Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
Brüssel, vom 10 Jenner. [1]
Die Begriffe von Unruhe, die wir uns auf heutigen Tag machten, waren zu voreilig. Es ist ein Dekret abgekündigt worden, in welchem die am 29ten Christmonat geschehenen Wahlen der 60 Representanten von Brabant zu dem Nationalconvente nach Alost für null und nichtig erkläret, zugleich den Gewählte untersagt wird, sich zu versammeln. Ungeachtet diesem Verbote sind 22 oder 23 von den Erwählten in dem Hause des Freyherrn von Hove zusammengetreten, in welchem sie arretirt worden und noch militarisch bewacht werden. Man steht im Begriffe, alle bürgerliche Innungen zu zernichten. Mit den Mezgern ist wirklich der Anfang gemacht worden. Zu dem Ende hat man den neuen Mezgern einen Ort zur Ausstellung des Fleisches angewiesen, welches nunmehr um 3 Stüber das Pfund abgegeben wird, da es doch vorhin für 4 Stüber verkauft wurde.
Brüssel, vom 25. Merz. [2]
Vorgestern, den 23sten dieses, ließ General Dumouriez alles aus den Kirchen weggenohmene Silberwerck und Zierrathen zurückstellen. In der Nacht vom 23. auf den 24sten kam der Rest der französischen Armee durch die Stadt, ohne irgend einen Schaden anzurichten. Die lezten Haufen zogen mit Anbruch des Tages aus. Um 7. Uhr Morgens wurde der Freyheitsbaum auf dem grossen Plaze verbrannt, und das Haus des Parfumeurs Lasaye, der eine Zeitlang Kapitain von den Hosenlosen war, geplündert. Einigen andern Häusern drohete das nämliche Schicksahl; allein, sobald sich die ersten aus Uhlanen bestehenden Patrollen der Kayserlichen zeigten, so wurde alles wieder ruhig. Am Tage rückten verschiedene Corps Cavallerie und dann Infanterie durch das Löwener Thor in die Stadt. In der Nacht zogen noch andere k. k. Truppen hierdurch. Alle Stadtviertel waren beleuchtet. Die Einwohner überliessen sich den lebhaftesten Freudenbezeugungen und dankten laut dem Allmächtigen, der sie neuerdings unter den Schuz einer Regierung zurückgeführt hatte, die sie jezt mehr als jemahls zu schäzen gelernt haben.
Heute gegen 1 Uhr Nachmittags zog der Erzherzog Carl in Brüssel ein. Se. Königl. Hoheit verfügten sich sogleich in die St. Gudulakirche, wo sie von dem Dechanten und Capitel mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten empfangen wurden. Hier ward das HErr Gott! dich loben wir, abgesungen. Der Zufluß von Menschen war erstaunlich. Beim Wiedersehen dieses jungen Prinzen wurde das Volk ganz wonnetrunken, und konnte sich nicht enthalten, seine Freude laut an den Tag zu legen. Das anhaltende Rufen: Es lebe der Kaiser, es lebe der Erzherzog Carl, und das verdoppelte Händeklatschen hallten in dem Gewölbe des Tempels. Nachmittags verfügten Se. K. Hoheit sich nach Hof, wo ihnen der Ehrenwein Überreicht wurde. Abends war grosse Beleuchtung, und Se. K. Hoheit fuhren in einem offenen Wagen durch alle Quartiere der Stadt spazieren. Eine Menge Wagen folgten Höchstdenselben, und der gedrängte Volkshaufe jauchzte und frohlockte ehrfurchtsvoll seinem Erlöser.
Brüssel, vom 30. Merz. [3]
Die hiesige Bürgerschaft hat die Waffen ergriffen, um einstweilen unsere Truppen abzulösen, damit dieselben mit mehrerer Macht dem Feind auf den Leib dringen können. Auch ist die ehrne Bildsäule des Prinzen Karls hochsel. Andenkens, welche durch die Franzosen und durch hiesige Hosenlose eingestürzt worden war und woraus Münze oder Kanonen gemacht werden sollte, wieder auf ihre alte Stelle gebracht. Gestern Mittag trafen Se. Excellenz der Herr Graf von Metternich hier ein. Das Volk spannte gleich die Pferde aus und zog den Wagen nach seinem Hotel unter Jubel und Musik. Abends war die Stadt erleuchtet.
Ein anders, vom 5 April. [4]
Se. Maj. der Kaiser, haben den Erzherzog Carl, zum Generalstatthalter Dero Niederlanden ernannt. Der Rath von Brabant, worunter die 5 Räthe von Brabant mit begriffen sind, worüber bisher so viele Irrungen vorwalteten ist wieder mit aller Feierlichkeit eingesezt worden, wobey man sich der Fahnen mit den Brabäntischen Farben bedient hat.
Brüssel, vom 27. April. [5]
Se. Königl. Hoheit, der Erzherzog Carl, unser Durchlauchtigster General-Gouverneur, sind am 23. dieses von der Armee allhier zurük eingetroffen. Se. Königl. Hoheit haben einstweilen das Schloß Laeken bezogen, und werden am Sonntag, den 28. ihren feyerlichen Einzug hieselbst halten. Schon macht man zu dem Ende grosse Anstalten. Hundert aus den 5. Innungen gewählte Bürger in schwarzer Kleidung mit entblöstem Haupte und brennenden Kerzen in der Hand werden den Prinzen an dem Laekener Thore einholen. Die Stadt wird 3. Tage nach einander beleuchtet seyn. -- Wahrscheinlich wird unser Durchlauchtigster Gouverneur, nicht mehr zur Armee abgehen. All daß Feldgepäcke Sr. Königl. Hoheit ist bereits hier eingetroffen. Ehegestern sind ungefähr 4000. Mann hannöverischen Truppen hier eingetroffen. Sie gehen zur Armee des Herzogs von York. Das Korps der kombinirten Armee, so aus Oesterreichern und Preussen besteht und verschiedene vortheilhafte Posten um Ryssel gefaßt hatte, hat solche geräumt und sich schleunig gegen Conde und Valenciennes gewendet. Vermuthlich wird auf diese beide Festungen der Hauptangriff vor sich gehen. Gestern ist die Reiterey von der schönen Legion Normandie, welche der Kayser in Sold genommen hat, hierdurch nach der Armee gezogen.
Brüssel, vom 6. May [6]
Prinz Karl ist heute wieder von der Armee hier zurück gekommen, wird aber morgen früh nach Gent gehen, wo man die grösten und prächtigsten Zubereitungen zu seinem Empfange macht. Hier hat man noch einen grossen Vorrath von Bomben und Kanonenkugeln entdeckt, welche von den Franzosen zurückgelassen, und von den ihnen zugethanen Bürgern verborgen waren. Beym Laeckenerthor all_in hat man über 8000. Bomben gefunden, und so viel Kugeln, daß man sie in 4. Tagen noch nicht wegführen kann. Man hat schon 4. Bomben, die ihre volle Wirkung thaten, nach Valenciennes geworfen, um den Eingesperrten einen Vorgeschmack von dem ihnen bereiteten Loose zu geben.
Brüssel, vom 19. May. [7]
Die Stände von Brabant haben auf Ansuchen des Generalcommissaris Baron von Bartenstein in Brabant bekannt gemacht, daß auf den 23ten dieses 3000 Schanzgräber, welche sich an einen bestimmten Ort begeben sollen, um 10 Tage hindurch bey der Armee zu arbeiten, gestellt seyn müßten, wozu nun jeder Distrikt von Brabant sein Contingent hergeben wird. -- Die Brüsseler Bürgerschaft hat sich erboten, 18000 Mann theils Cavallerie theils Infanterie auf ihre Kosten gegen die Franzosen ins Feld zu stellen. -- Erzherzog Carl geht heut Nacht zur Armee ab. Seit gestern und heut sich bereits die zunächst gelegenen Bauren auf die Vorposten zur Schanzarbeit beordert; man will daraus schliessen, daß noch heut oder morgen die Belagerung von Conde werde unternommen werden.
Brüssel, vom 25. May. [8]
Seit verwichenem Samstag sind über 70. Kanonen von schwerem Kaliber, wie auch eine Menge Mörser, Haubizen und Munizionswagen mit Kriegs und Mund-Vorrath aus Deutschland hierdurch nach Mons gegangen.
Brüssel, vom 18. Brachmon. [9]
Es zieht noch Tag auf Tag eine ungeheure Menge Wagen mit allerhand Kriegsmunizion hierdurch. Der Erzherzog Karl ist von der Armee zurück eingetroffen. -- Der Prinz von Waldeck soll an seinen Wunden, welche er bey der Attaque des Postens Werwick am 12. an der Spize des Bataillons von Quadt erhalten hatte, gestorben seyn.
Brüssel, vom 4 Augstmonat. [10]
Wegen der beglükten Uebergabe der Stadt und Vestung Valenciennes ist heute ein feyerliches Te Deum in der St. Gudulakirche abgesungen worden, welchem Se. Königl. Hoheit, der Durchl. General-Gouverneur, des bevollmächtigten Ministers Grafen von Metternich Excell., die Glieder der Regierung, die Stände, der Rath von Brabant u.s. w. beywohnten. Nach dem Hochamt war Cercle bey Hof.
Brüssel, vom 9. Augstmonat. [11]
Heute zogen 8. mit Pulver beladene Wagen von hier zum Anderlechter Thore hinaus. Kaum waren sie eine halbe Stunde von hier entfernt, als das Unglück wolte, daß sie in Brand geriethen und in die Luft flogen. Einige und 20. Personen haben dabey ihr Leben eingebüßt, deren Gliedmassen hin und her zerstreut lagen. Durch die gewaltsame Erschütterung sind sogar einige Mauren an den hiesigen Häusern eingestürzt. --
Ein anders, vom 8. Weinmonat. [12]
Die von den Franzosen umgeworfene Bildsäule des unvergeßlichen Prinzen Karl von Lothringen wird wieder hergestellt. Man legt schon den Grund zu einem herrlichen Fußgestelle, worauf diese Bildsäule im künftigen Monat am Namenstage des Erzherzogs Carl wieder mit aller Pracht wird aufgerichtet werden. --
Brüssel, vom ~~ Weinmonat. [13]
Es kommen nächstens Heßische Truppen hier an, die zu Ostende eingeschifft, und nach Toulon gebracht werden.
Die Brabänter Geistlichkeit bringt ihr Silberzeug in die Münze, um dem Kaiser zur Fortsezung des Krieges ein Geschenk zu machen.
Brüssel, vom 15. Wintermonat. [14]
In diesem Augenblicke läßt unser Stadtmagistrat den Einwohnern bekannt machen, ihre Häuser zu beleuchten, und Freudenfeuer auf den Strassen aufflammen zu lassen. Die vollkom'enste Einigkeit zwischen unserm Monarchen und den Ständen dieser Provinz ist auf die unverbrüchlichste Art besiegelt worden. Alle Hindernisse, die sich bis dahin diesem heilsamen Endzwecke entgegen stellten, werden nun auf einmahl gehoben seyn. Die Verbürgungen des Friedens und einer dauerhaften Glückseligkeit werden durch eine Kayserl. Königliche Depesche unterzeichnet, deren Inhalt erst morgen öffentlich wird bekannt gemacht werden. Die Stände von Braband haben nun Sr. Maj. dem Kayser vier und eine halbe Million Gulden zur Bestreitung der Kosten des unseligen Krieges zugestanden. Unter dieser Summe übernimmt es Se. Maj. die Entschädigung von den Jahren 1789. und 90. zu zahlen. Anderer Seits haben die Stände von Brabant die Nationalschulden von eben diesen Jahren anerkannt, und sie zu tilgen, sich verbunden. Auf die Vorstellungen der nämlichen Stände, daß der mit gänzlicher Ausschliessung Hollands auf Ostende allein eingeschränkter Fischfang und Handel nicht hinreichend wären, das ganze Land zu versorgen, was bis dahin viele Unzufriedenheit und Beschwerden verursachte, haben Se. Maj. einstweilen zugestanden, daß man aus Holland auf jeden Monat 100. Tonnen Häringe für die Stadt Brüssel, und 50. Tonnen für Antwerpen kommen lasse. Die Freude der Bürger ist allgemein. -- Von grossen Vorfällen bey unsern Armeen hört man nichts, ausser daß die Franzosen noch einmahl einen Einfall in Westflandern versuchen wollten; allein heute vernimmt man, daß der Feind sich auch von Poperingen zurückgezogen habe, nachdem er zuvor diese unglückliche Stadt an allen Orten in Brand gesteckt, und, um das Löschen zu verhüten, die Brunnen mit Steinen ausgefüllt hat. Morgen erwartet man hier 4000 Mann Hessen, wovon der Vortrab heut schon eingetroffen ist.
Brüssel, vom 16. Christmonat. [15]
Se. Kön. Hoheit, der Herzog von York, sind gestern, und General Clerfait vorgestern hier eingetroffen. Der aus der brabäntischen Revoluzion so bekannte Advokat van der Noot befindet sich ebenfalls seit einigen Tagen hier in der Stadt.
Quellen.[]
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 26 Jenner, 1793.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 6. April, 1793. Num. 28.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 10. April, 1793. Num. 29.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 17. April, 1793. Num. 31.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 8. May, 1793. Num. 37.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 18. May, 1793. Num. 40.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 29. May, 1793. Num. 43.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 5. Brachmonat, 1793. Num. 45.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 29. Brachmonat, 1793. Num. 52.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 14. Augstmonat, 1793. Num. 65.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 21. Augstmonat, 1793. Num. 67.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 19. Weinmonat, 1793. Num. 84.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 2. Wintermonat, 1793. Num. 88.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 27. Wintermonat, 1793. Num. 95.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 28. Christmonat, 1793. Num. 104.