Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Brasilien.[]

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Brasilien, große Landschaft im südlichen America, die gegen Norden an den Amazonenfluß und an das Atlantische Meer, gegen Osten an das nämliche Meer, gegen Süden an den Silberfluß (Rio de la Plata) und gegen Westen an eine Kette von Gebirgen gränzt, die es vom Spanischen Amerika trennet. Es wurde zuerst entdeckt, 1497 da Americo Vespucci, in spanischen Diensten, die Küsten besichtigte. Drey Jahre darauf ward der portugiesische Admiral Cabral, 1500 auf seiner Fahrt nach Ostindien, durch Sturm dahin getrieben. Er gab dem Lande den Namen Santa Cruz; (H. Kreuz;) aber in der Folge ward es Brasilien genennet, von der Menge des Brasilien- oder Bresilholzes, so daselbst wächst, und das schon über 300 Jahre vor der Zeit, da Europäer dorthin kamen, unter solchem Namen bekannt war. Die Portugiesen nannten solches Holz Brasil, von Brasa, glühende Kohle, weil es ohngefähr dergleichen Farbe hat. Im Jahre 1501 gieng Vespucci, im Portugiesischen Diensten, wieder dahin, und entdeckte den Meerbusen den er nach Allen Heiligen (Bahia de todos los Santos) benannte, und in einem folgenden Zuge legte er allda eine Festung an, und machte das Land der Krone Portugal unterwürfig. Die ersten Colonisten waren fast blos Verbrecher, die man aus Portugal dahin schickte; diese stifteten viele Unordnungen und erschwerten das Aufkommen des Etablissements. In der Folge gieng es besser, da die Krone sich dieser Aequisition mit mehrerer Aufmerksamkeit annahm und Mißbräuche und Mängel verbesserte. In der für Portugal nachtheiligen Periode, da es vom Ende des sechszehnten Jahrhunderts unter den Königen von Spanien stund, lief es Gefahr, so wie seine östindischen Etablissements, also auch Brasilien zu verliehren indem die Holländer, als Feinde des Königs von Spanien, auch die Portugiesen auf den nämliche Art behandelten. Der Erzbischof, Don Michael de Texeira, that was der zaghafte Gouverneur hätte thun sollen, und rettete wenigstens noch einen beträchtlichen Theil Brasiliens für seine Nation. Das übrige behaupteten die Holländer, vorzüglich durch die Tapferkeit und Klugheit des Fürsten Johann Moritz von Nassau. Allein dieser Besitz war von keiner Dauer. Das eroberte Brasilien stund nicht unmittelbar unter den Generalstaaten, sondern unter der westindischen Compagnie. Diese war nur auf Sparen und Gewinnen bedacht, und sorgte nicht für die Sicherheit. Der Fürst von Nassau ward darüber so mißvergnügt, daß er seine Stelle verließ; und die Compagnie schickte, statt seiner, Leute, die den Handel, aber auch sonst nichts, verstunden, und die der Compagnie, deren Gewinn nun auf 100 Procent stieg, ihrer Meynung nach, die herrlichsten Vortheile verschaften. Allein durch Härte bey ihren Unterthanen verhaßt, aus Gewinnsucht verblendet, und von Mitteln zur Vertheidigung entblößt, wurden die Holländer, durch eine von den Portugiesen unterstützte Empörung wieder aus ihren Eroberungen getrieben und mit dem J. 1654 kam das ganze Land wieder in portugiesische Hände.

Brasilien wurde ehemals in folgende 9 Capitanias oder Gouvernements abgetheilt: 1) Para an der Mündung des Amazonenflusses, 2) Marannon, 3) Fernambuco, 4) Bahia, 5) Rio-Janeiro und 6) St. Paul, alle an der Küste; 7) Minas-Geraes, 8) Goyaz und 9) Matto-Grosso im innern Lande, wovon die leztere am tiefsten liegt und an die Spanischen Besitzungen gränzt. In den neuern Zeiten aber machte man den südlichen Theil von Rio Janeiro, welcher ohnehin durch St. Paul von dem nördlichen getrennt ist, zur eignen Provinz 10) St. Catharina. Und da durch die Theilung der innern Länder zwischen Spanien und Portugal im J. 1787 große Striche des Amazonenlandes oder von Montana Real bey den Flüssen Madera und Topajoso an die leztere Krone gekommmen sind; so erwuchsen noch zwey Gouvernements, 11) Rio Grande und 12) Cuiaba. Die beyden leztern sind aber noch ganz unbekanntes Land. Von diesem Lande führet seit der Regierung K. Johannes IV. der portugiesische Kronprinz den Titel. Der portugiesische Statthalter von Brasilien hatte ehemals den Charakter eines Vicekönigs, den aber Pombal, unter der Regierung K. Josephs, abschafte. Nun führt der Befehlshaber von Rio Janeiro den Namen eines Gouverneurs, von welchem die Gouverneurs der übrigen Provinzen in gewisser Rücksicht, in vielen Fällen aber unmittelbar von dem Hofe zu Lissabon abhängig sind. Jede Provinz hat ihre eignen Gerichte; von welchen man sich in zweyter Instanz an die Appellationshöfe zu Rio Janeiro und Bahia und in höchster Instanz nach Lissabon wenden kann. Die 6 Bischöfe in Brasilien stehen unter dem Erzbischof von Bahia. Ausser den Ureinwohnern, davon die südlichen Tapuyer und die nördlichen Topinamben heissen und sehr rohe sind, findet man in dem Lande europäische Portugiesen, (deren Zahl am geringsten ist,) Creolen oder solche, die von portugiesischen Aeltern in Brasilien gebohren sind, Mestizen, d. i. solche, die von gemischter, portugiesischer und brasilianischer Herkunft sind, und endlich Negern, deren jährlich 40-50,000 aus dem nicht allzuweit entfernten Afrika und den dortigen portugiesischen Colonien dahin gebracht werden. Man rechnet auf Brasilien 400,000 Weise, 600,000 Negersclaven, und gegen 200,000 Indianer.

Das Land ist sehr fruchtbar; seine wichtigsten Produkte aber sind das Gold und die Diamanten. Von jenem ist die Einfuhr nach Portugal erst seit dem Schlusse des 17ten Jahrhunderts beträchtlich. Man findet es auf dem Boden der Flüsse und in den von Regenströmen ausgeschwemmten Gräben. Die Sclaven, meistens Negern, so zu dessen Aufsuchung gebraucht werden, müssen täglich ihrem Herrn eine Achtels Unze Gold liefern. Was sie darüber finden, gehöret meistens ihnen; und bey manchen war dieses sehr beträchtlich. Das Gold, das jährlich auf diese Art in Brasilien gesammlet und nach Lissabon geschickt wird, (das nicht mitgerechnet, was an die Spanier zu Buenos Ayres gegen Silber vertauscht wird oder heimlich nach Europa gehet,) wird auf ohngefähr 25 Millionen französis. Livres geschäzt, wovon der König den fünften Theil bekommt. Vieles von diesem Golde wird in Brasilien selbst gemünzt. Was zu Rio Janeiro geschlagen wird, ist mit einem R, und das zu Bahia oder St. Salvador mit einem B gezeichnet.

Noch später, als das Gold, wurden die Diamanten in Brasilien entdeckt. Sie werden eben so, wie jenes, in den Betten der Flüsse und Gängen der Regengüsse gefunden; aber nicht so allgemein durch das ganze Land. Anfangs, da man sie nicht kannte, wurden sie, ey dem Waschen des Goldes mit dem davon abgesonderten Sande und Kieß weggeschüttet. Nur nach und nach und besonders durch das Urtheil europäischer Juweliere überzeugte man sich, daß diese Steine wahre Diamanten wären, davon viele den ostindischen gleich kämen. Um den Werth derselben durch die allzugroße Menge, die man nach Europa bringen könnte, nicht zu verringern, fand der König von Portugal rathsam, das Aufsuchen derselben einzuschränken und einer gewissen Compagnie, welche nicht mehr als 800 Sklaven dazu gebrauchen soll, ein ausschliessendes Recht darüber zu ertheilen. Dennoch sollen jährlich für 3 - 4 Millionen franz. Livres Diamanten nach Europa kommen.

Der Brasilianische Handel ist wichtig und nimmt noch immer zu. Die Ausfuhr bestehet, nebst dem Golde und Diamanten, vornehmlich in Zucker, welcher feiner ist, als der, den die französischen, englischen xc. Pflanzungen liefern, Taback, Häuten von Hornvieh, wovon jährlich wenigstens 20,000 nach Europa kommen, Bresil- oder Fernambukholz, Materialwaaren und Salz, welches bey allem Ueberfluß sehr theuer ist, weil es die Regierung verpachtet hat. Was aus Europa nach Brasilien kommt, ist nicht ein Fünfzehntel portugiesisches Produkt. Es gehen dahin allerhand wollene Zeuge aus England, Frankreich, Holland; Leinwand und Spitzen aus Holland, Frankreich, Deutschland; seidene Zeuge aus Frankreich und Italien; Strümpfe, Hüte, Bley, Zinn, Eisen, Kupfer und allerley daraus verfertigte Manufakturen aus England; Oel aus Spanien; und Wein, nebst einigen Früchten, ist beynahe alles, womit es von Portugal aus versehen wird. Die Portugiesen sind dabey, wie ihre Nachbarn, die Spanier, meistens Commissionnäre fremder und insonderheit englischer Kaufleute, da diese nicht unmittelbar und Brasilien handeln dürfen. Man berechnet die Einkünfte des Königs von Portugal aus Brasilien auf 9 Millionen Gulden.


Brasiliens gegenwärtige Verfassung.[]

[2]

[1808]

Brasilien, daß nachdem der Prinz Regent von Portugal sich dahin begeben hat, in der Weltgeschichte gewiß sehr merkwürdig werden wird, verdient jetzt mehr als jemals unsre Aufmerksamkeit. Es fehlt in deutschen Zeitschriften nicht an Beschreibungen dieses Reiches, sie gründen sich aber meist auf ältere Nachrichten, die gegenwärtig wenig Interesse haben können, und daher sollen sich auch diese Bemerkungen blos auf die gegenwärtige Verfassung Brasiliens einschränken, und so kurz als möglich geliefert werden. Die Brasilische Küste ist in 6 Provinzen eingetheilt, das weitläuftige Innere des Landes aber enthielt bisher nur 3 Provinzen, die sich meistens nur auf die Gegenden beschränken, wo Bergwerke in Betrieb standen.

Jede Provinz hat ihren besondern Statthalter, die zwar alle unter dem Vicekönig zu Rio Janciro stehen, aber bisher in unmittelbarer Verbindung mit dem Kabinet zu Lissabon waren. An der Seite jedes Statthalters befindet sich ein Rath von 4 Mitgliedern. Jede Provinz hat ihren eignen Gerichtshof, von dem in wichtigen Fällen weiter appellirt wird, jeder Bezirk hat seine besondern Civilgerichte und jeder Ort seinen Gemeinde-Rath.

Das Militair in Brasilien bestand bisher in ungefähr 16000 Mann Linientruppen und 21000 Mann Milizen, die aber in Waffen nicht sonderlich geübt sind.

Die Afrikanischen Sklaven, welche von Jahr zu Jahr nach Brasilien geführt werden, sind nach den Gesetzen im Stande, sich ihre Freiheit zu erkaufen. Denn jeder Neger, ob er gleich von seinem Herrn gekleidet und ernährt wird, hat doch immer ein Stück Landes für sich, das ihm zum Anbau gegeben wird. Man schätzt die Anzahl der Neger in Brasilien auf 200000 Seelen, und die Hälfte davon ist blos in den Diamantgruben beschäftigt. Der Weissen, oder der Europäer, oder von europäischen Eltern Gebornen, zählt man kaum 140000. Die gesammte Volksmasse der 9 Provinzen überhaupt, beträgt wenig über eine Million.

Rio Janciro ist Brasiliens Hauptstadt, und wahrscheinlich also die künftige Residenz des Hauses Braganza. Einer der schönsten, geräumigsten und sichersten Hafen, machte diese Stadt von jeher wichtig. Sie ist von mehrern Seiten befestigt, aber diese Werke und Mauern alter Kunst, schlecht unterhalten, würden dem Ernste eines Eroberers nur schwache Hindernisse seyn.

Die Stadt ist groß und weitläuftig und zählt auf 60000 Einwohner aller Farben. Die Straßen sind regelmäßig nach der Schnur gebaut, aber sehr eng; die Häuser größtentheils massiv aufgeführt, zwei Stock hoch, vorn mit einem Balkon gewöhnlich versehn, der umgittert ist, aber von innen meistens sehr unsauber.

Man findet in und neben der Stadt einige schöne öffentliche Plätze, unter welchen sich die öffentliche Promenade (passeo publico) besonders auszeichnet, -- ein großer Garten darin viele Europäische Gewächse gezogen werden; man findet in dieser Stadt Oper und Schauspiel, Bälle und Konzerte, aber für die Volksbildung -- gar nichts.

Durch die Ankunft des Portugiesischen Hofes kann Rio Janciro, diese bisherige Niederlage aller Reichthümer Brasiliens, für den Handel mit der alten Welt, die prachtvollste Stadt des neuen Kontinents werden. Es wird alles darauf ankommen, wie sich die Portugiesische Regierung benehmen wird, und ob man ernstlich darauf bedacht ist, eine Volksbildung vorzunehmen, mit welcher es bisher gar jämmerlich beschaffen war, selbst unter den Europäern, die eben so ungebildet als die Schwarzen sind.

Ehemals war San Salvadar, die Brasilische Hauptstadt. Sie hat 2000 Häuser, meistens prächtig gebaut; jetzt aber ist der Regierungssitz von hier weggenommen worden. Brasilien kann mit Recht das Land des Goldes und der Juwelen genannt werden. Es liefert Farbehölzer, Toback, Zucker, Leder, Kacao, Reis, Kaffee, Zimmet, Indigo in Menge, aber dies Land, mehr werth als die Krone Portugal selbst, ward bisher von seinen eignen Beherrschern -- nicht einmal gekannt! –

Meistens öde Wildniß, nur von Ungeziefern und wilden Thieren bewohnt, begnügte sich Portugal bisher mit der Kultur des schmalen Küstenlandes und verhinderte selbst durch üble Gesetze und Intoleranz die größere Bevölkerung.

Portugal, überließ mit schlaffer Gleichgültigkeit den Handel von Brasilien andern Völkern, lähmte ihn für sein eignes Volk durch verderbliche Monopole, und war arm, und voller Schulden mitten unter seinem Goldbarren und Diamanten.


Nachrichten über Brasilien und dessen Hauptstadt.[]

[3]
Englische Blätter enthalten folgende nicht uninteressante Nachrichten über Brasilien und dessen Hauptstadt:

"Rio Janeiro ist die Hauptstadt Brasiliens, eines Landes, das eben so groß ist, als ganz Europa, wenn man das Europäische Rußland davon abrechnet. Die Einfahrt zu dieser Stadt, die mit einem starken Fort verwahrt ist, geschieht zwischen 2 kahlen, 700 Fuß hohen Felsen von glänzendem Granit. Welch einen herrlichen Anblick genießt aber das Auge gleich nach der Durchfahrt durch diesen Kanal! Ein unabsehlicher Wasserspiegel tritt in das reitzendste Land 10 Meilen weit hinein, umgeben von einem Kranze majestätischer Gebirge, die das herrlichste Farbenspiel zeigen, und bis in die Wolken reichen. Dieser Wasserspiegel ist nach allen Orten mit kleinen Inseln besäet, welche durch den schönsten Pflanzenschmuck dem Auge das mannichfaltigste Kollorit, und dem Geruche balsamische Düfte darbieten. Man denke sich im Hintergrunde Gebirge, strotzend von den prachtvollesten Bäumen der neuen Welt, auf der einen Seite mehrere Forts, auf der andern hingegen die schöne Stadt Janeiro. Diese prangt mit vielen Kirchen, Klöstern, einem Obelisk, und einem königl Pallaste, die alle aus Granit erbaut sind, der durch die Menge seiner strahlenden Glimmertheile das Auge blendet. Das schönste und herrlichste Werk aber ist der grosse Aquadukt (Wasserleitung), der auf einer doppelten Reihe aufgemauerter Arkaden das Wasser der Gebirge in die Stadt leitet, und beynahe alle Häuser damit versieht. Der Vizekönig Vasconcella hat durch die Erbauung desselben seinen Namen verewigt. Der Hafen von Janeiro ist so groß, daß viele tausend Schiffe in demselben sicher vor Anker liegen können. An demselben sieht man bequeme Schiffswerfte, ein Seearsenal, und grosse Magazine. Diese Vorzüge, welche die Natur darbot, und denen die Kunst nachgeholfen hat, machten Janeiro zur Hauptniederlage aller Reichthümer, welche Brasilien bisher dem Mutterlande Portugall zufliessen ließ. Diese sind Gold, Edelsteine, Baumwolle, Farbhölzer, Zucker, Kaffee, Kakao, Tabak xc. Hier ist auch die Münze. Die Regierung hat seit der im Jahre 1500 erfolgten Besitznahme von Brasilien keine Kosten gespart, einen so wichtigen Platz gehörig zu decken. Sieben Forts beschützen den Eingang des Hafens und die Stadt Janeiro. Die Gegend umher ist mit einem ewigen Grün überzogen, die schönsten Früchte gedeihen fast ohne alle Pflege. Wo das Auge sich hinwendet, sieht es reitzende Landhäuser der reichen Portugiesen. Die Stadt Janeiro zählt bis jetz. 40,000 Menschen von allen Farben und Nazionen. -- Andere Städte sind Fernambuco, Bahia, Maronnon xc. Das Innere des Landes ist den Portugiesen selbst noch größtentheils unbekannt. Hier wohnen unzählige kleine Völkerschaften, die von hohem Körperbau und kupferfarbig sind. Goldminen giebt es an der Küste in mehreren Gegenden; Diamanten findet man theils in den Flüssen und Bächen, besonders nach starken Regengüssen, theils werden sie von den Negern aus der Erde gegraben. Es war im Jahr 1628, wo man zuerst die Entdeckung machte, daß Brasilien ausser andern Kostbaren Edelsteinen auch Diamanten enthalte. Man fand deren gleich so viele, daß auf einmal 90 Pfund nach Lissabon geschickt werden konnten. Um ihren Preis nicht zu sehr sinken zu lassen, verboth die Regierung das Aufsuchen der Diamanten bey Todesstrafe, und eignete sich dieses Recht allein zu. Der größte Diamant, welcher aus Brasilien nach Lissabon kam, wiegt 1680 Karat. Dieser ist jetzt mit dem Prinzen in sein ursprüngliches Vaterland zurückgewandert. Man findet auch, doch nur selten, blaulichte und grünlichte Diamanten, die sehr geschätzt werden. Da der Prinz von Brasilien schon am 29. Nov. von Lissabon abgesegelt ist, so muß er jetzt bereits in Janeiro angekommen seyn.


Wichtigkeit der Trennung Portugals von Brasilien.[]

[4]

[1808]

Die Veränderung in Portugal gehört unstreitig unter die wichtigsten Ereignisse nicht für Frankreich allein, sondern für ganz Europa, und die Franzosen sehen dieses für die Einleitung an zu einen der wichtigsten Kapitel der künftigen Weltgeschichte.

So ist es auch, und ein Blick auf Brasilien wird auch die Französische Meinung bei unbefangenen Beobachtungen rechtfertigen. Brasilien ist wie bekannt eines der reichsten Länder auf der Erde; es liefert mehr als die Hälfte von den Diamanten, die jährlich in Europa in Umlauf kommen. Sie gehen fast alle über England. Die Rücksendungen an Gold und Silber steigen auf 60 Millionen. Portugal war nur der Kanal, durch den diese Summe jährlich nach England floß. So war es bisher, aber gewiß ist es, daß Frankreich künftig an diesen Reichthum Theil nehmen wird.

Schon diese Aussicht ist wichtig, aber noch wichtiger sind die Folgen dieser Veränderung für Brasilien selbst. Brasilien wird außerordentliche Fortschritte zu einem großen Wohlstande machen, aber, indem es sich bereichert, wird es auch mehr verzehren; es wird aus Europa mehrere Erzeugnisse des Bodens und der Fabriken zu beziehen haben, und Frankreich besonders wird Brasilien viele Erzeugnisse seines Bodens und Gegenstände der Mode und des Luxus aus seinen Fabriken liefern müssen, und höchst wahrscheinlich werden in einigen Jahren die Hauptstädte Brasiliens zu Paris und Lyon eben so große Bestellungen machen, als Petersburg und Konstantinopel. Auch für Portugal ist diese Veränderung wohlthätig, und zwar aus dem Grunde, weil dieses Reich nun endlich eine -- gute vernünftige Regierung bekommt. Seit anderthalb hundert Jahren wurde es blindlings von einem mönchischen Hofe regiert. Es kann nicht fehlen, daß die Aufklärung nun auch hier durchdringen wird, und der Handel, der nun aufhört, blos England anzugehören, braucht künftig nur der Richtung seiner Interessen zu folgen. Portugal empfing aus Brasilien nur das Geld zur Bewahrung für England; künftig wird es solches für seine eigne Rechnung empfangen. Durch den Verlust von Brasilien wird es eben so viel gewinnen, als England durch den Verlust Amerikas gewann. Seine Weine, seine Oele, seine Früchte, werden nach Brasilien ausgeführt werden, und Portugal wird aus Brasilien sehr bedeutenden Vortheil ziehen. Ganz Europa wird Theil nehmen an den Wohlthaten, die aus dieser Veränderung entspringen müssen, so wie die Trennung Amerikas für Europa vortheilhaft war. Aber die Trennung Portugals von Brasilien hat noch mehr Vortheil, denn letzteres ist unendlich reicher und ausgedehnter als das englische Amerika.

Wenn man das alles in Erwägung zieht, so mögen die Franzosen wohl Recht haben, die diese Veränderung in Portugal unter die wichtigsten Ereignisse in der Weltgeschichte zählen.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Großbrittanien. [5]

London den 3. May. Nachrichten aus Brasilien zufolge, ist der Prinz-Regent gegenwärtig mit der Organisazion der Regierung dieser Kolonie beschäftigt. Es hieß vor 10 Tagen, man habe in Brasilien eine bedeutende Person arretirt, die des Hochverraths überwiesen worden, und die nach gemachten Prozesse hingerichtet worden sey. Wer es gewesen, wußte man nicht. Die nämlichen Gerüchte sprachen von dem Kriege, den Brasilien Spanien erklärt hätte.

Südamerika. [6]

Aus Brasilien vom 14. März. Das neue Brasilische Ministerium ist nun formirt, und besteht aus folgenden Mitgliedern: Don Fernando de Portugal, Finanzminister; D. J. d'Almeida, Minister des Innern; D. Rodriga de Souza Coutinho, Minister des Kriegs und der auswärtigen Angelegenheiten; Vicomte von Anadia, Marineminister; und Marquis de Bellas, Justizminister. Der Hr. von Aranjo hat seine Stelle als Staatssekretär niedergelegt, und bleibt Mitglied des geheimen Raths. Zur Belohnung treuer Anhänglichkeit hat der Prinz einen neuen Orden, nämlich den Orden der Treue gestiftet. Auch Kommodore Moore, Kapitain Walker und andere Englische Offiziere haben denselben bekommen. Der Englische Legazionssekretär, Hr. Hill, ist am 11. März auf der Fregatte Surveillante hier angekommen. Die Stadt Rio de Janeiro, welche nicht groß ist, ist jetzt mit Menschen überladen. Die Einwohner von Brasilien sind übrigens sehr gastfrey.

Am 28. Januar erließ der Prinz-Regent folgende einstweilige Verordnung an den Gouverneur von Bahia: "Alle Lebensmittel und Waaren jeder Art welche auf Schiffen, die meinen Unterthanen oder Mächten die mit mir im Frieden stehen, gehören, nach Brasilien eingeführt werden, sollen 24 Prozent Einfuhr an den Zollstätten bezahlen. Wein, Brandwein und Olivenöl sollen das Doppelte von der Abgabe, welche sie zuvor entrichten, hinführo bezahlen. Es ist unsern Unterthanen und den Unterthanen der mit uns im Frieden lebenden Staaten erlaubt, zum Vortheil des Handels und des Feldbaues, gegen Erlegung der angeordneten Ausfuhrzölle, jede Art von Kolonial Erzeugnissen, auszuführen, Brasilienholz und andere verbotene Artikel ausgenommen."

Großbrittanien. [7]

Unsere Regierung und der hiesige Bothschafter des Portugiesischen Hofes haben gestern Berichte von dem Prinzen von Brasilien, durch das Portugiesische Schiff Golfincho, erhalten. Gedachter Kronprinz war zu Bahia am 19. Januar angekommen, und von seinen Unterthanen mit den größten Freudensbezeugungen aufgenommen worden. Die Beleuchtungen und Feuerwerke dauerten mehrere Tage fort. Die Handlungsflotte, welche zugleich mit der königl. Familie von Lissabon abgegangen war, ist von derselben in der Mitte des Januars durch einen Windstoß getrennt worden, und einige Fahrzeuge derselben sind hierauf von Französischen und Spanischen Kapern genommen worden. Man sagt, es seyen alle Portugiesische Schiffe, welche sich in den Häfen des Spanischen Südamerika befinden, genommen, und dadurch der Krieg in jenen Gegenden zwischen den Portugiesen und Spaniern eröffnet worden. Der Englische Kommodore Moore ist mit der Englischen Eskadre, und mit dem größten Theile der Portugiesischen Schiffe nach der Hauptstadt Rio Janeiro abgesegelt, wohin sich der Prinz auch unverzüglich begeben wollte. -- Das 74 Kanonenschiff Don John de Castro ist etliche Tage nach der Ankunft in Bahia kommandirt und ausser Dienst gesetzt worden.


1812.[]

Rio-Janeiro, den 24sten Januar.

Es scheint sicher, daß ein Krieg zwischen diesem Lande und dem spanischen Amerika ausbrechen wird. Es ist ausser Zweifel, daß, wie die Truppen von Brasilien aufbrachen, um Monte-Video zu befreyen, ihre Absicht war, diesen Platz zu besetzen und zu behalten. Indeß wollte Ellio, obgleich ein Feind von Buenos-Ayres, nicht zugeben, daß die portugiesischen Truppen einen Theil der Garnison des Platzes ausmachten, wie ihr Chef es vorgeschlagen hatte. Wie der Friede unterzeichnet wurde, erwartet man, daß sich diese Truppen zurückziehen würden; unter verschiedenen Vorwänden blieben sie aber in der Nachbarschaft von Monte-Video; nun griff sie der General von Buenos-Ayres plötzlich an, und zwey hundert Mann unsrer besten Truppen mußten über die Klinge springen.


Rio-Janeiro, den 14ten Februar.

Wir haben Nachrichten von Rio de la Plata erhalten. Zwischen den Spaniern und Portugiesen sind mehrere Gefechte, jedoch ohne eine allgemeine Schlacht, wozu beyde Nationen vorbereitet waren. Als Ursache zu diesen Feindseligkeiten werden die Ansprüche unsers Hofes auf alles nördlich dem Rio de la Plata gelegene Land angegeben, wodurch das westliche Reich des Hauses Braganza eine neue Gränze erhalten soll.


Buenos-Ayres, den 9ten Juny.

Zwischen den Einwohnern dieser Stadt und dem Prinz Regenten von Brasilien ist ein Waffenstillstand geschlossen worden. Die Truppen des Letztern, die auf das Gebiet des Pflataflusses vorgerückt waren, haben Befehl erhalten, nach dem brasilianischen Gebiet zurückzukehren.


London, den 12ten September. [8]

In einem von Rio-Janeiro im Anfange des July geschriebenen Briefe lieset man Folgendes:

"Der Prinz Regent scheint geneigt, ein friedliches System nicht aus Neigung, sondern aus Mangel an Gelde anzunehmen. Die Flotte, die bloß ein unnützer Paradegegenstand ist, wird, wie man glaubt, abgetakelt und die Officiers werden entlassen werden."


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  3. Wiener-Zeitung. Nro 18. Mittwoch, den 2. März 1808.
  4. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  5. Wiener-Zeitung. Nro 47. Sonnabend, den 11. Juny 1808.
  6. Wiener-Zeitung. Nro 49. Sonnabend, den 18. Juny 1808.
  7. Wiener-Zeitung. Nro 49. Sonnabend, den 18. Juny 1808.
  8. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 241. Montag, den 7/19. Oktober 1812.
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