Tagzettel der Kaiserl Königl Armee, vom 3 Merz.[]
Nachdem der Feind den 1ten und 2ten Merz allenthalben delogieret und geschlagen worden, hiebey 5000 Manngeblieben, 2 Fahnen und 23 Kanonen erobert, und gegen 800 Manngefangen genommen worden, so ist die Armee heute über Fauquemont gegen Mastricht marschirt, und als man wahrgenomen, daß der Feind in der Nacht zwischen dem 2ten und dem 3ten die auf beyden Seiten der Vestung geführte Belagerung aufgehoben, und auf das eiligste die Flucht ergriffen, so hat man ihn auf beyden Ufern der Maas auf und abwärts verfolgt, einige Magazine von Montur und Lebensmittel,2 Mörser, viele Lavetten und Bomben, Kugeln, Wägen erbeutet, und über den glücklich bewürkten Entsaz das Te Deum gefeyert.
Der commandirende Feldmarschall, Prinz Coburg, ist unter grossem Jubel der Mastrichter Einwohner in die Vestung eingezogen, hat daselbst sein Hauptquartier aufgeschlagen, und die Armee zwischen Mastricht und Fauquemont in Cantonirung verlegt.
Den 4ten Merz.
Heute marschirt die Avantgarde und das erste Treffen der Armee über die Maas.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
Mastricht, vom 21. Hornung. [2]
Wir haben uns zwar geschmeichelt, die Franzosen würden die Kühnheit nicht haben, Mastricht anzugreifen; allein man hat sich sehr betrogen. Anjez~ ist an ihrem Vorhaben gar nicht mehr zu zweifeln. Wir sehen vor unseren Augen die Zubereitungen, welche uns bedrohen; allein wir bereden uns einander, daß wir uns nicht fürchten, und doch wünscht ein jeder für sich, weit von hier entfernt zu seyn. Wir werfen von Zeit zu Zeit Feuer-Kugeln, um die französischen Arbeiter zu entdecken, und schicken ihnen Kugeln zu, um sie an ihrer Arbeit zu stöhren. In wenig Tagen wird es grossen Lerm geben. Der Himmel gebe, daß wir unsere harten Angreifer zurücktreiben möchten.
Mastricht, vom 6. April. [3]
Gestern erhielt unser Gouverneur, Prinz von Hessenkassel, von dem Feld-Marschall, Prinzen von Sachsen-Coburg, ein Schreiben, worinn die merckwürdige Nachricht von der Gefangennehmung des Kriegsministers Beurnonville mit noch 7. anderen Personen enthalten ist, und zugleich gemeldet wird, daß diese Personen auf dem Wege nach der hiesigen Vestung begriffen sind. Gesagte Gefangene sollen auf das Rathhaus in Verwahrung gebracht und durch 1. Officier, 1. Unterofficier und 40. Soldaten aufs genaueste bewacht werden. Jeder bekömmt sein besonderes Gemach, und darf ihnen nicht die mindeste Gemeinschaft mit einander gelassen, jedoch jedem Bücher und Papier gestattet werden. Bournonville wird sein ordentliches Frühstück, zu Mittage 6. Schüsseln und Abends eine Kollazion erhalten; übrigens aber so, wie die anderen Gefangenen, schärfest bewachet werden.
Von dem Nationalkonvent.[]
- [1793]
Paris, vom 1. Merz. [4]
In der vorgestrigen Seßion des N. C. wurde ein Schreiben des Generals Miranda aus dem Hauptquartier Hocren vom 25ten Hornung verlesen, worinn derselbe dem Kriegsminister von der Belagerung von Mastricht Nachricht giebt. "Nachdem ich, schreibt er, dem erhaltenen Befehl zufolg diesen Plaz an dem linken Ufer der Maas mit einem Corps von 12000 und am rechten Ufer mit 6000 Mann eingeschlossen hatte, schritten wir zur Errichtung der zu einem Bombardement nöthigen Werke und Batterien. Alles wurde am 23ten, ungeachtet des beständigen Feurs der Feinde, mit Verlust von nicht mehr, als 3 Mann, zu stand gebracht. Als unsere Batterien fertig waren, um gestern Mittags mit dem Bombardement den Anfang zu machen, ließ ich den Commandanten des Plazes und die Mitglieder des dortigen Magistrats zur Uebergab auffordern. Der Prinz von Hessen, Gouverneur von Mastricht, schlug dieses ab, und ließ mit zugleich mündlich sagen: Er finde diese Aufforderung sonderbar, weil er nichts davon wisse, daß die Holländische Nation Frankreich den Krieg angekündigte habe, und wenn ich es ihm erlaube, so wolle er einen Kourier an Ihre Hoch. abschicken, um Verhaltungsbefehle darüber zu verlangen. Wir machten in der Nacht mit unserm Feure den Anfang, welches von einer andern mit Mörsern besetzten Batterie, die vor Wick errichtet worden, unterstützt wurde, und bald darauf gieng in der Stadt Feure aus; es gelang zwar den Feinden, dasselbe zu löschen; aber diesen Morgen um 6 Uhr brach es von neuem noch stärker aus, und es dauert eben jetzt noch fort. Während der Einschließung des Platzes thaten die Feinde zweymal einen Ausfall, jedesmal mit 1200 Mann; das eine mal auf der Seite von Wick, und das andere mal aus dem St. Petersdom; sie wurden aber beidemal von unsern Truppen mit Verlust auf ihrer Seite zurückgeschlagen. Ich eile nun, diese Unternehmung zu beendigen, um die übrigen vom General Dumouriez mir ertheilten wichtigere Aufträge auszuführen.
Paris, vom 8. Merz. [5]
Das N. Convent hat kürzlich von seinen Commissarien in Belgien unangenehme Nachrichten erhalten. In einem Schreiben derselben aus Lüttich, welches in der Seßion am 5. verlesen worden, wird berichtet: Die Cantonnierungs-Quartiere in der Gegend von Aachen seyen von einer feindlichen Armee forziert worden. Tages darauf haben unsere Freywilligen sich zurükziehen und die Stadt Aachen räumen müssen; nun habe sich die feindliche Armee in 3. Colonnen getheilt, deren eine gegen Mastricht angerükt sey, wodurch der General Miranda bewogen worden, die Belagerung dieser Festung aufzuheben. Der General Valence habe alle erforderlichen Dispositionen gemacht; aber die Abwesenheit vieler Officiers vom ersten Rang und anderer Chefs von verschiedenen Corps seze ihn in die gröste Verlegenheit. -- Ueber diese Nachricht ertheilte der Kriegs Minister dem N. Convent nachfolgende schriftliche Auskunft: Es sey ihm von dem General Valence berichtet worden, daß die Preussen (vermuthlich solte es heissen, die Kayserl. Truppen) 25. bis 30,000. Mann stark bis an die Roer vorgedrungen seyen, um Mastricht zu Hülf zu kommen, und diese Bewegung auf Seite der Feinde habe den General Miranda bewogen, das Bombardement von Mastricht aus Klugheit einzustellen; dieser an sich unwichtige Vorfall dörfte uns nur nöthigen, den Plaz in aller Form anzugreiffen, und könnte allenfalls die Unternehmung in etwas verzögern. -- Die Mittheilung dieser Nachrichten veranlaßte nun in dem N. Convent wieder einmahl sehr tumultuarische Auftritte, indem einige verlangten, daß die bewafneten und besoldeten Corps der Föderierten aus den Departements, welche ge genwärtig in Paris sind, unverzüglich nach den Gränzen marschieren sollen; andere hingegen die Anwesenheit dieser Föderierten zur Handhabung der innerlichen Sicherheit für nöthig hielten. Als Barbaroux auftretten wolte, um für diese leztere Meinung zu reden, entstand in der Versammlung selbst und auf den Gallerien ein Hohngeschrey. Isnard sagte darauf: Hier findet keine Freiheit statt; ich sehe nicht das N. Convent vor mir, sondern nur eine Maschine, um Dekrete zu machen, in den Händen einer Faktion. Wenn ihr frey seyd, ihr Gesezgeber, so leget dem euch entehrenden Geschrey ein Stillschweigen auf; und wenn ihr es nicht seyd, so geht auseinander. -- Nur mit vieler Mühe und nach lange daurendem Lärm konnte die Stille wie der hergestellt werden.
Quellen.[]
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 13. Merz, 1793. Num. 21.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 6. Merz, 1793. Num. 19.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 17. April, 1793. Num. 31.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 9. Merz, 1793. Num. 20.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 16. Merz, 1793. Num. 22.