Mustapha Bairactar.[]
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Mustapha Bairactar, zu Rasgrad von armen Aeltern geboren, war zuerst ein Bauer und hernach Pferdehändler gewesen. Der Umstand, daß er im vorletzten Türkenkriege eine Fahne, deren Träger gefallen und die in Feindeshände gerathen war, wieder nahm und ungeachtet seiner Wunden behauptete, hatte ihm den Beynamen Bairactat (Fahnenträger) und das Vertrauen seines Vorfahren, des Ayan von Rudschuk erworben, dem er in allen seinen Fehden, vorzüglich wider Paswan-Oglu zur Seite war, und dem er 1804 in seiner Statthalterschaft folgte. Von Sultan Mahmud, dem er zum Throne half, zum Großvessir ernannt, wollte Bairactar seine Macht durch Einschränkung der Janitscharen und Organisirung der türkischen Armee auf europäischen Fuß consolidiren. Allein seine Strenge erregte Unzufriedenheit, und nach einer 4 monatlichen Herrschaft unterlag er, nachdem er sich am 14. November 1808 beym Eindringen der Janitscharen selbst in die Luft sprengte.
Zeitungsnachrichten.[]
1807.[]
Türkey. [2]
Der Ayan von Rudschuk, Mustapha Bairaktar, ist zum Gouverneur von Silistrien, mit dem Range eines Pascha von 3 Roßschweifen befördert worden. Kadri Aga, berüchtigt durch seine weitaussehenden Raubzüge in Rumelien und Bulgarien, hat sich mit ihm vereinigt, wogegen sich der Befehlshaber von Braila, für die Russen erklärt haben soll.
1808.[]
Türkey. [3]
Im Lager des Großveziers war zwischen ihm und Mustafa-Bayraktar eine bedenkliche Entzweyung, und zwischen den Janitscharen und Topgis (Artilleristen der Großherrlichen Garde) Thätlichkeiten ausgebrochen, die jedoch ohne alle weitern Folgen wieder beygelegt worden sind.
Türkey. [4]
Der Großvezier, Mustapha Bairaktar, beschäftigt sich übrigens mit der größten Thätigkeit und Kraft, in der Hauptstadt und deren Umgebungen, Ruhe, Ordnung und Wohlfeilheit herzustellen. Das Lager von Daud verstärkt sich täglich, und begreift dermalen schon eine Truppenzahl von 50 bis 60,000 Mann. Der mit einer zahlreichen Reiterey eingetroffene Sohn des berühmten Ciapanzade, ist von dem neuen Großvezier alsogleich wieder zurückgeschickt worden, mit dem Befehle, daß sein Vater selber zu erscheinen habe. Aehnliche Aufforderungen sind an alle Dörebeys von Klein-Asien ergangen.
Türkey. [5]
Der Großvezier, Mustapha Bairaktar, fährt mit unermüdeter Thatkraft in seinen Reformen zur Wiederherstellung der Kriegszucht und Kriegsübungen, dann einer ansehnlichen, und auf Europäischem Fuß geübten, stehenden Armee fort. Schon sind dreyerley zahlreiche Korps von Seymens, durch weisse, grüne und rothe Uniformen unterschieden, auf den Beinen, schon haben sehr viele Janitscharen freywillig unter ihnen Dienste genommen. Diese Korps werden von zwey rühmlich bekannten Offiziers, Omer Aga, und dem Renegaten, Solymannn Aga, im Cistlik, unterhalb Pera, in der Gegend von Balta Liman, und in der grossen Kaserne bey Scutari täglich nach der neuen Weise in den Waffen geübt.
Mustapha Pascha hat ferners befohlen, die Zaims und Timariotten (Grundbesitzer, die ihr Eigenthum von der Pforte zu Lehen tragen, und dafür zu Kriegsdiensten verbunden sind; ihre Zahl übersteigt hunderttausend) sollten ihre Militärpflichtigkeit mit verhältnißmässigen Geldsummen unverzüglich ablösen, und dafür stehende Truppen, zu Pferd und zu Fuß unterhalten werden.
Das grosse Lager, dicht an der Hauptstadt, wird noch immer verstärkt. In der zweyten Hälfte des Septembers trafen Kadi Pascha von Konien, der bekannte Ciapan Oglu, jener mit 6000, dieser mit 8000 Mann ihrer Haupttruppen ein. Der Großvezier hält mit allen Paschen und Ayans öftere Berathungen, denen auch der neue Großherr Machmud schon einige Male beygewohnt hat. Er hat ihnen einen feyerlichen Eid abgenommen, alle Privatfehden und alle Feindschaft unter sich aufzuheben, und alle ihre Anstrengungen ungetheilt zur Erhaltung des Muselmännischen Reichs und Glaubens anzuwenden. Wirklich herrscht auch gegenwärtig, selbst in Rumelien, eine lange nicht gewohnte Ruhe, und viele Eintracht unter den Oberbefehlshabern der Armee.
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Wiener-Zeitung Nro. 20. Mittwoch, den 11. März 1807.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 20. Mittwoch, den 9. März 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 78. Mittwoch, den 28. September 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 86. Mittwoch, den 26. Oktober 1808.