Aschaffenburg.[]
[1]
Achaffenburg, Vicedomamt und Stadt am Mayn, mit einem schönen im Vierecke angelegten Residenzschlosse, wo der Kurfürst die Sommermonate zubringt, 560 Häusern und 4,000 Einwohnern, dem Churfürsten Erzkanzler gehörig. Unter die vorzüglichen Gebäude gehört das Peter- und Alexanderstift, und das Jesuiter Kollegium, in welchem das Lyceum angelegt ist. Eine lange gedoppelte Allee führt von der Stadt zu der großen und geschmackvollen Englischen Anlage Schönebusch genannt. Ein anderer nicht minder schöner Englischer Garten ist unter dem Namen Schönethal aus dem Graben und Wall mit Zuziehung des Hofgartens seit wenig Jahren erwachsen. Die Hauptnahrung der Einwohner besteht ausser dem Feldbaue im Holzflössen und Holzhandel aus dem Spessart, -- das Vicedom- oder Oberamt Aschaffenburg hat 5 Meilen in die Länge und 4 Meilen in die Breite, ausser der Stadt 82 Ortschaften in den 5 Vogteyen Schweinheim, Kleinwallstadt, Obernburg, Kaltenberg und Rothenbuch, und die Volksmenge beträgt gegen 30,000. Ausser dem Feldbau, einigem Weinbau, und dem Schiffsgewerbe auf dem Mayn lebt ein grosser Theil der Einwohner vom Holzhandel, da der ansehnliche Theil des großen Spesserwaldes zu diesem Vicedomante gehört. Im J. 1802. ist dieses Oberamt in ein Fürstenthum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstage verwandelt worden, indem man die angränzenden Maynzischen Aemter, Auffenau Lohr, Prozelten und Klingenberg, das nördlich entlegene Amt Orb, nebst dem daran gränzenden ehemalig Würzburgischen kleinen Amte Aura im Sinngrunde beyfügte. Dies sind die einzigen Theile, welche dem Kurfürsten von Maynz oder jetzigen Kurfürsten Erzkanzler von seinen alten Besitzungen übrig geblieben sind. Sie enthalten auf 22 Quadratmeilen 56.000Einwohner und bringen nebst den zugetheilten Stiftern in und ausser der Stadt und den noch übrig gebliebenen Gefällen des Maynzer Domcapitels, ungefehr 350,000 Gulden Einkünfte. Zur Administrirung des Fürstenthums Aschaffenburg ist seit 1803 ein Minister als Gouverneur an der Spitze eines Landesdirektoriums angeordnet, welches aus dem Präsidenten, Director und 16 Räthen xc. besteht. Zugleich ist Aschaffenburg der Sitz des Ober-Apellationsgerichts für alle Länder des Kurfürsten; es besteht aus dem Präsidenten, Director und 6 Räthen, von denen 4 immer zugleich Professoren der Juristenfacultät sind; denn die Mainzer Universität ist 1803, nach Aschaffenburg verlegt worden. Nahe bey der Stadt fließt das Wasser Aschaff in den Mayn; es leistet gute Dienste zum Holzflössen.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.