1808.[]
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Lissabon den 17. May. Der General-Gouverneur von Portugall, Herzog von Abrantes hat Befehl gegeben, das Schreiben unserer nach Bayonne an Se. Maj. den Kaiser abgesandten Deputirten, vom 27. April öffentlich bekannt zu machen und anzuschlagen. Der Befehl lautet also:
Portugiesen! Ihr werdet ohne Zweifel das Wohlwollen des grossen Napoleon verdienen; euer Betragen wird zeigen, ob ihr der Unabhängigkeit würdig seyd; für mich wird es ein grosses Vergnügen seyn, zu eurem Glücke beytragen zu können. Portugiesen! fahret fort, ruhig zu leben, und Vertrauen in mich zu setzen. Der Augenblick eurer definitiven Organisazion ist nicht entfernt."
Folgendes ist der Auszug aus dem Schreiben der Portugiesischen Deputirten:
"Landsleute, das Vertrauen, womit ihr uns beehrt habt, indem ihr uns an den grossen Monarchen abgesandet, um die Dollmetscher eurer Wünsche und eurer Empfindungen zu seyn, hatte zur Absicht, unsere theuersten Interessen und das Schicksal unseres Vaterlandes der Entscheidung des mächtigen Genius zu überlassen, der Europa's Gestalt erneuern wird. Bey unserer Ankunft auf den Gränzen des Französischen Reichs sind wir Zeugen des unaufhörlichen Zujauchzens der Unterthanen des grossen Napoleon gewesen. Dieser Ausdruck der öffentlichen Freude in Frankreich ließ uns den Anfang unseres Glückes ahnden. Se. k. k. Maj. hat den ersten Tag ihrer Anwesenheit in Bayonne Ihren Unterthanen gewidmet. Den zweyten hat Sie uns zu bewilligen geruhet. Se. Maj. ist in das umständlichste Detail aller eurer Bedürfnisse und eurer Interesse eingegangen. Nichts kommt dem Umfange seines Genius, der Erhabenheit seiner Seele und der Großmuth seiner Grundsätze bey. Zugleich, indem Se. Maj. mit einer wahrhaft väterlichen Güte über die gegenwärtigen politischen Umstände sich zu erklären geruhte, machte Sie uns die wichtigsten Bemerkungen über alles, was unser Glück sichern kann, und sprach mit einer edelmuthigen Uneigennützigkeit über die Rechte, welche die Begebenheiten Ihr auf unser Land gegeben haben. Der Kaiser sagte uns, daß die grosse Entfernung, welche Portugall von dem Sitze der Französischen Regierung trennt, ihm nicht erlaube, über die Bedürfnisse unseres Vaterlandes mit der nämlichen Sorgfalt und Aufmerksamkeit zu wachen, womit er über die Interessen seiner übrigen Unterthanen wache, und daß er die Nachtheile kenne, welche damit verbunden sind, wenn für ferne Länder Vollmacht zu ausgedehnter Gewalt ertheilt wird. Se. Maj. sprach ohne Leidenschaft und Empfindlichkeit von dem Fürsten, der uns vormals beherrschte, und von seiner königl. Familie; Sie beschäftigte sich blos mit den Mitteln, uns an das grosse Europäische Kontinentalsystem, worinn wir den letzten Ring bilden sollen, anzuschliessen, und uns von dem Joche des fremden Einflusses, unter welchem wir so viele Jahre geseufzt hätten, zu befreyen. Sie sagte uns, daß Sie keine Englische Kolonie auf dem festen Lande dulden würde; Sie geruhte endlich, uns zu erklären, daß unser Schicksal in unsern Händen läge, daß es von dem Gemeinsinn, den wir zeigen würden, abhange, von der Aufrichtigkeit, womit wir dem allgemeinen System des festen Landes beytreten, von der Festigkeit, womit wir die Ränke und Einflüsterungen, die uns von diesem Ziele entfernen könnten, zurückweisen würden. Dies sind die Merkmale, an welchen Se. k. k. Maj. erkennen wolle, ob wir würdig sind, eine Nazion zu bilden, einen Thron in unserer Mitte zu haben, einen Fürsten uns zu regieren zu besitzen, und einen Rang unten den Mächten einzunehmen."
Kurz nach der bey dem Kaiser gehabten Audienz begab sich die Portugiesische Deputazion von Bayonne nach Bordeaux, mit Ausnahme des Hrn. v. Lima, ehemaligen Portugiesischen Bothschafters in Frankreich, welcher zu Bayonne zurückgeblieben ist, um dem Kaiser im Erforderungsfalle, Aufklärungen und Erläuterungen über die Lage und Verfassung des Landes zu geben.
Zeitungsnachrichten.[]
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Vermischte Nachrichten. [2]
Am 29sten Sept. 1801 hatte Lucian Bonaparte, damaliger Französischer Ambassadeur zu Madrid, im Namen des ersten Consuls der Französischen Republik mit dem Portugiesischen Gesandten Freire, einen Friedens-Tractat mit Portugall geschlossen. *) Der 1ste Artikel lautete also: "Es soll künftig und beständig Friede, Freundschaft und gutes Einverständniß zwischen der Französischen Republik und dem Königreich Portugall bestehen xc." der 2te Artikel: "Alle Portugiesische Häfen und Rheden in Europa, sollen sogleich allen Engl_schen Kriegs- und Kauffahrteischiffen verschlossen werden, und bis zum Frieden zwischen Frankreich und England gesperrt bleiben." -- Die Nicht-Erfüllung dieser Bedingung ist der Sturz des Portugiesischen Throns in Europa geworden.
- *) M. s. denselben im Jahrg. d. Journ. 1801. S. 1057 xc.
Portugall. [3]Lissabon, den 25. März. Es ist eine Deputazion von hier abgegangen, um dem Kaiser der Franzosen die Wünsche und Huldigungen der Portugiesischen Nazion darzubringen; dieselbe besteht aus dem Erzbischofe von Lissabon, Großinquisitor des Königreichs, dem Bischofe von Coimbra, den beyden Marquis von Abrantes, dem Marquis von Penalva, dem Marquis von Valenca, dem Grafen von Sabuzal, dem Grafen von Lima, ehemahligen Bothschafter zu Paris, dem Vicomte von Barba Cena, dem Prior von Avy; dem Handelsmann Braam Camp, und den Senatoren L. Th. de Silvo Leito und J. A. Jorge.