Berlin. Der Kronprinz hat seit einiger Zeit die hiesigen vorzüglichsten Fabriken besucht und sich die Art der Bearbeitung ihrer Fabrikate zeigen lassen. Einige darunter sind wirklich zu einem hohen Grade von Vollkommenheit gediehen, z. B. die Bronzefabrik von Werner und Mirth, die Ofenfabrik von Höhler, die Fußteppichfabrik von Hotho und Welzer; nur ist es zu bedauern, daß bey den jetzigen geldarmen Zeiten ihr Absatz sich sehr verringert, und daß die Verbote, sie ins Ausland zu versenden, einen wesentlichen Nachtheil für die Unternehmer haben.
Berlin, den 9ten May.
Se. Königl. Majestät haben beschlossen, das Gouvernement und die Kommandantschaft der Residenzstadt Berlin einem kaiserl. französischen General zu überlassen. Der kaiserl. französische Divisionsgeneral Durutte hat den Auftrag erhalten, diesen Posten für jetzt anzutreten und ausschließlich zu verwalten.
Diese im vollkommensten Einverständniß mit Frankreich getroffene Einrichtung hat lediglich den Zweck, die Unterhaltung der Ruhe und Ordnung in einem Zeitpunkte desto besser zu befördern, wo Berlin fast allein mit kaiserl. französischen Truppen besetzt ist, und jeder vorfallenden Beschwerde desto leichter abgeholfen werden kann.
Das am vergangenen Sonnabend, den 15ten dieses, eingefallene hohe Geburtsfest Sr. Majestät, des Kaisers Napoleon, ward, vermittelst vier Stück im Lustgarten aufgefahrner, und durch französische Artilleristen bedienter Dreypfünder, Morgens um 5 Uhr mit einer Salve von 21 Schüssen angekündigt, und diese Salve auf gleiche Weise Abends um 8 Uhr wiederholt. Am Morgen empfing der kaiserl. französische Gouverneur Dürütte, von Seiten der königlichen Prinzen durch den General von Diericke, desgleichen von dem hier anwesenden preussischen Militär und von dem Generalstabe der Bürgergarde, den Glückwünsch; hierauf war große Parade, bey welcher die Mannschaft, während sie bey dem Gouverneur vorbey defilirte, ein vive l'Empereur erschallen ließ. Der am hiesigen königlichen Hoflager akkreditirte kaiserl. französische Bothschafter, Herr Graf von St. Marsan, gab diesem Tage zu Ehren große Mittagstafel, zu welcher, nächst den vornehmsten Militärpersonen, auch die hier anwesenden fremden Gesandten und die obersten Staatsbeamten eingeladen worden waren.
Abends waren die Palläste der Prinzen, die Hotels der hier residirenden fremden Gesandten, die Quartiere der französischen Militärbehörden und die Amtswohnungen aller Departementschefs erleuchtet.
Man berechnet, daß vom 28sten März bis 1sten September d. J. in Berlin 240,000 Menschen (Militärpersonen oder Individuen, die dem Militär angehören) und 130,000 Pferde Quartier und Verpflegung erhalten haben.
Den 11ten dieses wurde, zum Besten der verwundeten und kranken vaterländischen Krieger, von den Mitgliedern der königlichen Oper und des Orchesters, im Beyseyn Se. Majestät, des Königs, der Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses xc., das Oratorium: Die Schöpfung von J. Haydn, im königlichen Opernhause aufgeführt.
Die Einnahme betrug nach Abzug der Kosten, die sich beynahe auf nichts beliefen, weil sich Alles um die Wette beeiferte, dem Honorar und sogar der gewöhnlichsten Bezahlung zu entsagen, 1277 Thaler.
Die Militärlasten unsrer Stadt sind durch die Verringerung unsrer Garnison und durch die neue Direktion der Militärstraßen sehr vermindert. Fast alle Truppen, die sich nach Polen, Preussen und Rußland begeben, marschiren jetzt durch Sachsen und Schlesien.
Den 18ten dieses, früh um 7 Uhr, trafen Se. Majestät, der König von Neapel, unter dem Namen eines Barons Dery (seines Generaladjutanten und Begleiters) unvermuthet über Potsdam hier ein, und traten im ersten Gasthofe der Stadt, dem Hotel de Russie, ab. Das Gefolge Sr. Majestät, bestehend in zwey Adjutanten u. s. w., langte einige Zeit nach dem Könige an. Se. Majestät verbaten Sich jede Ehren- und Schildwache, und begnügten Sich mit einer Ordonnanz.
Berlin, den 23sten May.
Am 19ten dieses traf ein Theil des Gefolges Sr. Majestät, des Kaisers der Franzosen und Königs von Italien, wobey sich unter andern auch die Feldapotheke Sr. Majestät befand, mit Extrapostpferden von Treuenbrietzen hier ein, und ging eben so am 20sten über Vogelsdorf nach Posen ab.
Der bey der hiesigen kaiserl. österreichischen Gesandtschaft stehende Kavalier, Herr Graf von Schönfeldt, ist am 19ten dieses mit Kourierpferden von hier nach Dresden abgegangen.
Am 10ten dieses ging hier durch, der kaiserl. französische Kabinetskourier Charbonnier nach Danzig, und gestern der kaiserl. französische General der Artillerie, Herr von Charbanelle, nach Frankfurt an der Oder.
Am 8ten dieses ist Herr Allege, königl. westphälischer Divisionschef vom auswärtigen Departement, und am 9ten das Gefolge Sr. Majestät, des Königs von Westphalen, von der Armee kommend, hier durch über Magdeburg nach Kassel gegangen.
Der am hiesigen Hofe akkreditirte königl. westphälische Gesandte, Herr Baron von Linden, ist aus Glogau zurück wiederum hier eingetroffen.
Vorgestern gingen hier durch der Auditeur im Staatsrath, Debonnaire, als Kourier, und der Brigadegeneral Baron von Lauchautin, beyde in das Hauptquartier Sr. Majestät, des Kaisers; der großherzoglich-badensche Ordonnanzofficier Eßwein zur Armee.
Der am 7ten August durch Frankfurt und am 10ten durch Berlin nach dem kaiserlichen Hauptquartier gereisete Pallastpräfekt, Baron du Bausset, bringt auch ein sehr ähnliches Porträt des Kaisers Napoleon, von Isabey gemalt, nach Wilna. Es ist zum Geschenk an diese Stadt bestimmt.
Se. Excellenz, der Herr Baron von Busch, königl. westphälischer Gesandte am kaiserl. russischen Hofe, sind den 30sten August von Königsberg hier eingetroffen und haben ebenfalls ihre Reise nach Cassel fortgesetzt.