Bamberg.[]
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Bamberg, Hauptstadt des Fürstenthums dieses Namens, am Flusse Regnitz, welcher mit 2 Armen durchfließt, durch 4 Brücken verbunden ist, und sich nicht weit davon mit dem Mayn vereinigt. Man zählt in dieser Stadt über 2200. Häuser und gegen 20,000 Menschen. Ausser der Kathedralkirche, 3 Nebenstiftern und 1 Abtey, fanden sich noch 7 Klöster, 16 Kirchen und 15 Kapellen. Aber die Stifter und Klöster sind nun größtentheils aufgehoben. Dem gemeinen Vorgeben nach soll sie keine Mauern haben; es sind aber die meisten Gegenden der eigentlichen Stadt von Mauern und Graben umschlossen. Die neue fürstliche Residenz, Petersburg, welche Bischof Lotharius 1702. erbauen ließ, die Domkirche, mit 4 Thürmen, und ihrem herrlichen Kirchenschatz, das Grabmal des Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigund. K. Konrads III. und Pabsts Klemens II. in derselben, nebst mehrern Kirchen und Klöstern sind sehenswerthe Gebäude. Die nun aufgehobenen Karmeliter besaßen eine Bibliothek von 14000 Bänden und vielen Handschriften, so wie auch der Dom, und die Abtey Michelsberg, welche auf einer Anhöhe liegt, und eine sehr schöne Aussicht hat. Unter den öffentlichen Anstalten zeichnet sich aus; die ehemalige Universität, welche im J. 1585. als ein Gymnasium Academicum aufgerichtet, hernach von Bischof Otto, 1647. in eine Akademie verwandelt und den 1sten Sept. 1648. eingeweihet wurde. Inzwischen fehlte doch die Juristische und Medicinische Facultät, welche Bischof Friedrich Carl, erst 1739. hinzuthat. Von diesen zweyen Stiftern hieß die Universität Ottoniano-Friedericiana. Die Universitätskirche, welche ehemals den Jesuiten gehörte, ist die schönste in der Stadt. In dem Collegium derselben ist das Naturaliencabinet, die Universitätsbibliothek, und die Wohnung einiger Professoren. Im J. 1803. wurde die Universität in ein Lyceum mit vollständigen philosoph. und theol. Unterrichte verwandelt. Auch die medicinisch-chirurgische Lehranstalt am großen Ludwigshospitale ist beybehalten und neu dotirt worden. Ferner das große, sehr gut eingerichtete allgemeine Krankenhaus, das Zucht- und Arbeitshaus mit einer öffentlichen Spinnanstalt. Unter den Manufakturen ist die Ziz- und Kattun-Druckerey, welche 8 Drucker und 150 Spinner beschäftigt, von Wichtigkeit. Berühmt ist die Stadt durch die Zahl und den Fleiß seiner Gärtner, welche eine Zunft von 386. Meistern machen, und zunächst an der Stadt nicht nur alle Sorten von Küchenkräutern in großem Ueberfluße ziehen, sondern noch überdieß, Süßholz, Zwibeln, Anis, Arzneykräuter, Hirsen, als Handelsartikel weit versenden. Der für beträchtliche Fahrzeuge schiffbare Fluß trägt zur leichten Verführung der Landesprodukte und des Transito Handels bey. Bamberg ist seit 1803. der Siz der obersten Justizstelle, oder des Oberappellationsgerichts für alle fränkischen Lande; eines Hofgerichts zur Entscheidung der Prozesse im 2ter Instanz und bey Kriminalfällen; und einer Landesdirektion zur Besorgung der staatsrechtlichen und staatswirthschaftlichen Vorfälle, womit auch das geistliche Departement verbunden ist. Im J. 1758. wurde die Stadt von preussischen Truppen besezt, und nebst dem Bißthum zur Erlegung einen starken Contribution genöthigt. Ein gleiches geschahe den 26sten Nov. 1762. als diese Truppen aufs neue in Franken vorrückten. Zu Ende des Februars 1784 litte Bamberg durch Ueberschwemmung und 1796. durch die Franz. großen Schaden.
Von Reisende.[]
August von Kotzebue.[]
- [1804]
In Bamberg ist jetzt, der gesunden Vernunft zum Troste, nur noch Ein unaufgehobenes Nonnenkloster, nemlich das der Klarisserinnen. Ob es dem allgemeinen Schicksal durch den Rutzen, den es stiftet, oder -- durch seine Armuth entgangen ist, mag ich nicht untersuchen. Dreihundert junge Mädchen werden hier in mehrern Klassen gratis im Rechnen, Schreiben und der deutschen Sprache unterrichtet. Auch ist das Kloster zugleich eine Art von Industrieschule, denn alle weiblichen Arbeiten werden gelehrt, und die Nonnen versicherten uns, daß auch erwachsene Mädchen und Frauen an diesem Unterricht häufig Antheil nähmen. Recht artige Stickereien der Schülerinnen mit darüber gezeichneten Namen, hingen an den Wänden. Mögen doch die Lehrerinnen eine Kleidung tragen, welche sie wollen, mögen sie ihrem Seelen-Bräutigam treu bleiben, so lange sie wackere Hausfrauen für körperliche Bräutigams zu bilden, sich so rühmlich bestreben. -- Der ungeheure Pallast des Fürstbischofs von Bamberg, in welchem Niemand unterrichtet wird, macht einen grellen Abstich mit diesem demüthigen Kloster. -- Eben so demüthig in seiner Art ist das Theater, vom Graf Soden erbaut. Nie haben wohl die Musen einen bescheidenern Tempel bewohnt.
Zeitungsnachrichten.[]
1796.[]
Vermischte Nachrichten. [3]
In dem Hospitale zu Bamberg sind im vorigen Jahre 4800 Kranke und Verwundete verpflegt worden. Darunter waren 4000 Franzosen, 400 Kaiserliche, und 400 aus der Stadt. Hiervon starben 76 Franzosen, und 25 Kaiserliche.
1806.[]
Miscellen. [4]
Bamberg, 9. Oct. Heute sind mehrere Blessirte in das hiesige Spital gebracht worden, somit ist der Anfang der Feindseligkeiten an den Gränzen unseres Landes bereits geschehen.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
- ↑ Erinnerungen von einer Reise aus Liefland nach Rom und Neapel von August von Kotzebue. Berlin 1805. bei Heinrich Frölich.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1797.
- ↑ Wiener Zeitung. Nro 84. Sonnabend, den 18. October 1806.
Literatur.[]
- Grundriß einer Geographie des Fürstenthums Bamberg im fränkischen Kreiße von Johann Gottlieb Wehrl. Frankfurt und Leipzig 1795.
- Materialien zur Geschichte und Statistik Bambergs. Herausgegeben von den Gebrüdern Jäck. I. Theil. Bamberg 1809.