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British Library.


Englische Bank.[]

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Bank, englische. Als die englische Regierung im J. 1694 selbst gegen die höchsten Zinsen nur mit Mühe Vorschüsse von Capitalisten erhalten konnte, gaben zwei erfahrene Kaufleute, Godfrey und Paterson, die Idee zur Errichtung einer Bank an, welche ungeachtet alles Widerstandes ausgeführt ward. Es gab zu jener Zeit vier große Banken in Europa, die drei Deposito- (oder Giro-) Banken zu Amsterdam, Venedig und Hamburg und die Circulations- oder Zettelbank zu Genua, welche durch Ausgabe von Papiergeld (Banknoten) die Mittel des Umlaufs vermehrte. Diese letzte Anstalt war das Muster der englischen Bank. Der ursprüngliche Fonds der Gesellschaft bestand in 1,200,000 Pf. Sterl., welche diese der Regierung gegen 8 p. C. und ein Unterpfand von Staatseinkünften vorschoß. Im J. 1709 wurde jener Fonds mit 400,000 Pf. St. vermehrt, die der Regierung ohne Zinsen dargeliehen wurden, so daß dadurch der Betrag der Zinsen, welche die Bank überhaupt erhielt, auf 6 p. C. herabsank. Im J. 1720 betrug das Grund-Capital der Bank schon 5,559,995 Pf. St. und stieg 2 Jahre später, da die Bank 4 Millionen von dem Capital der Südsee-Compagnie an sich brachte, über 9 Millionen. Von diesem Capital wurden nur die ersten 1,600,000 Pf. St. mit 6 vom Hundert, das übrige aber mit 4 p. C. von der Regierung verzinset. Um das J. 1750 betrug der Capitalfonds der Bank 10,780,000 Pf. St., und auch sie mußte in die Herabsetzung der Zinsen auf 3 p. C. willigen, welche allen Staatsgläubigern zur Bedingung gemacht wurde. Späterhin ist das Capital der Bank durch neue Vorschüsse an die Regierung vermehrt und der Freibrief der Bank im J. 1781 bis zum J. 1812 und dann bis 1833 verlängert worden. Die Bank besaß um das J. 1802 nach Thornton (Ueber das Papier-Credit) gegen 11 Millionen Pf. St. an Capital, wozu noch 4 Millionen an unvertheilten Gewinnen kamen; da die Bank nie das Ganze ihres jährlichen Gewinnes an die Actioneurs vertheilt, sondern einen Theil davon als Capital zurückhält. Nach Colquhoun's kürzlich erschienenem Werke "über den Reichthum, die Macht und Hülfsquellen des brittischen Reichs" hat die Bank jetzt ein Capital von 35 Millionen Pf. St. Die Capitalisten, welche an dem ursprünglichen, durch die der Regierung geliehenen Summen gebildeten Fonds Antheil haben, sind die Actionärs der Bank, unter welche der Gewinn, den die Bank zieht, nach einem bestimmten Satze getheilt wird. Dieser Gewinnantheil (Dividende) jedes Theilhabers machte sonst 7 p. C. aus, und beträgt jetzt 10 vom Hundert. Der Preis der Actien, welche das Grundcapital der Bank vorstellen, steigt und fällt sowohl nach dem Verhältniß der Zunahme oder Verringerung der Dividende, als auch nach dem Verhältniß der Marktpreise der Staatspapiere. -- Das Vorrecht der Bank besteht darin, daß ähnlichen Gesellschaften von mehr als sechs Theilnehmern verboten ist, Scheine auszustellen, die dem Vorzeiger auf Sicht oder auf kürzere Zeit als 6 Monate, zahlbar sind. Die Vortheile der Gesellschaft aber erwachsen aus den Zinsen, welche sie von der Regierung für die bleibende Schuld erhält, aus dem Handel mit ungemünzten Golde und Silber, aus den der Regierung jährlich gemachten Vorschüssen und aus dem Gewinn, den sie durch das Discontiren gewöhnlicher kaufmännischer Wechsel macht. Durch das letztere ist die Bank für den Geldumlauf, für den Privatverkehr und den Privatcredit ungemein wichtig. Der Handel mit Gütern und Waaren ist ihr untersagt. Als Depositenkasse wird sie wenig benutzt, weil die nicht handelnden Geldbesitzer sich zu ihren gewöhnlichen Geldgeschäften der Privatbanken zu bedienen pflegen. Das Werkzeug, dessen sich die Bank bei ihren Geschäften bedient, sind, wie bei jeder Zettelbank, die von ihr ausgegebenen Noten (Banknoten), welche in der Regel jeden Augenblick in baares Geld verwandelt werden können und daher ursprünglich dem baaren Gelde gleich geachtet wurden. Durch dieses Mittel wird sie, ungeachtet ihr ursprüngliches Capital in den Händen der Regierung befindlich ist, in Stand gesetzt, ein ansehnliches Handelscapital in Umlauf zu setzen und mit einer Verhältnißmäßig unbedeutenden Summe baares Geldes, einen ausgebreiteten Verkehr zu treiben. Es gibt Banknoten von 5, 10 bis 1000 Pf. St., im J. 1797 aber wurden auch Noten von 1 und 2 Pf. St. ausgegeben, die nach und nach auf die Summe von 2½ Mill. stiegen. Die Angelegenheiten der Bank werden von einem Gouverneur, einem Vicegouverneur und 24 Directoren, die jährlich von sämmtlichen Actionärs gewählt werden, besorgt. Als eine der wichtigsten Stützen der Regierung, unterzieht sich die Bank fortdauernd folgende Geschäften: 1) sie schießt derselben den Betrag gewisser Abgaben vor gegen sogenannte Schatzkammerscheine (exchequer bills, d. h. einstweilige Scheine, welche die Regierung ausgibt, bis sie Zahlung leistet); 2) sie bezahlt Wechsel, welche die Regierung auf sie ausstellt (treasury-bills of exchange); 3) sie zahlt für den Staat den größten Theil der Zinsen der öffentlichen Schuld gegen eine Vergütung aus und führt darüber Rechnung. So lange die Bank die Zinsen für die dem Staate vorgeschossenen Summen richtig erhält, kann sie nicht anders in Verlegenheit gerathen, als wenn unerwartet eine so große Menge Noten zur Auswechselung vorgezeigt wird, daß ihr baarer Geldvorrath, der nie der Hälfte, selten kaum dem vierten Theil der umlaufenden Noten gleich seyn kann, in Gefahr geräth, erschöpft zu werden. Dieß geschah zum ersten Mal im J. 1745, als der Einfall des Prätendenten in Schottland allgemeine Bestürzung erregte. Die Bank bediente sich des einfachen Hülfsmittels, ihre Zahlungen, die sie gewöhnlich in Golde macht, in Silbergeld zu leisten. So ging die Gefahr glücklich vorüber. Eine neue Verlegenheit entstand 1797, als bei der Besorgniß vor einer Landung der Franzosen eine ungewöhnlich große Menge von Banknoten in die Hauptstadt strömte. Da erfolgte die Verordnung, daß die Bank bis auf weitere Verfügung keine Zahlungen in baarem Gelde leisten sollte. Diese Verordnung (restriction-bill) wurde späterhin verlängert. Der Credit der Bank wurde jedoch nicht erschüttert, und selbst als sie sich erbot, alle Zahlungen unter 5 Pf. St. leisten zu wollen, wurde nur wenig Gebrauch von diesen Anerbietungen gemacht, weil die über den Zustand der Bank angestellten öffentlichen Untersuchungen die sichere Grundlage ihres Credits darthaten. Die Summe der umlaufenden Banknoten (Bank-Post-Bills) betrug damals, zu einer Zeit, wo man den Betrag des umlaufenden baaren Geldes (Gold) auf 44 Millionen berechnete, nicht mehr als 8½ Mill. Später hat sich indeß die Anzahl der Noten ungeheuer vermehrt; sie belief sich im Juli 1814 auf mehr als 29 Million, und d. 15. Mai 1815, 26,473,000 Pf. St. Seit ungefähr 1809 aber fiel das Papiergeld bedeutend gegen das (ungemünzte) Gold und verlor nicht weniger als 17 p. C., woran sowohl die ungemessene Vermehrung desselben, als die durch den Krieg veranlaßte häufigere Ausfuhr des Goldes Schuld zu seyn schien. -- Großbritannien und Irland haben fünf octroyirte (chartered) Banken und 866 Privatbanken, welche den Verkehr nicht wenig erleichtern, indem durch dieselben fast alle Geldgeschäfte gemacht werden. Jeder Geldbesitzer findet es bequem, seine Gelder einer von diesen Banken anzuvertrauen, und allen ist es nützlich, die Noten derselben bei allen Zahlungen anzunehmen.


Quellen.[]

  1. Deutsche Taschen-Encyklopädie oder Handbibliothek des Wissenswürdigsten in Hinsicht auf Natur und Kunst, Staat und Kirche, Wissenschaft und Sitte. In alphabtischer Ordnung. Vier Theile mit 50 Kupfern. Leipzig und Altenburg: F. A. Brockhaus. 1816.
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