Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Brieg.[]

British Library.


[1]
Brieg, Hauptstadt im Fürstenthum dieses Namens, welche wohlgebauet, volkreich und an der Oder gelegen ist. Ueber die Oder geht eine lange, hohe und starke hölzerne Brücke. Die Stadt hat eine Vorstadt, 633 Häuser, und im J. 1794. 8,039 Einw. Das schöne herzogliche Residenzschloß ist in der preussischen Belagerung 1741. sehr beschädigt worden. Sonst befindet sich da ein Gymnasium illustre, die evangelische Hauptkirche zu St. Nicolas, die katholische Stiftskirche zu St. Hedwig, die ehemalige Jesuiterkirche, ein Capucinerkloster, und die 1770. neuerbaute polnische Kirche. Es ist auch ein Zucht- und Spinnhaus mit vorzüglichen Anstalten angelegt worden. 1741. wurde sie von den Preussen erobert, und nachgehend sehr befestigt; man läßt aber die Festungswerke in Gärten verwandeln. Seit 1756. ist die königl. preuss. Oberamtsregierung über Oberschlesien hieher verlegt. Die Stadt hat einen ansehnlichen Handel und mehrere Manufakturen von Hüten, Strümpfen, Wollenzeugen, vorzüglich aber von Tuch, 3 Jahrmärkte und 4 wichtige Viehmärkte; sie hat auch nächtliche Beleuchtung.


Brieg..[]

[2]
3. Brieg, eine Immediat- und Hauptstadt des Fürstenthums und Kreises gleiches Namens, liegt auf der linken Seite der Oder, 6 Meilen von Breslau, 492 französische Fuß über das mittelländische Meer und ist eine der wohlgebauetsten und größten Städte in Schlesien. Sie ist zwar eine Festung, aber ein Theil der Wälle ist demolirt und in Gärten verwandelt. Die Stadt hat 5 Thore und im J. 1794; 56 öffentl. und 577 Privathäuser, davon waren im J. 1785: 65 in der Vorstadt, 8 standen unter dem Stiftsamte und 110 waren königlich. Das ehemalige prächtige Schloß ist sehr beschädigt. Außer 5 Kirchen ist hier noch 1 Zeughaus. -- Im J. 1794 waren hier 8039 und im J. 1803: 8565 Einwohner und in J. 1782: 140 Juden. -- Die Konsumtion betrug im J. 1785: 4704 Schfl. Weizen, 19680 Schfl. Roggen, 2200 Schfl. Gerste, 367 Stück Rindvieh, 1910 Schweine, 3800 Kälber, 8900 Hammel. -- Die Nahrungszweige der Stadt sind: 1) Brauerei, hierzu sind 354 Häuser berechtigt, welche jährl. 6720 Schfl. Malz verbrauchen. 2) Manufakturen, vom 1sten Juny 1788 bis 1789 wurden hier 1275 Stück Tuch, 91 Stück Zeug, 1440 Hüte u. 12272 Paar Strümpfe verfertigt. Die buntgestreifte Leinwandmanufaktur beschäftigte einige 70 Menschen und lieferte jährl. für 7000 thlr. Waare; an seidenen Flor und Dünntuch wurde jährlich für 1000 thlr. gemacht; mit der Geraischen Zeugweberei waren gegen 30 Menschen beschäftigt; in der Strumpfmanufaktur arbeiten ohngefähr 100 Menschen, und die 44 Tuchmacher gegen mehr als 400 Personen Unterhalt; auch macht man Spitzen. -- 3) Die Handlung ist nicht unbeträchtlich, besonders mit Spezerei, Leinsamen, wollenen und seidenen Zeugen und wird von 12 Kaufleiten oder sogenannten Reichskrämern getrieben; außerdem macht man auch viele Geschäfte im Tuch- und Holzhandel, und es sind hier 2 Buchhandlungen. -- Die Stadt hat 3 Jahrmärkte und 4 wichtige Viehmärkte; zum Behuf der letztern ist ein eignes Handlungsgericht niedergesetzt, das während derselben, bloß in Handlungssachen Recht spricht. Auf den Trinitatis-Viehmarkt vom Jahr 1798 wurden aufgetrieben: 2577 Stück Rindvieh, 1445 Pferde, 4080 Schweine und 6 Hammel. Davon wurden verkauft: 1657 Stück Rindvieh, 474 Pferde, 3373 Schweine und 6 Hammel. -- 4) Handwerke und Künste; im J. 1782 waren hier: 42 Bäcker, 23 Leinweber, 20 Distillateurs, 20 Graupenmacher, 36 Schneider, 36 Schuhmacher, 34 Fleischer, 19 Fischer, 14 Mälzer, 14 Posamentirer, 12 Korbmacher, 11 Tischler, 9 Töpfer, 9 Böttcher, 8 Hutmacher, 7 Stärkemacher, 7 Perückenmacher, 7 Seifensieder, 7 Seiler, 7 Stricker, 6 Brauer, 6 Kürschner, 6 Schlosser, 5 Barbierer, 5 Drechsler, 5 Handschuhmacher, 5 Maurer, 5 Nadler, 5 Nagelschmiede, 5 Riemer, 5 Rothgerber, 5 Schmiede, 5 Weißgerber, 5 Zirkelschmiede, 4 Bleicher, 4 Knopfmacher, 4 Korduaner, 4 Rademacher, 4 Sattler, 3 Buchbinder, 3 Färber, 3 Glaser, 3 Kammacher, 3 Leinwanddrucker, 3 Messerschmiede, 3 Müller, 3 Orgelbauer, 3 Tuchscherer, 3 Zimmermeister, 2 Apotheker, 2 Buchdrucker, 2 Goldarbeiter, 2 Gürtler, 2 Kupferschmiede, 2 Leistenschneider, 2 Mahler, 2 Honigküchler, 2 Schornsteinfeger, 2 Uhrmacher, 2 Wachszieher, 2 Zuckerbäcker, 1 Bader, 1 Büchsenmacher, 1 Bürstenbinder, 1 Oelschläger, 1 Schleifer, 1 Sporer, 1 Steinhauer, 1 Täschner, 1 Walker, 1 Wachsbleicher, 1 Winzer, 1 Ziegelstreicher, -- Bei der Stadt gewinnt man von einem Weinberge jährl. 60 bis 80 Eimer Wein und baut auch Waid; auf der Straße nach Ohlau, sind 2 vortreffliche Obstgärten, die Friedrich II. anlegen ließ. -- Die hiesige Oberschlesische Oberamtsregierung bestand im J. 1804 aus 1 Präsidenten, 9 Räthen, 2 Assessoren und bei den Konsistorial- und Pupillensachen konkurrirt noch 1 Ober-Konsistorial- und Pupillenrath. Der Jurisdiktionsbezirk dieses Kollegii begreift die Fürstenthümer Oppeln und Ratibor, die Fürstenthümer Troppau und Jägerndorf diesseits der Oppa, die Fürstenthümer Neisse und Grottkau, die freien Standesherrschaften Plesse u. Beuthen u. die freie Minderstandesherrschaft Loslau. Das Pupillenkollegium ist mit der Oberamtsregierung vereinigt. Wenn die Mediat-Regierungen und Untergerichte in erster Instanz erkennen, so geht das Appellatorium an die Oberschlesische Oberamtsregierung, und das Revisorium in den 3 Fällen, wenn der Prozeß einen Gegenstand unter 500 thlr., oder Gegenstände die keiner Schätzung in Geld fähig u. nicht Regalien oder Gerechtigkeiten adl. Güter oder sonst von großer Erheblichkeit sind, oder Injurien- Sponsalien- Ehe- Schwängerungs- Bau- und Servituten-Sachen, (mit Ausschluß von Hütungs- und Holzungsgerechtigkeiten) betrifft, an den 2ten Senat der Breslauschen Oberamtsregierung, in allen übrigen Fällen aber an das Ober-Tribunal zu Berlin. Ist die erste Instanz bei der Oberschlesischen Oberamtsregierung, so geht die Appellation in den ebenbemerkten 3 Fällen an den ersten und die Revision an den 2ten Senat der Breslauschen Oberamtsregierung; außer den 3 Fällen aber geht die Appellation an den 2ten Senat der gedachten Oberamtsregierung und die Revision an das Ober-Tribunal zu Berlin. -- Das hiesige Oberschlesische Ober-Konsistorium besteht aus den Mitgliedern der Oberschlesischen Oberamtsregierung und 2 Ober-Konsistorialräthen, und hat in dem Oberschlesischen Departement die Besorgung der lutherischen Kirchen- und geistlichen Sachen. -- Das hiesige Oberschlesische Hof- und Kriminal-Kollegium besteht aus 1 Direktor und 7 Mitgliedern, auch ist hier 1 Inquisitoriat. -- Das hiesige königl. Domainenamt (Kammerburgamt) macht mit den Domainenämtern Ohlau und Minken ein Justizamt aus. Außerdem sind noch hier: 1 Accise- und Zollamt, 1 Postamt, 1 Bauamt mit 2 Inspektoren, 1 Mühlenwaageamt, 1 Proviantamt, welches die Aufsicht über die königl. Getreidemagazine hat, 1 Getreide- und Salzmagazin; auch ist hier der Sitz der 2ten steuerräthlichen Departements, welches alle Kameral- und Finanzsachen in den Städten der Fürstenthümer Brieg, Münsterberg und Neisse zu besorgen hat. Der Magistrat besteht aus 1 Stadtdirektor, 1 Bürgermeister, 1 Rathsältesten, 1 Syndikus, 6 Rathmännern, 1 Notarius, 1 Polizeiinspektor; das Stadtgericht aus 1 Direktor, 2 Assessoren und 6 Schöppen aus der Bürgerschaft. Die Kämmerei hat jährl. 22000 thlr. Einkünfte, welche vorzüglich aus dem Zoll, der Ziegelei, einem Walde, 13 Dörfern und 1 Kolonie kommen, die sie besitzt. Die Stadt wird durch 200 Laternen erleuchtet. -- Es ist hier eine evangel. Pfarrkirche Skt. Nikolai mit 1 Bibliothek; die katholische Schloßkirche; die Kirche der ehemaligen Jesuiten; das Kapuzinerkloster mit 1 Guardian und 14 Ordensbrüdern; die polnische Kirche, wo polnisch und deutsch gepredigt wird und die katholische Begräbniß Kirche -- Das hiesige Gymnasium ist ein großes Gebäude, hat 1 Bibliothek, 1 Rektor, 3 Professoren, 6 Kollegen. Das hiesige Stiftsamt gehört dem Gymnasium, es hat die Verwaltung der zum Gymnasium, es hat die Verwaltung der zum Gymnasium gehörigen Güter und es sind dabei folgende Stipendien: das Schmidische für 2 Studirende jeder 40 thlr. auf 3 Jahr, das Schulzesche, das Gumbrechtsche, das Springersche, das Vollwarznische und 2 Kurzesche. Noch ist eine katholische und seit 1793 auch 1 Töchterschule vorhanden. -- Das Hospital zum heil. Geist für 16 Arme hat 900 thlr. Einkünfte und das zum heil. Georg für 20 Arme jährl. 500 thlr. Das große Seelenhaus für 10 arme Bürgerfrauen; das kleine Seelenhaus für eben so viel, welches im J. 1783: 3781 thlr. Kapital hatte; das Pest und Klingelhaus vor dem Thore, ersteres für ansteckende Kranke und das zweite für alte arme Leute und besonders für Kinder bestimmt; in dem Zucht- und Irrenhause bekommen die Züchtlinge jährlich 3 mal Fleisch, sonst aber Brod und Gemüse, sie arbeiten in Baumwolle, und die hier verfertigten Kattune u. s. w. werden theils roh nach Hamburg versendet, theils in Breslau gemalt und gedruckt und so verkauft; es liefert jährl. über 1000 Stück zu 60 Ellen. Die Kranken und Irrenden werden gut und in besondern Stuben und Behältnissen verpflegt und bewahret. Im Jahr 1782 zu Ende des Jahres waren hier 36 Irrende und 182 Züchtlinge (im Jahr 1790: 170 s. Zöllners Briefe I. Seite 171) und sie haben eine Kirche für evangelische und katholische. Die Oberaufsicht hat der Steuerrath und der Stadtdirektor, die Verwaltung aber geschieht durch einen Administrator und 1 Kontrolleur. Auch ist hier ein Zunftkrankeninstitut, worin von 1790 bis 1792 in 3 Jahren 415 Kranke aufgenommen wurden, von denen nur 8 starben und die übrigen gesund entlassen wurden; die Ausgabe betrug 359 thlr. -- Die Accise- und Zollgefälle der Stadt betrugen im J. 1798: 48826 thlr. 20 gr. 4 pf. Zur Garnison hat die Stadt das Infanterieregiment No. 28 nebst dessen 3tes Musketier-Bataillon, auch ein Festungs-Kommando der Artillerie. -- s. Vater Privatentwurf der schles. Verfassung I. 101 105.


Brieg...[]

[3]
Brieg liegt an der linken Seite der Oder und war sonst lange die Residenz seiner Herzoge. Seiner vielen in neuern Zeiten erlittenen Brände ungeachtet ist es eine schöne und nahrhafte Stadt. Unter der österreichischen Regierung gehörte sie zu den festern Städten Schlesiens, allein unter der preußischen Herrschaft sind ihre Festungswerke nicht sehr erweitert worden und die angelegten sind zum Theil abgebtragen worden.

Sie gehört mit zu den ältern Städten des Landes, die früh genug deutsches Recht erhielten. Die Stadt hat 3 evangelische Kirchen, 2 katholische, ein Kapuzinerkloster und eine Begräbnißkirche, ein lutherisches Gymnasium, womit nach dem Geiste der Zeit eine Bürgerschule verbunden ist, eine bekannte und zweckmäßige Mädchenschule, und eine katholische Schule. Unter den zahlreichen öffentlichen Gebäuden ist das ehemalige herzogliche jetzt königlichen Schloß, das Getreide und Salzmagazin, das Zeughaus, die Casernen, ein paar Hospitäler, ein Post-, Zucht- und Irrenhaus. Das Zuchthaus ist unter der preußischen Regierung verbeßert und neu erbaut. Friedrich II. erweiterte es und versah es mit größern Einkünften um mehrere Züchtlinge aufzunehmen und zu beschäftigen. Diese Beschäftigung besteht im Flachs und Baumwollspinnen, im Lein, Kattun und leichten Zeug weben. Das Irrenhaus ist nicht sehr beträchtlich und noch lange nicht so eingerichtet, als der Menschfreund wünscht und die Krankheit erfordert. Die Stadt hat mehrere königliche Aemter, als: das Oberamt und Consistorium für Oberschlesien, das Accise- und Zollamt, das Bau- Burg- Fiscalat- Inquisitoriat- Salz- Proviant- Post- Mühlenwaage- Steuer- Servis- Stifts- Tabaks- und Juden Toleranzamt, und außerdem noch 558 Bürgerhäuser, in den 8682 Menschen wohnen und sich vom Handel, dem gewöhnlichen Handwerk, dem Bierbrauen und den Manufacturen ernähren. Die letztern sind nicht unbeträchtlich, denn außer Tuch wird noch eine Menge wollner, baumwollner und leinener Zeuge verfertigt und auf den Jahrmärkten in den grössern innländischen Städten und selbst im Auslande abgesetzt. Der Aufenthalt so vieler königlichen Officianten, die vielen Märkte und selbst das Militair trägt zur Nahrhaftigkeit des Orts nicht wenig bei. Die Stadt hat 3 Jahrmärkte, 4 beträchtliche Viehmärkte und 2 Wochenmärkte und außerdem noch das Infanterie Regiment Malschizky Nro. 28, nebst einer Compagnie Garnison- Artillerie zur Besatzung.


Zeitgeschichte der Stadt.[]

[4]
1775 den 9. Juli vernichtete eine Feuersbrunst etliche Häuser, aber

1776 den 27. April Nachts entstand ein fürchterlicher Brand, der 54 Vorder- und 12 Hinterhäuser sammt dem Kapuzinerkloster einäscherte. Der König schenkte den Verunglückten 90,000 Rthl. und sie bauten dafür regelmäßig stehende Häuser.

1778 vollendeten die Kapuziner den Neubau ihres in der letzten Feuersbrunst abgebrannten Klosters.

1783 führte man die Straßenbeleuchtung ein; 200 Laternen wurden aufgestellt und kostete deren Anschaffung 600 Rthl. und eben so viel jährlich die Unterhaltung.

1784 ließ die königliche Kammer auf einem leeren Platze des Nikolaikirchhofes gegen die Langgasse hin für zehn Bürgerwittwen wieder ein sogenanntes Seelenhaus errichten, das keine genannt. Da Gebäude des alten bereits 1612 gestifteten Seelenhauses wurde zur Erweiterung des Zuchthauses benutzt. -- Auch weihte den 1. Febr. d. J. der Konsistorialrath Strodt mit einer Predigt über Psalm 16, 6 7. in der Nikolaikirche den neuen Altar ein, welchen der Neisser Bildhauer Hartmann auf Kosten eines dazu vom Eisenhändler Chr. Dan. Clerikus gestifteten Vermächtnisses von 1000 Rthl. wozu jedoch das Kirchenärar noch 4000 Rthl. beisteuerte.

1791 stiftete, unterstützt vom Magistrat, der D. Glawing ein Krankeninstitut für Handwerksgesellen.

1793 wurde das vorher beim Kreuzhofe gestandne große Seelenhaus, weil man diesen Platz in einen Garten für die Irren verwandelte, auf die Oppelnsche Gasse verlegt und dort für Königliche Kosten ein ganz massives Gebäude errichtet. -- Auch bewirkte in diesem Jahre der Arzt D. Glawing die Anlegung einer Töchterschule.

1801 den 19. August brannte die Schloßschenke ab und zugleich ein darüber wie auch daneben befindliches Magazin.

1803 den 26. Juli Vormittags brach durch Verwahrlosung im Gasthause zum goldnen Löwen Feuer aus. Das ganze aus 15 Häusern bestehende Viertel der Langengasse, vom Königl. Magazin bis zur Mollwitzer Gasse nebst der Scharfrichterey wurde Raub der Flammen.

1804 den 11. Mai kam auf der Langengasse im Schuppen des Hauses No. 301 Feuer aus und verzehrte 9 Gebäude.

1806 den 3. Mai Nachmittags 2 Uhr entstand durch boshafter Brandstiftung im Gasthause zum rothen Hirsch, am untersten Ende der Zollgasse eine schreckliche Feuersbrunst, welche die eine Seite der Gerbergasse, nebst den Stroh- und Heumagazin-Schuppen vor dem Oberthore einäscherte; 3 Häuser auf der Friedrichsstraße und fast der ganze Sperlingsberg, zusammen 64 Vorder- 15 Hinterhäuser, 2 Seitengebäude und 19 Stätte wurden Schutthaufen. Eine zusammenstürzende Feueresse zerschmetterte dem fleißiglöschenden Schuhmacher Pegarell beide Beine und verlohren über 800 Menschen das Ihrige. Kaum hatten die Einwohner sich von diesem Schreck etwas erholt, so brach den 26. Mai Nachts in der sogenannten Anzucht -- ein schmaler Gang zwischen den Hintergebäuden der Burg- und Wagnergasse an einem Schuppen des Sattler Berguer Feuer aus wurde jedoch auf den Lärm einer benachbarten Schildwache glücklich gelöscht. Ein gleiches geschah den 3. Juni Nachmittags 3 Uhr an derselben Anzucht im Hintergebäude des Schlossers Gerstenberg; 7 Vorder- 2 Hinterhäuser und 3 Ställe brannten nieder. Das beidemale gleichfalls Mordbrennerhände wirkten, ist nicht zu bezweifeln.

Noch rauchten die Brandstellen Briegs, als im Herbst dieses Jahres der unglückliche Krieg zwischen Frankreich und Preußen ausbrach und die Stadt und Festung eine Belagerung befürchten mußte. Im Laufe des siebenjährigen Krieges war Brieg unangetastet geblieben, ohnerachtet Russen in der Nähe standen und nur eine äußerst schwache Besatzung darinne lag. Allein damals hatten auch alle Bürger sich verschworen zur Vertheidigung der Vestung das äußerste beizutragen. Sie bezogen die Wachen unaufgefordert und Friedrich II. gefiel dieser Gemeinsinn so wohl, daß er sich bei jeder Gelegenheit darüber Huldreich äußerte und den Bürgersöhnen sogar Kantonfreiheit schenkte, was, -- Breslau und das Gebirge ausgenommen, -- keine Schlesische Landstadt erlangte. Indessen ging es diesmal leider anders. Nachdem die Baiern und Würtemberger unter Jerome Napoleon Breslau eingenommen hatten, kam

1807, den 8. Januar auch die Reihe an Brieg. Die Besatzung bestand aus 1550 Mann größtentheils das dritte Bataillon des Regiments von Malschitzky. Weil der Kommandant sich nicht gleich zur Uebergabe bequemte, so wurde die Stadt von den Baiern beschossen und mehrere Gebäude litten beträchtlichen Schaden. Inzwischen den 16. Januar kam eine Kapitulation zu Ende, der Breslauer im ganzen gleich. Von itzt an erhielt die Stadt französische Besatzung, welche 1½ Jahr lang nach gewöhnlicher Art sich betrug. Kaiser Napoleon ließ die Werke schleifen und so Brieg aus der Zahl der schlesischen Vestungen vertilgen. Zu den vielen Brandschäden welche die Stadt sein Anfang des 19ten Jahrhunderts betroffen hatten kam ein neuer.

Den 21. Mai d. J. Nachmittags 2 Uhr. Das Haus des Fleischer Ulbrich auf dem Sperlingsberge gerieth in Flammen und steckte auch sogleich das des Fleischer Hefter an. Schleunige und thätige Hülfe verursachten, daß es bei diesen beiden unbeträchtlichen Häusern blieb; denn das Hintergebäude des Großerschen Hauses auf der Friedrichsstraße obgleich etlichemale bereits vom Flugfeuer entzündet, wurde durch lobenswerthe Anstrengung des Kaufmann Franzke und Maurermeister Schiftet des Aeltern erhalten.

Im letzten Freiheitskriege 1813 hat Brieg die patriotisch gereichten freiwilligen Beiträge ausgenommen, keine feindlichen Belästigungen erfahren.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
  2. Topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch der sämmtlichen preußischen Staaten. Halle bei Karl August Kümmel 1805.
  3. Geographische Beschreibung des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glatz. Herausgegeben von J. G. Sternagel. 1815.
  4. Zeitgeschichte der Städte Schlesiens mit Abbildungen herausgegeben von D. Christ. Friedrich Emanuel Fischer und Carl Friedrich Stuckart. Schweidnitz bei Carl Friedrich Stuckart. 1819.
Advertisement