Dänische Deklarazion vom 29. Februar 1808.[]
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Kopenhagen, den 12. März. Hier ist folgende Deklarazion erschienen:
"Die Dänische Regierung war mit Recht begierig den Erfolg der Bemühungen zu erfahren, welche der Hof zu Petersburg sich gegeben hatte, um Schweden auf einem freundschaftlichen Wege zu dem ihm mit dem ganzen Norden gemeinschaftlichen Interesse sowohl als zu Grundsätzen zurückzuführen, wodurch es vorzüglich mit Rußland und Dänemark verbunden ist. Da aber alle diese Bemühungen gescheitert sind, so befindet sich die Dänische Regierung in Ansehung Schwedens in einer Lage, die es durchaus nicht verstattet, noch länger in Ungewißheit über ihr Verhältniß zu jener Macht zu bleiben. Aber man kann sich auch gar nicht mehr täuschen, über das, was aus jenen Verhältnissen geworden ist, seitdem ein treuloser Angriff Dänemark plötzlich von dem Wege abgezogen hat, von welchem es sich seit so vielen Jahren nicht die mindeste Abweichung erlaubte; denn bey jenem von Großbrittanien gegen ein neutrales und friedfertiges Land geschehenen Anfall, über den in ganz Europa nur eine Stimme des Abscheues herrschte, und wo man von allen Seiten sich bestrebte der Dänischen Regierung die Beweise des lebhaftesten Antheils zu geben, gerade bey diesem Anfall beobachtete der Hof von Stockholm, trotz seiner mit Dänemark noch besondern Verbindung, ein völliges Stillschweigen, und brach es nur, um nichts weniger als gerechte Klagen und ungegründete Vorwürfe über Unannehmlichkeiten hervorzubringen, die durch die Kriegsvorfälle entstanden waren, so wie auch über die Strenge jener Maßregeln, zu welchen die Dänische Regierung durch den gewaltsamen Zustand, in welchen sie sich plötzlich versetzt befand, nothwendig schreiten mußte, und die sie wegen der unaufhörlichen Chikanen und Nekereyen von Seiten Schwedens nicht füglich einstellen konnte. Das Dänische Kabinet würde wirklich in Verlegenheit gerathen seyn, wenn es dies Betragen von Seiten eines Souverains hätte erklären sollen, von dem es annahm, daß sein Vortheil, seine Grundsätze und Gesinnungen ebenfalls durch jene Abscheulichkeit beleidigt werden müssen, die so plötzlich das Kriegsfeuer im Norden angefacht hatte. Allein es bemerkte bald, daß das Gefühl, welches den Entschluß des Königs von Schweden bey dieser Gelegenheit geleitet hatte, nichts weniger als Gleichgültigkeit war. Denn die erstaunliche Willfährigkeit, wodurch dieser Monarch mehrere Wochen vor der Uebergabe von Stralsund in die Abfahrt des größten Theils der Englischen Truppen aus Pommern, (wo sie nur angekommen zu seyn schienen, um nach Seeland überzuschiffen), eingewilligt hat; die Mühe, die sich Seine Schwedische Majestät gaben, ihrer Nazion anzuzeigen, daß die Wiedereinschiffung kraft eines besondern Artikels seiner Uebereinkunft mit Großbrittanien erfolgt sey, alles dies gab die ersten Vermuthungen von einem geheimen Einverständniß auf Kosten Dänemarks. Allein die Vermuthungen sind bald vermehrt worden; denn wenn auch die Dänische Regierung nicht genau weiß, was für Hülfe und Unterstützung ihre Feinde in den Schwedischen Häfen erhalten haben, so hat sie doch die Wirkung davon auf die traurigste Art empfunden, und man kann sich leicht den Eindruck vorstellen, den so mancherley Verhältnisse, und die ununterbrochenen Verbindungen, welche die Engländer so ohne alle Schwierigkeit mit Schweden unterhalten konnten, auf die Dänische Nazion gemacht haben. Es konnte wohl Niemanden entgangen seyn, wie beleidigend es für Dänemark war, daß der König von Schweden sein Vergnügen daran hatte, sich auf das jenseitige Sund-Ufer zu begeben, um mit eigenen Augen die dem benachbarten Lande zugefügten Ungerechtigkeiten und Beleidigungen mit anzusehen; daß er die Befehlshaber der Englischen Truppen mit Schmeicheleyen und Auszeichnung behandelte; daß diese sich alle Mühe gaben, dem Alliirten ihres Souverains alle nur ersinnliche Ehre zu beweisen, und daß die Dänischen mit Gewalt aus dem Hafen von Kopenhagen weggeführten Kriegsschiffe gezwungen wurden dem Könige von Schweden ihre Hochachtung zu beweisen, gerade als sie sich unter den Kanonen einer Festung befanden, die von ihren hätte begrüßt werden sollen. In welchem nachtheiligen Lichte auch alle diese Schritte die Gesinnungen des Königs von Schweden gegen die Dänische Regierung darstellte, so kann sich diese doch nicht vorwerfen, als habe sie aufs Gerathewohl den Schein vergrössert, indem der Hof von Stockholm sich nicht die mindeste Mühe gab, ihn zu benehmen, und es sich vielmehr angelegen seyn ließ, ihn dergestalt durch alle in seiner Macht stehende Mittel zu verstärken, so daß es bald aufhörte Schein zu bleiben. England selbst zeigte zuerst die offenbar feindlichen Gesinnungen Schwedens gegen Dänemark an, und Europa kennt bereits die Erklärung, welche diese Anzeige zwischen beyden Nazionen bewirkt hat. Man weiß es, daß der König von Schweden, der auf die offenste und freundschaftlichste Weise aufgefordert wurde, sich über diesen Punkt zu erklären, anfänglich auswich, und dann, als man näher in ihn drang, eine ausweichende, zweydeutige und beleidigende Antwort gab. Da jedoch in dieser Antwort England eine Art von Blösse zu geben schien, so begnügte sich die Dänische Regierung einstweilen damit, und glaubte ihre gerechte Beschwerden gegen Schweden verbergen zu müssen, in der Hoffnung, daß es seinen wahren Vortheil einsehen, über die Folgen seines Entschlusses nachdenken, und also endlich den von Seiten Rußlands ihm mit eben so vieler Mässigung als Geduld gemachten Vorschlägen nachgeben würde, um seine Verbindung mit England, die offenbar lächerlich, und mit der Ruhe des Nordens, nahmentlich der Sicherheit Dänemarks, unverträglich geworden war, aufzugeben. Die Dänische Regierung weiß nicht genau, wie weit und auf welche Weise Schweden sich mit England verbunden haben mag, sey aber auch der Gegenstand und die Absicht dieser Verbindung, welche es wolle, so sieht die Dänische Regierung es am besten ein, und achtet es auch sehr hoch, daß der König von Schweden seiner einmal übernommenen Verpflichtungen getreu bleibt. Allein, wenn das Kabinet von Kopenhagen nun aber weiß, wie es auch die Schwedische Regierung eingesteht, daß der Termin jener Verbindung kürzlich, und zwar nach der Zeit abgelaufen war, als das Kabinet von St. James sich bereits vor ganz Europa entlarvt hatte, so wären die Muthmassung, daß jetzt der Hof von Stockholm aufs neue mit einer Macht kontrahiren werde, die alles gethan hat, ihn abzuschrecken, und ihm hinreichende Gründe gab, mit ihr zu brechen, eine wahre Beleidigung gewesen. Vergessen konnte man es doch in Stockholm nicht haben, daß England alle seine Alliirten, einen nach dem andern seiner treulosen Selbstsucht aufgeopfert, selbst Schweden lange genug durch falsche Vorspiegelungen angeführt und verwirrt hat, und ihm nur jetzt endlich Hülfe schickt, um seinen Unglücksfällen eine grösseres Ansehen zu geben. Auch muß die Schwedische Regierung es wohl gefühlt haben, daß sie durch die vom Englischen Minister an Dänemark gemachte Mittheilung entweder verläumdet oder verrathen worden ist, und durch ihren Alliirten auf die beleidigendste Weise vor ganz Europa in ein zweydeutiges Licht gestellt wurde. Die Schwedische Regierung konnte sich unmöglich verhehlen, daß die im Sunde begangenen Gewaltthätigkeiten, die Verletzung der Ostsee, der mit wilder Hand in den Norden geworfene Feuerbrand, alle verletzten, beschimpften und bedroheten Mächte nothwendig zu einem Widerstande aufforderte, der Schweden nothwendig bald dahin bringen muß, entweder zur Vertheidigung und Rache des beleidigten Nordens mitzuwirken, oder aber seinem offenbaren Vortheil, seinen alten Grundsätzen und den gerechtesten Ansprüchen zu entsagen, um das blinde Werkzeug in der Hand einer unsinnigen Regierung zu seyn, die es wagte, die ersten Stücken der Sicherheit, Wohlfahrt und Würde der nordischen Mächte anzugreifen. Wahrlich können diese Betrachtungen nicht von den armseligen Subsidien überwogen werden, wodurch England stets so erstaunlich bereitwillig seine Alliirten zu kaufen sucht, und wodurch es sich auch für berechtigt hält, sie als Miethlinge zu behandeln. Da indessen die Entschlüsse des Königs von Schweden die letzte Hoffnung seiner Nachbarn vereitelt haben, so darf die Dänische Regierung nicht länger anstehen, eine Parthey zu ergreifen, welche ihr von ihrer Sicherheit, dem gemeinsamen Nutzen des Nordens, ihrer Anhänglichkeit an Rußland und der Beschaffenheit der Verbindung mit jener macht unumgänglich vorgeschrieben wird. Jetzt, wo Seeland aufs neue bedroht wird von den Englischen Truppen, denen die Schwedischen Häfen zum Sammelplatz dienen; jetzt, wo der Feind des Nordens sich durch neue Geldbeyträge den Hof von Stockholm gänzlich unterworfen hat; wo die öffentlichen Reden der Engl. Minister die Beschaffenheit der noch zwischen beyden Mächten bestehenden und erneuerten Verbindungen deutlich anzeigen; jetzt hält sich die Dänische Regierung berechtigt, lieber als offenbare Feindin aufzutreten, und nicht mehr auf einem so ungewissen und zweydeutigen Fuß mit einem Nachbar zu bleiben, dessen Gesinnungen je mehr und mehr verdächtig werden, und den man schon längst nicht anders als einen versteckten Feind betrachten mußte. Se. Maj. der König von Dänemark erklärt demnach, daß Höchstderselbe allen von Rußland in Bezug auf Schweden getroffenen Beschlüssen beytreten, und seine Sache von der Sr. Maj. des Kaisers Alexander, seines erhabenen und treuen Alliirten, auf keine Weise trennen werden.
Gegeben zu Kopenhagen den 29. Februar 1808."
Declaration des K. Schwedischen Hofes gegen Dännemark.[]
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Auf die im April-Stücke des Journals mitgetheilte Kriegserklärung Dännemarks ist im Anfange des vorigen Monats folgende Gegenerklärung von Seiten des Schwedischen Hofes erfolgt:
- Declaration.
"Der Dänische Hof war ein Bündniß mit Frankreich eingegangen, hatte alle Vorbereitungen zur Aufnahme Französischer Truppen in seinem Lande gemacht, hatte in seinen Häfen Transportschiffe gesammelt, hatte, was nur möglich war, auf Kopenhagens Rhede gerüstet, um einen Französischen Kriegszug gegen Schweden zu decken; als er endlich eine Kriegserklärung erläßt, worin er Schweden aus dem Grunde des Friedensbruches anklagt, weil es Dännemark nicht sein Bedauern über den Verlust seiner Flotte bewiesen, weil es nicht mitwirken wollte, diese Demüthigung zu rächen, und besonders, weil es bei England Hülfe gesucht gegen einen feindlichen Ueberfall.
Das Verhalten Sr. Majestät gegen diesen Nachbaren lag in den Gränzen eines wirklichen Friedens. Die politische Bahn beider Höfe war durch keine Art von Bündniß oder Uebereinkunft bezeichnet; auch schien Dännemark zu der Zeit, da Schweden, Rußland und Preußen vereint gegen Frankreich kämpften, unter dem Schutz seiner Neutralität der Freund Aller zu seyn. Zeuge dieses Systems, und durch einige im Laufe des Jahres 1806 verlangte Aufklärungen von der Unmöglichkeit überzeugt, hierin einige vortheilhafte Veränderungen für Schweden zu erhalten, hatte Se. Maj. keine Hoffnung mehr, daß die Dänische Seemacht ihm je nützlich werden könne; im Gegentheil war nach dem Tilsiter Friedensschluß aller Grund vorhanden, zu fürchten, daß durch Rußlands und Frankreichs Einfluß diese Macht einst gegen Schweden gewandt werden könne: Daher hielten Se. Maj. es für das Beste, in Hinsicht der sich in ihrer Nachbarschaft ereigneten Vorfälle des verwichenen Herbstes ein tiefes Stillschweigen zu beobachten und es England und der Folgezeit zu überlassen, sie zu rechtfertigen und darüber zu richten.
Indessen ist man der Wahrheit schuldig, zu erklären, daß nie der Londoner Hof Schweden zugemuthet habe, an diesem Zuge Theil zu nehmen, oder auch nur ihm Kenntniß davon gegeben, als im Augenblick der Ausführung. So wurden in Schweden nicht die mindesten Bewegungen bey dieser Gelegenheit gemacht. Die Englische Flotte kam und gieng, ohne in einen Schwedischen Hafen einzulaufen, und die in Pommern eingeschifften Hülfstruppen wurden, kraft eines Separatartikels in der zu London am 17ten Junius 1807 geschlossenen Convention, die zu einer Zeit unterhandelt wurde, als noch gewiß von jenem Zuge die Rede nicht war, zurück gegeben.
Dieser Artikel lautet: "Man ist überein gekommen, daß, im Falle Umstände den Zweck dieser Convention unausführbar machen, oder Se. Großbrittannische Majestät die Zurückziehung ihrer Truppen aus Schwedisch-Pommern für nöthig erachten sollte, dieselbe durch die Verpflichtung dieser Convention, in keiner Hinsicht gehindert werden könne, die zur anderweitigen Bestimmung dieser nunmehr unter Sr. Königl. Schwedischen Majestät Befehle gestellten Truppen, für dienlich erachteten Ordres zu geben."
Der Englische Hof hat späterhin dieses Unternehmen vollkommen gerechfertiget, und jeglichen Tages Erfahrung rechtfertiget sie nur mehr.
Zahlreiche Französische Heere überzogen Niedersachsen, und schienen den Norden zu bedrohen. Noch gab es Völker unters Joch zu beugen, Häfen zu schließen und Kräfte gegen England zu richten. Es sollten diese Heere, was es auch koste, in den Norden eindringen: in jedem Falle hätten sie es ausgeführt, unter jedem Vorwand, der zu ersinnen seyn möchte. Jetzt ist es jener Anfall auf die Dänische Flotte, der die Losung und das Vereinigungs-Wort für den ganzen Bund geworden ist.
Es verdient bemerkt zu werden, daß die Dänische Regierung bereits umgeben, geleitet, getrieben von Französischen Truppen, ja schon bezahlt von Frankreich, eine Kriegserklärung gegen Schweden giebt, ohne auch nur die Macht nennen zu dürfen, die ihre Schritte lenket. Mit Verlegenheit sucht Dännemark Gründe und Beschwerden auf, um sich das Ansehen zu geben, als werden seine Beschlüsse durch einen eignen Willen geleitet. Es führt Schwedens Vorstellungen gegen das Aufhalten der Schwedischen Posten als Unannehmlichkeiten an, da es, um den Englischen Briefwechsel zu hindern, nicht im Stande war, diese Posten, wie es die Tractaten fordern, frey durchs Land gehen zu lassen, und bekennt, daß es wider Willen zu diesem Verfahren gezwungen sey.
Es erräth Sr. Majestät Gedanken und bildet sich ein, daß sie feindlich seyn müssen, indessen es schon seit Monaten heimliche Verabredungen über einen Einfall in Schweden getroffen. Es befaßt sich damit über die Vortheile dieses Landes zu urtheilen, da es selbst Vortheile und Selbstständigkeit einem fremden Einflusse hingegeben hat. Es macht endlich Schweden den Vorwurf, sich durch einen Subsidientractat Vertheidigungsmittel bereitet zu haben, da es selbst zu einem Angriffs-Kriege bezahlt ist, und gebraucht bei der Gelegenheit, doch mit einer Art Verlegenheit das Wort Miethlinge, ein Wort, welches die Regierung, von welcher es bezahlt wird, vielleicht hart genug gewesen seyn mag ihm vorzuschreiben!
Man muß auch hier Sr. Großbrittannischen Majestät das gegründete und feierliche Zeugniß ertheilen, daß Sie in allen ihren Uebereinkünften und Unterhandlungen mit Schweden nie angreifende Maaßregeln und Schritte gefordert, und nie etwas anders verlangt hat, als was mit der Sicherheit und Selbstständigkeit dieses Reiches vereinbar gewesen. Hievon ist die Bereitwilligkeit, womit der Englische Minister sogleich in Sr. Maj. Vorschlag eintrat, durch das förmliche Versprechen, keine Schiffe nach der Ostsee zu senden, und dadurch dieses Meeres Frieden auf Bedingungen, die dem ganzen Norden vortheilhaft und ehrenvoll waren, zu erhalten, der neueste und überzeugendste Beweis. In diesem einzigen Vorschlage lese die Dänische Regierung die vollkommenste Widerlegung aller Klagepuncte, womit ihr Manifest gegen Schweden angefüllt ist, und vergleiche in einem Augenblicke der kalten Ueberlegung den Zustand, welchen Se. Maj. zu bewirken strebte, mit demjenigen, den Rußland und Frankreich nunmehr herbei geführt haben.
Es lesen in dieser Bereitwilligkeit alle Bundesgenossen Frankreichs den Unterschied des Bandes, welches diese beiden Höfe vereinigt und desjenigen, welches sie selbst fesselt, und dann urtheilen sie, auf wessen Seite sich die höhere Achtung für die Vortheile jeder Partei, die meiste Ersprieslichkeit und Gerechtigkeit für das Allgemeine befindet. Selbst Dännemark war lange der Gegenstand dieser Verfahrungsweise, und es hörte nur dann auf es zu seyn, als dieser Hof würklich anfing, gefährlich zu werden. Was that Dännemark für des gekränkten Nordens Rache, als Heere Niedersachsen überzogen, als die Hansestädte ausgeplündert wurden?
Schweden, England, Preußen und Rußland führten Krieg für diesen Zweck, keinem fiel es ein, Dännemark zur Theilnahme zu zwingen. Damals wie jetzt war Dännemark Rußlands Bundesgenosse; warum unterstützte es damals nicht dessen Sache? Welche Gründe für seine damalige Ruhe kann es anführen, die jetzt Schweden nicht für die seinige anführen könnte?
Nur der einzige Umstand, den Dännemark zu verbergen sucht, kann alles aufklären; es ist gegenwärtig in der Gewalt Frankreichs. Hätte England den Grundsätzen dieses Feindes gefolgt, es würde nicht bis zu dem Augenblicke, da Dännemark sich hinzugeben entschlossen war, mit der Entwaffnung desselben gezögert haben. Es hätte dieses Land zum eignen Besten des Nordens, Jahre vorher in Besitz genommen und behalten. Auch Dännemarks altes Bündniß mit Rußland soll diesem Angriffskriege zur Beschönigung dienen, obgleich die ganze Welt weiß, daß es ein Vertheidigungsbündniß ist, und als solches für den letzten Krieg nicht geltend war, ohngeachtet diese Macht dessen Erfüllung wohl gefordert haben mögte.
Um sich zu rechtfertigen, wagt der Dänische Hof eine jede Anführung, nimmt zulezt Antheil an den Ungerechtigkeiten Rußlands, gesteht eine überlegte Verbindung ein, alles um seinen einzigen vornehmsten Grund zu verbergen, daß er der Bundesverwandte Frankreichs ist.
Ungerechtigkeit und Falschheit haben ihre Gränzen. Es kömmt die Zeit, wo Ehre und Wahrheit obsiegen werden. Gestützt auf seiner Sache Gerechtigkeit, stolz, ein streitbares und treues Volk zu beherrschen, welches in so manchen Gefahren geprüft, stets durch des Allmächtigen Hand aufrecht gehalten wurde, hoft Se. Maj., daß eben diese Vorsehung ihre Waffen segnen und ihrem Volke mit ihrer Feinde Demüthigung einen sichern, einen ehrenvollen Frieden schenken werde."
Stockholm, im April.
Dänische Bemerkungen zu vorstehender Erklärung.[]
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Zu obiger Declaration sind unterm 27sten April zu Copenhagen Bemerkungen, zwar ohne officielle Autorität erschienen, die aber doch das Gepräge diplomatischer Aechtheit so unverkenntlich an sich tragen, daß sie der Geschichte nicht vorenthalten werden dürfen.
"Der Schwedische Hof (heißt es in diesen Bemerkungen aus Copenhagen) fängt seine Kriegserklärung damit an, unserer Regierung vorzuwerfen, ihm den Krieg erst erklärt zu haben, als bereits alles zu einem Angriffe gegen Schweden vorbereitet und mit Frankreich verabredet war. Der scheinbarste Vorwurf, welcher die verbündeten Mächte des Continents treffen kann, ist freilich der, den wirklichen Bruch mit Schweden zu lange verschoben zu haben. Denn durch die Hoffnung verleitet, den König von Schweden auf dem Wege der Unterhandlung und durch freundschaftliche Vorstellungen von seinen, mit der Ruhe und Sicherheit des Nordens unverträglichen und immer verdächtiger gewordenen Verbindungen mit England abzuziehen, haben diese Mächte den Winter in schlecht belohnter Geduld mit fruchtlosen Versuchen verloren und dadurch die Jahrszeit verscherzt, in welcher Schweden mit entscheidendem Erfolge angegriffen werden konnte.
Keinem Hofe mußten diese Betrachtungen näher liegen, als dem unsrigen. Gleichwohl erklärte er sich nicht, bis die letzte Hoffnung einer freundschaftlichen Ausgleichung verschwunden war. Und diese Mäßigung soll ihm jezt von Seiten Schwedens zum Vorwurf gereichen! Ob übrigens früher von der Ankunft Englischer Truppen in Schweden, oder der Einrückung Französischer in Dännemark die Rede gewesen, darüber mögen die Englischen Zeitungen, darüber mögen die für die Bundesgenossen Großbrittanniens immer gleich unschonender, immer die Geheimnisse Schwedens verrathender Aeußerungen der Englischen Minister zeugen.
Wer die Erklärung unsers Hofes mit Aufmerksamkeit gelesen hat, wird sich erinnern, daß in selbiger die auf ungewisse Anzeichen und äußern Anschein gestützten Gründe des Verdachts von den auf bestimmte Angaben und notorische Facta gegründeten Beschwerden sorgfältig unterschieden worden; der Schwedische Hof aber beschränkt sich in seiner Gegenerklärung auf den, wie es uns scheint, nur sehr unvollkommen gelungenen Versuch, jenen ersten Anschein des Unrechts zu entkräften. Die bestimmteren Beschuldigungen, die durch Thatsachen, begründeten Anklagen, läßt er unberührt. Es ist in der That bemerkenswerth, auf welche Weise dieser Hof seine Gesinnungen gegen Dännemark, um solche zu rechtfertigen, an den Tag legt. Er giebt zu erkennen, daß, nachdem er im Jahr 1806 vergebens versucht habe, die Dänische Regierung zu bewegen, ihr Neutralitätssystem aufzugeben, er alle Hoffnung verloren habe, daß die Dänische Seemacht ihm jemals nützlich werden könne, und daß dagegen nach dem Tilsitter Frieden Grund zu der Besorgung da gewesen sey, daß diese Seemacht eines Tages gegen Schweden gerichtet werden könne.
Wenn er aus dieser Möglichkeit oder willkürlich vorausgesetzten Wahrscheinlichkeit -- wie der Englische Regierung selbst -- die Rechtfertigung des Ueberfalls von Kopenhagen herzuleiten su_ht, so vergißt er, daß -- selbst wenn der ihm erklärte Krieg das wäre, wofür er solchen angesehen wissen will, nemlich ein ohne alles Verschulden, ohne irgend eine Veranlassung von seiner Seite, gegen ihn gerichteter Angriff -- grade diese nur auf eigne Sicherheit, nur auf die Abwendung künftig möglicher Gefahren gegründete Ansicht in einem ungleich höhern, in die Augen fallenderen Grade dazu geeignet seyn würde, einen solchen von Seiten Dännemarks gegen Schweden unternommenen Angriffskrieg zu rechtfertigen.
Wenn der Schwedische Hof einerseits die auf die officielle Angabe seines eigenen Bundsgenossen gegründete Beschuldigung feindseliger Anschläge gegen Dännemark unbeantwortet läßt, und es andrerseits gleichwohl der Wahrheit schuldig zu seyn glaubt, öffentlich zu erklären, daß er von England nie zu einer Theilnahme an dem Kriege gegen Dännemark aufgefordert worden, ist man dann nicht berechtigt, es als eingestanden anzusehen, daß jene Anschläge nicht nur wirklich statt gefunden haben, sondern auch zuerst von Schweden selbst herrührten? Und in diesem nämlichen Sinne hat die Schwedische Regierung sich bekanntlich auch bei andern Gelegenheiten geäußert.
Ja der König von Schweden selbst soll in einer Unterredung mit unserm Gesandten, -- welcher, als dieser Monarch sich über die Bekanntmachung der officiellen Correspondenz in Betreff der von der Englischen Regierung verrathenen Absichten des Schwedischen Hofes empfindlich bezeigte, bemerklich machte, daß diese Bekanntmachung dazu bestimmt gewesen, verläumderische Behauptungen zu widerlegen -- folgende merkwürdige Worte gesagt haben: "Aber habe ich in meiner Antwort gesagt, daß die Englische Regierung sich eine solche Behauptung erlaubt habe? Ich habe nur gesagt, daß ich zu der Zeit nicht für gut gefunden habe, Seeland zu besetzen."
Bedarf es nach diesem Bekenntnisse eines mehreren, um den Entschluß unserer Regierung zu rechtfertigen, den Zustand eines offenen Krieges einem dahin gediehenen und solchergestalt gedeuteten Verhältnisse vorzuziehen?
Der Schwedische Hof glaubt gleichwohl, um die wahren Beweggründe, welche diesen Entschluß bestimmt haben, zu bemänteln, unserer Regierung alle Selbstständigkeit, jede Freiheit des Wollens und Handels abzusprechen und sämmtliche Beschlüsse und Maaßregeln derselben einem fremden gebieterischen Einflusse zuschreiben zu müssen.
Wäre eine solche Abhängigkeit Dännemarks würklich die Folge des Englischen Raubzuges gegen Seeland geworden, so würde, sollten wir meinen, gerade dieses Resultat vor allen das treulose und gewaltthätige, von der Schwedische Regierung so hoch gepriesene Verfahren seines Bundesgenossen, mit dem Stempel der höchsten Immoralität und Thorheit brandmarken.
Aber wo nimmt der Schwedische Hof auch nur den Schatten eines Beweises für jene grundlose Behauptung her? Gehet aus seiner Voraussetzung, daß Französische Subsidien die Haupttriebfeder der Beschlüsse und Maaßregeln unserer Regierung geworden, ein anderer Beweis, als der seiner, freilich mit seinen eigenen Neigungen, Bedürfnissen, Gewohnheiten und Grundsätzen rein übereinstimmender Ueberzeugung hervor, daß selbst die Regierung eines meuchelmörderisch überfallenen Landes, daß auch der hochherzige Regent einer blutig gekränkten, nach Rache dürstenden Nation, des fremden Antriebes, des Söldnerlohnes bedürfte, um mit Anstrengung aller Kräfte, mit Verachtung jeder Gefahr, mit Aufopferung eines kleinlichen Interesses, die Bahn zu verfolgen, welche die Ehre vorzeichnet, und welche allein Sicherheit und Rettung verspricht.
Das System unserer Regierung liegt, dächten wir, sehr klar am Tage. Sie hat es kein Hehl, daß die gewaltsame Zerstörung ihrer Neutralität ihr Interesse auf das innigste mit dem der Feinde Großbrittanniens verbunden hat, daß sie mit Vertrauen auf den mächtigen und großmüthigen Beistand ihrer erhabenen Bundesgenossen rechnet, und daß sie unwiderruflich entschlossen ist, mit Selbigen thätig und beharrlich zum gemeinschaftlichen Ziele zu streben. Und sie wird es diesen Bundesgenossen gewiß zu beweisen wissen, daß in Hinsicht ihrer jetzigen Verbindungen ihrer seits auf dieselbe unerschütterliche Beharrlichkeit zu rechnen ist, mit welcher sie während 15 Kriegsjahren unter mannichfaltigen immer erneuerten Anfechtungen ihr Neutralitätssystem behauptet hat. Denn Festigkeit und Biederkeit gehören zu den Grundzügen des Characters unseres auch um dieser Eigenschaft willen grenzenlos verehrten Königs.
Der Schwedische Hof meint allen Beschwerden des unsern durch die einzige Erklärung siegreich zu begegnen, daß die Englische Regierung sich auf die Vorstellungen des Königs von Schweden, und unter für den ganzen Norden vortheilhaften und ehrenvollen Bedingungen, habe anheischig machen wollen, keine Kriegsschiffe nach der Ostsee zu senden.
Auf welche Weise diese Neutralisirung der Ostsee habe bewerkstelligt werden sollen, und was es für Bedingungen sind, über welche sämmtliche dabei interessirte Partheyen sich hätten verständigen können, darüber ist es schwer, sich einen auch nur einigermaaßen klaren Begriff zu machen. Uns kömmt es vor, als habe die Englische Regierung, sich nach vollbrachter Unthat durch diesen sinnlosen Antrag den ruhigen Genuß der Früchte sichern wollen, welchen sie sich in ihrer Thorheit von dem Ueberfalle und der Plünderung Dännemarks versprochen hatte.
Was die in der Schwed. Gegenerklärung erwähnte, angeblich von Seiten unserer Regierung verübte Verletzung der zwischen beiden Ländern bestandenen Postconvention betrift, so wissen wir durch das, was darüber im Publico bekannt geworden, nur so viel, daß solche nur in der durch die feindliche Besetzung Seelands gewaltsam und nothwendig mit Schweden auf dem gewöhnlichen Wege bestanden, daß die Schwedische Regierung gleichwohl keinen Anstand genommen, zu Repressalien zu schreiten, zu welchen die Natur der Umstände ihr auf keine Weise die Befugniß verleihen konnte, und daß selbige, als der gewöhnliche Postenlauf nach Räumung Seelands wieder hergestellt war, sich, nachdem sie sich zuvor mancherley durchaus vertragswidrige Unregelmäßigkeiten hatte zu Schulden kommen lassen, veranlaßt fand, j_ne Convention ganz aufzukündigen, weil solche in Folge einer zwischen ihr und der Großherzoglich-Bergischen Oberpostdirection zu Hamburg entstandenen Uneinigkeit für sie ihren Werth verloren hatte."
Bemerkungen über die zwischen den dänischen und schwedischen Hofe gewechselten Noten.[]
- [1808]
Wir wissen nun, welche Drohungen der Herr Canning sich gegen den dänischen Charge d'Affaires erlaubte. Unter andern war es auch die Möglichkeit, genöthigt zu seyn, schwedische Truppen in Kopenhagen einrücken zu lassen, und die Nothwendigkeit, in die man kommen könnte, Se. schwedische Majestät mit dem Besitz von Norwegen zu belohnen und zu entschädigen.
Diese auffallende Aeußerung bewog, wie sehr natürlich ist, den Staatsminister Grafen von Bernstorff, von dem schwedischen Charge d'Affaires, sich eine Erklärung darüber zu erbitten, und diese fiel auf folgende Art aus: daß da aller Aufschluß überflüßig sei in Hinsicht zu der Note, so glaube der König nicht weiter als nach seinen Handlungen beurtheilt werden zu müssen, die er allzeit wissen werde zu verantworten. -- Es war diese Antwort nicht etwa wie sonst zuweilen in dergleichen Noten gewöhnlich ist, auf Schrauben gestellt, sondern man kann sagen, sie war ganz unverständlich und ihr Sinn durchaus nicht zu entziffern. Es ist viel gesagt, wenn der König von Schweden behauptete, alle seine Handlungen verantworten zu können, und man muß dieses Selbstlob auf seinen Werth beruhen lassen, was schwedische Unterthanen am sichersten zu beurtheilen im Stande sind.
Auch der Graf von Bernstorf verwunderte sich mit Recht, in einer andern Note, daß der verlangte Aufschluß abgeschlagen wurde, und er wiederholte die Bitte um eine bestimmte Erklärung. Dem ohngeachtet hieß es in der schwedischen Antwort: der König habe sich einmal entzogen, einen Aufschluß über diese Materie zu geben, weil aber die dänische Regierung auf eine Antwort bestehe, so werde solche auf folgende Art ertheilt: daß, wofern Se. Majestät es für nöthig angesehen hätten, Seeland mit seinen Truppen zu besetzen, in Vereinigung mit denen seiner Alliirten, so würde er es gethan haben, und der König wünscht, daß er niemals Anleitung erhalten möge zu bereuen, daß er anders hierin gehandelt hat. -- Auf jeden Fall ist diese Antwort deutlicher als die vorhergehende, denn sie enthält doch wenigstens die Aeuß_rung, daß Se. Majestät nicht für nöthig gefunden haben, Seeland zu besetzen, er leugnet aber doch nicht, solches zu thun, wenn er es für nöthig findet, oder welches einerlei ist, wenn seine Launen ihn zu dergleichen Unternehmungen veranlassen würden. Nun weiß doch die dänische Regierung, in welchem Verhältnisse sie sich mit Schweden befindet und daß diese Freundschaft sehr bedenklich sei, unterdessen glaube ich nicht, daß Dännemark etwas zu besorgen habe, und sollten auch die Schweden für nöthig finden, Seeland zu besetzen, so scheint die Besetzung eben nicht gefährlich zu seyn, da die schwedischen Truppen im Laufe dieses Krieges schon öfterer Provinzen besetzten, die sie bald nachher räumten. Höchst wahrscheinlich werden die russischen Erklärungen jede Unternehmung auf Dännemark hindern, und obgleich Herr Canning äußerte, daß es leicht möglich sei, dem Könige von Schweden Norwegen zuzutheilen, so halten es doch wohl unterrichtete Politiker für schwer, und diese Besetzung würde wahrscheinlich für das Königreich Schweden, wichtige Folgen haben. Man sollte glauben, daß die Umwandlungen die mit allen Königreichen vorgegangen, die sich für Englands Alliirte erklärten, jedem bedenklich seyn mußten, dem die Lust anwandelt, gegen Frankreich aufzutreten, aber Schweden scheint nicht auf so bedenkliche Zeichen der Zeit achten zu wollen. --
Zeitungsnachrichten.[]
1807.[]
Großbrittanien. [5]
Das Gerücht hat sich verbreitet, daß der Kronprinz von Dännemark zu Helsingborg eine Zusammenkunft mit dem König von Schweden gehabt habe.
1808.[]
Dänemark. [6]
Nachrichten aus Kopenhagen vom 6 Sept. Gestern langte bey Helsingör ein Schwedischer Parlamentär mit Briefschaften an.
Politische Notizen. [7] [November]
In Französischen Blättern wird erzählt: der König von Schweden habe dem Kopenhagener Hof Friedensvorschläge antragen lassen, man wisse aber nicht, worin solche bestanden, und wie sie aufgenommen worden. In Dänischen Zeitungen selbst hat man von dem allen noch nichts gelesen, man weiß also nicht, in wie weit die Nachricht gegründet.
Politische Notizen. [8] [Dezember]
Der König von Schweden hat, wie öffentliche Blätter und Privatbriefe sagen, dem Kopenhagner Hof friedliche Eröfnungen machen lassen, auch sich zum Vermittler mit England erboten, ob und welche Antwort aber ertheilt worden, davon hat man gar nichts erfahren.
Quellen.[]
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 27. Sonnabend, den 2. April 1808.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung Nro 4. Mittwoch, den 13 Januar 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 80. Mittwoch, den 5. Oktober 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.