Hasenpoth.[]
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Hasenpoth, kleine Stadt, im Piltenschen Kreise, im Russischen Gouvernement Curland, hat meistens Juden zu Einwohnern. Von dem ehemaligen Kloster sind nur geringe Ueberreste noch vorhanden.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
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Hasenpoth, den 14ten December.Als am 10ten und 11ten dieses Monats die Nachricht vom Einmarsche der russisch-kaiserlichen Truppen in der Gouvernementsstadt Mitau mit mehrerer Bestimmtheit sich hier verbreitet hatte, zeichnete sich besonders die hiesige ebräische Gemeinde darin aus, daß alle Arbeiten, jedes Gewerbe, durch einen feyerlichen Stillstand nach jüdischer Sitte, eingestellt, sowie die Laden der Kaufleute und Krämer verschlossen gehalten wurden. Alles kündigte das Heilige, das Feyerliche dieses und des folgenden Tages in tiefster Ehrfurcht an. Die ärmste Handwerker dieser Nation, dem noch einige Tage vorher seine letzten Speise- und Getränkevorräthe von den durchziehenden Feinden abgerungen wurde, bewies sich mit einem Male so, als hätte er wieder alle Schätze der Welt in Besitze. Mit frohem Herzen rief ein Jeder seine Hausgenossen im Taumel der Freude zu: unser allgeliebte Kaiser, Alexander der Erste, ist und bleibt unser Vater! unser Erretter Gott! Unser einziger allmächtiger Gott hat unsere Bitte erhört, er hat die Waffen unsers Monarchen gekrönt, seine Truppen gestärkt; der Feind ist geschlagen, er ist gefallen; die Reste dieses elenden Feindes suchen in der eiligsten Flucht Errettung; sie werden verfolgt, unterliegen, verletzt und vertilgt werden. Dieses war die allgemeine Stimme des Tages. Mit Anbeginn des folgenden Morgens, als am heiligen Geburtstage des glorreichen und erhabenen russischen Monarchen, zog die ganze ebräische Gemeinde nach dem Tempel hin, verrichtete mit froher Andacht das Morgengebet, mehrere Psalmen wurden, in Beziehung der von den russischen Truppen erfochtenen glänzenden Siege über den treulosen Feind, abgesungen, sodann das heilige Gebet für das Wohl des glorreichen und erhabenen Monarchen und seinen geheiligten Scepter, mit inbrünstiger Freude und feyerlicher Andacht zweymal wiederholt, und mit Austheilung milder Gaben vollendet. Den ganzen Tag ward der Tempel zum öffentlichen Gebete offen gehalten. Zur Vesper war die ganze Gemeinde abermals im Tempel versammelt, welcher prächtig erleuchtet war. Nach Vollendung des Vespergebets wurde ein feyerliches Te Deum gesungen, dann hielt der Rabbiner eine herzerbauliche Predigt, alsdann wurden die passendsten Psalme Davids, mit Begleitung vollständiger Musik, abgesungen, welches mit dem gewöhnlichen Gebete für des großen Kaisers Haus und Allerhöchstdesselben erhabenen Familie beschlossen. Mit vereinigter Stimme: "Es lebe unser allgeliebter Kaiser Alexander und Sein ganzes Kaiserl. Haus, es blühen die russischen Waffen für und für!" wurde das Andachtshaus im größten Jubel und unüberschwenglicher Freude verlassen und zum fernern Frohseyn geschritten.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 305. Freytag, den 20. December 1812.