Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Cap François.[]

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Cap François, die Hauptstadt des ältern französischen Antheils an der Insel St. Domingo in Westindien.

Sie ist regelmäßig erbaut, aber offen, und wird durch Batterien, die eine gegen den Hafen, die andere auf der Landseite, vertheidigt. Die Zahl der Einwohner, Weiße und Schwarze, betrug 8000. Der Hafen ist groß und tief, aber gegen die Nordwinde nicht völlig gesichert. Die Ebene um die Stadt war schön, fruchtbar und vortrefflich mit vielen Plantagen angebaut, und der Handel mit Zucker, Caffee, Indigo, Baumwolle xc. vor der Revolution von großer Wichtigkeit; aber die Grundsätze von Gleichheit und Freiheit brachten der ganzen Insel und vorzüglich der Hauptstadt Verderben. Durch die Neger sind die Plantagen größtentheils verwüstet, und da sie im Jahr 1802 durch die französischen Truppen aus der Stadt vertrieben wurden, vernichteten sie auch einen Theil dieser durch Brand. Am Ende des Jahrs 1803 kam Cap François oder die Capstadt, wie sie auch genannt wird, durch eine förmliche Belagerung der Neger und farbigen Bewohner von St. Domingo aufs neue in die Gewalt der Empörer, und Frankreich verlor dadurch seinen letzten Platz auf der Insel. Mit dem Anfange des folgenden Jahrs wurden die zurückgebliebenen weißen Einwohner von dem Negergeneral Dessalines ermordet.


Einnahme von Cap Francois.[]

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Der 13. Juni 1793.

Die Missgriffe des National-Convents hatten im Jahre 1793 auf Hayti (Domingo) die färbige Bevölkerung der Mulatten und Neger aufgeregt, zum Aufstand ermuthigt, und den Abfall dieser reichen und schönen Colonie Frankreichs veranlasst. Neger und Mulatten, eng verbunden, widersetzten sich mit Gewalt den Verordnungen der französischen Regierung, und es begann ein gräuelvoller Vertilgungskrieg gegen die Weissen auf der Insel. Cap Francois (die Capstadt) wurde am 13. Juni überwältigt, und die weissen Bewohner, welche nicht Zeit und Glück hatten, sich auf die im Hafen liegenden Schiffe zu retten, und nach Nordamerika zu fliehen, in allen Schlupfwinkeln aufgesucht und niedergemacht.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Leiden, vom 26. Augstmonat [3]

-- Eben diese Blätter enthalten auch eine umständiche Nachricht v. der Zerstörung der unglückliche' Stadt Cap-Francois in St. Domingo, die eine Folge war von den Gefechten, welche daselbst zwischen den Französis. National-Commissarien Santhonax und Polverel an der Spize der Mulatten und Negers und dem General Galbaud, Gouverneur von St. Domingo vorgefallen. Derselbe hat sich mit den noch übrigen Weissen von seiner Partey auf Schiffe begeben, die ihn nach Nord-Amerika transportirt haben. Die Mittheilung der ganzen Nachricht findet ebenfalls hier nicht Raum.


1806.[]

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Miscellen.

Auf Dessalines Befehl sind alle noch zu Cap Francois und in Domingo befindliche weisse Menschen massacrirt worden. Ihrer sollen 150 gewesen seyn; sie wurden in ihren Beeten erdrosselt. Die Neger-Soldaten spießten dann die Körper mit den Bajonets, und plünderten die Häuser der Ermordeten.

Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
  3. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 4. Herbstmonat, 1793. Num. 71.
  4. Wiener Zeitung. Nro. 62. Sonnabend, den 2. August 1806.
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