Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Habelschwerd.[]

British Library.


[1]
Habelschwerd, Stadt in der Grafschaft Glatz, an dem Einfluß der Weistritz in die Neisse. Sie hatte im J. 1795. ~42 Häuser mit der Vorstadt, 1 kathol. Kirche und 2,643 meist kathol. Einwohner. Die Nahrung giebt der Feldbau; es sind aber auch 33 Tuchmacher hier.


Zeitgeschichte der Stadt.[]

[2]
1784 wurde auf Vorschlag des Raths und unter Mitwirkung des Kriegsrath Schröder ein Theil der Gemeinweide an städtische Ackerbesitzer vertheilt und mit ihren Häusern verbunden. Sie haben Kräutereyen daraus gemacht, welche den Breslauern gleichen.

1790 geschah dasselbe mit der Langenauer Viehweide und zu ähnlichem Zweck. Von itzt an genoß die Stadt 10 Jahre lang ununterbrochen die Früchte des Friedens und innere Ruhe von Unglücksfällen. Allein

1800 den 20sten August Abends entstand im Hause Nro. 1. bei dem bürgerlichen Weinschenk Franz Schwarzer, in dessen Hinterhause und zwar auf dem Heuboden ein fürchterlicher Brand, der so schnell um sich griff, daß in Zeit von 4 Stunden die ganze innere Stadt, ein Theil der Wasservorstadt, 2 Vorwerke über der Neiße unterhalb der Hoppenbrücke, nemlich das Joseph Wagnersche und Ignatz Richtersche, das Dach auf der Kirche, der Thurm, die Pfarr- und Schulwohnung, und der Rathsthurm abbrannten.

Als das Feuer entstand wehte der Nordwestwind, welcher die Flamme sofort von No. 115. und 116 warf, von wo es sich über die Mauer hinab in die Wasservorstadt bis zu den besagten Vorwerken verbreitete. Kaum aber hatte bei einem Gewitter mit wenigem Regen der Wind nach Verlauf einer Stunde sich nach Süden gewandt, als die Flamme schleunig die ganze übrige innere Stadt ergriff.

Die Neue und Glätzer Vorstadt konnte nur mit großer Anstrengung der Löschenden gerettet werden, doch brannte im dem Garten des damaligen Stadtpfarrers Canonici Herrmann das dortstehende Treibhaus und Mehrere Zäune ab.

Da die Stadt mit Schindeln gedeckt war und sich in den Hinterhäusern große Vorräthe von Heu und Stroh befanden, da die große Hitze, welche ein paar Tage zuvor geherrscht, die hölzernen Dächer sehr ausgetrocknet hatte, so konnte, wenn auch ein Ueberfluß an Wasser und ein stärkeres Löschungs-Personale zusammenzubringen gewesen wäre, bei dem in das Feuerwüthenden Sturme, keine Rettung für die innere Stadt möglich seyn, besonders da das Feuer bald anfangs den Zugang zum Flusse vor das Wasserthor hemmte. Das Wasser mußte daher, da auch die Pforte bald nicht mehr zu passiren war, zum Glätzer Thore hereingebracht werden.

Bei Uebersicht des Brandschadens lagen 150 Wohnhäuser und Werkstätte, nebst den kirchlichen und öffentlichen Stadtgebäuden in der Asche, deren Bewohner die auf die schreckliche Nacht folgenden Tage im größten Kummer und Elend umherirrten. Indessen blieb die Wohlthätigkeit der Menschenfreunde nicht lange aus und es kamen von den benachbarten Orten reichliche Geschenke an Brodt, Getreide, Kleidungsstücken u. s. w.

Eben befand sich der König auf seiner schlesischen Reise nebst der Königin in Glatz und ließ der niedergeschlagenen abgebrannten unglücklichen Bürgerschaft kräftige Unterstützung zu sichern. Es wurden auch sofort 3000 Rthlr. angewiesen, wovon 2000 an die abgebrannten Handwerker zu Anschaffung neuer Handwerksgeräthe und 1000 Rthl. an die ärmsten Abgebrannten vertheilt wurden. Die Stände der Grafschaft Glatz bezeigten sich vorzüglich mildthätig gegen die abgebrannte Stadt, indem sie den Winter hindurch 7337 Brodte für die ärmste Klasse und für das Gesinde liefern ließen. Außerdem kamen von den benachbarten Orten mehr als 7000 Stück Brodte.

Aus den Städten und Dörfern der Grafschaft und Schlesiens liefen nach und nach reichliche Collecten ein, welche zusammen 3020 Rthlr. 2 Sgl. 9 D'n. betrugen und nach dem Vorschlage und Approbation der Königl. Kammer in Breslau vertheilt wurden, so daß auf einen Mann 9 bis 12 Rthl. auf ein Weib eben so viel, auf ein Kind 2 Rthl. 20 Sgr. und auf ein Gesinde 2 Rthl. vertheilt werden konnten. Im Schutte der niedergebrannten Gebäude fand man beim Aufräumen 5 Pfund geschmolzenes Silber.

Die Personenzahl der Abgebrannten betrug 870 Seelen die Brandschadensumme rechnete man ohne die Häuser auf 31,775 Rthl. Die abgebrannten Häuser waren im Kataster der Feuersocietät angeschlagen auf 38,680 Rtl.

macht in Summa 70,415 Rthl.

zum Aufbau der Stadt wurde accordirt ein königl. Gnadengeschenk von 24,000 Rthl. und die Societätshülfe mit 38,640 Rthl.

Summe 62,640 Rthl.

Die Anschläge zum Wiederaufbau der Stadt beliefen sich auf 210,500 Rthl., folglich fehlten den Abgebrannten noch zur Wiederherstellung ihrer Häuser 147,960 Rthl.

Um die Abgebrannten von Seiten gemeiner Stadt zu unterstützen, erhielten sie aus den weit entlegenen Waldungen das Bauholz umsonst und ohne Bezahlung; für das Holz aus nahgelegenen Waldungen wurde bezahlt für einen Balken 10 Sgr. einen Riegel 8 Sgr. einen Sparren 4½ Sgr. eine Latte 4¼ Sgr. für tausend Dachziegel 4 Rthl. 20 Sgl. und für das tausend Mauerziegel eben so viel.

Die Entstehung des Feuers war weder durch die Untersuchung des Magistrats noch des glätzischen Inquisitoriats auszumitteln. Das Feuer war nach der Meinung aller, die es zuerst bemerkt hatten, im Hinterhause auf dem Boden an einer Stelle entstanden, wohin wegen des vorliegenden Heues kein Mensch gehen konnte. Es bleibt daher keine andere Muthmaßung übrig, als daß entweder eine Katze vermittelst einer Kohle angezündet habe, oder daß das Feuer durch Selbstentzündung des Heues entstanden seyn könnte.

1803 schenkte der König der Schützengilde eine goldene Medaille. -- Man baute an das Hospital ein Krankenhaus, welches 1212 Rthl. kostete.

1806 mußte die Stadt zur Kriegssteuer 7000 Rthl. beitragen und was dieselbe in diesem unglücklichen Zeitraum bis 1809 erlitt, betrug eine Summe von 11132 Rthlr. Nur für den Sicherheitsbrief ließ der berüchtigte General Vandamme sich 660 Rthl. zahlen. Vom 12. -- 16ten July stand in der Stadt das Sächsische Infanterie-Regiment Niesemeuschel, dessen Offizieren man zur Belohnung ihrer guten Mannszucht Ball und Abendessen gab.

1810 im Novemb. erhielt die Stadt einen wöchentlichen Getreidemarkt und einen Brunnen auf dem Neumarkt.

1813 den 31ten Mai bekam die Stadt 256 Verwundete zu verpflegen, weshalb ein Lazareth eingerichtet ward.

1816 am 18ten Januar beschloß der Rath bey Begehung der Friedensfeier, zum ewigen Andenken auf der sogenannten Ziegelstreicherey eine Eiche zu pflanzen. Die Geistlichkeit und Schulen, die Schützengilde und gesammte Bürgerschaft begaben sich demnach auf genannten Platz und der Baum wurde unter großen Feyerlichkeiten eingesetzt. Mit welcher Rührung dieses geschah, kann man denken, da die Jahre 1806, 7. 12. 13. 14 und 15. der Stadt einen Summen-Aufwand von 30,293 Rthl. verursacht hatten, wovon sie nur 8924 Rthl. vergütet bekam.

1817 verlegte man das Schießhaus, welches seit Jahrhunderten am Ende der neuen Thorvorstadt gestanden hatte, wegen Unbequemlichkeit dieses Platzes auf die sogenannte Ziegelfreymuth. Ferner erfolgte in diesem Jahre die Theilung der Grafschaft in zwei Kreise und demnach wurde Habelschwerd von einem derselben der Hauptort. Am 3. August als des Königs Geburtstage, errichtete man auf dem St. Floriansberge dieser Begebenheit halber ein Denkmal, das 50 Rthlr. kostet.

1818 wurde in dem Stadtdorfe Niederlangenau eine Badeanstalt gebildet, nachdem bereits das Jahr zuvor die Reinigung der Quellen geschah. Ein Haus mit 8 Badstuben ist dabey aufgeführt worden und dürfte mit der Zeit diese Anlage auch die Nahrungsquellen Habelschwerds beträchtlich verbessern.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Zeitgeschichte der Städte Schlesiens mit Abbildungen herausgegeben von D. Christ. Friedrich Emanuel Fischer und Carl Friedrich Stuckart. Schweidnitz bei Carl Friedrich Stuckart. 1819.
Advertisement