Celle

Celle.

Celle (Zell) eine wohlgebaute Stadt im Herzogthum Lüneburg, am Zusammenfluß der Fuse und Aller, mit 6000 Einwohnern und einem Schlosse, wo die Herzoge von Celle residirten, nach deren Aussterben 1705 die ganze cellische Landesportion an das Churhaus Braunschweig fiel. Die Stadt ist der Sitz des Oberappellationsgerichts für sämmtliche churbraunschweigische Lande, einer Justizkanzlei, eines Hofgerichts, einer Generalsuperintendentur und einer Landwirthschaftsgesellschaft. Außerdem hat sie ein Zucht- und Tollhaus für das ganze Land, ein Waisenhaus und ein Werk- und Arbeitshaus. Die Hauptnahrung der Einwohner besteht in der Brauerei und dem Handel; auch verdienen die hiesigen Wachsbleichen erwähnt zu werden.

Von Reisende.

Jean-Philippe Graffenauer.

^[1807]

Zelle ist fünf kleine Meilen von Hannover entfernt, und liegt sehr angenehm an der Aller. Es hat große Vorstädte, wohlgebaute Häuser, und ein weitläuftiges Schloß, was die Königin Caroline Mathilde von Dännemark, eine Groß-Brittanische Prinzessin und Schwester Georg des Dritten, bis zu ihrem Tode bewohnte. Man kennt die Geschichte dieser unglücklichen Prinzessin: sie ward in den Proceß der bedauernswürdigen Grafen Brandt und Streuensee verwickelt. Anfangs hielt man sie in der Festung Kronenburg gefangen; als hierauf die englische Regierung sie reklamirte, ward ihr das Schloß in Zelle zur Residenz angewiesen. Die Einwohner dieser Stadt liebten sie sehr; auch haben sie, um ihr Andenken zu ehren, ihr im Königlichen Garten, der jetzt ein öffentlicher Spatziergang ist, ein schönes Monument errichtet. In Zelle sind viele Fabriken, und die Einwohner besitzen nicht gemeine Industrie. (>>>)