Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
Brüssel, vom 4. Weinmonat [1]
General-Feldzeugmeister Graf von Colloredo hat den Kommandanten zu Maubeuge zur Uebergabe der Vestung auffordern lassen, weñ er sonst die Verheerung des Eigenthums der ruhigen Unterthanen vermeiden wollte. Auf die abschlägige Antwort des feindlichen Generals, werden nun zur Bezwingung des verschanzten Lagers und der Vestung die erfoderlichen Anstalten getroffen. Die bey Anderlecht gelagerte und 17 bis 18000 Mann starke Holländische Armee ist gestern unter Anführung des Prinzen Erbstatthalters dahin aufgebrochen, um der Belagerung beyzuwohnen, und wird vermuthlich Morgen an ihrem Bestimmungsort eintreffen. Unterwegs ist diese Armee noch durch 2 frisch aus Holland gekommene Bataillons Grenadier und Infanterie verstärkt worden.
Der Bekannte Postmeister von St. Menehoud, welcher Ursache an der Arretirung des Königs von Frankreich war, befande sich in Maubeuge, wollte entwischen, und ist von den Unsrigen gefangen genohmen worden. Der General Fabry ist fast ganz wieder hergestellt.
Ein anders, vom 8. Weinmonat. [2]
Gestern solten die Holländer vor Maubeuge eintreffen. Heute kamen 9000. Hannoveraner unter den Befehlen des F. M. Freitag in der hiesigen Gegend an. Dieses Korps geht ebenfalls nach Maubeuge. Erst wenn die gesammte Verstärkung eingetroffen seyn wird, soll das Lager von Maubeuge mit vereinigten Kräften angegriffen werden. Es scheint auf einen Winterfeldzug abgesehen zu seyn, und daß man sich den Weg nach Paris mit aller Klugheit bahnen, hinter sich aber eine starke Reserve-Armee lassen wolle, welche im Nothfalle agiren könnte. General Beaulieu ist von dem Prinzen von Koburg nach [[Herzogtum Luxemburg}dem Luxemburgischen]] beordert worden, wo er das Oberkommando über ein Korps von 10,000. Mann übernimmt, um damit die Franzosen in Respekt zu halten, welche noch immer Mine machen, die dasigen Gränzen verwüsten zu wollen.
Paris, vom 11. Weinmonat.
In der Jakobiner-Sozietät wurde am 8. dieses ein Schreiben von den Presidenten einer Brabantischen-Sozietät verlesen, welches eine Nachricht enthält von unglücklichen Vorfällen, die sich bey Maubeuge ereignet haben sollen, von deren eigentlichen Beschaffenheit aber noch keine weitere Umstände mitgetheilt werden. Weil dieses Schreiben zugleich dem N. Convent Vorwürffe darüber macht, daß es nicht die erfoderliche Maas-Regeln nehme, um die dortige Gränze zu sichern; so suchte man gegen dieses Schreiben den Verdacht zu erwecken, es dörfte vielleicht nicht ächt, und wohl gar in Paris von Uebelgesinnten erdichtet worden seyn. --
Niederrhein, vom 12. Weinmonat. [3]
Die Belagerung von Maubeuge hat noch nicht angefangen, und die Unternehmung derselben scheint mit mehrern Schwierigkeiten verbunden zu seyn, als man sich anfangs vorgestellt hatte. Die Feinde bereiten sich zu dem nachdrücklichsten Widerstand, und haben damit begonnen, 2. heftige Ausfälle aus ihrem verschanzten Lager vor der Vestung zu machen. Nach dem Officialberichte darüber geschah ihr erster Ausfall am 6ten gegen 3. Uhr Nachmittags mit 3000. Mann Infanterie, einiger Kavallerie und Kanonen auf die Cense d'en Bas, während zu gleicher Zeit 200. Mañ Kavallerie einen Angriff gegen die Cense Raymond machten. Unter dem Schuze des Kanonenfeuers aus dem verschanzten Lager, und durch den Vortheil des Terrains gelang es dem Feinde, die Kayserl. Jägerposten aus jenen Stellungen zu vertreiben. Als aber selbige noch bey Zeit durch Freywillige der Walloner und Ungarischen Grenadiers, und durch eine Division von Anton Esterhazy unterstüzt wurden, ward der Feind ungeachtet seines heftigen Kartätschen- und Haubizenfeuers in seine Verschanzungen gegen Louvroil zurückgejagt. Kurz hernach erneuerte der Feind den Angriff und nahm seinen Weg durch das Gesträuche längs der Sambre um den linken Flügel der Kayserl. Belagerungsarmee zu umgehen. Major Bideskuty rückte mit 2. Grenadiercompagnien lebhaft auf die feindliche Kolonne an, und vereitelte ihr Vorhaben. Zugleich rückten die Jäger- und Grenadiersfreywillige unter dem Schuze der Kayserl. mit aller möglichen Tapferkeit vor, und zwangen den Feind neuerdings, sich in seine Verschanzungen zu flüchten. Dieses Unternehmen kostete den Feind über 200. Todte und 300. Verwundete. Wegen der Nähe des vesten Lagers aber konnte man nur 3. Gefangene machen. Der Verlust der Kayserl. bestand in 25. Todten, worunter 2. Officiers, und 99. Verwundeten, wovon ebenfalls 2. Officier waren. In diesem sehr lebhaften Gefechte, das über 3. Stunden dauerte, hat sich, ausser andern Stabs- und Ober-Officiers, der General Funk von der Artillerie vorzüglich hervorgethan.
Am 7ten um 7. Uhr Morgens machte der Feind einen neuen Ausfall mit 4. bis 5000. Mann und vielen Kanonen, vertrieb die Jägervorposten aus ihren Stellungen dergestalt, daß 1500. Mann Infanterie bis gegen die Kayserl. Verschanzungen hinter jenen Posten vordrangen. Die Kayserl. Infanterie empfieng den Feind mit einem gut unterhaltenen Musketenfeuer, und eine halbe Schwadron von Latour Chevauxlegers, die sich auf diesem Flügel befand, stürzte auf ihn dermassen los, daß er sogleich mit Hinterlassung vieler Todten die Flucht ergriff. Die leichten Truppen bezogen darauf ihre vorigen Stellungen wieder. Man schäzt den feindlichen Verlust bey diesem Ausfalle auf 300. Todte, die auf dem Plaze blieben, und wenigstens doppelt so viele Verwundete; denn die Kayserl. Jäger und Grenadiers verfolgten die Flüchtigen mit der grösten Unerschrockenheit, in Gesellschaft der Artillerie, bis in ihre Verschanzungen. Nach der Aussage der gemachten Gefangenen soll dabey auch ein feindlicher General umgekommen seyn. Der Kayserl. Verlust belief sich auf 3. Todte, 61. Verwundete und 18. Vermißte. Der General Funk hat sich dabey wieder vorzüglich ausgezeichnet.