Bergamo.[]
Bergamo,[1] Stadt im mailändischen Gouvernement des Lombardisch-Venetianischen Königreichs, ehemals die Hauptstadt im Departement des Serio, im vormaligen Königreich Italien. Sie ist etwas befestigt, liegt an einem Hügel zwischen den Flüssen Brembo und Serio und hat eine Citadelle, die im Mittelpunkte der Stadt liegt und mit einer außerhalb der Stadt auf einer Anhöhe liegenden Festung La Capella durch unterirdische Gänge Gemeinschaft hat. Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 25,000. Zwischen den Vorstädten St. Leonardo und St. Antonio ist ein mit vielen Buden besetzter Platz, auf dem die in dortigen Gegenden berühmte Bartholomäus-Messe gehalten wird, die vierzehn Tage dauert. Der Handel der Stadt mit Seide, Wolle, Eisenwaaren und Wein ist beträchtlich. Der Bischof steht unter dem Erzbischof von Mailand und führt den gräflichen Titel.
Briefe.[]
- [1797]
Auszug eines Schreibens aus dem Venetianischen.
Man hat die Umstände von der so unerwarteten Revolution in Bergamo, und deren Verbreitung ganz irrig vorgestellt. Diese neue Revolution ist eine Varietät unter den bisherigen ähnlichen Begebenheiten. Sie ist ganz ohne irgend eine Theilnahme des Volks geschehen. Ich habe darüber zwey Briefe aus Bergamo selbst, von angesehnen glaubwürdigen Personen.
Noch an dem Tage vor der Revolution war die ganze Maße des Volks in völliger Unwißenheit von allem was die Häupter der Empörung vorbereiteten. Der größte Theil des Adels war es, welcher mit dem Französischen Commandanten sich vereinständigte. Der erste öffentliche Schritt, den die Revolutions-Häupter thaten, war eine Gesandschaft an den Commandanten, um demselben bekannt zu machen, daß man entschloßen sey, das Joch der Venetianischen Despoten abzuwerfen, und um seine Protection bitte. Der Französische Commandant antwortete, daß er zwar für sich nichts thun könnte, was der von den Venetianern bisher beobachteten Neutralität entgegen wäre, daß er aber indeßen versichern könnte, das Directorium würde es mit Vergnügen sehen, wenn freundschaftliche Völker die größte Freyheit und Unabhängigkeit sich verschaften. Diese Antwort war hinreichend. Es wurde sogleich eine Notification an den Podestat geschickt, und ihm im Namen der Freyheit befohlen, die Stadt zu verlaßen. Dieser versuchte es, die Insurrection dadurch zu hintertreiben, daß er sich der Person des ersten Edelmanns in Bergamo, Herrn Galeppi, der zugleich der Chef der Insurrection war, versicherte. Allein das war vergeblich. Die Conspiranten hatten sich schon bewafnet, und versammelt, und nöthigten den Podestat, der keine Macht in Händen hatte, aus der Stadt zu entweichen. Darauf ließ man dem Volke öffentlich verkündigen, daß es ganz frey und unabhängig sey, und ladete es zugleich zu einem dreytägigen Schmause ein. Die Proclamation der Freyheit sowohl, als die Einladung wurden von dem Volke mit einer so kalten Stille aufgenommen, daß die Conspiranten darüber erstaunten. Das Volk war hier der Neuerung so abgeneigt, daß es nur durch die Furcht vor der Französischen Uebermacht abgehalten wurde, den Adlichen thätlich zu beweisen, wie es gar nicht ihrer Meynung sey, und was es von der Revolutions-Freyheit halte. Der veranstaltete Schmaus hatte fast gar keine Gäste. Vom Volke fand sich Niemand dabey ein. Die Activität der Adlichen war es allein, welche die Revolution fortsetzte, und durch die Propaganda auch bald drauf zu Brescia, Verona, und Vicenza bewerkstelligte.
In einem zweyten Briefe wird gemeldet, daß nach der geschwind zu Stande gebrachten Organisation der insurgirten Städte, denselben sogleich eine starke Contribution von vielen Millionen nach der Größe und Bevölkerung dieser Städte, auferlegt worden ist, zur Unterhaltung der neuen Regierungen. Uebrigens wollen diese empörten Städte und Districte eine eigne unabhängige Republik ausmachen, und mit der Lombardischen, und Cispadanischen Republik in Allianz treten. -- --
Unglück durch eine Schneelawine.[]
Der zwey und zwanzigste Jänner 1810. [3]
Am 22. Jänner ereignete sich in der Nachbarschaft von Bergamo Abends 8 Uhr ein sehr trauriger Vorfall. Das ganze Dorf Trabuchella, im Thal Brembana wurde durch eine ungeheuer große Schneelawine, die von einem benachbarten Berg herabrollte, völlig bedeckt. Dreyßig verschüttete Menschen wurden todt unter dem Schnee hervorgezogen, und mehrere hundert Menschen waren beschäftigt, die verschütteten Häuser auszugraben, in Hoffnung vielleicht einem oder dem andern unglücklich gewordenen noch das Leben zu retten.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1797.
- ↑ Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Erster Band. Augsburg und Leipzig in der von Jenisch und Stageschen Buchhandlung.