Ordre an den Grafen v. St. Vincent.[]
[1]
Man liest gegenwärtig folgende interessante Aufschlüsse über die Angelegenheiten Portugals und dessen Verhältnisse zu England: Schon im Jahre 1806 war eine Französische Armee nach Portugal bestimmt; sie hatte angefangen, sich zu Bayonne zu versammeln, als der Ausbruch des Krieges mit Preussen und die Angelegenheiten im Osten von Europa den Aufschub der Expedizion gegen Portugal veranlaßten. Damals ertheilte die Brittische Admiralität nachstehende Ordre (Diese Ordre ward am Ende Februars d. J. dem Englischen Parlamente vorgelegt.) an den Grafen v. St. Vincent, die zur Vergleichung mit den Ereignissen dienen kann, welche am Ende des vorigen Jahres wirklich erfolgt sind:
"An den Admiral Grafen v. St. Vincent xc.
Da es für den Dienst Sr. Majestät von der äussersten Wichtigkeit ist, daß Ew. Herrlichkeit sobald als möglich sich nach dem Tajo begeben, um zur Ausführung des geheimen Dienstes, welcher Ihnen von Viscount Howick aufgetragen ist, in Bereitschaft zu seyn; wo werden Sie hiedurch ersucht und angewiesen, (wenn Sie dem Ihnen zunächst kommandirenden Offizier die Schiffe vor Brest übergeben, und ihm die nöthigen Verhaltungsbefehle in Hinsicht der detaschirten Eskadre ertheilt haben,) ohne Zeitverlust nach dem Tajo abzugehen, die nöthigen Schiffe, welche entbehrt werden können, mitzunehmen, und daselbst zu bleiben, bis die Truppen, welche zu diesem Dienst bestimmt sind, werden zu Ihnen gestossen seyn. Die Bestimmung Ew. Herrlichkeit ist, Mittel zu verschaffen, dem Erfolg der beabsichtigten Französischen Invasion in Portugal entgegenzuarbeiten, worüber man nach der eigenen Erklärung Frankreichs nicht länger mehr in Zweifel seyn kann, und zu welcher jetzt, wie man sagt, eine Armee zu Bayonne sich versammelt. Bey der Ausführung dieses wichtigen Dienstes werden Ew. Herrlichkeit vorzüglich auf folgende drey Punkte Ihr Augenmerk richten müssen: 1. Sollte das Portugiesische Gouvernement, wider Erwarten, bereit und im Stande seyn, entweder allein, oder in Verbindung mit Spanien, nachdrücklich sich zu vertheidigen, so werden Se. Majestät demselben sehr gern allen nur möglichen Beystand leisten, und zu diesem Endzweck würde eine respektable Brittische Eskadre im Tajo von wesentlichem Nutzen seyn. 2. Wenn das Gouvernement, von der Unthunlichkeit eines Widerstandes überzeugt, den Entschluß fassen sollte, -- wovon man sagt, daß man ihn schon im letzten Kriege in Ueberlegung genommen habe -- sich mit der Flotte, den Truppen, Magazinen xc. nach Brasilien zu begeben, welches nur unter dem Beystande einer Brittischen Flotte geschehen kann; so werden Ew. Herrlichkeit im Stande seyn, zu diesem Vorhaben mitzuwirken. 3. Sollte der Hof von Lissabon sich unschlüssig zeigen, welche von beyden Maßregeln er ergreifen soll, so müssen die Minister Sr. Majestät im äussersten Falle so viel wie möglich die grosse Vermehrung der Macht, besonders der Seemacht zu verhindern suchen, welche der Feind erhalten würde, wenn er ohne Widerstand den Hafen von Lissabon in seinem gegenwärtigen Zustande in Besitz nähme; diesem muß also auf jedem Fall vorgebeugt, und solche Maßregeln ergriffen werden, die Ew. Herrlichkeit in Stand setzen, im äussersten Falle alle Portugiesischen Kriegsschiffe, zugleich mit den Brasilischen Schiffen, und andere, die zum Kriegsdienste können eingerichtet werden, wie auch die Personen, Schiffe und das Eigenthum der Brittischen Faktoreyen, wegzubringen. Um diese Absicht zu erreichen, werden die bereits eingeschifften Truppen Ew. Herrlichkeit unverzüglich folgen. Sie werden sich aber sorgfältig hüten, weder vor der Ankunft derselben sich etwas merken zu lassen, daß Sie solche erwarten, noch Maßregeln ergreifen oder eine Sprache führen, welche den Französischen Minister in Lissabon allarmiren könnte, um dadurch zu Vorsichtsmaßregeln gegen die Unternehmung Ew. Herrlichkeit Anlaß zu geben.
Gegeben unter unseren Handzeichen, den 4. Aug. 1806.
- (Unterz.) Howick. J. Markham. H. Neale."
Zeitungsnachrichten.[]
1806.[]
Spanien. [2]
Man erfuhr eben aus Portugall, daß der Minister der auswärtigen Geschäfte zu Lissabon, Aranjo, durch den Marquis Almeida, ehemaligen Portugiesischen Gesandten in London, der ganz in Englands Interesse ist, ersetzt worden, und daß noch andere Minister würden abgeändert werden. Diese Ministerialveränderung ist eines von den Resultaten der Sendung des Admirals Lord St. Vincent in Lissabon.
1808.[]
Großbritannien [3]
Der Staatsrath hat für den Handel nach Brasilien Folgendes festgesetzt: Die Erlaubniß muß von dem Portugiesischen Minister in London visirt seyn. Das Verzeichniß der Ladung muß ihm übergeben werden. Die Schiffe müssen bey der Insel St. Katharina südlich von Rio Janeiro liegen bleiben, und daselbst die Befehle der Portugiesischen Regierung erwarten. Es werden keine andern Waaren zugelassen, als solche, die vor dem in Portugall erlaubt waren, und sie bezahlen die nehmlichen Einfuhrabgaben.
Großbritannien [4]
Die Fregatte Surveillante ist am 20. Jan. aus Portsmouth nach Brasilien abgesegelt. Sie überbringt der Brasilianischen Regierung 100,000 Pf. St., welche die Englischen Regierung ihr leiht. Auch sind 2 prächtige Wagen, welche unser Hof dem Fürsten von Brasilien schenkt, in das Zollhaus abgeführt worden.
Großbritannien [5]
London vom 27. April. Die wegen des Portugiesischen Eigenthums erlassene Ordre des Konseils, lautet im Wesentlichen also: Das Eigenthum der Personen, die gegenwärtig in Brasilien, in anderen der Krone Portugalls gehörigen Plätzen, in England, oder in anderen mit England befreundeten Ländern wohnen, soll restituirt werden. Das Eigenthum der Personen aber, die in Portugall wohnen, soll denen hieselbst von unserer Regierung und von dem Portugiesischen Minister gemeinschaftlich dazu bestimmten Kommissarien überliefert werden, um selbiges bis auf weitere Verfügung im Besitz zu behalten, und auch allenfalls, wenn sie es für gut finden, davon zu verkaufen.
Großbrittanien. [6]
Ein Offizier von dem Gefolge des Prinzen von Brasilien ist gestern mit Briefschaften für den Portugiesischen Gesandten und anderen Depeschen hier angekommen; erstere beziehen sich auf den Empfang des Prinzen zu Rio-Janeiro am 25. Januar. Vom Inhalt der letztern verlautet noch nichts.
Spanien. [7]In Gothenburger Zeitungen liest man folgende ältere Nachrichten aus London vom 29. Septemb. -- Das angehaltene Portugiesische Eigenthum soll nun denen, welchem es gehört, zurückgegeben werden.
Quellen.[]
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 48. Mittwoch den 15. Juny 1808.
- ↑ Wiener Zeitung Nro 92. Sonnabend, den 15. November 1806.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 10. Mittwoch, den 3. Februar 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 15. Sonnabend, den 20. Februar 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 46. Mittwoch, den 8. Juny 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 47. Sonnabend, den 11. Juny 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 92. Mittwoch, den 16. November 1808.