Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Massena (André),

Soldat im 1sten Bataillon der leichten Infanterie im J. 1775; Adjutant im J. 1784; Chef des 3ten Bataillons von Var; Brigade-General; Divisions-General den 20sten Dezember 1793.

Hat militärische Talente und Kenntnisse; als Kommandant des rechten Flügels der Italiänischen Armee hat er sehr gute Dienste geleistet


Jetziges Schicksal.

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Gen. Massena, Obergeneral der italienischen Armee im Sommerfeldzuge von 1800, privatisirt als Divisionsgeneral auf seinem Landgute bei Paris.


Massena, Fürst von Eßlingen und Herzog von Rivoli, Marschall von Frankreich, Großadler und Chef der vierzehnten Cohorte der Ehrenlegion u.s.w.


Biographien.[]


(1800) Charakteristische Lebensgemälde unserer denkwürdigsten Zeitgenossen. Herausgegeben von Julius Gustav Meißner. Zweiter Band. Wien, 1800. Im Verlage bei Anton Doll.

(1807) Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Hamburg in der Hoffmannschen Buchhandlung. Jahrgang 1807.

(1811) Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.

(1816) Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.


Massena.[]

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Da dieser General neuerdings auf dem Kriegsschauplatze erschienen ist, und jetzt sogar als General en Chef die französische Rhein- und Schweizer-Armee kommandirt, so wird es nicht uninteressant seyn, etwas aus dem Leben dieses merkwürdigen Mannes zu wissen.

Neopolem

Massena ist aus Nizza gebürtig. Er ist ein Mann von 37 oder 38 Jahren, von einer ausserordentlichen Leibesbeschaffenheit, groß und braun von Gesicht, gähzornig und aufbrausend, taub und gefühllos beim Anblicke des menschlichen Elendes. Ohne Erziehung, Studien und litterarische Kenntnisse zu besitzen, ist er mit einem gesunden Urtheile begabt und hat vielen natürlichen Verstand. Seine Stärke ist seinem Wuchse angemessen, und seine Tapferkeit ist von der ganzen Armee anerkannt. Vor dem Anfange der französischen Revoluzion war er in Sardinischen Diensten, trat aber bald zu einer französischen Legion über. Hier entwickelte er bei der Einnahme von Sospello zuerst seine militärischen Talente, und die wenigen Vortheile, welche die französischen Waffen im Feldzuge von 1794 bei Saorgio in Italien erhielten, verdanken sie bloß ihm. Er wurde daher für diese Dienste auch mit dem Grade eines Divisionsgenerals belohnt. -- Massena würde an der Spitze von zwei Grenadier-Compagnien, eine Armee von 20,000 Mann mit eben dem Vergnügen angreifen, als wenn er eine gleiche Anzahl kommandirte. Ich sage mit eben dem Vergnügen, denn er kennet kein grösseres, als sich herumzuschlagen. Er war mit seiner Division fast immer bei der Avantgarde, und leistete durch seine Lokalkenntnisse, militärische Erfahrung und durch die Festigkeit seines Charakters dem Obergeneral Bonaparte im Feldzuge von 1796 sehr grosse wichtige Dienste. Er hat besonders in den Schlachten bei Montenotte, Millesimo und Mondovi über die Generale Beaulieu und Provera mit seiner Division mehrere Vortheile errungen. In der Schlacht bei Lodi war er einer von denjenigen, die von ihren Pferden sprangen, an der Spitze einer enggeschlossenen Kolonne über die Brücke drangen, und unter einem Hagel von Kugeln und Kartätschen auf den Feind stürzten, seine Schlachtordnung zerrissen, und ihn zur Flucht zwangen. Nicht weniger glücklich war er in den Schlachten bei Lonato, Castiglione, Roveredo, San Giorgio, Arcole und Rivoli. Während darauf Bernadotte über Laybach und Grätz vorrückte, drang Massena unter Bonaparte über Klagenfurt bis nach Bruck an der Muhr vor, wo er in allen herumliegenden Gegenden plünderte und fast unerschwingliche Kontribuzionen eintrieb.

Als endlich am 18. April 1797 in dem Schlosse Eckenwald, unweit Leoben die Friedens-Präliminarien unterzeichnet waren, traf Massena in der Nacht von 5. zum 6. May mit der Ratifikazion des Kaisers in Paris ein. Er reiste dann wieder zur Armee nach Italien ab, und als zwischen der französischen Republik und dem Papste, nach der Ermordung des französischen Generals Düphot der Krieg neuerdings ausbrach, und der General Berthier am 10. Febr. 1798 Rom besetzte, so ging dieser Ende Februars von der Armee ab, und Massena übernahm das Oberkommando am 13. März über die im römischen Gebiete stehende Armee. Aber seine Ernennung verursachte unter den Offizieren und einem grossen Theil dieser Armee starkes Mißvergnügen, da er durch die im Gebiete der ehemaligen Republik Venedig und vornemlich in Padua begangenen Räubereien und Erpressungen sichere Beweise seiner Unmoralität gegeben hatte. Er suchte sich zwar zu rechtfertigen, aber das Offizierkorps ließ sich nicht befriedigen, Massena mußte Rom verlassen, und an seiner Statt übernahm indessen der General d'Allemagne das Kommando, bis der vom Directorium an seine Stelle ernannte General Brüne angekommen war.

Massena ging nun nach Genua ab, wo er so lange verweilte, bis er späterhin zum kommandirenden General in der Schweiz ernannt wurde. Im Dezember 1798 kam er in Luzern an, und hatte eine öffentliche Audienz beim helvetischen Directorium. Am 6. März 1799 fing er endlich an, ohne vorhergegangene Kriegserklärung, offensive zu agiren, und forderte den in Graubündten kommandirenden kaiserlichen General Auffenberg auf, dieses Land zu verlassen; griff ihn dann mit Uebermacht an, nöthigte ihn sich zurückzuziehen, und nahm ihn mit seinem kleinen Korps nach einigen Tagen gefangen.

Massena griff hierauf zum öfternmalen die Stellung des Generals Hotze bei Feldkirchen an, wurde aber immer zurückgetrieben. Als sich endlich der General Jourdan, der vom Erzherzog Karl überall geschlagen worden war, ganz vom Kriegsschauplatze entfernte, ernannte das Directorium am 4. April den General Massena zum en Chef Kommandirenden, und vereinigte die Schweizer mit der sogenannten Donau-Armee. Er traf am 8. in Straßburg ein, untersuchte die Stellung der Armee, und ging am 12. mit dem Hauptquartier nach Basel ab, und schickte von da aus mehrere seiner Truppen gegen die schweizerischen Insurgenten in den kleinen Kantonen, die er zu Paaren trieb.

Er versuchte darauf mehrere Angriffe auf die österreichischen Truppen, worunter besonders das Gefecht vom 25. Mai eines der hartnäckigsten war und den ganzen Tag währte. Aber am 27. ward Massena von Pfyn und Wyll aus, unter der Leitung der Generale Hotze und Reuß, angegriffen, und überall mit einem namhaften Verluste zurückgeschlagen, worauf Massena genöthiget ward, in seine Stellung bei Zürch sich zurückzuziehen, wo er ein verschanztes Lager bezog. Zwar suchte ihn der Erzherzog Karl aus seinen Verschanzungen zu vertreiben, da er aber mit Uebermacht hinter dem mit Redouten und Flechen garnirten Verhau stand, so war dies bei dem Angriffe vom 4. Junius nicht möglich.

Am 5. Junius rekognoscirte der Erzherzog Karl die feindlichen Retrenchements, und beschloß selbe, ungeachtet ihrer Stärke und vortheilhaften Lage, am nämlichen Tage um 2 Uhr nach Mitternacht anzugreifen, und mit Sturm zu nehmen. Seine Königl. Hoheit liessen in dieser Absicht die Armee im Angesichte des Feindes ausruhen, und sie ordentlich abkochen. Diese unerwartete drohende Contenance verwirrte den Feind, und Massena fand nicht für gut, eine neue Unternehmung auf diese seine Stellung abzuwarten; er zog sich daher noch am 5. mit dem Gros seiner Armee in solcher Eile zurück, daß er 25 Kanonen, 3 Haubitzen, und 18 Munizionskarren in den Verschanzungen zurückließ, und sich auf den Albisberg gegen Zug zurückzog, worauf die Avantgarde der österreichischen Armee die Stadt Zürch besetzte. Seitdem hat General Massena ausser einigen Vorposten-Gefechten, noch keine entscheidende Schlacht gewagt.


Der Marschall Massena. Eine biographische Skizze.[]

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Neopolem

Der Marschall Massena glänzt unter den ersten Feldherren, deren Talente das Ende des achtzehnten und der Anfang des neunzehnten Jahrhunderts auf eine so wundervolle Art entwickelt haben, und wie die Armee, die seiner Anführung so manche Siege verdankt, sieht ihn der Französische Kaiser als einen der Hauptstützen des Französischen Militär-Ruhms an. Diese ehrenvolle Meinung sprach Napoleon aufs neue aus, indem er den Marschall Massena kürzlich aus Italien zu sich rief, und ihn in Polen auf einen Schauplatz stellte, wo er die öffentliche Aufmerksamkeit, die auf ihn gefesselt ist, gewiß bald durch neue Unternehmungen beschäftigen wird. Massena's militärisches Leben ist eine Kette ausgezeichneter Thaten, von denen hier nur der Umriß gezeichnet werden kann.

Die Stadt Nizza, in der das Daseyn erhielt, sah auch seine ersten Erfolge. Die Franz. Armee in Italien zählte ihn im Feldzuge von 1793 unter seine tapfersten Officiere, und die Vertreibung der Oesterreicher aus der Grafschaft Nizza war großen Theils das Werk seiner Talente und seines Muths. Sehr bald zeichnete sich Massena unter den Generalen aus, die nacheinander die Italienische Armee commandirten. Mit Ruhm führte er ihren rechten Flügel in dem Feldzuge von 1795 an, der eine ununterbrochene Reihe täglicher Kämpfe war, welche die Franzosen mitten unter den Felsen und Abgründen des Apenninen Gebürgs lieferten.

Als der General Bonaparte den Oberbefehl in Italien übernahm, und den Feldzug von 1796 durch die Siege von Montenotte und Millesimo eröffnete, stand Massena, der an der Spitze seiner Division den Ausgang dieser beiden Tage entschied, dem Obergeneral zunächst. Bei Lodi war er einer der Generale, die den Franz. Truppen den Weg der Ehre zeigten. Dann zog er mit seiner Division in Mailand ein, ging über den Mincio, und nahm ohne einen Flintenschuß die furchtbaren Verschanzungen der Bochetta im Sturm ein.

Beaulieu's Armee war größtentheils aufgerieben. Der Wiener Hof sendete den Feldmarschall Grafen Wurmser mit einer zweiten nach Italien. Auch diese wurde bei Lonado, Peschiera, Montebaldo, Corona und Roveredo von dem rastlosen Massena geschlagen. Bei Bassano überwältigt, blieb dem General Wurmser nichts anders übrig, als sich in Mantua zu werfen. Indessen war die Oesterreichische Armee noch beträchtlich; sie hatte selbst über die Brenta gesetzt, als Bonaparte, Massena und Augereau ihr die Schlacht anboten. Nach einem heißen Tage neigte sich der Vortheil auf Französische Seite.

Nun führte der General Marquis Alvinzy ein drittes Oesterreich. Heer heran, welches sich der Etsch näherte, und bei Arcole mit der Französischen Macht zusammentraf. Der erste Angriff, in welchem Massena mit dem rechten Flügel eine Oesterreichische Division zurückwarf, gelang nicht, auch senkte sich die Nacht des zweiten Tages herab, ohne daß sich der mörderische Kampf für eine Seite entschied. Am dritten Tage fesselte endlich der General Massena den Sieg, indem er nach einigen erhaltenen Vortheilen auf dem linken Flügel, nach dem Centrum eilte, und während des Handgemenges aller Divisionen, gerade auf das Dorf Arcole marschirte, es nahm, und die Oesterreicher bis hinter San Bonifacio zurückdrängte. So viele glänzende Thaten erwarben Massena den Namen des Lieblings des Siegs (l'Enfant chéri de la victoire), eine Name, den ihm der Enthusiasmus seiner Waffenbrüder gab, und den er durch seine folgenden Feldzüge so vollkommen rechtfertigte.

Die Republik war nicht reich genug den Muth ihrer Vertheidiger zu belohnen. Ein Decret, daß sie sich wohl um das Vaterland verdient gemacht hätten, genügte ihrem Ehrgeize. Das Directorium fertigte dem General Massena ein solches Decret zu, begleitet von einem Schreiben, welches die Versicherung enthielt, daß ihn das Directorium in seiner Achtung unter die geschicktesten und nützlichsten Generale der Republik setze.

Auch gab der Obergeneral Bonaparte Massena einen hohen Beweis der Achtung, indem er ihn dazu ausersah die Kaiserl. Ratification der Leobener Friedens-Präliminarien nach Paris zu überbringen. Von Bewunderern umgeben, überreichte er sie in einer feierlichen Audienz des Directoriums, dessen Präsident ihm im Namen der Nation dankte, und unter andern sagte, daß die Geschichte nie den mit Recht sogenannten Liebling des Siegs, den braven Massena vergessen könne.

Massena erhielt vom Dircetorium ein Geschenk, und kehrte nach Italien zurück, um Bonaparte im Commando der Armee zu folgen. Die Franzosen waren damals Herren von Rom, und als der General Berthier von Bonaparte nach Paris berufen wurde, um ihn nach Aegypten zu begleiten, begab sich Massena nach Rom.

Italien wurde in dieser Zeit die Beute einer Horde von Menschen, die sich den Gefahren des Kampfes entzogen hatten, und nun gleich Raubvögeln ungestraft die fürchterlichsten Erpressungen begingen. Mitten unter diesen Räubereien befand sich die Armee ohne Kleidung, ohne Sold, in der größten Entblößung. Die Völker Italiens waren geneigt wider die Franzosen aufzustehen. Und was noch schlimmer war, die Verläumdung bezeichnete die Truppen Massena, als den Urheber ihrer Uebel, obgleich er erst so eben den Oberbefehl übernommen hatte, und benuzte die Stimmung zu Meutereien, die so weit gingen, daß mehrere Officiere den Soldaten das Beispiel der Insubordination gaben, und laut ihren Entschluß erklärten, Massena nicht als ihren Chef anzuerkennen. Er bewies in dieser Krisis Geistesstärke und Nachsicht; anstatt gegen die Urheber dieser Unruhen strenge zu seyn, entschuldigte er sie selbst beim Directorium.

Indeß die Zwietracht auf diese Weise in Rom herrschte, riefen Begebenheiten von allgemeinrem Interesse Massena auf ein andres Theater. Es entspann sich die zweite Coalition. Während sich England, Rußland und Oesterreich rüsteten, errichtete das Directorium drei Armeen am Rheine, welche es die Armeen von Mainz, von Helvetien und Observations-Armee nannte. Massena ward Oberbefehlshaber der Helvetischen Armee.

Er drang in Graubünden ein, ging über den Rhein, nahm den Lucienstieg weg, und machte eine große Anzahl Gefangene, unter denen sich der in Graubünden commandirende General Auffemberg befand. Zwei Tage vorher hatte ihn Massena aufgefordert, dies Land zu räumen. Als man ihm den General Auffemberg gefangen vorführte, sagte er zu ihm: "Vorgestern Abend schrieb ich Ihnen, gestern Morgen erhielt ich Ihre Antwort, und heute habe ich das Vergnügen Sie bei mur zum Mittagsessen zu sehen."

Jourdans Rückzug änderte aber plötzlich die Lage der Sachen in Helvetien, wohin der siegreiche Erzherzog Carl den größten Theil seiner Macht führte, welche in Vereinigung mit den Russen unter Korsakow, den Franzosen weit überlegen war. Nach manchen hartnäckigen Kämpfen, mußte Massena Zürich wieder räumen. Indem er auf Verstärkungen und Zufuhr aus dem Innern von Frankreich wartete, bot ihm plötzlich die Schwächung der coalisirten Armee durch die Entfernung von 25000 Mann, womit sich der Erzherzog aus der Schweiz nach dem Rhein-Ufer wendete, um dort die Franzosen aufzuhalten, eine günstige Gelegenheit zum Angriff dar.

Massena säumt nicht den rechten Zeitpunkt zu ergreifen. Die Schlacht, die ein furchtbares Heer, welches im Begriff war über Frankreichs Gränzen einzudringen, zerstreute, fiel am 25sten und 26sten September 1799 vor. Die Franzosen rückten über reißende Ströme und steile Felsen vor, überfielen die Russen und Oesterreicher, die sich keines solchen Angriffs versahen, und erstürmten die mit Geschütz besäeten Pässe und Felsen-Abhänge. Die Bewegung war auf der ganzen Linie gleich schwierig und gleich glücklich. Zürich wurde eingenommen, Lager, Bagage und Artillerie fielen den Franzosen in die Hände, und der commandirende Oesterreichische General Hotze war unter den Gefallenen.

Die zu rechter Zeit gelieferte Schlacht von Zürich entschied das Schicksal dieses ganzen Feldzugs. Suworow traf nur in der Schweiz ein, um Zeuge der unter den Russischen Armeen angerichteten Zerstörung zu seyn. In 14 Tagen waren die Franzosen wieder Herren der ganzen Schweiz. Aber in Italien lächelte ihnen das Glück nicht, und nur der unvergeßliche 18te Brumaire konnte dort ihren Waffen den alten Glanz wiedergeben. Die Italienische Armee hatte ihren Obergeneral Championnet verloren. Der erste Consul Bonaparte glaubte die Lücke am besten zu ersetzen, indem er seinen Waffengefährten, den Liebling des Sieges, dort anstellte. Massena verließ ein siegreiches Heer im Ueberfluße, um die Anführung einer ins tiefste Elend gestürzten, ganz zerrütteten Armee zu übernehmen.

Auf dem Wege von Paris her, stieß er nur auf Haufen von Deserteurs, die dem Mangel zu entgehen suchten. Es gelang dem General Massena, sie zu ihrer Pflicht zurück zu führen, und er kam in Genua an, wo ihn die größten Mühseligkeiten erwarteten. Anstatt der 60,000 Mann, die nach dem Etat da seyn sollten, konnte Massena vom Mont-Cenis bis Genua nicht auf 25,000 zählen, die an Brodt und allem Erforderlichen den drückendsten Mangel hatten. Aber die Lage der Armee war einmal so, daß man ihr da, wo sie war, nicht zu Hülfe kommen konnte. Es kostete weit geringere Anstrengungen und Summen, eine neue Reserve-Armee zu Dijon zu versammeln; dies war das würksame Mittel, welches Bonaparte's Genie erfand, um Italien wieder zu erobern.

Massena, der die Bestimmung dieser neuen Armee nicht kannte, hatte den Schmerz in dem Augenblick, wo das Bedürfniß auf das höchste gestiegen war, sich in Genua eingeschlossen zu sehen. Ehe er sich in die Stadt zurückzog, lieferte er den Oesterreichern noch in den Gebürgen viele hartnäckige Gefechte, welche die Belagerung aufhielten. Als aber Genua von den Engländern und Neapolitanern bombardirt wurde, das Elend, welches eine Volksmenge von 160,000 Seelen den Schrecknissen des Hungertodes überlieferte, die Straßen mit Leichen und Sterbenden füllte, das Volk laut um Brodt und das Ende seiner Leiden schrie, und auch die gänzlich erschöpften Truppen zu Murren anfingen, da blieb dem General Massena freilich nichts übrig, als eine seiner Vertheidigung würdige Convention zu schließen.

Sie wurde zu Cornegliano unterhandelt, wo sich der General Massena mit den Oesterreichischen Generalen und dem Englischen Admiral Lord Keith vereinigte. Beinahe wäre diese über die Räumung von Genua geschlossene Convention an einem Punkte gescheitert, weil die Oesterreicher 8000 Franzosen nicht zu Lande abziehen lassen wollten. "Sie wollen nicht, sagte Massena; wohlan, meine Herren, auf morgen." Diese Festigkeit imponirte, die Clausel ging durch. Bei mehreren andern Differenzen über einzelne Artikel, sagte Lord Keith: "Ihre Vertheidigung ist zu heroisch, als daß man Ihnen etwas abschlagen könnte."

Wenn der General Massena im vorhergehenden Feldzug allein Frankreich gerettet hatte, so trug sein langer beharrlicher Widerstand in Genua sehr viel zu dem Siege von Marengo bei. Die Soldaten der Italienischen Armee sehen diesen Krieger, unter dem sie so viele Lorbeeren erkämpft hatten, nach dieser Schlacht abermals an ihrer Spitze, und nahmen ihn mit frohem Enthusiasmus auf. Indessen blieb der General Massena nicht lange bei der Armee; er kehrte nach Frankreich zurück, wo er durch die Berufung zu ehrenvollen Staatsämtern mehrere Beweise der öffentlichen Achtung erhielt. Der Senat ernannte ihn zum Mitglied des gesetzgebenden Corps, und als Napoleon den Kaiserthron bestieg, erhob er ihn zum Marschall des Französischen Reichs, Großofficier und Großkreuz der Ehren-Legion.

Die dritte Coalition versezte den Marschall Massena aus dieser Ruhe in neue Thätigkeit. Der Kaiser Napoleon bezeigte ihm das höchste Vertrauen, indem er ihm das Commando in Italien wider den Erzherzog Carl übertrug, während er selbst die Operationen der großen Armee in Deutschland leitete. Als die Erfolge dieser letztern den Pressburger Frieden schnell herbeigeführt hatten, stellte Napoleon seinem Bruder Joseph den Marschall Massena zur Seite um Neapel für ihn zu erobern. Die Erwerbung dieses Besitzes kostete beinahe minder Schwierigkeiten, als die Befestigung der neuen Krone Josephs, die Vertheidigung seines Königreichs wider die Englischen Landungsversuche, und die Dämpfung innrer Gährungen und weitverbreiteter Unruhen, die vorzüglich in Calabrien zu sehr heftigen und blutigen Ausbrüchen kamen. Massena's Talente und Energie fanden Mittel diese Hindernisse zu überwältigen.

Neapel ist beruhigt. Desto mehr ist ein Feldherr wie Massena jezt in Polen an seinem Platze. Auf Napoleons Ruf ist er dahingeeilt, und hat in den ersten Tagen des Märzmonats das Commando über den bei Ostrolenka cantonnirenden rechten Flügel der großen Französischen Armee übernommen, der aus dem, vorher von den Marschall Lannes angeführten fünften Armee-Corps, den Baierschen und mehrern Pohlnischen Truppen besteht.


Massena, Herzog von Rivoli, Fürst von Eßling.[]

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Massena.

Massena, Herzog von Rivoli, Fürst von Eßling, französischer Reichsmarschall. Er ward in der Grafschaft Nizza geboren, und befand sich bey dem Ausbruche der Revolution als Unteroffizier in sardinischen Diensten. Nachdem er sich an die französischen Truppen, da sie sich des Landes zu bemächtigen suchten, angeschlossen hatte, zeigte er Einsicht und persönliche Tapferkeit, ward Oberoffizier und sodann 1793 Brigadegeneral. Er legte, während dieses Feldzugs, wahre Talente an Tag. Nachdem er hierauf Divisionsgeneral geworden war, kommandirte er 1795 den rechten Flügel der Armee in Italien und fuhr fort sich durch seine Thätigkeit, Einsicht und Tapferkeit hervorzuthun. 1796 trug er wesentlich zu dem glorreichen Erfolg der Lage des Aprills bey, die den glänzenden Feldzug des General Bonaparte eröffneten. Den 14. May zog er an der Spitze der französischen Avantgarde in Mailand und den 25. in Verona ein. Bonaparte nannte ihn das Schooßkind des Siegs. Den 6. July richtete er den Angriff gegen die österreichischen Linien zwischen der Etsch und dem See von Guarda, und brachte es dahin, sie zu nehmen. Weniger glücklich war er den 29., wo er sich den wichtigen Posten von Korona nehmen sah, und den 2. August, wo sein auf Befehl des Obergenerals unternommener Angriff auf Lonado zurückgeschlagen wurde. Schon hatte er 600 Mann und 3 Kanonen verloren und war auf dem Punkte, eingeschlossen zu werden, als der Obergeneral mit seiner gewohnten Schnelligkeit herbey eilte, die Gefangenen wieder frey machte, die Kanonen wieder nahm, und den Feind in die Flucht schlug. Während des übrigen ganzen Monats ging Massena von einem Erfolg zum andern. Den 4. September trug er zum Siege bey Roveredo, zur Einnahme der Linien von Santo-Marco bey, und zog den folgenden Tag in Trient ein. Den 13. März 1797 griff er bey Cadon die feindliche Division des General Lusignan an, schloß sie ein, und machte den General selbst zum Gefangenen. Einige Tage darauf machte er sich zum Meister des Forts Chiusa, stürmte den Paß von Cassa-Sola, warf den Feind trotz seiner Verschanzungen und nahm ihn, ausser 600 Gefangenen, alle seine Magazine. Gegen Ende desselben Monats trug er neue Vortheile bey Tarvis und Klagenfurt davon. Im May sandte ihn der General Bonaparte nach Paris. er wurde mit Glanz in der Hauptstadt empfangen und den 18. Mai gab man ihm in dem Saale des Odeons ein Fest, das sich mit einem Ball und Banket von 800 Couverts endigte. Im August desselben Jahres war seine Division eine von denen, die die nachdruckvollsten Addressen gegen die Mehrheit der Räthe, unter dem Namen der Clichiparthey, an das Direktorium sandte. Nach dem 18. Fruktidor befand sich Massena auf der Kandidatenliste für das Direktorium. Im Februar 1798 wurde er nach Rom gesandt, wo sich damals ein Aufstand in der Armee gegen ihn erhob, dessen Heftigkeit ihn nöthigte, das Kommando dem General Dallemagne zu überlassen und sich zurückzuziehen. Kurz darauf ließ er eine Rechtfertigungsschrift seines Benehmens erscheinen, blieb einige Zeit ohne Anstellung und erhielt endlich im Dezember das Oberkommando der Armee in der Schweiz. Nachdem er sich als Divisionsgeneral auf eine vorzügliche Weise ausgezeichnet hatte, blieb ihm noch übrig, seine Talente als Obergeneral zu zeigen. Er drang 1799 bis in Graubündten ein, nahm Chur, machte den General Auffenberg zum Gefangenen, war aber hierauf durch Jourdans Rückzug an der Donau genöthigt, sich gleichfalls zurückzuziehen. Er übernahm nunmehr das Oberkommando der französischen Macht in Deutschland, macht Schritt vor Schritt dem Erzherzog Karl alle Stellungen der Schweiz streitig und schlug endlich vor Zürich die russische Armee unter Korsakow in vollkommene Flucht. Nachdem besetzte er den St. Gotthard, Glaris und die ganzen Thäler wieder. Man kann sagen, daß seine Siege damals Frankreich retteten. Hierauf ging er zur Armee in Italien, und sein unglücklicher Feldzug von 1800 weit entfernt das Urtheil zu wiederlegen, das wir eben über ihn gefällt haben, dient nur es zu bestätigen. Er that mit einer Handvoll Soldaten, ohne Geld, Lebensmittel, Kleidung, Munitionen alles, was er vor der überlegenen Macht des Generals Melas thun konnte; seine Vertheidigung von Genua macht eben so viel Ehre dem Generalen, der so lange mit einem schwachen Truppenkorps den Feind mit Vortheil zurückgeschlagen, eine ungeheure Volksmenge in Zaum zu halten und ihr den Hunger ertragen zu lernen wußte, als den Soldaten, die so viel Arbeiten, Elend und Entbehrungen über sich nahmen. Der erste Konsul Bonaparte wußte seine Anstrengungen und Talente zu würdigen und übergab ihm nach der Schlacht von Marengo das Oberkommando der italienischen Armee. Den 19. May 1804 wurde Massena Reichsmarschall, hierauf Chef der 14. Cohorte und Großoffizier der Ehrenlegion. Im Februar 1805 erhielt er das rothe Band und sodann den Bayerischen Hubertusorden. Bey dem Wiederausbruche der Feindseligkeiten mit Oesterreich bekam er das Oberkommando der italienischen Armee, traf den 6. September 1805 in Mayland ein, schlug sein Hauptquartier zu Valeggio auf, eröffnete den Feldzug mit der Einnahme von Verona, erlitt einigen Verlust unter den Redouten von Caldiero, verfolgte jedoch mit Muth die Arriergarde des Erzherzogs Karls, der sich wegen der unglücklichen Ereignisse bey der Armee in Deutschland zurückziehen mußte, ging über die Piave und den Tagliamento, und bewerkstelligte im November seine Vereinigung mit der grossen Armee. Nach Unterzeichnung des Preßburger Friedens, kehrte er nach Italien zurück und leitete den Marsch der Armee gegen das Königreich Neapel unter dem Prinzen Joseph. Die Eroberung von Neapel kostete beynahe mindere Schwierigkeiten, als die Befestigung der neuen Krone Josephs, die Vertheidigung seines Königreichs wider die englischen Landungsversuche, und die Dämpfung innerer Gährungen und weit verbreiteter Unruhen, die vorzüglich in Kalabrien zu sehr heftigen und blutigen Ausbrüchen kamen. Massenas Talente und Energie fanden Mittel, diese Hindernisse zu überwältigen. Neapel war im Anfange des Jahrs 1807 beruhigt. Desto mehr war damals ein Feldherr wie Massena in Pohlen an seinem Platze. Auf Napoleons Ruf eilte er dahin und übernahm in den ersten Tagen des März das Kommando über den bey Ostrolenka kantonnirenden rechten Flügel der grossen Armee, der aus dem, vorher von den Marschall Lannes angeführten fünften Armee-Korps, den Bayerschen und mehrern pohlnischen Truppen bestand. Er zeichnete sich in ein paar Gefechten aus. Nach dem Tilsiter Frieden kehrte er nach Paris zurück. Hierauf wurde er zum Herzog von Rivoli und Präsidenten des Wahlkollegiums der Seealpen ernannt. Bey dem Ausbruche des Kriegs mit Oesterreich im Jahre 1809 übernahm er das Kommando eines Korps, und zeichnete sich vorzüglich in der für die Franzosen unglücklichen Schlacht bey Aspern aus, wo er sich in Eßling hielt. Nach dem Frieden ernannte ihn Napoleon deßwegen zum Fürsten von Eßling, und er ist nun nach Spanien abgegangen, um das Kommando der Armee gegen Portugal zu übernehmen.


Massena, Fürst von Eßlingen und Herzog von Rivoli.[]

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Massena, Fürst von Eßlingen und Herzog von Rivoli, Marschall von Frankreich, Großadler und Chef der vierzehnten Cohorte der Ehrenlegion u.s.w. Er war in der Grafschaft Nizza geboren und stand beim Ausbruch der französische Revolution noch als Unteroffizier unter den sardinischen Truppen. Als aber die Krieger der neuen Republik den Mont-Cenis überstiegen hatten, gesellte er sich zu ihnen und that sich bald durch Muth und Einsicht hervor. Er ward Oberoffizier und stand schon 1793 an der Spitze einer republikanischen Brigade. Hier, ohne Meister, lernte er in kleinen Gefechten vom Kriege den Krieg. Er schlug die Piemonteser bei Castel-Geneste (Nov. 93.), zerstreute bei Ponte di Neva ein Corps Oesterreicher, bemeisterte sich Ormea's, und trug das meiste zum Siege bei Saorgio bei. Im April 1794 wurde er Divisionsgeneral, und fuhr fort, manchen glücklichen Erfolg zu erfechten. Als 1796 Bonaparte Oberbefehlshaber des italienischen Heeres wurde, war Massena sein unzertrennlicher Waffengefährte. Um daher die Thaten desselben in Bonaparte's zwei ersten italienischen Feldzügen zu erzählen, müßte man ihre ganze Geschichte von den Schlachten bei Montenotte, Millesimo und Lodi bis zur Schlacht bei Rivoli und bis zu den Kämpfen in den Gebirgen von Tarvis und Klagenfurt wiederholen. Bei Lonato war er bereits von den österreichischen Colonnen umzingelt und lief Gefahr, gefangen zu werden, als Bonaparte ihn rettete. Er wurde von dem Oberfeldherrn nach Wien gesandt, um die Friedensunterhandlungen zu beenden, und dann 1797 nach Paris, um sie ratificiren zu lassen. Die Hauptstadt empfing ihn mit Jubel und feierte ihm glänzende Feste. Während Bonaparte in Aegypten focht, waren Massena und Moreau Frankreichs Hoffnung. Er hatte als Divisionsgeneral bisher nur diejenigen Talente entwickeln können, die zur glücklichen Ausführung fremder Entwürfe gehören; aber im Feldzuge von 1799 bewies er in der Schweiz seine Fähigkeit auch als Oberbefehlshaber. Zwar mußte er nach einer glücklichen Eröffnung des Krieges bis zum Albis zurückweichen, hier aber erwartete er in einer festen Stellung den günstigen Augenblick, und kam durch die Schlacht bei Zürich der Vereinigung Korsakows und Suwarows, der bereits den Gotthard überstiegen hatte, zuvor. Dieser Sieg, der das halbe russische Heer aufrieb und in dessen Folge Rußland sich von Oesterreich trennte, rettete Frankreich. Als Massena die helvetischen und rhätischen Alpen wieder erobert hatte, sandte ihn das Directorium im J. 1800 nach Italien, wo allenthalben die Oesterreicher siegend vordrangen. Statt einer Armee fand er einem schwachen Haufen Soldaten, die, von Frankreichs elender Regierung vergessen, ohne Geld, Lebensmittel und Munition gegen einen sieggewohnten überlegenen Feind das Feld behaupten sollten. Massena eilte, Genua zu erhalten. Seine Vertheidigung dieser Stadt gehört zu den außerordentlichen. Zur See von den Engländern, zu Lande von einem starken österreichischen Heere unter Melas belagert, hatte er mit Pest und Hunger im Innern zu kämpfen und ein den Franzosen abgeneigtes Volk im Zaum zu halten. Erst als alle Vertheidigungsmittel erschöpft waren, nahm Massena, zehn Tage vor der Schlacht von Marengo, eine ehrenvolle Capitulation an; aber diese Schlacht schlug Oesterreichs Heer zu Boden, und der Consul Bonaparte, der nach Paris zurückeilte, übergab dem Vertheidiger Genua's den Oberbefehl der Armee. Bald darauf erfolgte der Friede. Massena wurde vom Seinedepartement in den gesetzgebenden Körper gewählt und Frankreichs neuer Kaiser erhob ihn 1804 zum Reichsmarschall. Im J. 1805 erhielt Massena den Oberbefehl in Italien; dem überlegenen Genie des deutschen Helden Carls gegenüber, unterlag er in der Schlacht bei Caldiero. Als aber dieser durch das Unglück der deutschen Waffen in Franken und Bayern zum Rückzug in das Innere Oesterreichs gezwungen war, verfolgte er ihn, jedoch ohne ihm einen Vortheil abgewinnen zu können. Der Friede von Preßburg wurde geschlossen, und Massena eilte auf Napoleons Befehl nach Neapel, um dieses schwach vertheidigte Königreich für Joseph in Besitz zu nehmen. Hier blieb er, bis ihn 1807 Napoleon nach Polen berief, um den rechten Flügel der weitgedehnten französischen Heeresmacht zu befehligen. Er bestand den mörderischen Kampf bei Pultusk, und am 12. Juni 1807 erstürmte er die Linien von Ostrolenka. Der Friede von Tilsit hatte kaum auf dieser Seite Ruhe gewährt, als 1808 der Krieg in Spanien sich entzündete. Mit dem Titel eines Herzogs von Rivoli betrat er diesen Kriegsschauplatz, von dem er 1809 nach Deutschland abgerufen wurde. Hier kämpfte er die großen Schlachten bei Regensburg, Aspern und Eßlingen und bei Wagram mit. In der zweiten rettete seine Standhaftigkeit und Ausdauer das französische Heer vom gänzlichen Untergange, und Napoleon belohnte ihn mit der Würde eines Fürsten von Eßlingen. Bald nach dem Frieden eilte er aufs neue nach Spanien, um Englands unbesiegtem Feldherrn sich entgegenzustellen. Dieser zog sich vor der französischen Uebermacht zurück und begnügte sich, in einer felsenfesten Stellung die Hauptstadt Portugals zu vertheidigen, bis der Mangel dem feindlichen Heere den längern Aufenthalt unmöglich machte. Massena würdigte seinem Gegner zu richtig, um einen Angriff auf ihn zu wagen, und zog sich zurück. Sein Heer litt bedeutend, sowohl durch Hunger als durch den thätig verfolgenden Gegner. Napoleon, missvergnügt über diese ihm unerwünschten Resultate eines prahlerisch angekündigten Feldzugs, rief Massena zurück, und ließ ihn bis zu seinem Sturze ohne Anstellung; eine Erscheinung, welche die höchste Spannung zwischen beiden vermuthen läßt. Auch erklärte sich Massena, der 1814 in Toulon commandirte, sogleich für Ludwig XVIII., und ließ ihm mit vielem Geräusche huldigen. Er ward Commandeur des Gr. Ludwigs-Ordens, und versicherte dem Könige bei der Fahnenweihe in Marseille aufs neue seine unwandelbare treue. Bei Napoleons Landung 1815 aber war sein Betragen in Toulon mindestens zweideutig. Als der Kaiser wieder eingesetzt war, schwor er zu seiner Fahne, und ward Pair und Commandant der pariser Nationalgarde. Als solcher trug er viel zur Erhaltung der Ordnung in der Stadt während der unruhigen Tage bei, die des Königs Rückkunft vorhergingen. Seitdem lebt er von allen Geschäften zurückgezogen. Im Juni 1816 erwarteten die pariser Blätter seinem Tod wegen Engbrüstigkeit.


Zeitungsnachrichten.[]

[1806]

[7]

Miscellen.

Der Marschall Massena reiste erst am 12. August nach Calabrien ab wo er das Commando derjenigen Truppen übernehmen wird, welche bestimmt sind, die gelandeten Englisch-Neapolitanischen Truppen zu vertreiben, und die Ruhe in dieser Provinz wieder herzustellen, wo die Insurrectionsflamme schon grosse Fortschritte gemacht hatte. Die Engländer haben Amanthea, wo sie zuerst landeten, stark befestiget.


[1807]

[8]
Der Reichsmarschall Massena ist auf seiner Reise von Neapel nach Warschau, am 25. Januar fuhr Morgens in Baireuth, und am 28. in Berlin eingetroffen.


[1812]

Paris, den 1sten August. [9]

Der Marschall, Prinz von Eßling (Massena), ist gestern von Eeaux-Bonnes zu Paris angekommen.


Paris, den 4ten September. [10]

Briefe aus Bayonne vom 26sten August melden, daß der Marschall, Prinz von Eßlingen, der sich nach Spanien begiebt, daselbst durchpassirt ist. Auch waren 10,000 Mann Truppen und 24 Kanonen durch diese Stadt nach eben der Bestimmung abgegangen.


Le Mémorial de Sainte-Hélène.[]

[11]

"Massena, ein Mann von seltenem Muthe, und einer höchst merkwürdigen Ausdauer, dessen Talent durch das Uebermaß der Gefahr sich erhob; der, wenn er besiegt war, sich immer bereit zeigte, den Kampf wieder zu beginnen, wie wenn er den Sieger gewesen wäre."

- - - - - - - - - -

"Massena war ein Mann von ausgezeichnetem Talent. Dennoch machte er gewöhnlich kurz vor einer Schlacht schlechte Dispositionen, und nur erst als der Tod ihn bald überfiel, fing er an mit der Einsicht zu handeln, die er hätte vorher entwickeln sollen. Mitten unter den Sterbenden und den Todten, und den Kugeln, die seine Umgebungen hinwegrassten, war er ganz Massena, gab seine Befehle und machte seine Dispositionen mit der größten Einsicht und sang froid. Das ist der wahre Adel von Geblüt. Man sagte mit Wahrheit von ihm, daß er nie eher mit Einsicht zu handeln begonnen, als bis die Schlacht für ihn ungünstig wurde. Bei alle dem war er ein voleur. Er theilte mit den Kommissären der Armee. Ich bedeutete ihm oft, daß ihm ein Geschenk von acht hundert tausend bis eine Million Franks machen wollte, wenn er seine Kassendiebstähle einstellen wollte; aber es war ihm so zur Gewohnheit geworden, daß er seine Hände nicht von dem Gelde halten konnte. Deswegen war er den Soldaten verhaßt, welche sich drei oder viermal gegen ihn auflehnten. Dennoch war er, in Erwägung der Zeitumstände kostbar, und hätte er seine glänzenden Eigenschaften nicht mit dem Laster des Geizes besudelt, er würde ein großer Mann gewesen seyn."

- - - - - - - - - -

"Massena war ein sehr ausgezeichneter Mann; ihm hatte die Natur das so wichtige Gleichgewicht nur mitten im Feuer vergönnt; es wuchs ihm während der Gefahr."

- - - - - - - - - -

"Massena war überdieß von einem schmuzigen Geize besessen, und man behauptete, ich hätte ihm einen verzweifelten Streich gespielt. Ich hätte nämlich eines Tags, über seine neuesten Plünderungen empört, auf seinen Bankier zwei oder drei Millionen gezogen. Nun entstand große Verlegenheit; denn meine Name hatte immer einiges Gewicht. Der Bankier schrieb zurück, er könnte ohne die Bevollmächtigung von Massena nicht bezahlen; es wurde ihm aber geantwortet, dennoch zu bezahlen, indem ja Massena die Gerichtshöfe hätte, um zu seinem Recht zu gelangen; Massena that aber nichts der Art, und bezahlte."


Quellen.[]

  1. Vollständige Rangliste aller Generale und General-Adjutanten in den Armeen der französischen Republik. 1796.
  2. Das jetzige Schicksal der vielen französischen und gallobatavischen Generäle die sich bei so manchen Gelegenheiten ausgezeichnet, und den Krieg überlebt haben. 1802.
  3. Charakteristische Lebensgemälde unserer denkwürdigsten Zeitgenossen. Herausgegeben von Julius Gustav Meißner. Zweiter Band. Wien, 1800. Im Verlage bei Anton Doll.
  4. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Hamburg in der Hoffmannschen Buchhandlung. Jahrgang 1807.
  5. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  6. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  7. Wiener Zeitung. Nro. 54. Sonnabend, den 5. Julius 1806.
  8. Wiener-Zeitung Nro. 12. Mittwoch, den 11. Februar 1807.
  9. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 191. Freytag, den 9/21. August 1812.
  10. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 222. Sonnabend, den 14/26. September 1812.
  11. Denkwürdigkeiten von Sanct-Helena, oder Tagebuch, in welchem alles, was Napoleon in einem Zeitraume von achtzehn Monaten gesprochen und gethan hat, Tag für Tag aufgezeichnet ist. Von dem Grafen von Las Cases. Stuttgart und Tübingen in der J. G. Gotta'schen Buchhandlung. 1823.


  • Napoleon in der Verbannung. Von Barry E. O'Maera, Esq. Dresden bei Paul Gottlob Hilscher. 1823.
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