Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Unterzeichnung des Barrieren Traktats durch Kaiser Karl VI.[]

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Der fünfzehnte November 1715.

Als im Jahr 1700 der Krieg über die Verlassenschaft des Königs von Spanien, Karls II., gewöhnlich der spanische Successions- oder Erbfolgekrieg genannt, ausbrach, erklärte sich die Republik Holland zu Gunsten des Kaisers Leopold. Ueber diese Verbindung wurde im Jahr 1701 ein Traktat geschlossen, kraft dessen man ihr eine Barriere (oder Anzahl fester Plätze, als Vormauer gegen Frankreich) in den spanischen Niederlanden zusicherte, wenn man sie erobern würde. Die Eroberung geschah zwischen den Jahren 1702 und 1713 wirklich zum Vortheil Oesterreichs, welches die Niederlande im Rastadter Frieden 1714 so, wie sie Karl II. besessen hatte, erhielt, wogegen Kaiser Karl VI. den Barrieren Traktat am heutigen Tag unterzeichnete, dessen Gewährleistung Grosbrittannien übernahm. Der vorzüglichste Innhalt dieses Traktats war, daß die General-Staaten Namur, Dornik, Menin, Furnes, Warneton, Ypern und Knokke allein, Dendermonde aber gemeinschaftlich mit dem Kaiser besetzen sollten. Ausserdem versprach der Kaiser noch eine ansehnliche Summe, die die Staaten an Spanien zu fordern hatten und jährlich 5,00,000 Reichsthaler zur Unterhaltung der Barrieren zu bezahlen. Bis auf die Zeiten Josephs II. war man gegenseitig ziemlich ruhig, aber dieser wollte sich nicht mehr gefallen lassen, daß die vereinigten Staaten feste Plätze in seinem Lande, die er demoliren lassen wollte, besetzen sollten, hob den Barrieren-Traktat auf und nöthigte die Holländer, weil diese Plätze nicht mehr im Vertheidigungsstand wären und sie die ihnen zu Unterhaltung derselben bewilligte Summe nicht wie sie gesollt, verwendet hätten, ihre Truppen heraus zu ziehen. -- Die Holländer behielten sich zwar ihre Rechte vor, aber die Festungswerke wurden geschleift.


Barrieretractat.[]

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Barrieretractat. Dieser Tractat, vermöge dessen die Generalstaaten in die den französischen Gränzen zunächst liegenden Festungen (Barrierestädte) Namur, Dornick, Meenin, Furnes, Warneton, Ypern und Fort Knocke Besatzungen von Truppen in ihrem Solde unter Commandanten, die von ihnen ernannt wurden, aber auch dem Kaiser schwören mußten, in Dendermonde aber eine gemeinschaftliche Besatzung legten, zu deren Unterhalt der Kaiser 1,250,000 niederländische Gulden aus den sichersten Einkünften des Landes hergab, dieser außerdem an die vereinigten Niederlande Venlo und einige andere Plätze in Geldern abtrat, und endlich beide Theile sich verpflichteten zur Vertheidigung jener Lande, jeder 25 bis 30,000 Mann bei ruhigen Zeiten zu halten, und bei drohender Gefahr sie auf 40,000 zu vermehren, war dem Kaiser Leopold von der Niederländern bei ihrem Beitritte zum spanischen Successionskriege zur einzigen Bedingung gemacht worden, und dieselben hatten, um der Vollziehung gewiß zu seyn, sich die catholischen Niederlanden einstweilen überliefern lassen.

Ungeachtet dieser gebrauchten Vorsicht war der Kaiser wenig geneigt, nach geschlossenem Frieden mit Frankreich einen so nachtheiligen Vertrag zu halten, und nur durch die angestrengten Bemühungen Englands gelang es, ihn in Ausübung zu bringen. Er bestand bis zum Jahre 1781, wo der wiener Hof, ungeachtet der Protestationen der Republik Holland, ihn mit der Erklärung aufhob, daß die Festungswerke der Barriereplätze geschleift werden sollten, und mithin keine Besatzung darin mehr nöthig sey; worauf auch die holländischen Truppen abgezogen, und die Werke größtentheils abgetragen wurden.


Quellen.[]

  1. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
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