Barbarey.[]
[1]
Barbarey, ist ein großer Theil von Nordafrika, welcher gegen Osten Aegypten, gegen Westen das atlantische Meer, gegen Norden das mittelländische Meer, gegen Süden aber die Wüste Saara zu Gränzen hat. Der Name kommt her von den Berbern, oder Brebern, dem einheimischen Volke des Landes. Uebrigens wird die Barbarey von dreyen der mohammedanischen Religion zugethanen Nationen, nemlich Arabern, Türken und Afrikanern bewohnt. So giebt es auch viele Juden darinnen, welche meistentheils unter sehr hartem Drucke leben. Alle Christen aber, so sich hieselbst befinden, sind Sclaven, ausgenommen wenige Ordensleute, Handelsleute und die Einwohner von zwey oder drey Oertern, welche die Spanier und Franzosen, in die Barbarey besitzen. Sie besteht aus der eigentlichen Barbarey, und den 6 Königreichen, Barca, Tripoli, Tunis, Algier, Fetz und Marocco. Die ersten vier sind der ottomannischen Pforte entweder unterworfen, oder doch unter derselben Schutz; die leztern beyden aber stehen unter einem eigenen Könige, welcher unabhängig ist. Das Land ist zum Theil sehr fruchtbar an Getreide, und wird auch grosse Handlung mit Tüchern, Ochsenhäuten, Feigen, Rosinen und Datteln getrieben, ihr größter Reichthum aber besteht in der Beute, welche die barbarischen Seeräuber von den europäischen Schiffen zu Algier, Tunis und andern Orten zusammen bringen.
Kann Europa die Kolonial-Produkte ersetzen?[]
- [1808]
Diese Frage ist schon öftrer aufgeworfen worden, und ich finde das sehr natürlich, denn die Klage über Theurung von Zucker und Kaffee ist bei gegenwärtigen Seekriege allgemein, und da die Aussicht zum Frieden mit England sich in die Länge zieht, so ist es wohl der Mühe werth zu untersuchen, auf welche Art man diesen Mangel ersetzen kann. Man sagt uns, das verbündete Europa habe nichts weiter zu thun, als die Engländer aus dem Mittelländischen Meere und aus Ostindien zu vertreiben und die Kolonial Produkte in jenen Ländern anzupflanzen. Man hält dieses für sehr leicht, indem Rußland mit Frankreich verbunden ist, und Napoleon als Herr von Italien, Frankreich, Spanien und Portugal mit einer Armee nach Afrika übersetzen und sich der nördlichen Küste dieses Welttheils bemächtigen kann. Das ist leicht gesagt, aber -- man scheine zu vergessen, daß dazu einige Zeit erfordert wird, und ob ich gleich zugebe, daß Kaffee, Zucker und Toback auf allen Südküsten von Afrika anzupflanzen sind, daß ein Zug nach Afrika sehr bald auszuführen, so ist doch nicht hinreichend, diese Seeküsten zu erobern, sondern deren Besitz muß auch durch Kolonien gesichert werden. Nun weiß man aber bestimmt, daß Frankreich allein nicht im Stande ist solches zu thun, sondern die Deutschen Fürsten müßten ebenfalls Kolonisten dahin schicken, und darin liegt eben die Schwierigkeit.
Doch ist diese Schwierigkeit nicht so groß, daß sie nicht überwunden werden könnte, so bald es nur Ernst ist, und käme es dahin, so darf man auch nicht in Furcht seyn, daß etwa gar zu lange Zeit verstreichen werde, ehe man die Früchte solchen Unternehmung genießen könne, denn der Baumwollen Strauch z. B. wird alle Jahr neu gesäet und trägt alle Jahre seine Früchte. Kaffee und Zucker Plantagen erreichen im dritten Jahre ihre Reife, und hierzu kommt noch, daß der Boden der Barbarei so fruchtbar ist, daß die Eingeboren die Erde wie bekannt nur aufhacken und das Korn hineinlegen, und demungeachtet dreißigfältig trägt. Der Himmelstrich ist sehr gesund und der Europäische Bauer würde bei Erzeugung der Südprodukte weit weniger Mühe haben, als bei seinem vaterländischen Feldbau. Denkt man sich nun noch den deutschen Fleiß und deutschen Kunstsinn hinzu, so kann es nicht fehlen, daß sich eine trefliche Aussicht eröfnet und der Zweck die Kolonial Produkte zu ersetzen sehr schnell erreicht werden könnte. Es fehlt an nichts als das Frankreich Herr der Afrikanischen Küsten werde, und auch dieses ist leicht, wenn nur keine neue Hindernisse eintreten, und Frankreich etwas neue und zu viele Beschäftigung auf verschiedenen Punkten in Europa bekomme, denn in diesem Falle, würde es freilich nicht an Afrikas Küsten denken können, wenn es vielleicht Unruhen hier und da dämpfen müßte, und die Engländer so glücklich wären, diesen Zweck zu erreichen.
Zeitungsnachrichten.[]
1808.[]
Miszellen. [3]
Nach Berichten aus Neapel vom 2. Sept. waren im verflossenen May, aus der Stadt Torre del Greco über 100 Felucken nach der Küste der Barbarey auf die Korallenfischerey ausgesegelt. Man war für sie nicht wenig besorgt gewesen, erhielt aber nunmehr über Livorno Nachricht, daß der Bey von Tunis die Neapolitanische Flagge vollkommen respektirt habe. Auch aus Sizilien waren viele Fahrzeuge auf die Korallenfischerey nach der Bay von Bona zwischen Tunis und Algier gesegelt. Sie wurden ebenfalls nicht beunruhigt mußten, aber Englische Flagge aufstecken.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 79. Sonnabend, den 1. Oktober 1808.