Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Kann man mit einer Nation Friede machen?[]

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[1808 - Juli]

Die Engländer haben uns schon manches gelehrt, was bisher unbekannt war, und überhaupt scheint es, als wollten sie ein ganz neues Völkerrecht einführen, wenigstens stellen sie zuweilen unerhörte Sätze auf, die wir und unsre Vorfahren nicht gekannt haben. Erst neuerlich haben sie uns wieder einen Beweiß davon gegeben, indem in der Londner Hofzeitung eine Königliche Erklärung zu lesen ist, darin es heißt: der König habe mit der Spanischen Nation Frieden geschlossen. Nun fragt sichs also: kann dergleichen wohl angehen? Ich antworte: nein, und behaupte sogar, auch mit der wildesten Völkerschaft ist kein Friedensschluß denkbar, denn solche hat Anführer, irgend ein Oberhaupt, und mit diesen wird der Friede geschlossen. Von Spanien dergleichen zu sagen, ist Unsinn, da diese Nation von jeher eine Regierung hatte, und obgleich die neue Umwandlung der Regierung von den Britten nicht anerkannt wird, so bleibt sie demungeachtet in ihrer Würde und Kraft, und ein Friede den die Engländer mit einigen Rebellen, mit wenigen Stöhrern der öffentlichen Ruhe schliessen, kann ein solcher Traktat wohl den Namen eines Friedensschlusses verdienen?

Aber wahr ist, die Englische Regierung die nun auf jede Koalition mit irgend einer Macht Verzicht leisten müssen, hat nun das Projekt entworfen, mit einigen Spanischen Insurgenten, gemeinschaftliche Sache zu machen und Bürgerkrieg in Spanien zu erregen, in der thörichten Meinung, von dieser Seite, Frankreich zu schaden, weil jede andere Art ihnen benommen worden. In dieser Absicht also proklamirt der Englische König, er schliesse mit der Spanischen Nation Friede, wolle Schiffe die in Spanischen Häfen aus- und einlaufen, wenn solche nicht von Franzosen besetzt sind, als Neutral ansehen, und will sogar diesen Insurgenten Waffen und Anführer geben, weil er fühlt, daß sie an beiden Theilen Mangel leiden. Welch ein Unternehmen! Man kann in solchem die Englische Manier keinesweges verkennen, da den ewigen Feinden des Friedens wohl nichts willkommner wäre, als wenn es ihnen gelänge, in Spanien Unruhen zu erregen und in allen diesen Provinzen eine verheerende Kriegsfackel anzuzünden. Ist es wohl denkbar, daß den Engländern ein solcher Plan gelingen werde? Diesmal nicht, und wer solches glaubt, beweißt nur zu deutlich, seine schiefe Ansicht der gegenwärtigen Verhältnisse zwischen Frankreich und Spanien. Der Bruder des großen Napoleons sitzt gegenwärtig auf Spaniens Thron, umgeben von den Vornehmsten des Reichs, die auf die Nation Einfluß haben, und darüber einig sind, daß die Einrichtung die der mächtige Napoleon getroffen hat, grade die einzige ist, deren Spanien zu seiner Erhaltung bedurfte. So ist also die neue Konstitution angenommen und man ist mit solcher vollkommen zufrieden, aber wer läugnet wohl, daß einzelne Missvergnügte sich hier und da äussern werden, denen die neue Ordnung der Dinge keinesweges behagen will? Der Missvergnügten giebt es an allen Orten, und warum sollte das Englische Gold nicht auch in Spanien eben solche Schändlichkeit ausrichten, als schon in andern Ländern geschehen ist, die durch England verführt, ins Verderben gezogen wurden? Die Frage ist nur, was wird dadurch für England bezweckt werden? und -- gar nichts ist die natürliche Antwort, die auch jeder begreifen wird, wenn er anders nicht mit Vorurtheilen umnebelt, die Sache von ganz unrichtiger Seite betrachtet. Unternehmen die Engländer nichts weiter, als daß sie den Pöbel aufreitzen (denn der ächte Spanier ist nicht für Englisches Gold feil) so ist solches zwecklos, und die Französischen Truppen werden schnell genug die Ruhe wieder herstellen; wenn sie aber Expeditionen nach Spanische Häfen ausrüsten und Truppen ans Land setzen, so dürfte dergleichen Unternehmen für sie sehr übel ausfallen, und sollte wohl jemand im Ernst glauben können, daß 20 oder auch 30000 Engländer auf Spanischen Boden vermögend wären, eine Sieg gewohnte Französische Armee zu bekämpfen? Es wäre unnütz, diese Materie weiter auszuführen, und die Folge wird jeden politischen Ungläubigen überzeugen, daß die Königliche Proklamation in der Londner Hofzeitung abermals den Beweiß gegeben, wie wenig sich dieses Ministerium auf seinen eignen Vortheil verstehe, und auch diese Unternehmung zu den zwecklosen Projekten gehöre, deren sie schon so viele seit Jahren unternommen haben, um sich tiefer herunter zu setzen und Frankreich immer mächtiger zu machen. Viele Engländer die dieses wohl einsehen, haben auch heftig dagegen gesprochen und behauptet, es sei unredlich gegen Schweden gehandelt, diesen Alliirten seinem Schicksale zu überlassen, indem die Ostsee Expedition zurück segelt, die Minister haben jedoch geantwortet: das die gegenwärtigen Umstände so zu handeln gebieten und der König von Schweden sich schon selbst helfen werde. Es ist diese Antwort ganz in gewöhnlicher Englischer Manier, und um deswillen auch nichts weniger als auffallend.


Brittisches Verfahren gegen Spanien.[]

[2]

[1808]

(Aus dem Pariser Argus.)

Wenn nach Beweise für den Einfluß, den England auf die Unruhen in Spanien gehabt hat, nöthig waren, so würde man deren ganz unverwerfliche in den Druckschriften finden, welche in allen Provinzen des Königreichs in Menge verbreitet werden. Die meisten tragen ein dem Spanischen Karakter sehr fremdes Gepräge. Der Faktionsgeist allein verleitet nicht zur Aufopferung der Interessen des Vaterlandes und der Religion, der innigsten Neigungen und aller tief in das Herz gegrabenen Empfindungen. Man ersieht aus den letzten Englischen Journalen, daß der Verfasser einer zur Erschütterung der Treue der Spanischen Kolonien bestimmten Addresse die Verachtung des Schicklichen und der öffentlichen Meinung so weit getrieben, daß er England den Tröster des menschlichen Geschlechts und den Schild der Menschheit genannt hat. Gewiß giebt es keinen Spanier, der nicht einen schönen Kommentar über diese Aeußerung machen könnte. Kaum sind 6 Monate verflossen, als man in London die zu Buenos Ayres gemachte Beute vertheilte. Ist es nicht in der That eine seltene Großmuth, diese Kolonie in dem Grade geplündert zu haben, daß bei der Vertheilung auf jeden Offizier einer zahlreichen Armee die Summe von 168000 Fr. kam? Ist es nicht ein Werk sanfter und menschlicher Gesinnungen, daß auf den Straßen von Buenos Ayres eine Menge vertheidigungsloser Weiber, Greise und Kinder ermordet wurden? Die Einwohner dieser Kolonie werden lange an die Brittische Milde und Großmuth denken. Damals wollten diejenigen, die sich nun Spaniens Freunde und Alliirten nennen, durch die gehässigsten Mittel dessen Kolonien aufwiegeln. Sie hatten aus allen Länder Abendtheurer gesammelt, um die Laufbahn des Raubs und Mords zu beginnen. Der Englische General Whitelocke ist bloß zurück berufen und vor Gericht gestellt worden, weil er das Mordspiel unvollendet gelassen hatte. Sein Verbrechen war, daß er die Spanische Kolonie nicht unter das Brittische Joch hatte bringen können.

Wenn wir noch einige Jahre zurückblicken, so finden wir noch andrer Beispiele der Brittischen Großmuth gegen Spanien. Die Wegnahme der vier Spanischen Fregatten, die Niedermetzlung der Mannschaft derselben mitten im Frieden ist deren eins, das wohl ewig in dem Andenken der Spanier leben wird. Selbst jetzt, wo sie an so lügenhaften Versicherungen, an einer so spät erscheinende Hülfe, an eine so treulose Freundschaft zu glauben scheinen, können sie den nämlichen Geist, die nämlichen Absichten erkennen. Ihre Häfen waren kaum England geöfnet, als eine beträchtliche Menge seiner schlechtesten Waaren ausgeladen wurde. Ehe eine Englische Expedition den Insurgenten zu Hülfe kam, war ein ihrem Interesse zuwiderlaufender Handelstraktat abgeschlnssen worden; ehe sie Kriegsmunition erhielten, hatten sie Wolle und Wein in ungeheurer Menge an England überlassen, und während die Journale mit übertriebenen Nachrichten über die Expeditionen angefüllt waren, beschäftigte sich die Regierung thätiger mit den Mitteln, alle Reichthümer Spaniens nach seinen Häfen zu ziehen. Frankreich, das die Hülfsquellen seines Alliirten schonen wollte, hatte immer mit Bescheidenheit Merinos begehrt; die Englische Regierung hat deren in einem Monate mehr bezogen, als jenes in mehrern Jahren. So werden wir bald gewahr werden, was eine kurze Allianz mit England Spanien gekostet hat. Dann werden wir mehr im Stande sein, Englands Wohlthaten zu würdigen und zu berechnen, in wie weit der Krieg, den es in Spanien führt, ein Handelskrieg gewesen ist. Schon ist zu London die Sache der Insurgenten im Fallen. Schon sieht man ihre Zwistigkeiten als den Vorläufer einer Niederlage an; nächstens wird man in dem Fanatismus, der ihnen die Waffen in die Hände gegeben hat, die Ursache ihres Verderbens finden; der Augenblick nähert sich, wo das Spanische Volk, gehörig ausgeplündert, der Brittischen Großmuth nicht mehr würdig befunden werden wird.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

London, vom 7. Hornung. [3]

-- Heute ist ein Kurier aus Madrid bey dem Spanischen Bottschafter angekommen, welcher sich sogleich zu dem Staats-Sekretär, Lord Grenville, begab, und demselben die Nachricht mitgetheilt haben soll: daß Se. Kathol. Maj. sich entschlossen haben, Frankreich den Krieg zu erklären, welchem Entschluß auch Portugall beytretten werde.


1808.[]

Großbrittanien. [4]

London den 9. Jul. Die Hofzeitung vom 5. d. enthält folgende Bekanntmachung eines von Sr. Brittischen Majestät mit der Spanischen Nazion geschlossenen Friedens. "In Gegenwart Sr. Majestät im Rathe. Da Se. Maj. die ehrenvollen Anstrengungen der Spanischen Nazion, zur Befreyung ihres Landes von Frankreichs Tyranney und Anmassungen, berücksichtigen, und da Sie von verschiedenen Provinzen Spaniens Versicherungen ihrer freundschaftlichen Gesinnungen gegen dieses Königreich erhalten haben, so haben Se. Maj. geruhet, auf und mit dem Rath Ihres geheimen Raths, Folgendes zu befehlen: 1) Alle Feindseligkeiten gegen Spanien sollen von Seiten Sr. Maj. sogleich aufhören. 2) Die Blokade aller Spanischen Häfen, die nicht im Französischen Besitz sind, oder unter Franzö schem Einfluß stehen, soll aufgehoben werden. 3) Alle Spanien zugehörenden Schiffe und Fahrzeuge, die von Sr. Maj. Schiffen und Kreuzern in See getroffen werden möchten, sollen auf dieselbe Weise, wie die Schiffe der mit Sr. Maj. befreundeten Staaten behandelt werden, und ihnen erlaubt seyn, jeden, bis jetzt von Sr. Maj. als gesetzlich für neutrale Schiffe anerkannten Handel treiben. 4) Alle Schiffe und Güter, die Personen in den Spanischen Kolonien gehören, und nach Ausstellung dieses von einem Sr. Maj. Kreuzer angehalten sind, sollen sorgfältig behandelt, und nach einem Hafen gebracht werden, und Sr. Maj. Willensmeinung abwarten, bis Nachricht eingegangen, ob erwähnte Kolonien, alle oder einige, in welchen die Eigner gedachter Schiffe und Güter wohnen, gemeinschaftliche Sache mit Spanien gegen Frankreichs Macht gemacht haben. Gegeben am Hofe, in der Königin Pallast, den 4. Juli 1808." 

Die Regierung schickt viele Waffen an unsere neuen Freunde "die sogenannten Patrioten in Spanien und Portugal" ab. Vier Dragoner-Regimenter, eine Brigade Garden, 13 Bataillone Infanterie und eine ansehnliche Artillerie sollen am 10. d. eingeschifft werden. Die Fregatte Alkmene soll am 11. Juli eine beträchtliche Geldsumme für Spanien einnehmen; schon am 5. d. sollte der Oberst Boyle und der Kapitän Kennedy mit den Spanischen Gefangenen von Portsmouth abgehen. Briefe aus Gibraltar melden, daß der Pöbel in Kadix den Marquis Solana ermordet habe, weil er ihnen Waffen, die sie auf das Gerücht von der Annäherung Französischer Truppen verlangten, um sich denselben zu widersetzen, verweigerte.

Nach allen Häfen Großbrittanniens und Irrlands ist der Befehl abgesandt worden, keine von Spanien mit Briefschaften abgesandte Personen im Geringsten durch die Quarantaine aufhalten zu lassen, sondern vielmehr deren Beförderung nach London zu beschleunigen. Der König hat in einer im Parlament vom Thron gehaltenen Rede feyerlich erklärt, daß seine einzige Absicht in Betreff Spaniens die sey: "die Spanische Monarchie in völliger Integrität und Unabhängigkeit zu erhalten." Einer dem Parlamente vor gelegten Berechnung nach belaufen sich die von Ausländern erhobenen Renten jährlich über 6 Millionen Pf. Sterl."


Großbrittanien. [5]

In den Gothenburger-Zeitungen ist auch von einer offiziellen Bekanntmachung die Rede, welche am 1. July Lord Castlereagh und Lord Mulgrave (letzterer als Präsident der Admiralität) an den Lordmayor von London erlassen hätten, und worin unter anderm gemeldet würde, daß General Spencer und Admiral Purvis (nach Depeschen von der Höhe von Cadix vom 6. Jun.) mit den See- und Militärkommandanten zu Cadix in Unterhandlungen getreten wären, deren Resultat letztere hernach zur Bestätigung an die oberste Junta der Insurgenten zu Sevilla geschickt hätten. Privatberichte in Englischen Blättern fügen hinzu, die Insurgenten hätten den Kommandanten der Eskadre zu Carthagena, Admiral Salcedo, ab- und einen neuen eingesetzt. Auch wären bereits einige Schiffe aus Oporto in England angekommen.


Frankreich. [6]

Maynz den 27. Okt. Man schätzt die Armee, welche Frankreich gegen Spanien aufstellt, auf 400,000 Mann. Damit es ihr nicht an Lebensmitteln fehlt, soll, wie es heißt, die Ausfuhr von Lebensmitteln in ganz Frankreich verboten werden. Frankreich betreibt diesen Krieg mit allem Nachdruck. Was England dagegen thun wird, steht zu erwarten. Freylich ist es Englands Interesse, Spanien, das als Land- und Seemacht so bedeutend ist, nicht in enge Allianz mit Frankreich kommen zu lassen. Die grossen Reichthümer der Spanischen Kirchen und Klöster können einem beliebten Regenten sich öffnen, und neue Mittel gegen England bereiten; Spanien kann auch die Herrschaft über das mittelländische Meer vorbereiten; und was kann nicht aus der Spanischen Marine werden, die einst die neuen Welten in West und Ost eroberte? Gründe genug, daß England die Spanische Insurrekzion aus allen Kräften begünstigen wird.


Großbrittanien. [7]

Im Journal de l'Empire finden sich Londoner Nachrichten vom 10. Nov. -- Einige Tage nach Einladung des Französisch-Russischen Friedensantrages wurde ein Kourier nach Spanien mit Depeschen an unsern Bothschafter bey der obersten Junta abgeschickt.


Quellen.[]

  1. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  2. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  3. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 23. Hornung, 1793. Num. 16.
  4. Wiener-Zeitung. Nro 63. Sonnabend, den 6. August 1808.
  5. Wiener-Zeitung. Nro 66. Mittwoch, den 17. August 1808.
  6. Wiener-Zeitung. Nro 90. Mittwoch, den 9. November 1808.
  7. Wiener-Zeitung. Nro. 99. Sonnabend, den 10. Dezember 1808.
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