Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Kundmachung.[]

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In Schlesien haben sich die meisten Preussischen Truppen nach der Hauptfestung Schweidnitz gezogen. Indessen sind Breßlau, Brieg, Neisse, Silberberg, Kosel und Glatz gleichfalls im Vertheidigungsstande. Am 3. December erschien in Breßlau deshalb folgende Kundmachung:

"Wer sein Haus vor dem gefährlichsten der äussern Feinde, vor den Bomben, zu sichern gedenkt, der trägt das Dach ab, oder bedeckt es nach Möglichkeit mit Mist, oder überdeckt zur Erhaltung des freyen Abflusses des Regens wenigstens die Dachrinnen mit Brettern, und diese so hoch als möglich mit Mist. Auch trägt das in der Gegend des Hauses aufgerissene Steinpflaster zur Verminderung der Schädlichkeit der Bomben viel bey. Wohl durchnässte Friesdecken in den Strassen bereit zu halten, ist sehr empfehlungswerth, um die niedergefallenen brennenden Bomben sogleich damit zu ersticken. Vorsicht und Muth gehören zu diesem bewährten Verfahren. Frische Ochsenhäute sind zu diesem Behufe im Falle der Noth auch nützlich. Auf der Höhe der Gebäude Wasservorräthe zu halten, ist von der größten Wichtigkeit. Wird in diesem Wasser Pottasche, so viel als möglich sich darin anzulösen vermag, aufgelöset, so leistet eine kleinere Quantität davon zum Löschen des Feuers bey Weitem mehr, als ein weit grösseres Maß des gewöhnlichen Wassers. Nach diesem Wasser kommt der Wirkung nach erst dasjenige, in welchem Eisenvitriol bis zur Sättigung des Wassers aufgelöset ist; auch Wasser, worin andere Salze, z. B. Steinsalz, aufgelöset ist, ferner die Seifensiederlauge, mit Lehm oder auch mit Thon-Erde vermischtes Wasser u. m. a. sind beym Feuerlöschen von grösserer Wichtigkeit als gemeines Wasser. Zu den innern Gefahren, besonders in Rücksicht der Gesundheit, gehört in den belagerten Städten, die mit den erforderlichen Bedürfnissen jeder Art versehen sind, und in denen die höchste Reinlichkeit durch allgemeine Mitwirkung erhalten wird, der längere Aufenthalt in den bombenfesten oder bombenfreyen Gewölbern oder Kellern. Was dem Vertheidiger Wall, Brustwehre, Bollwerk, und Casematte, dem Belagerer der Schanzkorb, der Sand- oder Wollsack ist, das sind dem wehrlosen Bewohner Gewölber und Keller, in welchem er mit Weib und Kind seine Zuflucht und Schutz sucht. Da er die Fenster-Oeffnungen oder Lücken, wie auch die Thüren, entweder äusserlich mit Mist hoch bedecken, oder von Innen mit Säcken, die mit Wolle, Mehl oder Sand gefüllt sind, fest versetzen muß, so geräth er in den Mangel an reiner und, gesunder Luft, die in dergleichen Behältnissen ohnehin der Gesundheit nicht sehr zuträglich ist. Der Feuchtigkeit dieser Aufenthalts-Oerter entgeht man einigermassen durch einen etwas erhöhten Fussboden. Den nachtheiligen Einwirkungen des in dergleichen tiefen Gewölben, theils oft schon vorhandenen, theils durch das Ausathmen mehrerer Menschen sich immer vermehrenden Kohlenstoffsauren Gases wird durch einige mit frisch gebranntem (ungelöschtem) Kalk angefüllte, und auf dem Fussboden entfernt von einander hingestellte Gefässe entgegengearbeitet. Sobald der Kalk gelöscht ist, hört seine dießfällige Wirkung auf. Den Nachtheilen, welche aus der durch das Verstopfen aller Oeffnungen verhinderten Erneuerung der Luft unausbleiblich entstehen, und durch die öfter wiederholten Räucherungen mit salpetersauren Dämpfen, wozu die Ingredientien in jeder Apotheke vorräthig sind, kräftig vorgebauet. Sobald die Lichter weniger hell brennen, ist die Wiederhohlung einer dergleichen Räucherung nothwendig. Zum Kochen benöthigen Speisen und Getränke für die Kinder sind die Geräthschaften, in welchen mit Weingeist gefeuert wird, die vorzüglichsten. Königl. Preussisches Polizey-Directorium. Senft v. Pilsach."


Quellen.[]

  1. Wiener Zeitung 1806 Nro105 Mittewoche, den 31. December 1806.
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