Adler.[]
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Adler. Mehrere Regimenter der Französischen Armee haben vom Kayser Napoleon anstatt der vorher üblichen Fahnen, Adler erhalten, welche deren Stelle vertreten. Es ist ein auf schön verzierter Fahnenstange in fliegender Stellung angebrachter stark vergoldeter Adler mit der kayserlichen Krone.
Vertheilung der Adler in Paris, statt der Fahnen.[]
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Die bei der Krönung Napoleon's geschehene Vertheilung der Adler, statt der bisher gebrauchten Fahnen, ist eine Nachahmung der bei den Römern gebräuchlichen Adler, die oft den alten Teutschen zum Versammlungspunkte dienten -- und den Gesang der Barden begeisterten, je nachdem sie sich näherten oder entfernten.
Man kann keine andere Ursache dieser Veränderung in der Französischen Armee angeben, als: hierdurch den Nachkommen ein Denkmal dieser Begebenheit zu überliefern, und der Armee die Verpflichtung um so bemerkbarer zu machen, das für die Adler zu thun, was sie für die Mütze -- oder eigentlich -- für die Lilien thaten. Als ein in der Ferne sichtbares Zeichen leistet die flatternde Fahne wohl mehr, als der Adler -- ein militärischer Nutzen kann also bei der Veränderung nicht zum Grunde liegen.
Da uns jetzt die Römer auf's neue in's Gedächtniss zurück gerufen werden, so wollen wir dem militärischen Publiko Einiges über die Fahnen der Alten, und besonders der Römer, und dann die Beschreibung und Vertheilung der Französischen Adler mittheilen.
Die Fahne war uns ist noch im Allgemeinen ein Zeichen, mit dem entweder die Bewegungen, wie in den ältern Zeiten, unmittelbar angedeutet wurden, oder das dem Abgekommenen die Stelle seines Haufens andeuten soll. -- Für den ersten Zweck bezeichneten z. B. die Griechen durch das in die Höhe halten der Fahnen den Angriff, und durch das Senken derselben den Zurückzug.
Der Name Fahne soll aus Verdrehungen des Wortes Band entstanden sein, welches die Deutschen an eine Lanze knüpften, die der Heerzog dem Heere vortrug; aus Band wurde Ban, und aus diesem Fan oder Fahne, welches man auch daraus schliesst, dass bandum und banderium eine Fahne, und banderesius ein Fähnrich heisst.
Dieses Band vergrösserte sich späterhin zu einem so grossen Stücke Zeug, dass sich ein geharnischter Reiter sammt dem Pferde darein wickeln konnte.
Schon in den frühesten Zeiten waren die Fahnen mit Sinnbildern geschmückt, die sich mittel- oder unmittelbar auf den Staat bezogen, dem sie angehörten.
Moses, da er die Israeliten in vier Heere getheilt, gab jedem sein eigenes Panier, oder in der Bibelsprache Fahne. So hatte das Lager Ephraims einen Ochsen, Benjamins einen Wolf u. s. w. zum Sinnbilde.
Bei den Griechen hatten die Athenienser eine Eule, die Thebaner eine Sphynx.
Die Römer in spätern Zeiten hatten, um eine jede Art Infanterie durch die Fahne zu bezeichnen, auch verschiedene Sinnbilder; die Hastaten z. B. hatten einen Wolf, die Principen einen Ochsen, die Triarier einen Adler, die Rorarier ein Pferd, und die Accensen ein wildes Schwein.
Noch zu den Zeiten des grossen Churfürsten waren die Fahnen mit Sinnbildern und Umschriften versehen, die sich aber mehr auf die Ursache eines Krieges bezogen, wie sich aus den Fahnen ergiebt, welche die gegen die Türken geschickten Brandenburgischen Truppen hatten.
Die Römer nannten ihre Fahnen im Allgemeinen Signa -- Zeichen. -- Die wirklichen Fahnen kamen erst unter de Kaisern auf. Sie hatten Adler, Drachen und silberne Kugeln zum Zeichen. Den Adler, weil dieser Vogel dem Jupiter geheiligt war, der sich in seinem Kriege mit den Titanen dieses Zeichen bediente. Die Kugel wählte Augustus, damit die Bezwungene Welt anzudeuten. Könnte er wieder auferstehen, so würde er sich vielleicht von neuem wählen, aber nur als ein Zeichen der Unbeständigkeit und der Glücks.
Die Fahnen, Vexilum, sollen ihren Namen bei den Römern von Velo, ein Segel, erhalten haben.
In den frühesten Zeiten unter Romulus zierte man die Stange mit einem Bündel Heu; aber die Bescheidenheit verschwand, wie sich die Eroberungen vermehrten. -- Die Zeichen wurden zugleich Zeichen der Siege und Andenken anderer merkwürdiger Begebenheiten. Wir sehen hieraus, dass man immer den sinnlichen Menschen in Anschlag brachte. Dem Heu- oder Strohbüschel folgte auf der Stange eine Hand, dann ein Adler, unter ihm ein Querbrett, und unter diesem zwei runde Schilde, von denen das obere das grösste war; auf ihnen war das Bildniss des Mars, der Bellona, oder des Quirins geschnitzt oder gemalt. Späterhin liessen die Kaiser -- ihre Bildnisse hineinsetzen. Der Buchstabe P oder H auf dem Brette bezeichnete, dass die Fahne entweder zum Manipulo Hastatorum, oder zum Manipulo Principum gehörte -- Wolf oder Ochs. –
Die ganze Legion hatte noch eine Hauptfahne mit einem vergoldeten oder ganz silbernen Adler, und um die Legionen unter sich zu unterscheiden, gab man ihm eine verschiedene Stellung; allgemein aber war es, ihn immer in die Höhe gerichtet, nie mit ausgebreiteten Flügeln, vorzustellen. -- Die Französischen Adler weichen, wie die nähere Beschreibung derselben zeigen wird, hierin von den Römern ab. -- Zuerst waren auch die Adler klein und bescheiden, so dass sie der Träger im Fahnenschuh verbergen konnte -- dann wurden sie viel grösser.
War die Armee in's Lager gerückt, so bewahrte man die Adler in kleinen Kästchen -- denn bei Ueberfällen konnte leicht ein Vögelchen verlohren gehen.
Eine besondere Art Fahne war das Labarum, eine Stange, oben mit einem Querholze, an dem ein kostbar gesticktes Stück Zeug befestigt war; sie wurde dem Feldherrn vorgetragen, und stand im religiösen Ansehen. Ueberhaupt waren alle Kriegeszeichen heilig; ja, der Aberglaube deutete sogar einen schlimmen Erfolg, sobald man zu einer Unternehmung aufbrach, und die Stange sich schwer aus der Erde ziehen liess. Schlechte Wege incommodirten auch den schwer bepackten Römer, und konnten seinen Marsch verzögern; im Fall es also geregnet, und die Stange fester sass, was dies Wunder sehr leicht möglich.
Wer in der Schlacht einen Adler verliess, wurde mit dem Tode bestraft.
Die Fahnenträger hatten eine Löwenhaut über das Haupt geschlagen; dies müsste in unsern Zeiten, bei den jungen Jahren der Träger, einen grellen Contrast machen.
Die Vertheilung der Adler in Paris geschah am 5ten December auf dem Marsfelde vor der Ecole militaire, deren Hauptfaçade mit einer Tribune geziert war, die mehrere Zelte vorstellte, und auf vier vergoldeten, mit Trophäen gezierten, Säulen ruhete.
Das mittlere Zelt bedeckte den Thron des Kaisers und der Kaiserin, zu dessen Seite sich der Hofstaat und die öffentlichen Autoritäten befanden.
Die Eskorten standen, dem Throne gegenüber, in Schlachtordnung; zur Rechten und Linken derselben, in gedrängten Kolonnen, die Deputationen aller Corps der Armee; im Centro die Deputation der Nationalgarde. Alle Tambours und Hautboisten standen vor der Linie.
Die Adler, jeder von einem Obersten, so wie die 108 Fahnen der Departements von dem Präsidenten der Wahlcollegien oder von dem Präfekten getragen, warteten an den Stufen des Thrones.
Die Musik beginnt; die drei Colonnen der Militär-Deputation nahen sich dem Throne; dann schweigt alles. Der Kaiser hält folgende Anrede: "Soldaten! hier sind eure Fahnen! Diese Adler werden euch zum Vereinigungspunkte dienen; sie werden überall sein, wo euer Kaiser es zur Vertheidigung *) seines Thrones und seines Volkes für nöthig halten wird. Ihr schwört, euer Leben aufzuopfern, um sie zu vertheidigen, und sie stets durch euren Muth auf dem Wege des Sieges zu behaupten."
- *) Der Zeitungsschreiber hat wahrscheinlich aus Versehen den Thron voran und das Volk zuletzt gesetzt. Auch wird noch gemeldet, dass einige der respektabeln alten Fahnen unter die Füsse geriethen, und an diesem Tage getreten wurden.
Dann halten die Obersten die Adler in die Luft, und sagen: Wir schwören!
Dieser Eid wird von allen Deputationen unter einer Artillerie-Salve wiederholt.
Die Soldaten präsentiren das Gewehr, stecken ihre Hüte auf die Bajonette, und bleiben in dieser Stellung, bis die Fahnen, unter der Begleitung aller Blasinstrumente und wirbelnden Trommeln, bei ihnen angekommen sind. Dann defilirt alles vor dem Throne vorbei.
Die so vertheilten neuen Fahnen, Adler genannt, sind kürzer als die Standarten. Statt der Lanze, endigen sie sich mit einem vergoldeten Adler mit ausgebreiteten Flügeln *). Auf der einen Seite steht: "der Kaiser der Franzosen," darunter "der Name des Corps;" auf der andern: "der Tapferkeit und Mannszucht."
- *) Wie schon vorhin gesagt wurde, so mussten die Böhmischen Adler mit gehobenem Fittig vorgestellt werden. Dies deutet vielleicht auf ihre Eroberungssucht, statt diese neuen Adler, schützend, die Flügeln ausbreiten, und so den Frieden bezeichnen. Die Abweichung des eingegrabenen Namens der Römischen Kaiser und der Französischen Zufügung des beherrschten Volkes, zeigt eben so, wie jene, den Geist der Kaiser damaliger und jetziger Zeit. --
Die alten Fahnen waren währen der Ceremonie in Büschel zusammen gestellt.
Es ist zu glauben, dass die Regierung, den Geist der Nation kennend, auch diese Neuerung darauf gegründet haben wird; und es konnte beim ersten Anblicke scheinen, als sei, wenn man die Fahne als Zeichen betrachtet, diese oder jene Form gleich; erwägt man aber, dass manches Bataillon sich vielleicht seine Fahne sehr ehrenvoll erhalten hat, ihr in dem mörderischten Feuer gefolgt war: so dürfte es auch scheinen, als wenn der Tausch nicht allen Soldaten lieb gewesen sein könnte. -- Der Charakter der Neuerungssucht würde sich hierdurch mit sehr grellen Farben zeichnen. -- Man erinnere sich an das Bataillon, dem Massena, bei der Blockade von Genua, zur Strafe die Fahnen genommen, die dasselbe sich aber bei Antibes so brav wieder erwarb; oder an die Fahne, die in eben diesen Gefechten ein Divisionsgeneral ergriff, und kühn dicht zu dem Orte hinträgt, von wo die Truppen gewichen waren. Werden diese Bataillone diese ihre Ehrenzeichen gern verloren haben? Was können sie mehr für die Adler thun?