Caraccas.[]
Caraccas,[1] oder das Land der Caraques, in Terra firma, in Südamerika, an der Nordküste, den Spaniern gehörig. Es ist voller Gebirge, und erzeugt die vorzüglichste Sorte von Cacao in beträchtlicher Menge. Die Holländer und Engländer holten diese Frucht sonst selbst ab: 1728. aber ward zu St. Sebastian in Spanien eine besondere Compagnie etablirt und privilegirt, daß sie allein auf dieser Küste handeln durfte. Diese Compagnie wurde 1781. aufgehoben und der Handel frey gegeben.
Die Hauptstadt nennen die Indianer Caraccas, Caracas, sie heißt aber auch S. Iago de Leon, oder Leon de Caraques, liegt in einer Ebene, 5 - 6 Stunden vom Meere, am Fluß Guavra, und hat über 24,000 Einwohner. Die vornehmsten sind Spanier, welche durch Negers die Cacaoplantagen bearbeiten lassen. Das Bißthum ist von Venezu la hieher gekommen, und der Gouverneur der Provinz residirt auch zuweilen da.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Baltimore, den 10ten Februar. [2]
Der Kongreß der neuen Republik von Venezuela besteht aus 45 Gliedern, nämlich: 24 für Caraccas, 9 für Barmas, 4 für Kumana, 3 für Barcelona, 3 für Merida, 1 für Truxillo und 1 für Margarita.
London, den 19ten May. [3]In der Republik Karakkas bemüht man sich schon, manche Gegenstände der Kultur, die dort bisher noch wenig bekannt waren, einzuführen. Ein Abgeordneter derselben, der nach Neu-York geschickt war, kaufte unter andern auf: 6 schöne Feuerspritzen, Pflüge neuer Erfindung, verschiedene Gattungen von Transportwagen, mancherley Werkzeuge und neue Modelle, z. B. die einer Säge- und Poliermühle für Marmor und Steine, Werkzeuge und Hecheln zum Reinigen des Hanfes und Flachses, die große rauchverzehrende Pumpe (à feu fumivore) von Philadelphia, und Maschinenbote, die sich selbst treiben. Auch mehrere gute Arbeiter schifften sich nach diesen ehemaligen spanischen Kolonien ein.
London, den 18ten July. [4]Durch Briefe aus Karakkas vom 24sten May erfährt man, daß das Hauptquartier von Miranda nach Maracay war verlegt worden. Am 21sten hat er eine Proklamation erlassen, worin er ankündigt, daß er mit der Direktorialgewalt bekleidet worden, und daß er sich feyerlich verpflichtet, alle seine Bemühungen auf die Befestigung der Unabhängigkeit seines Vaterlandes zu richten. Er benachrichtigt demnach seine Landsleute, daß er alle nöthigen Maßregeln ergreifen werde, um Verbindungen mit dem fremden Mächten anzuknüpfen, besonders mit den freyen Staaten von Amerika, um Truppen, Waffen und Kriegsmunition von ihnen zu erhalten.
London, den 10ten November. [5]Aus Kadix wird unterm 2ten Oktober geschrieben: Dasselbe Schreiben bestätigt das Gerücht von der Beruhigung der Karakkas durch den General Monteverde.
Erdbeben von 1812.[]
St. Thomas, den 9ten April.
"Der 26sten war für die Provinz Venezuela ein Tag der Trauer und des Schreckens. Einige Minuten nach 4 Uhr Nachmittags wurden in der Stadt Karrakkas 4500 Häuser, 19 Kirchen und Klöster und andere öffentliche Gebäude durch ein plötzliches Erdbeben in Staub verwandelt, welches keine Minute gedauert, und Tausende von Einwohnern unter ihren Ruinen begraben hat. Da sich diese Unglück am grünen Donnerstage in dem Augenblick zutrug, da alle Kirchen, wegen der Procession die einige Minuten nachher in der Stadt ihren Anfang nehmen sollte, mit Menschen angefüllt waren, so ist die Zahl der unglücklichen Schlachtopfer unglaublich groß gewesen, indem alle Kirchen einstürzten, ehe man die Gefahr ahnete. Die Zahl derer, die 2 Tage nachher aus einer Kirche heraus gezogen wurden, belief sich auf 300. Ueber die ganze Anzahl der Todten sind die Nachrichten verschieden von 4000 bis 8000. Bey dieser schrecklichen Katastrophe würde es einiger Trost seyn, wenn die Ueberlebenden in der Nachbarschaft eine Zuflucht oder Lebensmittel finden könnten; allein die nächste Stadt, La Guira, hat, so wie die benachbarte Küste, noch mehr gelitten. Felsenmassen haben sich von den Gipfeln der Berge losgerissen und sind in die Thäler gerollt. Tiefe Schluchten und Oeffnungen in der unermeßlichen Basis der Felsen scheinen die unglücklichen Einwohner noch mit neuem Unglück zu bedrohen. Alles ist jetzt beschäftigt, die Todten zu verbrennen oder zu begraben, und der großen Menge von Verwundeten und Verstümmelten beyzustehen, die aus Mangel an Hülfe und Obdach umkommen."
"Zwey Briefe von englischen Kaufleuten, die sich nach La Guira gerettet haben, machen ein noch traurigeres Gemälde von den Folgen dieses Unglücks."
Ein Londoner Kaufmann hat von seinem Bruder einen Brief, datirt Karakkas den 29sten März, erhalten, worin es heißt, daß in 3 Minuten der vierte Theil dieser Stadt zerstört, und der ganze übrige Theil unbewohnbar gemacht ist. -- Auch auf der Insel St. Christophe fühlte man an diesem Tage zwey schwache Erdstöße, die keinen Schaden angerichtet haben. -- Miranda war zur Zeit des Erdbebens von Karakkas abwesend.
Washington, den 13ten April.Der Agent der Regierung von Venezuela hat in den öffentlichen Blättern bekannt machen lassen, daß die Verwüstung der Städte Karakkas und la Guyra durch ein Erdbeben ungegründet wäre.
Martinique, den 19ten April.Man hat hier über Kuraçao die Nachricht erhalten, daß am 26sten März in den Städten Karakkas und la Guyra ein schreckliches Erdbeben gewesen. Siebzehn Kirchen stürzten in einer Minute zu Karakkas ein, und da es am grünen Donnerstag war, so befanden sich wahrscheinlich viele Menschen darin versammelt. Wie es heißt, sind auch eine Menge Häuser bey dieser schrecklichen Begebenheit eingestürzt. Es sollen überhaupt 14,000 Menschen das Leben eingebüßt haben. Zu Guyra sind nur wenige Häuser stehen geblieben; über 1200 Menschen sind daselbst unter den Trümmern begraben worden. Der Kongreß und die Regierungspersonen befanden sich zu Valencia. Man glaubt, setzt der Brief hinzu, der diese schrecklichen Details enthält, daß sie der Katastrophe entgangen sind.
Die zu Karakkas gedruckte Zeitung, der amerikanische Argus, drückt sich am 17ten July so aus: [6]
"Unsere Stadt ist nur noch ein Haufen von Ruinen. Nie wüthete in der Provinz Venezuela ein so heftiges Erdbeben. Noch kennt man die Zahl der umgekommenen Menschen nicht genau. Es war ein herzzerreissender Anblick, auf den Trümmern der Häuser Mütter zu sehen, die mit lautem Geschrey ihre Kinder; Töchter, die ihre Aeltern suchten. Der Generalgouverneur Miranda hat bey dieser Gelegenheit die größte Thätigkeit und Menschenliebe gezeigt. Man ist jetzt beschäftigt, den Schutt aufzuräumen."
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
- ↑ x
- ↑ x
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 189. Mittewoch, den 7/19. August 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 285 Mittewoch, den 27. November/9. December 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 259. Montag, den 28. Oktober/9. November 1812.
- Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 89. Freytag, den 12. April 1812. ff.
- Allgemein deutsche Zeitung für Rußland. No. 160. Donnerstag, den 4. July 1812.