Gegenwärtiges Vernehmen zwischen Frankreich und Preußen.[]
- [1808]
Gewiß ist dieses Vernehmen zwischen beiden Mächten noch immer nicht das Beste, so sicher uns auch einige Zeitungsschreiber versichern, daß die bisherigen Mißverständnisse ausgeglichen sind. Man kann solches schon daraus schließen, weil die französischen Truppen auch die wenigen noch übrig gebliebenen preussischen Staaten nicht verlassen, und vor der Hand ihre Winterquartiere beziehen.
Es könnten freilich auch andre Ursachen zum Grunde liegen, warum diese Staaten zur Zeit noch von Franzosen besetzt werden, aber das sicherste Merkzeichen, daß die Mißverständnisse zwischen beiden Mächten nicht gehörig gehoben worden, sind die französischen Journale, welche nicht selten auf Preußen sehr bittre Ausfälle enthalten, grade so, als befände man sich mit diesem Hofe noch im Kriegszustande.
So enthält z. B. ein Pariser Journal unter der Ueberschrift: Berlin den 2ten December einen Artikel über den kürzlich aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Prinzen August von Preußen. Es wird darinne deutlich gesagt: die Begebenheiten des Jahrs 1806 hätten so wenig ihn, als manche andre preußische Offiziers, von ihrer Anmaßlichkeit geheilt, denn dieser Prinz tadle ohne Rückhalt alle preußische Generale, die Armee, den König, und vergesse, daß er selbst unverwundet, in einem Sumpf gefangen genommen worden sei. Zwar wird hinzugefügt, gereicht Gefangenschaft an sich nicht zum Schimpf, wenn man indessen ein solches Unglück ohne Wunde überlebt, so hat man eher Ursache, sich zu rechtfertigen, als andre anzuklagen.
So viel Wahrheit auch in diesen Bemerkungen enthalten ist, so pflegt man dergleichen doch nicht über einen Prinzen zu machen, mit dessen Hofe man kurz vorher Frieden schloß, und daher die sehr richtige Besorgniß der Preußen, daß es mit dem freundschaftlichen Verhältnisse zwischen ihrem Könige und dem mächtigen Kaiser nicht sonderlich beschaffen sei.
Zeitungsnachrichten.[]
1808.[]
Frankreich, 23. April. [2]
Der Moniteur enthält unter der Ueberschrift: Paris, vom 10. Sept., folgende offizielle Anzeige: "Ein am 8. d. M. zwischen dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Hrn. v. Champagny, und Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm von Preussen, unterzeichneter Traktat hat alle Zwistigkeiten, die noch zwischen Frankreich und Preussen obwalteten, beygelegt."
Preussen. [3]Wie man versichert (nach Hamb. Bl.) ist in der am 8. Sept. zu Paris geschlossenen Friedenskonvenzion zwischen Frankreich und Preussen von keinen anderen politischen Gegenständen, sondern blos von dem Kontribuzionsrückstande die Rede. Dieser, den man für die gesammten Lande auf 140 Millionen Franken angeben will, soll die eine Hälfte in einem Zeitraume von 20 Tagen, theils baar, theils mittelst akzeptirter Wechsel berichtigt, die zweyte Hälfte aber auf die königl. Domainen eingetragen werden. Bis zur völligen Tilgung der rückständigen Kontribuzionssumme bleiben die Festungen Stettin, Küstrin und Glogau von Französischen Truppen besetzt. Die Garnison in allen diesen Festungen wird in 10,000 Mann bestehen. Berlin und das Land werden, jene drey Festungen abgerechnet, vor Ende Oktobers geräumt. Alle Geldforderungen des Königs an das Herzogthum Warschau werden an Frankreich abgetreten.
Preussen. [4]Berlin den 20. Sept. Vergangenen Sonnabend ist der geheime Kriegsrath Du Bois (beym Departement der auswärtigen Angelegenheiten) von seiner Sendung nach Paris zurückgekommen, und hat den am 8. Aug. zu Paris zwischen Sr. königl. Hoh. dem Prinzen Wilhelm von Preussen und dem Hrn. v. Champagny, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, abgeschlossenen Vertrag mitgebracht, welcher sogleich durch einen zweyten Kourier weiter nach Königsberg zur Ratifikazion Sr. Preussischen Majestät befördert worden. Von Seiten Sr. Majestät des Kaisers Napoleon ist nunmehr auch die Ratifikazion der schon vor 10 Monaten zwischen dem Hrn. Generalintendanten Daru, und dem Minister Hrn. v. Stein allhier abgeschlossenen Konvenzion erfolgt.
Preussen. [5]Berlin den 8. Okt. Man weiß, daß ein Kourier von Erfurt nach Königsberg gegangen ist, der die Antwort Sr. Maj. des Kaisers Napoleon auf die von unserem Hofe gemachten Wünsche in Ansehung einiger Punkte der Konvenzion überbringen soll, deren Ratifikazion der König abgelehnt haben soll; und man versichert, daß diese Antwort eine Bewilligung enthalte. Die Französischen Rechungen über die aus den Preussischen Provinzen eingegangenen Kontribuzionsgelder, und Landeseinkünfte waren früher nach Erfurt expedirt worden; was von Französischen Behörden noch in Berlin ist, wartet nur auf die letzte Ordres, um gleichfalls abzugehen; man glaubt, daß die von Königsberg zurückerwartete letzte Erklärung Sr. Maj. des Königs diese Wirkung haben wird. Man sagt, daß auf die zuerst vorbehaltene fernere Besetzung der Festungen Küst_in, Stettin und Glatz Verzicht gethan worden sey.
Preussen. [6]Mehrere Nachrichten kündigen nun auch den Abmarsch des Davoustischen Korps an, das gegen den 25. Okt. Schlesien geräumt haben soll. Man fügt bey, am 1. Nov. soll die Uebergabe dieser Provinz durch Französische an Preussische Kommissäre erfolgen. Die Einkünfte werden, vom Tage der Unterzeichnung der Pariser Konvenzion an den König von Preussen verrechnet. In Erfurt soll eine Addizionalkonvenzion abgeschlossen worden seyn, welche die eingetretenen Anstände berichtigt. Ueber die Bestimmung des Armeekorps des Marschalls Soult weiß man noch nichts Zuverlässiges.
Quellen.[]
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 78. Mittwoch, den 28. September 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 81. Sonnabend, den 8. Oktober 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 82. Mittwoch, den 12. Oktober 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 86. Mittwoch, den 26. Oktober 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung Nro 88. Mittwoch, den 2. November 1808.