihr Oberst trat mit einigen seiner Leute ins Zimmer, wo die Commissarien waren, und Dümourier ertheilte ihnen Befehl, dieselben nebst dem Minister zu arrettieren. Mich fragte er, ob ich den Minister begleiten oder bey ihm bleiben wolle. Ich wählte das erstere, und leistete den Commissarien allen mir möglichen Beystand. Einer von ihnen, Quinette, nahm mich bey der Hand und sagte: Wenn ich nur meine Pistolen hätte, um mir einen Kugel durch den Kopf zu schiessen: wir sind verlohren, was wird aus uns werden. Sogleich fuhren unter einer Bedekung von Husaren die Wagen ab, und nahmen den Weg nach Tournay.

Paris, vom 12. April. [20]

In ihrem Schreiben aus Valenciennes vom 7. dieses bestätigen die dortigen Commissarien des N. Convents die schon ertheilte Nachricht, daß beynahe die ganze Armee den Dümourier verlassen habe und theils nach Valenciennes, theils nach Douay oder Lille zurük gekommen sey. "Wenigstens, schreiben sie, wissen wir noch bisher von keiner andern Emigration als der Officiers, des gröstentheils vom Husaren-Regiment Berchiny und dem dritten Dragoner-Regiment. Zwar befürchtet man, es manglen uns noch einige Cavallerie-Regimenter; aber man hoffet diejenigen, von denen man in Valenciennes nicht weist, wohin sie gekommen seyen, werden sich nach Lille oder Douay begeben haben. Ein Theil von der beynahe für verlohren geachteten Kriegs-Casse ist theils und, theils den Commissarien in Douay wieder zu Handen gekommen. Aber die grosse Casse hatte Dümourier schon vor der Ausführung seines Vorhabens in Feindes Land bringen lassen. Was wir wieder bekommen haben, ist für die Bedürfnisse einer grossen Armee bey weitem nicht zureichend." -- In einem zweiten Schreiben vom 8. melden eben diese Commissarien: die Oesterreicher haben den Waaffenstillstand wieder gebrochen, und das Lager von Maulde, wo kürzlich noch Dümourier mit seiner Armee sich befand, in Besiz genommen. Coburg und Clairfait stehen ziemlich weit von einander entfernt. Der erstere scheine gegen Lille oder gegen des Cüstine Armee anrüken zu wollen. In Valenciennes stehe es so gut, als es an einem Ort möglich sey, wo so viele zerstreute Corps und Bataillons ankommen, von denen die meisten alles ihr Feldgeräth verlohren haben.

Am 8. und 9. dieses ist es in dem N. Convent abermahls zu ziemlich tumultuarischen Auftritten gekommen. Das erstemahl war eine Deputation von einer der Sektionen und das andermahl ein Projekt zu einer Addresse aller Sektionen an das N. Convent die Veranlassung dazu. Da beyde zur Kenntniß des gegenwärtige in Paris herrschenden Geistes dienen können, so wird, besonders bey dem Mangel an andern Neuigkeiten, hier etwas von ihrem Inhalt mitgetheilt. -- Der Sprecher der obenerwehnten Deputation sagte vor dem N. Convent: "Wir sind an euch abgeschickt, um zu verlangen, daß ihr in Ansehung der Verrätherey des Dümourier die genaueste Untersuchung vornehmen sollet. Er hatte nicht nur unter den Legionen seine Mitschuldigen. Hat das Volck nicht Ursache zu glauben, daß es dergleichen selbst unter euch gebe? Die offentliche Stimme nennt euch die Brissots, die Guadets, die Gensonne. -- (Hier unterbrachen den Sprecher Beyfahlsbezeugungen auf der linken Seite der Versammlung und von den Galerien; indessen die Mitglieder auf der rechten Seite in einer heftigen Bewegung waren, viele von ihnen hervortraten, den Deputierten droheten, und mit lauten Geschrey verlangten, daß man sie wegjagen soll. Aber ihr Sprecher fuhr auf erhaltene Erlaubniß weiter zu reden fort:) Schon lange nennt euch die offentliche Stimme Vergniaud, Guadet, Gensonne, Brissot, Barbaroux, Louvet, Büzot und noch andere mehr. Worauf wartet ihr, um ihre Anklage zu dekretieren? Ihr sezet den Dümourier ausser den Schuz des Gesezes, und seine Mitschuldigen lasset ihr unter euch sizen. Mangelt es euch etwas an Beweisen? Die Verläumdungen, welche sie gegen Paris ausgestossen haben, zeugen gegen sie. Ihr Representanten des Volcks, ihr Patrioten von der Montagne (bekanntlich die linke Seite im Versammlungs Saal) auf euch verläßt sich das Vatterland in Ansehung der Bezeichnung der Verräther: es ist Zeit ihnen die Unverlezbarkeit, welche die Freyheit zu Grund richtet, abzunehmen. Erwartet aus diesem für die Freyheit tödlichen Schlummer. Machet euch auf, überliefert die Leute, welche die offentliche Meynung anklagt, den Tribunalen. Erklähret allen Gemäßigten, allen Feuillants, allen diesen Agenten des ehmaligen Hofes den Krieg. Trettet auf diesen Redner-Stuhl ihr feurigen Patrioten, ruffet dem Schwerdt des Gesezes, daß es die Köpfe dieser unverlezbahren Verschwörer treffe, dann wird die Nachwelt die Zeit segnen in welcher ihr gelebt habet." -- Der President lud die Deputation ein der Seßion beyzuwohnen, und es geschah auch, ungeachtet sich viele dagegen sezten. Nach langen heftigen Debatten wurd endlich dekretiert: 1) Alle welche Klagen gegen die Mitglieder des N. Convents anzubringen haben, sollen dieselben bey dem kürzlich errichteten Committe von der allgemeinen Wohlfahrt eingeben; 2) Diejenigen von den Gesezgebern, die eines National-Verbrechens überführt worden, sollen sogleich dem Revolutions-Tribunal übergeben werden. -- Die Mitglieder der Deputation mußten ihre Addresse unterschreiben, und sie wurde sogleich versiegelt dem eben erwähnten Committe zugestellt.

Eben auch in der gestrigen Seßion kommunizierte le Brün, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, dem N. Convent nachfolgende Proklamazion des Prinzen von Coburg, Ober-Befehlshaber der Kayserl. Armee, an die Franzosen: -- "Der General en Chef, Dümourier, hat mir seine Deklaration von Franckreich mitgetheilt; ich finde in derselben die Gesinnungen eines rechtschaffenen Mannes, der sein Vatterland liebet, und demselben die Glückseligkeit einer weisen und dauerhaften Constitution verschaffen will. Ich weiß, daß eben dieses der einmüthige Wunsch aller Souverains ist. Ich weiß, daß das Volck und alle rechtschaffenen Leute in Franckreich dieses ebenfalls wüschen. Ich erklähre also durch gegenwärtiges, daß ich mit aller in meinen Kräften stehenden und mir anvertrauten Macht die edelmüthigen Absichten des Generals Dümourier unterstüzen werde. Ich erklähre, daß ich einen Theil von meiner Armee vereinigen werde, um mit derselben als Freunde und Kriegs Cameraden, die eines gegenseitigen Zutrauens würdig sind, Franckreich seinen constitutionsmäßigen König und Constitution, die es sich selbst gegeben hat, wieder zu verschaffen und Glückseligkeit und Friede in demselben wieder herzustellen. Dem zofolg deklariere ich hiemit auf mein Ehrenwort, daß ich nicht nach Franckreich komme, um Eroberungen zu machen, und daß, wenn mit Städte übergeben werden sollten, ich dieselben als ein heiliges anvertrautes Gut ansehen, und sogleich wieder zurückgeben werde, sobald Franckreich die vom General Dümourier gebilligte Regierungs-Verfassung haben wird." -- Diese Proklamation wurde von dem, der sie verlaß, den Mitgliedern des N. Convents und den Zuhörern auf den Galerien öfters mit Gelächter unterbrochen; übrigens aber weiter keine Notiz davon genommen.

Paris, vom 15. April. [21]

Die Seßionen des N. Convents werden von Tag zu Tag lärmender, und der gegenseitige Verdacht und Haß der beyden Partheien, in welche diese Versammlung der Volks-Representanten getheilt ist, bricht immer deutlicher und lebhafter aus; anstatt daß man hätte erwarten sollen, die neulichen für die Französis. Republik so bedenklichen Vorfälle werden diejenigen, die ihre Stifter seyn wolten und eben darum nun auch für ihre Befestigung und Fortdauer sorgen solten, immer genauer und enger vereinigen. Am 10. wurden den Vergniaud, Guadet, Brissot, Gensonne und noch mehrere Mitglieder von der rechten Seite von Robespierre als Mitschuldige des Dümourier in einer weitläufigen und heftigen Rede angeklagt. Die beyden erstern wiedersprachen ebenfalls umständlich den gegen sie vorgebrachten Beschuldigungen; und der Ankläger so wohl als die Angeklagten erhielten jeder von seiner Parthey Beyfalls-Bezeugungen. -- In der Seßion am 11. gab Marat die Veranlassung zu einem äusserst tumultuarischen Auftritt dadurch, daß er sagte: "Ich weiß nicht durch was für einen Schwindelgeist die strafbahre Faktion die Nation zu täuschen sucht, indem sie die Meinung des Publikums irre führt. Sie will die Blike von ihren Complotten ablenken, indem sie die Aufmerksamkeit auf eine eingebildete Verschwörung zieht. Ich will nicht entscheiden, ob Egalite, der Vatter, den ich immer als einen Menschen ohne Sitten und Tugend beschrieben, sich des Hochverraths gegen die Nation schuldig gemacht habe. Aber ich verlange, daß auf den Kopf seines Sohns, wie auf des Dümourier seinen; und eben so auch auf die Köpfe aller Flüchtlinge von der Familie Capet ein Preis gesezt werde." -- Ein anderes Mitglied sezte sich diesem Vorschlag entgegen und gab zu verstehen: Es dörfte vielleicht gewissen Leuten lieb seyn, wenn die vormahligen Prinzen nebst dem Dümourier und jüngern Egalite ermordet würden, damit sie ihre Mitschuldigen nicht endeken könnten. -- Nun gieng's los und der Tumult stieg aufs höchste. Alle Mitglieder von der rechten Seite stürzten sich gegen die Linke oder sogenannte Montagne, und es kamen entblöste Degen und Pistolen zum Vorschein. Erst nachdem der Lärm lange gedauret hatte, konnte nur mit Mühe die Stille wieder hergestellt werden.

Paris, vom 20. May. [22]

-- Eben auch in der vorgestrigen Seßion wurde ein Schreiben des vom Revoluzions-Tribunal zum Tod verurtheilten General Miaczinsky an das N. Convent verlesen, worinn er versichert, an den Complotten des Dümourier keinen Antheil gehabt zu haben. Weil er aber in genauer Verbindung mit demselben gestanden, so wisse er seine geheimsten Gesinnungen. Es habe deßwegen den Representanten des Volcks Sachen von der grösten Wichtigkeit zu entdeken. Weil er sich aber in der Französis. Sprache nicht mit Leichtigkeit ausdrüken könne; so bitte er um dreytägigen Aufschub der Vollziehung des über ihn gesprochenen Todes-Urtheils, um sich zu rechtfertigen. Das N. Convent dekretierte, daß 2. seiner Mitglieder als Commissarien sich in das Gefängniß zu dem Miaczinsky begeben, der Versammlung von seiner Aussagen Bericht abstatten, und ihm, wenn sie es dienlich finden, die verlangte Frist bewilligen sollen. Diese kamen ungefehr nach einer Stunde wieder zurük und berichteten: Miaczinsky habe ihnen wircklich wichtige Geheimnisse entdekt, die sich aber nicht wohl offentlich in der Versammlung sagen lassen; sie verlangten deßwegen, dieselben dem Committe von der allgemeinen Wohlfahrt anzeigen zu dörfen, und schlugen vor, dem Verurtheilten bis nach abgestattetem Rapport dieses Committe die verlangte Frist zu bewilligen. Das Committe ließ bald darauf an das N. Convent das Ansuchen thun, es möchte die Commissarien noch einmahl an Miaczinsky abschiken, um weitere Nachrichten und Erläuterungen von demselben einzuziehen; welches auch sogleich dekretiert wurde. Weiter ist indessen bis jzt nichts von der Sache bekannt geworden.

Paris, vom 24. May. [23]

In der Seßion am 21. statteten die an den verurtheilten General Miaczinsky abgeordneten Commissarien dem N. Convent Bericht ab von dem, was sie bey ihrem dreymahligen Besuch von demselben vernommen hatten. Er sagte unter anderm: Er habe um des Dümourier Projekt gewußt, sich zum Herren von Brabant zu machen, und eine Vermählung zwischen dem jungen Egalite und der Tochter Ludwigs XVI. zu stand zu bringen; wobey der vormahlige Dauphin würde aufgeopfert worden seyn. Dümourier habe in Ansehung des Erfolgs seines Projekts auf die Mehrheit in dem N. Convent gezählt, und besonders für Petion und Gensonne viel Achtung gehabt, und sey mit ihnen in Correspondenz gestanden; auch auf Cüstine habe er sich verlassen; den Lacroix, Mitglied des N. Convents beschuldigte er: daß er zu ihm gesagt habe, er soll in den Niederlanden plündern, sie wollen es dann mit einander theilen, und er wolle sich im N. Convent seiner annehmen, u. s. w. -- Die 3. von Miaczinsky genannten Mitglieder des N. Convents wurden zu ihm gebracht, er behauptete in ihrer Gegenwart, was er über sie ausgesagt hatte, konnte aber weiter nichts beweisen; und daß seinetwegen und in einem Namen an das N. Convent geschrieben und um Aufschub der Vollziehung des Urtheils angesucht worden, davon schien er nicht einmahl etwas zu wissen. Nach diesem Bericht der Commissarien hat das N. Convent die dem Miaczinsky bewilligte Frist wieder aufgehoben, und das Todes-Urtheil ist am 22. auf dem Revoluzions-Plaz an ihm vollzogen worden; so wie auch gestern an dem ebenfalls vom Revoluzions-Tribunal verurtheilten Devaux, gewesenem Oberst-General-Adjutant bey der Armee, welcher auf des Dümourier Befehl das Commando an des Miaczinsky Stelle übernommen hatte zu einer Zeit, wo er schon wußte, daß derselbe die National-Commissarien nebst dem Kriegs-Minister habe arrettieren lassen.


Einzelne historische Züge und Anekdoten.[]

[1806]

[24]
Kürzlich ist der bekannte General Dumouriez, von dem man lange nichts gehört hatte, wieder in England eingetroffen. Seine großen militärischen Talente und Erfahrungen veranlaßten bei gewissen Mächten den lebhaftesten Wunsch, ihn auf dem Continente zu haben. Das Verhängniß wollte es aber, daß ihr Wunsch diesem Officiere zu spät mitgetheilt wurde. Dennoch eilte Dumouriez mit Genehmigung der Brittischen Regierung in möglichster Eile nach dem Schauplatze des Kampfes; kaum war er indeß in Cuxhaven gelandet, so kam die Nachricht von dem Einzuge der Franzosen in Wien an. Diese bestimmte den General einen andern Weg einzuschlagen, er suchte die Alliirten zu erreichen, wo sie auch seyn mochten, und nicht ohne große Schwierigkeiten kam er zu seinem Zwecke. Am 4ten December war Dumouriez in Dresden, am 7ten in Prag, und am 13ten traf er bei den beiden Kaisern zu Troppau ein. In der damaligen Lage der Sachen war für Dumouriez freilich nichts mehr zu thun. Er wollte daher auch sogleich wieder zurückreisen, blieb jedoch auf erhaltene Einladung bis nach dem Abschlusse des Definitiv-Friedens in jenen Gegenden, aus denen er nunmehr über Stralsund und Schweden nach England zurückgekehrt ist.


[1811]

[25]
Endlich hat auch der bekannte General Dumouriez sein unruhiges und wechselvolles Leben beschlossen. Er starb nach öffentlichen Französischen Nachrichten in Spanien, in einer kleinen Stadt des Königreichs Grenada, von Niemanden bedauert noch geachtet. Dies Ende nahm ein Mann, den seine Talente zu einer großen Rolle bestimmten, der sie aber mißbrauchte, um eine unglückliche Celebrität zu erlangen. Man weiß nicht einmal mit Bestimmtheit der Ort, wo der Feldherr, der einst die Französischen Heere in ewig denkwürdigen Schlachten anführte, mit dem Ziel seines Lebens die Ruhe fand, die ihn floh, seit er die Sache seines Vaterlandes verrathen hatte.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Politische Annalen herausgegeben von Christoph Girtanner. Dritter Band. Berlin. Bey Johann Friedrich Unger. 1793.
  3. Reise durch Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen und einen Theil von Italien, in den Jahren 1797. 1798. 1799. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, 1801.
  4. x
  5. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  6. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 10. April, 1793. Num. 29.
  7. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 13. April, 1793. Num. 30.
  8. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 27. April, 1793. Num. 34.
  9. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 8. Brachmonat, 1793. Num. 46.
  10. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 12. Brachmonat, 1793. Num. 47.
  11. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 3. Heumonat, 1793. Num. 53.
  12. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 13. Heumonat, 1793. Num. 56.
  13. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 6 Hornung, 1793. Num. 11.
  14. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 23. Merz, 1793. Num. 24.
  15. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 30. Merz, 1793. Num. 26.
  16. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 6. April, 1793. Num. 28.
  17. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 10. April, 1793. Num. 29.
  18. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 13. April, 1793. Num. 30.
  19. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 17. April, 1793. Num. 31.
  20. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 20. April, 1793. Num. 32.
  21. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 24. April, 1793. Num. 33.
  22. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 29. May, 1793. Num. 43.
  23. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 1. Brachmonat, 1793. Num. 44.
  24. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1806.
  25. pj1811

Literatur.[]

  • Der entlarvte Dumourier. Erzählung des Lebens und der Abenteuer des Helden bei Jemappe. Nach dem Englischen des Herrn De Viette, eines französischen Offiziers. Leipzig, bei Joh Gottl. Imm. Breitkopf, Sohn und Comp. 1794.
  • Denkwürdigkeiten des Generals Dümouriez. Von ihm selbst geschrieben. Mit Anmerkungen von Christoph Girtanner. Frankfurt und Leipzig, 1794.
  • Das Leben des Generals Dümouriez. Von ihm selbst. Hamburg, 1795. bei Benjamin Gottlob Hoffmann.


Werke.[]

  • Denkwürdigkeiten des Generals Dümouriez. Von ihm selbst geschrieben. Mit Anmerkungen von Christoph Girtanner. Frankfurt und Leipzig, 1794.
  • Das Leben des Generals Dümouriez. Von ihm selbst. Hamburg, 1795. bei Benjamin Gottlob Hoffmann.
  • Sendschreiben des Generals Dümouriez an den Uebersetzer seiner Lebensbeschreibung. Eine Fortsetzung der politischen Uebersicht des künftigen Schiksals von Frankreich. Hamburg, 1795. Bei Benjamin Gottlob Hoffmann.
  • Dümouriez und Mallet dü Pan über den Krieg. Im Aprill 1799.
  • Des Generals Dümouriez Historisch-Statistisches Gemälde von Portugall. Aus dem Französischen übersetzt, und mit einigen Zusätzen begleitet von Bernhard Reith. Leipzi, bey Friedrich Gotthold Jacobäer, 1797.


Porträten.[]

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