Avignon.[]
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Avignon, eine große, wohlgebaute Stadt an der Rhone in der ehemaligen Provence mit 21,000 Einwohnern, wichtigen Manufacturen von Seidenzeugen und verschiedenen andern Fabriken; ein Arm der Sorgue durchströmt sie. Ehemals hatte sie eine Universität. Die Gegend umher ist reizend und fruchtbar an Getraide, Wein, Oel; in einem Umkreise von einer Stunde ist die Stadt mit den schönsten Spaziergängen umgeben. Avignon mit seinem Gebiete, so wie die angränzende Grafschaft Venaissin gehörten vormals dem Papst. Venaissin wurde 1273 von Philipp dem Kühnen an Papst Gregor X. abgetreten; Avignon aber nebst seinem Gebiete im Jahre 1378 von Johanna, Königin von Sicilien und Gräfin von Provence, an Clemens XVII. für 80,000 Fl. verkauft. Beide Länder regierte der Papst durch einen Vicelegaten, der jährlich neu ernannt wurde, und besaß sie bis zum Jahre 1790, wo nach mehrern stürmischen Auftritten die Stadt mit ihrem Gebiete sich an die französische Republik anschloß, der sie 1791 feierlich von der Nationalversammlung einverleibt wurde. Gegenwärtig ist sie die Hauptstadt im Departement der Vaucluse und der Sitz eines Bischofs, der unter dem Erzbischof von Aix steht, und dessen Sprengel sich über die Departements der Vaucluse und des Gard erstreckt. Historisch merkwürdig ist Avignon in der Geschichte der Päpste, weil sieben derselben von 1303 bis 1377 hier residirten. (S. d.) Auch Petrarka verlebte mehrere Jahre in Avignon, und erblickte hier zuerst die von ihm gefeierte Laura, deren Grabmal in der hiesigen Franziscanerkirche gezeigt wird. In dem Pariser Frieden vom 30. Mai 1814 wurde Frankreich in dem Besitze von Avignon und Venaissin aufs Neue bestätigt.
Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Paris, vom 19. Heumonat. [2]
Sobald man in Avignon Nachricht erhielt, daß die Marseillaner gegen diese Stadt anrücken, wurde General-Marsch geschlagen, und 500. Mañ nebst 2. Kanonen zogen gegen sie aus. Zwo von den Marseillanern vorausgeschickte Compagnien bemächtigten sich an diesem Tag des Carthäuser-Klosters, eines wichtigen Postens. Am folgenden Tag überschickten die Marseillaner eine Auffoderung und Proklamation durch einen Gendarme welcher arrettiert wurde; die beyden Kanonen wurden auf sie abgefeuret. Sie giengen nun über die Dürance und schlugen ihr Lager auf; aber bald nachher sah man sie auf dem Weg von Notes in 3. Kolonnen anrücken. Nun wurde in Avignon unter grosser Verwirrung deliberiert und verbotten auf die Marseillaner zu schiessen. Der Pfarrer von Aubignon bekam den Auftrag, sich mit ihnen in Unterhandlung einzulassen, und der Erfolg davon war, daß dieses bewafnete Korps in Avignon aufgenohmen wurde, der Marseillaner-Commandant gab dem Maire Verweise darüber, daß er am vorigen Tag die beyden Kanonen auf sie hatte loßfeuren lassen; er bemächtigte sich aller Posten, und ließ diejenigen entwafnen, welche im Verdacht waren, daß sie von ihrem Gewehr Gebrauch gemacht haben.