Bautzen.[]
Bautzen oder Budissin,[1] die wohlgebaute Hauptstadt der Oberlausitz, auf einer westlich, wo unter im Thale die Spree vorüberfließt, von steilen Felsen bewehrten Anhöhe, beherrscht eine weite, meist ebene, nur im Süden von bedeutenden Bergen begränzt und durchaus von Wenden bewohnte Gegend. Das in den Ringmauern gelegene königliche Schloß Ortenburg ist der Sitz des Oberamts, als der höchsten Behörde der Oberlausitz und des damit verbundenen Hofgerichts. Die aus Prälaten, Adel und Sechsstädten bestehenden Stände dieser Provinz halten jährlich drei Landtage in Bautzen. Diese Verhältnisse werden sich aber jetzt, nach den in der Oberlausitz statt gehabten politischen Abänderungen, bei denen die Stadt bei Sachsen verblieb, sehr modificiren. Unter den 9 bis 10,000 meist lutherischen Einwohnern gibt es viel Wenden, für welche in einer lutherischen und in einer catholischen Kirche in ihrer Sprache Gottesdienst gehalten wird. Das Domstift, dessen Dechant Bischof in partibus und das kirchliche Oberhaupt aller Catholiken in der Oberlausitz ist, hat das für die kleine catholisch deutsche Gemeinde hinreichende Drittheil der Hauptkirche mit dem Hochaltar inne, das Schiff derselben dient der lutherischen Stadtgemeinde zur Pfarrkirche, und die gegenseitige Toleranz beider Parteien hat in neuern Zeiten jede von diesem Verhältniß zu besorgende Störung zu verhüten gewußt. Auch an dem durch seine sich immer gleichbleibende bedeutende Frequenz excellirenden lutherischen Gymnasium nehmen die Catholischen Theil. Der ehedem vorzüglich blühende Leinwandhandel der Bautzner Kaufleute ist durch die Sperrung der Schifffahrt und den Krieg in Spanien ganz unterbrochen; der Handel mit wollenen Strümpfen und Mützen, den die dasigen Fabrikanten im Großen treiben, steht und fällt mit dem Frieden des östlichen Europa's; die besten Geschäfte machten bis jetzt noch die Tuchhändler. Reste des ehemaligen Flors dieser Stadt sind das artige Schauspielhaus, die durch ihr Ensemble ausgezeichneten Concerte des durch seine originellen Compositionen vortheilhaft bekannten Organisten August Bergt, und die gebildete Geselligkeit der höheren Stände, welche die Anstalten zum öffentlichen Vergnügen noch immer mit rühmlicher Liberalität unterstützt.
Das achttägige verweilen der großen französischen und russisch-preußischen Armeen, und die Schlachten vom 20sten und 21sten Mai 1813 (s. d. folgenden Art.) haben den nächsten Umgebung von Bautzen eine durch schreckliche Verwüstungen ins Auge fallende Celebrität verschafft. Nach einer zum Vortheil Napoleons getroffenen Uebereinkunft blieb die Stadt selbst aus der Linie des Gefechts, und nur ihre öffentlichen Gebäude wurden durch das beherbergen der Verwundeten auf lange Zeit unbrauchbar. Größern Schaden hat die Discretion der Commandirenden und das kluge Benehmen des Magistrats abgewendet, doch die der ohnehin nicht reichen Commun in diesem Feldzuge erwachsene Schuldenlast wird ein Jahrhundert nicht tilgen können.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.