Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Altorf.[]

Altorf, Hauptort des K. Uri, ¼ St. von dem Vierwaldstädter-See am Fuss des Bann-Bergs, liegt unter 46º, 55' N. Breite, und 26º, 10' der Länge. -- Wurde im V. Jahrhundert von dem ostfränkischen König Ludewig unter dem Namen Pagellum Uraniae dem Münster zu Zürich geschenkt. Wirthshäuser: Schwarzer Löwe, Adler, drey Könige, Sonne. Seit dem schrecklichen Brande von 1799 kehren die Reisenden im rothen Hause seitwärts von Altorf ein, weil die erstern noch nicht wieder aufgebauet sind.


Merkwürdigkeiten.[]

Bey dem H. Landammann Müller eine Sammlung sehr schöner Krystalle. In dem Beinhause zwey überaus grosse Krystalle -- Das Zeughaus -- Die Linde, wo der Sohn Wilhelm Tells stand, und 100 Schritte davon der Tellen-Brunn, von wo der Vater den Pfeil abschoss. Die Linde soll bis zum Jahr 1567. also 250 Jahr nach Tells Tode, gestanden haben. Wo sie gestanden, baute man nachher einen Thurm, auf dessen Aussenseiten die Geschichte Tells gemahlt ist. Der grosse Brand im April 1799 mag vielleicht alle diese Merkwürdigkeiten verzehrt haben. -- Das Kapuzinerkloster besitzt eine Bibliothek, und geniesst einer schönen Aussicht. -- Altorf gegen über liegt Attinghausen; hier das Stammhaus des Walter Fürst von Attinghausen, (Schwiegervaters Wilhelm Tells), eines der hohen Stifter der Eidgenossenschaft. -- Bey Betzingen nahe bey Altorf wird im May die Landesgemeinde des K. Uri gehalten. -- Am Eingange des Schächen-Thals, ½ St. von Altorf, das Dorf Bürglen, der Geburts- und Wohnort Wilhelm Tells (S. Bürglen).


Neueste Geschichte.[]

Den 8. May 1799 nahmen die Franzosen unter Gen. Soult Altorf ein, und bemächtigten sich wenige Tage nachher des Gotthards. -- Den 26. September desselben Jahres langte die russische Armee unter Suwarow in Altorf an; den 27. zieht sie aus dem Schächen-Thal über hohe Felsen auf eine, Hirten- und Jägerwegs ins Bisis-Thal K. Schwytz, und den 29. nahmen die Franzosen von Altorf wieder Besitz.

Um über den Vierwaldstädter-See nach den K. Schwytz, Unterwalden oder Luzern zu gelangen, schift man sich bey Fluelen ¼ St. von Altorf ein -- Nach dem Gotthard zu geht der Weg im Reuss-Thale durch Erstfelden und Silenen bis nach Amstäg 3 Stunden. Gleich hinter Altorf kommt man an den wilden Schächen-Bach; jenseits desselben links der Golzer-Berg; rechts auf der andern Seite des Thals die Surenen-Alpen; grade nach Süden der begletscherte Bristenstok oder Stäger-Berg; hinter ihm, links, etwas vom Crispalt. Nach dem Golzer-Berg folgt der Brünis, bey dem ein starkes Echo ist, und dann die Windgälle, welche bis hinter Stäg fortsetzt. Von Altorf über die Surenen-Alpen ins Engelberger-Thal S. Engelberg. Durch Schälen-Thal über die Klarider-Alpen in den K. Glarus S. Schächen-Thal. Ein Hirtenweg über die Felsen ins Bisis-Thal nach Muotta im K. Schwytz.


Geognostische Thatsachen.[]

Das Reuss-Thal ist für den geognosten sehr merkwürdig, weil es ein Querthal ist, und alle Felsen sich in ihren Profildurchschnitten beobachten lassen. Eigentlich beginnt es bey Brunnen, und bildet von hier bis Flüelen den südlichsten Arm des Vierwaldstädter-Sees. Der bessern Uebersicht wegen mag die geognostische Beschreibung von Brunnen anfangen. Gleich hinter Brunnen erhebt sich die Frohn-Alp; auf der andern Seite des Sees der Sölis-Berg, 4000 F. hoch, aus grauem Kalkstein, von O. nach W. streichend, und nach S. sich senkend. Merkwürdig ist am Fusse der Frohn-Alp gegen Brunnen zu ein Hügel, dessen Schichten auch von O. nach W. streichen, aber nach S. und N. einsenken, folglich gebogen sind. Wendet man sich auf dem See nach Flüelen, so zeigt sich die Schichtung der Frohn-Alp sehr regelmässig, aber nur schwach gegen S. eingesenkt; bis am Endabgang derselben gegen das Sistiger-Thal, durch eine sonderbare Beugung, diese Einsenkung wieder steiler wird. Dort nemlich beugen sich die Schichten auf einmal aufwärts zurück, und steigen wieder nördlich gegen die Frohn-Alp unter einem stärkern Winkel herauf. An dieser ausserordentlichen Beugung sind hin und wieder die Schichten geborsten und stark zerklüftet. Auf dieser Südseite des Sistiger-Thales erhebt sich der Achsen-Berg mit fast senkrechten Schichten, die sich aber bald gegen S. über neigen, und also gegen N. eingesenkt sind. Folglich kehren die Frohn-Alp und der Achsen-Berg sich die Rücken zu. Auf der andern Seite des Sees zeigt sich dieselbe Schichtenbeugung, und dieselbe abgeänderte Schichteneinsenkung, ohne aber dass dort ein Thal entstanden ist. Der Kalkstein des Achsen-Berges ist mit Kieselerde und Thonerde innigst gemischt. An der südlichen Fortsetzung des Achsen-Berges zeigen sich von oben bis unter seltsame Schichtenbeugungen, die wie Bänder hin und her zusammengelegt sind. Gegen Flüelen unterbrechen Schuttkegel die Ansicht der Schichtenlage. Auf den Achsen-Berg folgt der Bann-Berg, dessen steiler Abschnitt ganz mit Tannen bewachsen ist. Hinter Altorf am Eingange des Schächen-Thals kehren sich der Bann-Berg, und auf der andern Seite der Golzer-Berg, wieder ihre Rücken zu; der Bann-Berg ist also hier nach S., der Golzer-Berg nach N. eingesenkt. Der letztere besteht aus Kalkstein-Schiefer mit Thonerde gemengt, mit schwarzen Kalkspathadern in verschiednen Richtungen durchzogen, dünnschiefrig, und seine blätter lösen sich leicht ab. Ehe man das Dorf Erstfeld erreicht, kommt auf einmal, unter den nach N. eingesenkten Kalkschieferbänken, das Urgebirge zu Tage. Von Erstfeld bis Amstäg sieht man immer das Aufliegen des Kalksteins auf dem Gneiss seht deutlich. Der Kalkstein, welcher in gleicher Nordeinsenkung bleibt, wird bey weiterm Fortrücken nach Süden dichter und erhebt sich in die 8000 F. hohe Windgälle, an deren südlichen Wand im Maderan-Thal der Kalkstein mehr als die Hälfte dieser Höhe einnimmt. Auf der andern Seite des Reuss-Thales an den Surenen-Alpen bemerkt man gleichfalls das Aufliegen des Kalksteins auf dem Gneiss. Dieses merkwürdige Aufliegen des Kalksteins auf Gneiss lässt sich ganz in der Nähe auf der östlichen Seite der Thales da beobachten, wo auf einige Kalkstein-Hügel dich an der Strasse Schuttkegel am Fuss des Gebirges folgen. Ein Theil derselben ist mit einer Wiese überzogen, welche bis an die senkrechten Felsenwände hinaufreicht; und dort oben zeigt sich das unmittelbare Aufliegen des Kalksteins auf dem Gneiss aufs deutlichste. Der Gneiss besteht aus weissem undurchsichtigen Quarz, mit wenig Weiss-Feldspath und blasstombakbraunem Glimmer, wellenförmig faserig liegend. Die Schichten dieser Gneisformation senken sich unter einem Winkel von 60 - 70º nach Süden ein, welches man, von Ferne freylich nur, an dem Fuss der Windgälle, und noch besser an dem Fuss der Surenen-Alpen genau beobachten kann. Diese steile südliche Einsenkung des Gneisses ist bey dem Eingange ins Maderan-Thal ganz unverkennbar. Die kleine Karte neben dem Titelblatte wird das bisher Gesagte mit Einem Blick sehr deutlich machen *) (H. C. Escher). Ohne allen Zweifel gieng der See einst bis nach Amstäg. Der ungeheure Schutt, den die Reuss vom Gotthard, der Kersteln-Bach aus dem Maderan-Thal, und die Schächen aus dem Schächen-Thal unaufhörlich herbeywälzten, füllten den See nach und nach in der Länge von 3 St. aus.


Quellen und Literatur.[]

  • J. G. Ebel, M. D. Anleitung auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen. Zürich bey Orell, Füssli und Compagnie. 1804.
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