Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Lespinasse.[]

Lespinasse Graf und Senator, General der Artillerie, zeichnete sich 1793 und 94 in der Armee der Ostpyrenäen, so wie nachher in den italienischen Feldzügen unter Bonaparte aus. Im Dezember 1799 ward er zum Mitgliede des Erhaltungssenats ernannt. 1803 präsidirte er das Wahlkollegium von Niere, ward 1804 zur Würde eines Großoffiziers der Ehrenlegion erhoben und erhielt sodann die Senatorie von Pau. 1800 gab er einen Versuch über die Organistion der Artillerie heraus.


Divisions-General Graf Lespinasse, Senator.[]

Einer der ältesten Generale der Französischen Armee, und so wohl als Soldat wie als Schriftsteller ein merkwürdiger Mann.


Augustin Lespinasse ist zu Pouilly sur Loire im Departement der Nievre am 16. October 1737 geboren. Er trat 1760 in Militär-Dienste, und machte die Feldzüge von 1761 und 1762 im siebenjährigen Kriege als Adjutant des M. von Poyanne, Commandanten der Carabiniere, mit.

Nach dem Friedensschlusse trat er zur Artillerie über, und wurde am 8. September 1763 zum Lieutenant der Artillerie befördert. Er machte in dieser Branche so glänzende Fortschritte, daß ihm die Ehre ward, von dem damahligen Kriegs-Minister, dem Herzoge von Choiseul, im Jahre 1767 den Auftrag zu erhalten, für die Artillerie-Schulen eine Abhandlung über die Trigonometrie und das Nivellement zu schreiben. Er leistete diesem Auftrage ehrenvoll Genüge, und ward dafür am 24. März 1769, nach kaum vollendeten fünf Dienstjahren, außer seiner Tour, zum Capitän der Artillerie befördert. Ein für die damahlige Zeit in der Französischen Artillerie, wo so viel auf den Rang gesehen wurde, und mancher Lieutenant, ohne präterirt worden zu seyn, graue Haare erhielt, Epoche machender Fall. Man kann sich daher vorstellen, wie Lespinasse von allen Officieren seines Corps angefeindet wurde. Lespinasse erhielt diese Beförderung in Corsica; da er einer von jenen war, welche die Französische Expedition dahin mitzumachen hatten. Als Lespinasse nach Frankreich zurück kam, und in sein Corps eintrat, mußte er sich mit allen Officieren schlagen, denen er vorgezogen worden war; ein Glück, daß er den Degen so gut wie die Feder zu führen wußte; schwerlich dürfte sonst das Genie die Unwissenheit besiegt haben.

Der bekannte Artillerie-General Gribeauval, dessen Schüler Lespinasse war, nahm ihn nun in seinen besondern Schutz. Im Jahre 1777 hatte die Französische Infanterie ihm die neuen Feuergewehre zu danken. Im Jahre 1788 wurde er Major und 1791 Oberst-Lieutenant.

Müde, immer und ewig bey den Etablissements der Waffenerzeugung angestellt zu seyn, bath er den Wohlfahrtsausschuß um die Anstellung in einer Armee. Man genehmigte sein Gesuch, und gegen Ende 1792 finden wir ihn schon bey der Rhein-Armee unter Cüstine's und in der Folge unter Beauharnois Commando. Im Lager vor Freckenfeld (am 26. März 1793) wurde Lespinasse zum Brigade-Chef des zweyten Artillerie-Regiments ernannt, und zur West-Pyrenäen-Armee übersetzt. Da er bald hierauf an des Generals Gimel Stelle Commandant der sämmtliche Artillerie dieser Armee wurde, so hatte er auch mehr Gelegenheit, sich auszuzeichnen; die herrlichsten Lorbern erntete er bey dem blutigen Angriffe der Spanier auf das verschanzte Lager der Franzosen vor Croix de Bouquets im Februar 1794. Er wurde auf dem Schlachtfelde zum Brigade-General ernannt.

So leicht man jedoch in der Revolution einen hohen Posten erringen konnte, eben so und noch leichter und schneller wurde man herab gestürzt. Auch Lespinasse erfuhr dieses. Am nähmlichen Tage, wo er General wurde, gab auch der Wohlfahrtsausschuss Befehl, ihn zu arretiren! - Doch nach einem Monathe kehrte General Lespinasse wieder zu seiner gehabten Anstellung zurück, und jedes folgende Gefecht mit den Spaniern vermehrte nur seinen Ruhm. Er wurde im Laufe dieses Feldzuges zum Divisions-General ernannt.

Nach dem Friedensschlusse mit Spanien, und einer seinen Verdienste unwürdigen Behandlung, die er vom Directorium zu erdulden hatte, indem man ihn degradirte, wurde er im May 1796 als Brigade-General der Artillerie zur Italiänischen Armee geschickt, wo er unter dem General Bonaparte sich trefflich als Artillerie-Chef bey der Belagerung der Citadelle von Mailand, der Festung Mantua u. s. w., in dem Treffen bey Serravale, Roveredo, in dem Angriffe auf Saint-George vor Mantua, in der Schlacht bey Arcole, wiederholt vor Mantua bey dem Angriffe auf die Favorite u. s. auszeichnete. Er war einer von jenen Generalen, welche die Capitulation von Mantua unterzeichneten. Auf die dringende Anempfehlung des Ober-Generals wurde nun Lespinasse zum zweyten Mahle zum Divisions-General befördert.

Nach dem Friedensschlusse von Campo-Formio erhielt Lespinasse das Commando der Artillerie bey der nach Rom abgesendeten Expedition, dann im Jahre 1798 die Anstellung bey der Armee, welche längst der Küste gegen Englands aufgestellt war.

Von da ward er 1799 zum Mitgliede des Erhaltungs-Senats ernannt, und nach Paris berufen. Kurz nach seinem Eintritte unter die Väter des Vaterlandes gab er die allen intellectuellen Militärs bekannte Schrift: "Essai sur l'organisation de l'arme de l'artillerie," heraus; hierauf folgten mehrere seiner tactischen Schriften, dann Gedichte, und endlich ein Rapport sur les moyens de régulariser et d'embellir le jardin de Luxembourg. Wir finden ihn 1803 als Präsidenten des Wahl-Collegiums von Nievre, 1804 zur Würde eines Groß-Officiers der Ehren-Legion erhoben, und 1808 mit der Senatorie von Pau belehnt. Gegenwärtig befindet er sich zu Paris.


Quellen und Literatur.[]

  • Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  • A.F. Rittgräff. Die Helden des Tages, oder biographische Notizen über die hervorstechendsten Personen der gegenwärtigen Zeitverhältnisse. Berlin 1813.
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